So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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DailyDriver

Zitat von: alvaro am 23. Juni 2024, 00:00:30Immer wieder eine Freude solche beiträge zu lesen, bitte mehr
Auch Dir vielen Dank und ich werde mir Mühe geben...😉
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

DailyDriver

#436
King Cutter 7/8

Auf die bewährte Art...



...bei meinem kürzlich erst vorgestelltem Böker King Cutter wollte ich ehrlich gesagt (noch) keine Experimente eingehen und somit habe ich mich für eine Progression mit meinen NANIWA's und dem LaLune als Finisher entschieden. Im Gegensatz zu meinen Progressionen mit dem BBB und/oder dem GBB habe ich mit den synthetischen Steinen & dem LL bis dato ein reproduzierbares und vor allem gutes Ergebnis hervorgebracht. Das Messer möchte ich beim ersten Schärfen nicht durch Fehler auf Steinen ,,verhunzen", auf denen ich nicht zu 100% sicher bin, dazu muss ich auf den beiden Belgiern noch etwas üben...

Die Progression (ohne Tape):

- NANIWA PS 1K -> setzen einer neuen Facette
- NANIWA SS 5,8 und 10K
- Ab dem 5K jeweils mit 2 Sätzen auf meinen Selfmade-Riemen geledert
- LaLune (mit Glycerin/Wasser-Gemisch 50/50)
- QUERCUR Shell Cordovan (Der Spanier), InjeNer Juchten/Latigo


Entgegen meiner bis dato angewendeten ,,1-Tape Strategie", egal ob neues oder gebrauchtes Messer, habe ich bei diesem Messer auf die Benutzung von Tape sogar gänzlich verzichtet. Zu Beginn hatte ich natürlich wie immer, die Klinge mit 1 x Tape vorbereitet und im Anschluss die Schneidkannte mit dem Edding markiert. Dann ging es zu den ersten behutsamen Einzelschüben (ES) auf den NANIVA 1K um zu sehen, in wie weit ich die vorhandene Schneidkannte bzw. Facette ,,erwische". Nach gut 10 ES der erste Kontrollblick, der mir aber da schon deutlich zeigte, dass ich nur den vordersten Teil der Schneidkannte treffe. Ich habe das Messer gewendet und bei gleicher Vorgehensweise kam auch das gleiche Ergebnis heraus. Da ich die vorhandene, doch schon als breit zu bezeichnende Facette mit 1 Tape nicht komplett treffe, sondern nur den vordersten Teil, standen für mich drei Optionen zur Wahl. Mit 1 Tape Schärfen und quasi eine neue Facette vor die erste setzen, wollte ich nicht, für das Rasieren wohl ausreichend, nicht aber für mein Auge und meinen Hang zur Symetrie und Gleichmäßigkeit. Die zweite Option wäre, mit 1 Tape auf dem 1K die vorhandene Facette komplett egalisieren, zuviel Materialabtrag, das kommt bei diesem herrlichen 7/8 für mich nu'  überhaupt nicht in Frage. Also, Option Nr.3, ohne Tape...Versuch macht kluch...die alte Facette wird in Gänze von vorn bis hinten erreicht...na bitte, dann ohne Tape.


Vor dem Setzen der Facette habe ich mir unter dem Mikro noch einmal die Schneidkannte kontrolliert und genau angesehen, dabei habe ich auch neben dem mir bereits bekannten Mini-Ausbruch im hinteren 1/4 der Klinge keine weiteren Schöden gefunden. Ich habe mit dem Edding die Klinge mit einem Punkt oberhalb des kleinen Ausbruchs markiert, so finde ich bei neuerlichen Kontrollen diese Stelle schneller um zu sehen, ob ich sie mit dem 1K schon egalisiert habe. Das Gleiche gilt für einen kleinen Bereich an der Spitze der Klinge, da hatte der Vorbesitzer etwas unsauber gearbeitet und die alte Facette stehen gelassen. Es muß aber bei all diesen ,,Fehlern" aber beachtet werden, dass ich sie erst unter dem Mikroskop entdeckt habe, bei einer Rasur hätte diese mit Sicherheit weder zu spüren noch Auswirkungen gehabt, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach.

