So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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Tosca

Zitat von: alvaro am 08. Oktober 2020, 22:13:15
Heute habe ich ein altes DDR Golf Rasiermesser ... auf die Steine genommen.
War es ein richtiges Rasiermesser, oder ein Frameback? So wie ich es im Flohmarkt-Strang gerade gezeigt habe.

Bei einem klassischen Rasiermesser würde ich mich freuen, wenn es hier im Forum vorgestellt würde.  :)

alvaro

Ich muss dich enttäuschen, es war das zwar recht seltene DDR Golf, aber leider ein Frame.

Tosca

Danke alvaro, ist für mich auch keine Enttäuschung. Eine solche Antwort habe ich fast erwartet. So bleibt meine These, dass in der DDR keine Rasiermesser hergestellt wurden, weiter bestehen.
Bis eben auf die Framebacks.

alvaro

Das denke ich auch.

Eine Bekannte von mir hat Friseurin gelernt, damals in der DDR.
Bei der Abschlussprüfung musste sie auch mit dem Messer rasieren, leider konnte sie kein Rasiermesser kaufen.
Rasiert hat sie mit einem alten Puma.
Dieses Puma habe ich für sie in diesem Jahr geschärft, und natürlich mal nachgesehen was das für ein Messer ist.
Dabei habe ich festgestellt, dass das Messer ca. 2/8" runter geschliffen war.
Zeigt deutlich wie rar die Teile damals waren.

Paula

Heute war ein Genco "Honor" dran.

-  1k / 6k Cerax
-  8k Dragontongue
-  12k purple LlynMelynLlyn
-  Arkansas
-  Halbleinengeschirrtuchriemen
-  Kalbsleder u. Yaklederhängeriemen

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Leider hatte die Klinge in der Mitte der Schneide eine Scharte, sodaß es etwas länger dauerte, bis ich eine durchgehende, gerade Facette vorliegen hatte. Danach ging es recht schnell. Um einen Vergleich zu haben, wollte ich ursprünglich das Messer nach dem lila Waliser erst 2 o. 3 x  benutzen bevor ich es auf dem Arkansas abgezogen hätte. Ich habe mich aber spontan um entschieden und es gleich ganz zu Ende gemacht. Wenn schon eine US Klinge zu schärfen ist, dann will ich auch einen amerikanischen Stein einsetzen.

Beide Waliser habe ich angerieben und bis auf Wasser verdünnt. Auf dem 8k bin ich so lange geblieben, bis die parallelen Kratzer des 6k nicht mehr zu sehen waren und die Facette wolkig erschien. Erst dann habe ich verdünnt. Beim lila 12k habe ich nach dem Verdünnen, dem klaren Wasser sogar noch ein paar Tropfen Spüli hinzugegen. Zwischen den Steinen habe ich nach Alvaros Tipp auf dem Leinenriemen abgezogen, um eben, wie das Wort schon sagt, einen evtl. Mikrograt abzuziehen.

Ich glaube, es hat alles so funktioniert, wie es sollte. :)

MRetro

Sehr schönes Teil. Schlicht und gefällig.  :)  dh:
Dann bin ich schon auf deinen Rasurbericht gespannt.

Paula

Zitat von: MRetro am 16. November 2020, 19:10:31
Sehr schönes Teil. Schlicht und gefällig.  :)  dh:
Dann bin ich schon auf deinen Rasurbericht gespannt.
here you are!

alvaro


harrahalmes

Es war heute nicht "das Messer". Es war auch nicht unbedingt ein "Messer".

Es waren 3 Stemmeisen (20, 30 und 50mm), eine Rauhbankhobelklinge (kein Plan was das ist, der Besitzer hat aber sehr viel Wert auf den Ausdruck "Rauhbank" gelegt), eine Klinge eines uralten Ulmia-Schlichthobels und ein handgeschmiedetes Schnitzbeil. Ach ja, 2 Victorinox Taschenmesser waren auch noch dabei.
Die Vorgehensweise war bei allen gleich, Scharten (davon gab's einige) ausschleifen mit 280er, anschließend 400er, dann 1000er und zum Schluß 7000er Naßschleifpapier. Dann kamen die Steine dran, mehr aus Spielerei. Mal wars die Unterseite einer Mustang-Fliese, mal ein Arkansas, mal eine Granitfliese, mal ein Maxberg Quarzit, mal eine Granitplatte. Alle Schneidwaren wurden sehr schön scharf.
Das Beil hat mich am meisten beeindruckt. Zum Haartest fehlt eigentlich nicht mehr viel. Ich habe vorher noch nie so ein Zeug geschärft (außer den Taschenmessern und einem 8er Stemmeisen).

Was mich auch beeindruckt hat war das 7000er Schleifpapier. Ein paar Schübe nach dem 1000er darauf, und die Facette ist spiegelpoliert.
Hab ich einen Durscht... Ich könnt a halbe Sau ess, so müd bin ich.

Paula

Zitat von: harrahalmes am 01. Dezember 2020, 20:08:38
... eine Rauhbankhobelklinge (kein Plan was das ist, der Besitzer hat aber sehr viel Wert auf den Ausdruck "Rauhbank" gelegt), eine Klinge eines uralten Ulmia-Schlichthobels und...

https://de.wikipedia.org/wiki/Raubank
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlichthobel
??? Was ist denn da der Unterschied? Vielleicht ist der Schlichthobel ein genormter Handhobel und die Raubank ein nicht genomter Handhobel und der Besitzer hat besonderern Wert darauf gelegt, daß sein Hobel eben nicht genormt ist. In diesem Fall wäre ich ganz auf seiner Seite.

alvaro

Es wird eher der Verwendungszweck sein.
Raubank, lang, fürs Grobe um "Meter" zu machen.
Schlichthobel, kürzer, vergleichbar zu Feilen, für die feinere, aber noch nicht die feinste Arbeit

Sparschäler reloaded

Eine Raubank ist ein sehr langer Schlichthobel (rund ein halber Meter). Die lange Auflagefläche ist zum Planen von Flächen notwendig. Der Hobel folgt nicht jeder Welle in der Oberfläche, sondern kann - bedingt durch seine lange Bauform - einfach nur schnurgerade.

harrahalmes

Hab ich einen Durscht... Ich könnt a halbe Sau ess, so müd bin ich.

Paula

Heute habe ich einen "Artaunon" Quarzitstein getestet. Der Stein ist die Leihgabe eines freundlichen Forumsmitglieds. Als Testmesser musste ein 5/8 Aust herhalten. Den Stein habe ich nacheinander mit drei walisischen Anreibern, angegeben 8k-12k-15k und zum Schluß nur mit Wasser benutzt.

Nach Leinen- u. Yakleder folgte eine gründliche und ziemlich kernige Rasur, die es in sich hatte. Weil mir das zu kernig wird, werde ich mit dem Messer morgen oder übermorgen noch ein paar Züge auf dem grauen Waliser machen. Mit etwas Glück bringt das den gewünschten Effekt.

An und für sich, gefällt mir der Artaunonstein ganz gut und das Feedback ist gar nicht mal so schlecht, wie ich es befürchtet hatte. Da fühlt sich im Vergleich dazu Alvaros Maxbergquarzit gefühlskälter an.

Vielleicht könnte man den Stein noch soweit planen und alles rauspolieren, bis auch der letzte Kratzer aus der Oberfläche raus ist, um dem Stein das "kernige" zu nehmen. Vielleicht ist das aber auch einfach nur seine Natur, es wird nicht besser und es ist eben so.

Jedenfalls bedanke ich mich schon einmal für die Leihgabe.

alvaro

Interessanter Bericht, DANKE dafür