Schäden an DE-Hobelkopfplatten und Möglichkeiten für eine Reparatur

Begonnen von Standlinie, 14. Dezember 2018, 23:49:45

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Standlinie

Schäden an DE-Hobelkopfplatten und Möglichkeiten für eine Reparatur


Kurzfassung dieses Reparaturberichtes
Bei vielen alten und gebrauchten Rasierhobeln und auch bei einzelnen NOS-Rasierhobeln der Marke Rotbart-Mond-Extra sind die Gewindezapfen der Hobelkopfplatten beschädigt. Der Schaden zeigt sich in der Regel daran, dass die Gewinde entweder zu viel Spiel haben oder aber ihrer Funktion gar nicht mehr gerecht werden können, da der Gewindezapfen kein Gewinde mehr aufweist oder sogar vollständig abgerissen ist. Als Folge kann dieser Rasierhobel nicht mehr für die tägliche Nassrasur genutzt werden und fristet sein Dasein allenfalls noch in einer Sammelvitrine.

In diesem Reparaturbericht werden vier Varianten für die Reparatur dieser beschädigten Gewindezapfen von Hobelkopfplatten vorgestellt und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile aufgeführt. Die einfachste und am wenigsten aufwendige Reparatur bildet der Austausch der schadhaften Kopfplatte gegen ein passendes Neuteil oder eine passende gebrauchte Kopfplatte.
Der beschädigte oder fehlende Gewindezapfen der Kopfplatte kann aber auch durch einen neuen Gewindezapfen aus Edelstahl ersetzt und so repariert werden, wobei die Kopfplatte mit der neuen Gewindeschraube durch ein Gelenk verbunden wird. Diese Reparaturvariante orientiert sich an der Gelenkvorlage des Kabrand-Schrägschnitthobels.
Bei den übrigbleibenden beiden Reparaturvarianten ist der technische Aufwand für ihre Umsetzung sehr hoch und erfordert den Einsatz einer Drehbank. Damit bilden diese Reparaturvarianten eine Randerscheinung, die zwar jede für sich zeigt, was technisch möglich ist, aber auch nur von sehr wenigen Personen umgesetzt werden kann.


Schäden und deren Ursachen an DE-Hobelkopfplatten
Wer sich für die Nassrasur mit Rasierhobeln interessiert, findet auf dem realen und virtuellen Rasierhobelmarkt ein vielfältiges Angebot vor. Es können in Bezug auf die Art des Rasierhobels nahezu alle Wünsche bedient werden und hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich bei dem Objekt der Begierde um ein neues oder um ein bereits gebrauchtes oder um ein einfach uraltes Schätzchen handelt.
Wer Rasierhobel sammelt, sucht diese in der Regel auf Trödelmärkten, Hallenflohmärkten und in der elektronischen Bucht oder erhält auch schon einmal Hobelexemplare aus dem näheren Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis. Und man wird fündig, wenn man weiß, was man will und wenn man auch bereit ist, auf die entsprechende Gelegenheit zu warten. Aber nicht immer erwirbt man dann auch ein funktionsfähiges Rasurgerät.

Dieser Reparaturbericht behandelt ausschließlich zwei- oder dreiteilige Rasierhobel, die bereits über viele Jahre genutzt wurden und weiterhin Rasierhobel in einem gewissen NOS-Zustand, also unbenutzte und nahezu neuwertige Rasierhobel wie zum Beispiel den Rotbart-Mond-Extra. Bei den in diesem Text behandelten Rasierhobeln möchte ich auf Schäden und deren Ursachen eingehen, die an der Kopfplatte dieser Hobel aufgetreten sind beziehungsweise noch auftreten können. Auf an der Außenfläche der Kopfplatten entstandene Schäden an der ursprünglichen Oberflächenbeschichtung gehe ich nicht weiter ein, da sie in der Regel durch natürliche Abnutzungsprozesse infolge eines jahrelangen Gebrauchs entstanden sind.
Alle hier beschriebenen Schadensbilder habe ich als langjähriger Sammler von DE-Rasierhobeln regelmäßig vorgefunden und bei meinen eigenen Hobeln teilweise auch selber instand gesetzt. Die beiden nachfolgenden Bilder zeigen typische Beispiele von Schäden an alten Hobelkopfplatten.




Abbildung 1:  Typische Schadensbilder an alten Hobelkopfplatten.




Abbildung 2:  Typische Schadensbilder an alten Hobelkopfplatten.


