Wie benutzt man einen Leinen oder Hanf Hängeriemen

Begonnen von H. Herdick, 05. Dezember 2008, 19:16:11

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bartmann

Weich ist immer gut,steht wenigstens in der Rasierbibel, wie eine eingetragene Seppelhose soll der Riemen sein. Übrigens auch gefettet und nicht so wie man sie heute kaufen kann (ungefettet).
Pferdeleder ist an sich in der Struktur dichter als Rind und läßt sich deshalb auch fein an der Oberfläche in der Zurichtung ausschleifen. Ich habe so ein Kombiteil auf Holzrahmen, Sesselgurt auf der einen, Pferdeleder die andere Seite.

Armin

Cordovanleder ist ein sehr feines und hochwertiges Leder, welches gerne für feine Lederwaren oder für handgearbeitet Schuhe Verwendung findet. Das Leder stammt von der Hinterflanke von Arbeitspferden, es sehr strapazierfähig und es hat eine sehr feine Struktur. Diese Leder wird nur von zwei Gerbereien in den USA hergestellt und gibt auch sehr schöne Abziehgurte hieraus. Wer mag kann sie bei mir finden.   

Senser

Zitat von: Lord Vader am 09. Dezember 2008, 15:23:27
wie verhält sich Cordovan denn zu anderen lederarten wie normales rindsleder oder juchtenleder? kann man da sagen, was besser oder weicher oder wat auch immer ist. ich kenne nur juchtenleder und das ist schon sehr schön weich. ableder macht so richtig spass!
In meiner Schärfgruft benutze ich zum Ledern einen Juchtenriemen, oder einen Rindlederriemen der mit einer Filzunterlage über ein Holz gespannt ist (sog. Werkstattriemen)
Im Bad benutze ich den oben erwänten Cordova Riemen von Toni Miller.
Der Unterschied ist gravierend. In der Werkstatt stellt der Lederriemen den letzten Arbeitsgang beim Schärfen dar. Da ich davon überzeugt bin, dass ein unbehandelter Juchten-oder Rindleder Riemen auch leicht abrassiv wirkt, ist das Ledern sozusagen die Feinstpolitur, wenn man so will, auch der Feinstschliff. Wobei von Schleifen eigentlich nicht die Rede sein kann.
Wenn man bei Toni Miller einen Riemen kauft, bekommt man einen zweiten, etwas schmaleren und nicht ganz so hochwertigen Riemen dazu. Dieser ist genau wie der gute Riemen gefettet und kommt ohne Hanfrückseite, und ohne Griffe, nur mit einer Lederschlaufe an einem Ende. Diesen Riemen benutze ich schon mal in der Werkstatt, kann ihm aber keinerlei Wirkung attestieren. Die beiden eben beschriebenen Riemen "arbeiten" durchaus. Der Juchtenriemen hinterlässt sogar jedesmal minimalen Lederabrieb auf der Klinge.
Im Bad hingegen nehme ich nur den gefetteten Riemen. Weil ich ja hier nur scharfe Messer benutze, kann ich keine verbindliche Aussage machen, ob auf dem Cordova Riemen überhaupt eine "Nachschärfung" stattfindet, weil bei der Vielzahl an Messern, die ich benutze, wohl nie eines wirklich stumpf werden wird.
Ich werde aber bald mal die Hanfrückseite testen, die sich in diesem Fall übrigens sehr von den Hanfriemen hiesiger Bauart unterscheidet. Hiesige Riemen entsprechen eher den bereits erwänten Polstergurten, wärend der Hanfriemen von Toni Miller schon mehr nach einem Sattelgurt aussieht. Ist ja auch naheliegend. Hat man das Perd erst aml geschlachtet, braucht man den Sattel auch nicht mehr ;D
Gruß Senser 

Olivia

Pferd ist vor allem dünner.
Die Textur ist ähnich fein wie die von Ziege, allerdings ist sie nicht ganz so fest. Ziege wäre auch eine tolle Option. Rücken Mitte. Da ist sie am dicksten und am gleichmäßigsten.

uups... da waren ein paar posts dazwischen.. auch recht.