Das eigentliche Setzen der Facette ging nach bekannten Schema ohne sonderliche Schwierigkeiten. Zuerst Einzelschübe, dann Wechselschübe, etwas mehr Aufmerksamkeit habe ich dem Rundkopf, bzw. der dortigen Schneidkannte/Facette gewidmet, dort galt es ja, die ,,Doppelkannte" zu egalisieren. Aber auch das war letztendlich kein großes Problem, ich habe nur etwas länger gebraucht, da ich auch öfters mit dem Mikro kontrolliert habe. Am Ende nochmals die gesamte Facette von beiden Seiten kontrolliert, auch der kleine Mikro-Ausbruch am Ende der Klinge ist erfolgreich egalisiert. Es dauerte nicht allzu viele Doppelschübe (DS) und die aufgelegt Klinge kappte die spärlichen, vom letzten Schärfen verschonten Arm-/ bzw. Beinhaare. Hier gleich mal eine Frage ans Forum...hat jemand Erfahrungswerte mit der in einigen Videos zu sehende Methode mit Tomaten oder gar Weintrauben als Ersatz zu Armhaaren? Ich glaube, ich werde diese Vorgehensweise mal testen, Versuch macht ja bekanntlich kluch...

Aus Macht der Gewohnheit beim Wechsel zum nächsten Stein natürlich erst einmal ein zu Anfang bereits vorbereitetes Tape auf den Klingenrücken geklebt und bereits ein paar DS gemacht, fiel es mir zum Glück recht schnell auf und nach kurzem Wundern ging es ohne Tape weiter. Nach gut 7-8 Sätzen konnte ich bei der Kontrolle gut sehen, dass die Spuren vom 1K kaum noch vorhanden sind, noch 3 Sätze und ein neuerlicher Wechsel, jetzt auf den 8K stand an...diesmal sogar ohne Tape. Doch bevor es auf den 8K geht, halte ich mich an meine Vorgehensweise vorheriger Progressionen, es geht für 2 Sätze auf meinen Selfmade-Riemen, straff gespannt, völlig ohne Druck. Warum ich das mache? Weil ich es kann...ne, ne, etwas verspreche ich mir schon davon, verhindern einer, doch eher nicht zu erwartenden Gratbildung. Vielleicht aber doch Voodoo? Wer weiß, geschadet hat es bis jetzt aber auch nicht...


Großen Unterschied in der Vorgehensweise bei dem 8K und 10K ggü. dem 5'er gibt es nicht, außer, dass ich so ab dem 5.Satz auf dem 8K der Versuchung eines HT's wie immer nicht widerstehen konnte. Ich habe zwar in Gönze betrachtet mittlerweile schon das eine und andere Messer geschärft, dennoch vermag ich es noch nicht, anhand der Akustik und/oder anderer ,,Rückmeldung" eines Steins den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel auf den nächsten Stein mitzubekommen. Meine bisherigen Erfahrungen haben aber gezeigt, das es im Normalfall nach gut 7-8 Sätzen so weit ist, um auf den nächsten Stein zu wechseln. Nachdem die Klinge gereinigt ist, kurzer HT, hurra, zwar noch nicht über die gesamte Länge, aber es läuft ganz gut. Noch ein Satz hintendran, so für die 5 Jungfrauen, die singend um den Tisch hüpfen und kurz 2 Sätze geledert, der HT klappt gut, es geht auf den 10K. Gleiche Vorgehensweise, gleiche Anzahl, nahezu gleiches Ergebnis beim HT. Warum nahezu? Na, der HT war besser, typisch beim 10K. Ganz zu Anfang meiner Schärferei dachte ich, der 10K ist eh nur Politur, im Grunde ist das auch so, bloß er wirkt sich besser auf die Schärfe aus, als vergleichbar der 8 K. Zum Abschluß kurz geledert und das Finale kann kommen.