Auf dem Bild 1 sind diverse Hobelkopfplatten zu sehen. Im Uhrzeigersinn und von links unten beginnend sind sie folgenden Rasierhobeln zuzuordnen:
   - Hobelkopfplatte aus Zinkdruckguss, Globusmann, mit abgerissenem Gewindezapfen,
   - Hobelkopfplatte aus Bakelit, Sonnal, mit abgenutzten Gewindezapfen (konisch zulaufendes Gewindeende),
   - Hobelkopfplatte aus Messing, Rotbart, mit ausgeleiertem Gewindezapfen (Hobelgriff wackelt beim Zuschrauben),
   - Hobelkopfplatte aus Zinkdruckguss, Kabrand-Schrägschnitthobel, mit ausgerissenem Gelenk,
   - Hobelkopfplatte aus Zinkdruckguss, Kabrand-Schrägschnitthobel, mit abgerissenem Gelenk,
   - Hobelkopfplatte aus Zinkdruckguss, Rotbart, der Gewindezapfen dieses NOS-Hobels zeigt bereits erste Auflösungserscheinungen.

Auf dem Bild 2 liegen die Hobelkopfplatten etwas anders ausgerichtet, um die beispielhaften Schadensbilder noch deutlicher erkennen zu können.

Den sichtbaren Schadensbildern an den verschiedenen Hobelkopfplatten lassen sich auch Ursachen zuordnen, durch die der Schaden erst entstehen konnte. Denn die über viele Jahre und Jahrzehnte praktizierte Nassrasur hat zwangsweise Gebrauchsspuren hinterlassen. Hierbei sollten wir uns vergegenwärtigen, dass ein Rasierhobel in der Vergangenheit ein Gebrauchsgegenstand des alltäglichen Lebens gewesen ist, der in der Vergangenheit oft keine oder nur eine minimale Pflege erfahren hat. Es ist sicherlich nicht abwegig zu unterstellen, dass viele ,,Gebrauchshobel" so behandelt wurden, als wären es reine ,,Verbrauchshobel". Wir als Mitglieder dieses Nassrasurforums räumen heute im Gegensatz zu früher unseren Rasierhobeln bei unserem Rasurritual oder durch unsere Sammelleidenschaft einen ganz anderen Stellenwert ein, denn wir betrachten die alten Rasurgerätschaften sehr oft eher als erhaltenswerte Kunst- oder Kultobjekte. Wir verehren sie und wir sammeln unsere Rasierhobel und das dazugehörige Zubehör, weil wir das einfach schön finden und weil in uns allen ein gewisser Jäger von unbekannten Schätzen steckt. Ungeachtet dessen sind diese alten Rasierhobel in einem gewissen Sinn auch kulturhistorische Zeitzeugen einer Rasurkultur, die sich über viele Jahrzehnte entwickelt hat, wobei diese Entwicklung heute noch anhält.

An alten Rasierhobeln, an alten aber immer noch in einem gewissen unbenutzten Neuzustand befindlichen Rasierhobeln, den so genannten NOS-Hobeln, an neuen und auch an noch neuwertigen Rasierhobeln können bereits Schäden entstanden sein, ohne dass diese bereits auffällig geworden sind. Bei Hobeln, die beispielsweise jahrelang ohne Schmiermittel in einer Schublade liegen oder bei Rasierhobeln, bei denen einzelne Hobelkomponenten aus nicht zueinander passenden Werkstoffen bestehen (z.B. Zinkdruckguss und Aluminium beim Rotbart-Mond-Extra), sorgen unentdeckte Korrosionseinflüsse dafür, dass sich die Materialgefüge der Gewindezapfen bei den Hobelkopfplatten verändern. Die Gewinde setzen sich dann sehr oft fest, so dass sie dann nur noch mit viel Kraft aufgeschraubt werden können. Nicht selten schert dann der Gewindezapfen der Hobelkopfplatte einfach ab. Derartige Erscheinungen habe ich zum Beispiel sehr häufig bei nahezu neuwertigen Rotbarthobeln angetroffen. In diesem Forum wurden solche Tatsachen deshalb auch schon öfters erwähnt.

In der nachfolgenden Tabelle habe ich allen mir bisher bekannten Schadensbildern an Hobelkopfplatten plausible Schadensursachen gegenübergestellt, da sie für die Bildung des sichtbaren Schadens verantwortlich waren bzw. sein können.




Tabelle 1:  Schadensbilder an Hobelkopfplatten und ihnen zuzuordnende Schadensursachen.