Lord Vader

@senser, worin liegt denn dann für dich der vorteil des miller riemens. werden die messer durch die glatte oberfläche irgendwie besonders geschont und versprichst du dir davon, dass sie dadurch länger scharf bleiben, da sie schonender aggezogen werden? irgendwo meine ich mal gelesen zu haben, dass glatt gefettete juchtenriemen nicht so gut wären?

ach und ziehst du die messer auf dem miller riemen genauso oft ab wie früher auf dem juchtenriemen?

Senser

Ich kann da keinen Vorteil bei dem Miller Riemen feststellen. Aber da könntest du schon recht haben, wenn du annimmst, dass die Messer wesentlich schonender abgezogen werden. Durch das Fetten des Leders wird jedenfalls die "Schleif"Wirkung wesentlich reduziert. Das sehe ich schon daran, dass sich an dem Juchten Riemen bereits viel schwarzer Abrieb gesammelt hat. An dem Miller eigentlich gar keiner, obwohl der älter ist.
Um ehrlich zu sein, ich benutze ihn im Bad weil ich ihn habe, und weil er richtig gut verarbeitet ist. Fachliche Gründe habe ich eigentlich nicht.
Das kann eher jemand beurteilen, der "nur" 2 Messer in ständigem Gebrauch hat. Also ein ganz normaler Mensch ;D

@ ***
Also das Leder des Cordova Riemens ist nennenswert dicker als das Juchten bzw. Rindleder.

Gruß Senser

Olivia


Lord Vader

jo danke senser. ja, die miller-riemen sollen schon sehr gut sein. ich bin mit meinem xxl-juchtenriemen aber auch ganz zufrieden. von daher wird mir dieser luxus wohl verwährt bleiben  :'(

bartmann

#23
 
Ich hab gestern mal die Miller - Seite besucht , sind ja schöne Dinger.
Was mir gefällt ist das Modell wo Stoffriemen und Leder getrennt verarbeitet sind. Die Baumwollmodelle bewerte ich als zu weich und fein, die Leinen - und Hanfriemenmodelle sind da wohl abrassiver, wohl aber auch weniger abrassiv als "Unsere Deutschen ". Der Grund liegt in der Bindung. Soweit ich das erkennen konnte sind die Millers in Leinwandbindung gewebt, unsere Deutschen in Köperbindung. Die Gestaltung der Bindung (Erhabenheit des Grats der Bindung) sorgt im speziellen Fall für höheren Abrieb als bei Leinwandbindung die bei den Millerschen Riemen zu finden ist. Das ist so ähnich wie das Verhältniss Wildleder (rauhe Seite) zu Juchten zu Pferdeleder. Das Pferdeleder läßt sich aufgrund seiner inneren Stuktur so fein an der Oberfläche zurichten,das es am wenigsten abrassiv wirkt (ähnlich wie Handkantenabzug). Das erklärt auch Sensers Erfahrung (kaum Effekt bei Benutzung).
Wie die Faserhärte Leinen zu Hanf  bewertet werden darf,entzieht sich meiner Kenntnis.
Köperbindung
Leinwandbindung

Ich selbst habe bisher ca.1200 Messerselbstrasuren hinter mich gebracht, und von Rasurbrand bis Supersanft mit selbsthergerichteten historischen Klingen einige Erfahrung sammeln können. Als fleißiger Nurleser haben mich diverse Foren auf diesem Weg sehr hilfreich begleitet, und ich finde es nun auch an der Zeit meine Erfahrungen in der einen oder anderen Sachfrage den Communities zur Verfügung zu stellen.

Hier noch etwas zu Pferdeleder aus der "Wirtschaftswoche" vom 8.12.2008 :
....ist es auch die extreme Haltbarkeit, die das Leder auszeichnet.Bereits seit dem 14. Jahrhundert´sind diese Eigenschaften bekannt. Der Rossspiegel, wie der hintere Teil des Rückens des Pferdes genannt wird, galt schon immer als etwas Besonderes. ,,Die Haut ist an dieser Stelle des Tieres außergewöhnlich dick, ungefähr 4,5 bis 6,0 Millimeter", sagt Wilfried Meyer, Professor am Anatomischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Andere Ledersorten wie Rind sind in der Regel halb so dick.