Den Arbeitsplatz kurz gereinigt, die NANIWAS außerhalb des Bereiches gebracht und es kann losgehen. Warum die synthetischen Steine weggebracht, ganz einfach, beim LaLune verwende ich ein Wasser/Öl-Gemisch mit einer Sorühflasche. Es ist zwar ,,nur" Glycerin und auch wasserlöslich, dennoch möchte ich damit die NANIWA's nicht kontaminieren, besser ist besser. Vor der Benutzung des LaLune habe ich mir angewöhnt, diesen kurz unter fließendem Wasser zu reinigen, nur klares Wasser und meine Handflächen, warum? Aufgrund der Viskosität des Glycerin/Wassergemisch merke ich kleine Verunreinigungen (von der Lagerung etc.) auf dem Stein nicht sofort oder gar nicht, dies könnte sich rächen. Eins möchte ich kurz anmerken, mein neuer LaLune ist ein Träumchen, nicht vom Verhalten oder der Leistung her, sondern von den Maßen...mit 200x80mm ist er wie eine Autobahn morgens um drei...viel Platz. Das Verhalten ist wie gesagt gleich, zuerst bricht die Klinge ab Satz Nr.3 zunehmend ein, ab dem 8. Satz kehrt es sich wieder um und die Schärfe, gepaart mit einer sehr schönen Sanftheit entsteht. Meine besten Ergebnisse brachte der Stein beim 11. bis 12. Satz, so habe ich es auch heute gehandelt, nach 12 Sötzen +1 für die Jungfrauen, habe ich die Klinge gereinigt, ein HT funktioniert bereits gut.

Das finale Ledern erfolgte mit 5-6 Sätzen auf dem ,,Spanier", jeweils 2 Sötzen auf dem InjeNer (Juchten & Latigo), final folgten 5-6 Sätze auf dem Soanier. Der abschließende HT funktionierte mit sehr gutem Ergebnis über die gesamte Klingenlänge. Entscheidung: Ich habe fertig - Klinge scharf!

Die erste Rasur

 

Die Progression hat eine scharfe und dabei sehr sanfte Schärfe geschaffen, da passte sowohl die Komponenten als auch die Vorgehensweise. Es macht wirklich sehr viel Spaß und erfreut mich gleichermaßen, dieses alte Messer nutzen zu dürfen. Ob längere Züge, wie etwa die Wangen hinab, ob gegen den Strich, wie etwa am Hals oder das ,,Zaubern" an kniffligen Stellen wie Unterlippe oder unter der Nase...das Messer meistert alles souverän und völlig problemlos. Eine sanfte, gründliche und reizfreie Rasur...ein Hoch auf dieses Werk deutscher Handwerkskunst! Das ist wirklich großes Kino mit feinem Klang und sehr gutem Ergebnis.


Gruß
Gregor

_____________________________________________________________
Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne' Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
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DailyDriver

#437
Neues aus dem Natursteingarten...die erste ,,Ein-Stein-Progression"
auf dem Gelben Belgischen Brocken (GBB)


Es heißt es ja häufig ,,Das musste ja so kommen..." und nur allzuoft wird diese Ausdrucksweise angewendet, wenn es um etwas negatives geht, vornehmlich wenn über eine bestimmten Person besserwisserisch geurteilt wird. Ganz so schlimm oder dramatisch ist es bei der beschriebenen ,,Steinzeit" von mir ja nicht, dennoch war es für mich logisch, dass es auch bei der Nutzung des Gelben Belgischen Brockens nach anfänglichen Versuchen nun zu einer ,,Ein-Stein-Progression" gekommen ist, es musste halt so kommen...Spieltrieb & Neugier waren wieder Sieger...
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Nach der erfolgreichen Progression mit dem NANIWA 1K zum Setzen der Facette und anschließendem Gang über den GBB bis zum Finish brachte für mich schon ein recht annehmbares Ergebnis und machte mich gleichzeitig sehr neugierig in wie weit ich eine Progression ausschließlich auf dem GBB hinbekomme. Bei der Wahl des Rasiermessers ging ich diesmal einen ganz anderen Weg als den, den ich bisher bei allen ,,neuen" Progressionen gegangen bin. Ich habe kein Übungsmesser, kein bereits geschärftes und/oder benutztes Messer ausgewählt, sondern ein neues, unbenutztes Messer aus meinem Bestand, der heutige Protagonist ist ein DOVO Best Quality in 6/8. Wie immer bei neuen Messern habe ich auch bei dem DOVO die Auslieferungsschärfe getestet und (fast) wie immer, wurde auch hier leider wieder bestätigt, für mich ist dieses Messer so nicht rasurbereit und somit ist eine ,,Steinzeit" eh unumgänglich.