Zum Thema Fettriemen versus Unbehandeltem gibt es einiges Interessantes bei Max Schmidt zu lesen. Er schreibt dem Pastariemen die stärkste,dem Fettriemen die zweitstärkste,dem Hanfriemen die drittstärkste abrassive Wirkung zu, empfiehlt dem Händler allerdings seinem Privatkunden einen glatten unbehandelten Riemen zu empfehlen. Hintergrund: Der unerfahrene Privatkunde soll lediglich über die Möglichkeit einer leichten Bügelung des Grats verfügen. Das macht Sinn, denn der ordentliche Abzug war 1938 noch bezahlte Serviceleistung des Fachhandels.
Möglicherweise ist dieser Zusammenhang der Grund für die unterschiedlichen und sich widersprechenden Empfehlungen des heutigen traditionellen Fachhandels, und damit Auslöser der Verunsicherung bei Messerrasuranfängern etwas falsch zu machen, an die ich mich bei mir noch sehr gut erinnere, und von der ich heute immer noch nicht ganz frei bin.   

Senser

Zitat von: Lord Vader am 09. Dezember 2008, 23:16:20
jo danke senser. ja, die miller-riemen sollen schon sehr gut sein. ich bin mit meinem xxl-juchtenriemen aber auch ganz zufrieden. von daher wird mir dieser luxus wohl verwährt bleiben  :'(
Also der XXL Juchtenriemen ist teurer als der (die) Riemen die ich bei Toni Miller gekauft habe. Ich finde Preis Leistung bei diesem Riemen unschlagbar.

@ Bartmann
Dass der Herr Schmidt den unbehandelten als weniger abrassiv bezeichnet als den Fettriemen, kann ich nicht nachvollziehen.
Gruß SEnser

bartmann

#25
Also, er schreibt es indirekt.

Ich zitiere mal:
" Hat der Kunde reichlich Übung im Streichen,dann kann ihm ein durchfetteter Riemen bessere Erfolge bringen ; ich sage kann! Auch glatte Riemen lassen sich mit einer guten Adhäsionscreme "zugkräftig" machen."
Zitat Ende.

Kann ich daraus schließen das ein Werkstattriemen von Haus aus zugkräftiger ist als der beschriebene Kundenriemen mit seiner glatten Lederoberfläche? 
Wenn das so ist, und der Werkstattriemen unbehandelt ähnlich funktioniert wie ein glatter Kundenriemen mit Fett, muß der Grund hierfür im Unterschied der Oberflächenbeschaffenheit und Zurichtung des Leders zu suchen sein.

@ Senser: wie rau/glatt im Sinne von offen/geschlossenporig war die Lederoberfläche deines Werkstattriemens im Vergleich zu Hängeriemen Deutschland, Hängeriemen Miller ?

Hier eine andere Stelle des Textes im Original:
" Und nun der Streichriemen. Hier gibt es einen schönen Vergleich zwischen ihm und einer Lederhose unserer Bergsteiger.
Sie ist erst "zünftig" wenn sie glänzt wie eine Speckschwarte. Ein gut eingearbeiteter Streichriemen muß von ähnlicher Güte sein. Er muß metallisch dunkel glänzen wie eine Schwarte und weich, nein windelweich wie eine Seppelhose sein. Solche Riemen hat man nach meist monatelanger Einarbeit und Pflege sich selbst "gezüchtet". Auch Hanfriemen lassen sich "glänzend" zubereiten und erzeugen, richtig eingearbeitet, einen hervorragenden Schnitt." Zitat Ende.

Auf welche Art und Weise diese Zubereitung stattfindet, ob z.B. Fettung und Metallabrieb oder nur Metallabrieb diesen Zustand erzeugen wird nicht näher beschrieben. Sicher ist, das es sich um einen Werkstattriemen handelt.