Die Progression

[list type=—]
[li]Gelber Belgischer Brocken (GBB) in 70x130mm*[/li]
[li]Leinenriemen[/li]
[li]Quercur Cordovan (Der Spanier) & InjeNer Latigo/Juchten[/li]
[/list]

+ Zubehör: dmt Dia-Karte ,,extra fein" (ca.1200)

Bevor es losgeht habe ich die Schneidkannte des DOVO auf der Seitenkannte meines NANIWA 1K ,,genullt" und auch festgestellt, dass da kein Haar mehr geschnitten wurde. Trotzdem es sich um ein neues Messer handelt, habe ich mich zum Abkleben entschieden und entsprechend den Rücken mit einer Lage Tape abgeklebt. Zu Beginn der Progression habe ich mit dem Anreiber einen kräftigen Slurry erzeugt, wobei die Konsistenz in etwa mit Buttermilch zu vergleichen wäre. Da es ja kein ,,Setzen der Facette" in herkömmlichen Sinne ist, denn der Stein bleibt ja der Gleiche, ist hier die Vorgehensweise von mir auch etwas anders. Ich gehe mit der ,,Scheibenwischer"-Methode mit anschließenden Wechselschüben vor, d.h. erst nach einer gewissen Anzahl von aufgelegten Schüben, nur die Schubbewegung nach vorn wird genutzt, die ,,Rückfahrt" ist ohne jeglichen Druck und quasi ein Leerlauf, wird das Messer gedreht und die gleiche Anzahl der Schübe erfolgt jetzt auf der anderen Seite. Meine Anzahl der Schübe geht rückwärts gezählt von 16-14-12-10-8-6-4-2, dann folgen gut 25 Wechsellschübe. Zu Anfang mache ich das Ganze 2 x, dann habe ich den GBB erneut angerieben um entsprechend neuen Slurry mit gleicher Konsistenz zu bekommen. Es folgten erneut 3 Durchgänge der oben beschriebenen Vorgehensweise. Ein erster Versuch die spärlich vorhandenen Armhaare zu kappen erfolgte leider noch ohne entsprechendes Ergebnis. Also nochmal alles von vorn und zwei weitere Durchgänge und und der Versuch Armhaare bzw. Beinhaare zu kappen, war nun bei aufgelegter Klinge von Erfolg gekrönt.

In einer herkömmlichen Progression käme hier jetzt der Wechsel auf den nächsten, feineren Stein, hier ändert sich nur die Konsistenz des Slurry in Richtung dünnflüssiger, alles andere bleibt erst einmal gleich. Von jetzt an ging es ja darum, die Schneidkannte zu verfeinern und auf das Finish, das polieren vorzubereiten. Nach jedem kompletten Durchgang kontrolliere ich die Schneidkannte unter dem Mikro und stelle äußerst befriedigend und auch beruhigend fest, dass sich die Schneidkannte langsam aber stetig zum positiven verändert. Dann folgt neuerliches Anreiben, aber Ziel ist ein immer dünneren Slurry zu bekommen und so folgten weitere 2 Durchgänge und erste Versuche eines Haartest, der letztendlich auch funktionierte, zwar noch nicht durchgängig auf der gesamten Schneidkannte, aber immerhin...


Man könnte sagen, nun beginnt das ,,Finish" und entsprechend meiner bisher gesammelten Erfahrungen mit dem BBB und dem GBB bereite ich nun das Steinchen vor. Mit einer gründlichen Reinigung unter fließendem Wasser entfernte ich allen bisher entstandenen Slurry, denn ab jetzt darf es keinen mehr geben. Den gereinigte Stein reibe ich nun mit der dmt Dia-Karte (extra fein, ca. 1200) an und entferne auch diesen Slurry restlos unter fließendem Wasser. Das Ziel dieser Methode ist es, die Granate, d.h. die eigentlichen Schleifkörper im GBB ,,freizulegen". Da es ab jetzt ausschließlich um das polieren der Facette/Schneidkannte geht, darf kein Slurry entstehen, sobald sich durch die ab jetzt angewendeten Wechselschübe der sog. ,,Auto-Slurry" bildet, entferne ich diesen sofort unter fließendem Wasser.

Beim Finish verwende ich ausschließlich Wechselschübe, nicht zuletzt um einer (zu großen) Gratbildung vorzubeugen. Nach den erste 3 Sätzen geht es mit großer Erwartung und Spannung zum Haartest...hat sich etwas verbessert, aber gelingt noch nicht über der gesamten Länge zu meiner Zufriedenheit. Ein neuerlicher Blick durchs Mikro zeigt aber guten Fortschritt in Richtung polierte Schneidkannte...Hurra! Es geht wohl dem Ende entgegen. Irgendwie habe ich jetzt auch mit dem Zählen der Doppelschübe nachgelassen, absolviere das Finish eher nach Gefühl. Es mögen insgesamt vielleicht gut 10-12 Sätze ausschließlich mit klarem Wasser und Wechsellschübe gewesen sein, bis der HT über die gesamte Lönge annehmbar funktionierte. Es geht zum finalen Ledern...
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...zuerst auf den Spanier für gute 6 Sätze. Meine Neugier unterbricht hier die vorgenommene Anzahl an Sätzen...na, für was wohl...natürlich den HT. Was soll ich sagen, ein ziemlich breites Grinsen macht sich in meinem Gesicht bemerkbar...ein guter HT auf ganzer Länge...na bitte, geht doch! Es folgt der InjeNer Latigo/Juchten mit 2/2 Sätzen und dann zum letzten Mal für gut 3 finale Sätze und ein paar einzelne für die Schärfgeister auf den Spanier.

Habe fertig...

Die Testrasur


Bei der ersten Rasur mit dem Messer habe ich ein bekanntes und zuverlässiges Set-Up gewählt, um mich dabei wie immer in erster Linie auf das Messer konzentrieren zu können. Nachdem die Vorbereitung mit Amerikan Crew Preshave-Öl und der Haslinger Ringelblume abgeschlossen waren, war ich sehr auf die ersten Züge mit dem Messer gespannt und wurde nicht enttäuscht. Schon die Wangen hinab war ein sehr sanftes Rasurverhalten kennzeichnend, Schärfe und Gründlichkeit sind ebenfalls gut. Es gibt keinerlei ziepen oder ziehen, auch gegen den Strich den Hals hinauf bis zur Kinnkannte ging problemlos. In den Problemzonen wie unterhalb der Nase und Unterlippe ging es genauso reizfrei und gründlich an die Stöppelkes wie gegen den Strich an den Wangen. Am Ende der Rasur folgt nach kaltem Wasser zuerst der prüfende Blick in den Spiegel...vor allem mein Problembezirk Nr.1, die linke Kinnkannte stellt mich schon zufrieden, es ist dort nicht 100%, das schafft jedoch kaum ein Messer. Zufrieden macht mich auch als Finale das AS, es hat sich nur an einer kleinen Stelle am Hals kurz gemeldet, ansonsten hat es nix zu meckern.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und bin sehr auf das weitere Rasurverhalten wie etwa die Standzeit des Messers gespannt. Es wird mit Sicherheit in der nächsten Zeit öfters an die Reihe kommen.
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Zur RdT bitte hier entlang...
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Fazit
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Die ,,Einstein-Progression" hat gut funktioniert, der verwendete, fast neue GBB hat sich m.E. schon ggü. seinen ersten Einsätzen verändert, zum Positiven. Er ist jetzt nicht rasend schnell geworden oder ist zu einem Zauberstein mutiert, man sollte schon wissen, wie er funktioniert und dabei Konzentration und Geduld aufbringen. Dennoch freue ich mich, einen weiteren Schritt in Sachen ,,Schörfen" erfolgreich geschafft zu haben, vor allem, weil es auf einen der ,,alten" Steine ging, wie man sie vor Jahrzehnten noch nutzte und zudem aus dem europäischen Raum stammt. Aber ja, es gibt auch was zu meckern...er könnte größer sein...aber das ist wohl heutzutage eher ein Luxus-Problem und kann ja auch gelöst werden...wenn man das möchte, oder kann, oder will, oder Euro, oder...

Gruß
Gregor

*) Viele werden sich fragen, warum immer eine so hohe Anzahl von Sätzen, Doppelschüben etc., ganz einfach, bei 130mm Gesamtlänge und somit resultierender nutzbaren Länge von gut 100mm ergibt sich das von selbst.

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Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

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DailyDriver

Die Forumssoftware und mein iPad sind nicht wirklich gute Freunde.
Es gibt immer wieder Probleme mit der Formatierung, dazu kommt,
das ich auch hier und da etwas einfach übersehe...