Senser

Der Werkstattriemen ist in der Oberfläche kaum anders als der Juchtenriemen. Vielleicht ist der Juchtenriemen insgesamt etwas feiner und geschmeidiger., aber wirklich nur minimal.
Dagegen ist der gefettete Miller Riemen tatsächlich glatt und hat inzwischen auch die von Herrn Schmidt beschriebene  Patina. In deinem Zitat finde ich zum ersten Mal eine brauchbare Begründung für das Fetten des Leders. "...einer guten Adhäsionscreme "zugkräftig" machen." Die Klinge wird tatsächlich irgendwie an den Riemen angesaugt und hat somit besseren Kontakt.
Die Hanfseite benutze ich wie gesagt fast gar nicht und die "Zurichtung" derselben weiß ich auch nichts.
Gruß Senser

bartmann

Zitat von: Senser am 11. Dezember 2008, 22:56:16
Der Werkstattriemen ist in der Oberfläche kaum anders als der Juchtenriemen. Vielleicht ist der Juchtenriemen insgesamt etwas feiner und geschmeidiger., aber wirklich nur minimal.
Dagegen ist der gefettete Miller Riemen tatsächlich glatt...
Aha, das macht Sinn. Es gibt ja die Schleifregel hart auf weich und weich auf hart. Ich habe einen Werkstattriemen auf einem Photo gesehen und die Oberfläche wirkte eher samtig und nicht so wie bei meinem Standardjuchten. 
Die Hanfseite meines Cordovans ist unbehandelt und vom Streichen mittelgrau. Die Lederseite habe ich vor einiger Zeit mit Vaseline und Hilfe einer Flamme durchgefettet. Seither erscheint er mir wirkungsvoller.


kretzsche

Ich habe einen normalen Harry-Glattlederriemen auch mit Olivenöl gefettet, bzw. geölt. Seit dem bin ich auch der Meinung, er hat einfach mehr "Grip" . Außerdem ist es sehr viel geschmeidiger geworden und paßt sich besser den kleinen "Fehlhaltungen" beim abziehen an.

Uwe

H. Herdick

Ich habe diesen Tread angefangen, weil ich in China kein einziger Lederriemen gesehen habe. Der Onkel meiner Frau ist ein Friseur, sowie auch seine Frau. Sie haben 2 Friseurladen in die Stadt Ruian. Meine Frau - sie hat damals bei die Familie gewohnt, behauptet, er war damals schon ein Schärf-Profi - Friseure aus der Gegend kamen bei ihm um ihre Rasiermesser schärfen zu lassen. Meine Frau hat das sehr oft mit eigener Augen gesehen (ich habe das hier schon irgendwo erwähnt - die Küchenmesser sind so scharf, damit könnte man sich glatt rasieren  :o ). Meine Frau hat gezeigt, wie er die Messer schärfte (the Chinese way): einfach hin und her auf die Steine. Weil ich nach langjährige erfahrung weiss, dass die Aussagen meiner Frau immer Kopf und Fuss haben, habe ich das so auch versucht. Vor allem wenn Ausbrüche in die Schneide sind. Und es klappt wunderbar - auf alle Steine.

Der Onkel hat nur einen Leinenriemen im Geschäft hängen. Ich habe gesehen wie er das Rasiermesser abgezogen hat: ratsch-ratsch und fertig.

Ich bin kein Schärf- oder Lederprofi - einige Messer habe ich sehr, sehr scharf bekommen und ich glaube noch kein eiziges Messer ist mir stumpf durchs ledern geworden. Es gibt auch Messer wo ich probleme mit das Schärfen habe.

Ich habe einen Tony Miller latigo Riemen mit einer Leinenseite. Demnächst bekomme ich auch von Tony Miller einen Cordovanriemen.

Aber immer öfter benutze ich die Leinenseite. Ob es was extra bringt, darüber bin ich mir noch nicht im klaren. Ich werde mal ein Messer nur auf die Leinenseite ledern. Mal sehen, ob das etwas bringt. Gefühlsmässig würde ich sagen, das Leder muss sanft sein, aber das Messer ist nicht auch Fleisch und Blut, sondern aus zähes Stahl.


Der Rasierladen, wo seine Frau arbeitet. Die haben uns ein wunderbares Essen bereitet, die wir in dem Laden genossen haben.


Die Rasiermesser, die seine Frau benutz. Ich habe gesehen, wie er das Messer mit dem schwarzen heft, auf den Leinen abgezogen hat. Die breite: 3", wie mein Latigo-Riemen



Hier sind sie zusammen zu sehen mit ihre Tochter Pan Pan.

Schönen Gruss,
Hermann

--------O rijkdom van het onvoltooide.--------