Hier korrekt nachgeliefert:

Die Progression

- Gelber Belgischer Brocken (GBB) in 70x130mm*
- Leinenriemen
- Quercur Cordovan (Der Spanier) & InjeNer Latigo/Juchten

+ Zubehör: dmt Dia-Karte ,,extra fein" (ca.1200)
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alvaro

Auch hier meinen Glückwunsch, es führen eben viele Wege nach Rom

DailyDriver

#440

Neues aus dem Natursteingarten...
GBB solo die II.


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Das R.Aust hätte im Normalfall noch lange nicht erneut auf die Steine bzw. heute ja auf den Stein gemusst , dennoch habe ich mich dazu entschieden. Die Auslieferungsschärfe bei Erhalt des Messers war ,,Rasurbereit" ja, aber mit einem doch recht harschen Rasurverhalten. Das war mit der entscheidende Punkt, warum ich es bereits neu geschärft hatte, zum Zuge kamen bei der ersten Progression (11/23) die NANIWA's 5,8,10k und als Finisher der LaLune. Es gelang eine gute Schärfe, das harsche Rasurverhalten wurde zwar besser, aber noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nach weiteren Rasuren versuchte ich es mit dem Gang über meinen Riemenhalter mit Paste Rot&Schwarz, auch hier leichte Besserung, aber noch nicht ganz zufrieden. Das ist wohl die Crux an der Sache, mit der Steigerung der Erfahrung und ,,Können", steigen auch die Ansprüche...

Angespornt durch die ersten erfolgreichen Progressionen auf dem BBB & GBB, nicht  zuletzt die erste ,,Solovorstellung" auf dem GBB und dem damit erlangten sanften & gründlichem Rasurverhalten brachten mich auf die Idee, das R.Aust einmal mit dem GBB bekannt zu machen.

Die Progression:

- Gelber Belgischer Brocken
- QUERCUR Shell Cordovan, mein Selfmade-Riemen, Leinenriemen

+ ZUBEHÖR: DMT Dia-Schörfkarte (1200 extra fein)

Gleich zu Anfang der Progression habe ich einen Fehler gemacht, der mich zwar ,,nur" Zeit & Nerven gekostet hat, letzteres doppelt ärgerlich, da es ein vermeidbarer, durchaus blöder Fehler war. Entgegen meiner herkömmlichen Vorgehensweise, mir zuerst die Schneidkannte mindestens mit der Uhrmacherlupe, besser mit dem Mikro anzuschauen, habe ich sofort mit dem Schärfen begonnen. Nach zwei kompletten Durchgängen mit der Scheibenwischer-Methode ging es dann zur ersten Kontrolle unter das Mikro, was soll ich sagen, fast genau mittig entdeckte ich eine nicht unerhebliche Scharte in der Schneidkannte, und zwar keine kleine. Wenn man weiß wo sie ist, hätte man diese Unregelmäßigkeit sogar mit dem bloßen Auge sehen können, zumindest aber mit der Lupe. Wie diese Schadstelle entstanden ist, entzieht sich meiner Kenntnis, keine Ahnung, mir ist das Messer weder runtergefallen noch bin ich damit irgendwo angeeckt. Ärgern, ärgern, ärgern...nützt aber so gesehen nix, die Scharte muss bereinigt werden. Um eine breitere Facette zu verhindern, habe ich mich dazu entschieden, ein zusätzliches Tape zu nutzen. Somit ging quasi alles wieder auf null und mit 2-fach getapter Klinge ging es von neuem los.
Alles andere folgt nun meiner bisher gewohnten Vorgehensweise bei der ,,Scheibenwischer-Methode", zuerst kräftigen Slurry angerieben, dann mit runterzählender Anzahl Doppelschübe (hin & her), es folgt der Wechsel auf die andere Klingenseite und dann mit der gleichen Anzahl Doppelschübe weiter. Runtergezählt geht es mit 2 Schüben weniger wieder bis zum Seitenwechsel bis ich bei null angelangt bin, jetzt folgen 2 Sätze Wechselschübe. Der erste Durchgang ist geschafft, es folgen weitere, wobei die Konsistenz des Slurry immer weiter verdünnt wird. Nach 3 Durchgängen geht es ab jetzt immer wieder zur Kontrolle unter das Mikro, dabei wird mir klar, das Messer dauert länger. Wüßte ich es nicht besser, hätte ich fast gedacht, ich hätte eine INOX-Klinge auf dem Stein...egal, es ging aber dennoch voran, nur etwas langsamer halt. Als die Kontrolle der Schneidkannte erkennen ließ, dass bei selbiger die Schärfmarken des Steins immer feiner wurden, hielt ich den Zeitpunkt erreicht, mit der Politur der Schneidkannte zu beginnen.

Das ,,herunterverdünnen" des Slurry


 

Dazu habe ich den GBB zuerst unter fließendem Wasser von Slurry gereinigt, dann mit der Dia-Karte kräftig angerieben. Da aber ab jetzt kein Slurry mehr benötigt wird, bzw. kein Slurry mehr auf dem Stein sein darf, folgte eine erneute Reinigung unter fliegendem Wasser. Was nun folgt, sind Wechselschübe mit klarem Wasser, alle 2-3 Sätze wird der Stein und das Messer wieder kurz abgespült und weiter geht's mit Kontrollen und dem vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück...Haartest.

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Nach einer wirklich stattlichen Anzahl von Sätzen klappte endlich der erste HT, zumindest im hinteren und mittleren Bereich der Klinge. Ein Blick durchs Mikro zeigte eine gleichmäßig fein polierte Facette auf beiden Seiten der Klinge, ich entschied dass es reicht und nun zum finalen Ledern geht. Zuerst ging es aber für gut 2 Sätze über Leinen, dann folgte der Spanier und mein Selfmademan-Riemen. Nach gut 5-6 Sätzen die erste Kontrolle und siehe da, der HT gelang über die gesamte Länge der Schneidkannte, zwar sehr kurz gehalten, aber er funktionierte. Ein letztes Mal für gut 5 Sätze und ein paar mehr (für die Schärfgeister...) auf den Spanier und für heute heißt es dann...

...ich habe fertig.


Die Testrasur


Pre: Amerikan Crew RÖ + RS/RC: The GF'S FURIAH + AS/Balm: The GF'S FURIAH

Bereits die ersten Züge die Wange hinab zeigten, dass sich das vorher klar harsche Rasurverhalten um einiges gebessert hat. Ein deutlicher Unterschied hin zu einer sanfteren Rasur als bei der vorherigen Progression. Na bitte, das hat ja schon mal funktioniert. Was aber bei der Progression nicht ganz so positiv ist, bezieht sich auf die Schärfe. Ich sage nicht, das Messer ist stumpf, nein, gewiss ist es das nicht. Was fehlt ist ein ,,Ticken" mehr an Endschärfe. Beim ersten Durchgang ging es an meinen Problemstellen wie etwa Kinnkannte nicht ganz so gründlich, wie ich es mir erhofft hatte. Auch gegen den Strich ist ein wenig mehr Kraft nötig, das Messer häkelt zwar nicht (z.B. an der Wange), jedoch fällt der Ansatz etwas schwerer aus. Es liegt natürlich nahe, das dem Messer bzw. dem, an INOX Klingen erinnernde Stahl zuzuschreiben, aber da ist ja noch der Lehrling im gerade begonnenden II. Lehrjahr...
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Zur RdT hier entlang...

Fazit:

Das Rasurverhalten hat sich sehr zum Positiven, sanfteren Verhalten verändert, das mit der Schärfe wird Fleißarbeit werden.



Gruß
Gregor


Alle Angaben ohne Gewähr - Fehler sollen nicht passieren, können aber passieren.
©by Gregor Langer

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Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne' Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
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alvaro


Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

MRetro

@DailyDriver

Interessanter Bericht. dh:
Bedauerlich, dass die Schneide beschädigt war und du nicht mal wusstest warum.

Aber hierzu habe ich auch gleich mal eine Frage:
Warum hilft das doppelte Tapen die Schneide besser/schneller wieder zu korrigieren?
Ich habe auch nirgends gelesen, dass du irgendwann auf ein Tape zurück gegangen bist.

DailyDriver

@MRetro,

Ich versuche es einmal zu erläutern...

Mit 1 x Tape muss ich mehr Material entfernen um die Schadstelle von der Schneidkannte in Richtung Messerrücken zu egalisieren. Dadurch wird auch die Facette automatisch breiter, da der Auflagewinkel flach bzw. klein ist. Durch eine zweite Lage Tape hebe ich ja den Rücken des Messers an, somit nehme ich beim Schleifvorgang zwar auch Material an der Schneidkannte/Facette ab, nehme aber aufgrund des steileren Winkels das Material nicht mehr ganz so flächig ab, sondern direkter von der Schneidkannte in Richtung Rücken. Der Facettenwinkel wird dadurch natürlich auch steiler bzw. größer, aber der Materialabtrag ist nicht mehr so flächig.

Nachteil ist natürlich, dass ich ab diesem Zeitpunkt auch die gesamte weitere Progression mit 2 x Tape weiterführen muss, ansonsten würde die neue Facette wieder sehr viel breiter werden.

Ich hoffe, meine Erklärung ist hilfreich. :)

Gruß
Gregor
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MRetro

@DailyDriver

Ich danke dir dh: :)
Ist das Ergebnis aber nicht gleichzusetzen, wie wenn du die Schneide im 90 Gradwinkel erst einmal auf dem Stein bereinigst? Zu Mindestens bist die Scharte fast ganz weg ist und dann die Facette setzen und den Rest egalisieren? Aber dann ist der Weg wahrscheinlich auch wieder egal.  o)

DailyDriver

#446
Zitat von: MRetro am 19. August 2024, 14:07:20wie wenn du die Schneide im 90 Gradwinkel erst einmal auf dem Stein bereinigst?

Vom Prinzip her ja, nichts anderes wird ja meines bescheidenen Wissens nach beim sog. ,,Schlittschuhlaufen" mit einer stark lächelnden Klinge gemacht. Hierbei wird die egalisierung des ,,Schadens" und setzen der neuen Facette nur nacheinander gemacht. Vergessen darf man hier aber auch nicht, das der Materialverlust der Klinge aber minimal höher sein wird. Hier bewegt man sich aber im 1/10, wenn nicht 1/100 mm Bereich. Der Vorteil der ,,90° Grad-Methode" ist, man hat eine Facette mit einem flacheren Winkel, Nachteil wäre der Materialverlust bei der Klingenbreite. Beide Methoden haben sicherlich ihre Vor- und Nachteile, beide führen zum Ziel, insofern der eigentliche Schliff der Klinge, vollhohl, halbhohl, derb etc. das Ganze unterstützt. Je mehr Material an der Klingenbreite verlorengeht, desto mehr ändert sich auch das Verhalten der Klinge, irgendwann ist halt vollhohl nicht mehr unbedingt vollhohl.

Ich hoffe mal, dass ich das alles richtig dargestellt habe...Ich bin ja gerade mal selbst ins II. Lehrjahr der Messerei gekommen.

Gruß
Gregor
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MRetro


alvaro

Ich mag das "Schlittschuhlaufen" nicht, man kommt ja auch ohne an den Punkt, und das Material muss eh weg, also verzichte ich auf den unnötigen Materialverlust den unser Freund @DailyDriver  so schön beschreibt

Tammy_0105

Zitat von: DailyDriver am 19. August 2024, 16:04:29Hierbei wird die egalisierung des ,,Schadens" und setzen der neuen Facette nur nacheinander gemacht. Vergessen darf man hier aber auch nicht, das der Materialverlust der Klinge aber minimal höher sein wird. Hier bewegt man sich aber im 1/10, wenn nicht 1/100 mm Bereich. Der Vorteil der ,,90° Grad-Methode" ist, man hat eine Facette mit einem flacheren Winkel, Nachteil wäre der Materialverlust bei der Klingenbreite. Beide Methoden haben sicherlich ihre Vor- und Nachteile, beide führen zum Ziel,

Das habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich denke, das Endergebnis (vor allem, was den Facettenwinkel anbelangt) wird das gleiche sein, egal ob mit 90 Grad-Methode oder mit dem "normalen" Schärfvorgang. Auch der erhöhte Materialverlust leuchtet mir nicht ein, höchstens, wenn man es mit der 90 Grad-Methode übertreibt.

Vielleicht kann mich jemand aufklären, ich verspreche auch, nicht in eine seitenlange (pseudo)-wissenschaftliche Diskussion einzusteigen  ;)