Die obige Tabelle interpretiere ich für mich so, dass ich der Entscheidungsträger dafür bin, dass meine Rasierhobel selbst nach einem jahrelangen Eigengebrauch ihre Gebrauchsfähigkeit nicht verlieren sondern beibehalten werden. Der von mir dafür zu leistende Aufwand ist relativ gering und beschränkt sich auf folgende Punkte:
? regelmäßige Pflege meines Rasierhobels; der Hobel wird nach jeder Rasur abgetrocknet und gereinigt,
? der Gewindezapfen meines Hobels wird von Zeit zu Zeit gefettet; etwas Vaseline reicht dafür schon aus,
? der Hobelgriff wird nur mit minimalem Kraftaufwand zugeschraubt; so wird das Gewinde der Kopfplatte geschont.


Reparaturvarianten
Sollte die Kopfplatte (m)eines Rasierhobel beschädigt sein mit der Folge, dass der Hobel nicht mehr oder nicht mehr richtig für die tägliche Rasur genutzt werden kann, ist dies in jedem Fall einen Versuch wert, den Schaden an diesem Hobel selber zu beheben, soweit das möglich ist. Für die Beseitigung der aufgetretenen Schäden nach Art der in der Tabelle 1 aufgeführten Kopfplattenschäden gibt es mehrere Reparaturlösungen. Die einzelnen Reparaturvarianten werden von mir im folgenden Text näher vorgestellt.


1. Reparaturvariante:  Austausch der Kopfplatte
Die einfachste und deshalb auch empfehlenswerteste Reparaturvariante besteht aus einem einfachen Austausch der beschädigten Platte gegen eine unbeschädigte Austauschplatte. Die Austauschplatte kann ein Neuteil sein, sie kann aber auch ein Gebrauchtteil sein von einem anderen Gebrauchshobel, den man sich beispielsweise auf dem Flohmarkt besorgt hat. Ein Gewindeschaden muss deshalb nicht dazu führen, dass mein geliebter Rasierhobel sein Dasein nur noch in der Vitrine fristen darf. Die einzigen Voraussetzungen für den Austausch bilden übereinstimmende Passungen des Gewindezapfens und der beiden äußeren Zentrierzapfen, eine übereinstimmende Gewindesteigung, ein möglichst dem Original nahekommendes Aussehen der Austauschkopfplatte (eine Kopfplatte in vergoldeter Ausführung sollte eben nicht gegen eine verchromte Ersatzplatte ausgetauscht werden) und möglichst identische Abmessungen zwischen der Original- und der Austauschkopfplatte. Sollte das Gewinde der Austauschkopfplatte nicht mit dem Innengewinde des Hobelgriffes übereinstimmen, müsste dieses gegebenenfalls nachgeschnitten werden. Ein gängiges Gewinde ist zum Beispiel das Gewinde M5.

Neue Rasurköpfe und Kopfplatten werden zum Beispiel von folgenden Herstellern angeboten:
? Fa. Mühle (www.muehle-shaving.com),
? Ikon-Shave-Craft (www.ikonrazors.com).

In der elektronischen Bucht (ebay.de/.fr/.co.uk/.com) werden auch viele preiswerte Rasierhobel angeboten, die als Ersatzteilspender dienen können. Chinesische Online-Verkaufsplattformen bieten ebenfalls eine Vielzahl preiswerter Hobelalternativen an, die sich ebenfalls als Ersatzteilträger nutzen lassen. Und gebrauchte Hobel lassen sich nicht nur in der elektronischen Bucht sondern auch auf vielen Floh- und Trödelmärkten finden.

Vorteil dieser Reparaturvariante
Die Auswahl an Ersatzkopfplatten ist groß. Der Aufwand für den Austausch ist gering und auch von jedermann durchführbar.

Nachteil dieser Reparaturvariante
Die Austauschkopfplatte kann im Vergleich zur Originalplatte farbliche Abweichungen aufweisen, da sie zum Beispiel weniger abgenutzt worden ist und daher einen anderen Oberflächenglanz oder eine andere Oberflächenmattigkeit aufweist.


2. Reparaturvariante:  Anschrauben einer nachgefertigten neuen Gewindestange
Diese Reparaturvariante geht auf einen Herstellungsprozess bei der französischen Rasierhobelmarke Gibbs zurück. Beim Gibbs-Reglable No. 15 wird – wie in der Abbildung 3 am Beispiel eines No. 15-Hobels gezeigt – eine spezielle Gewindeschraube in den kurzen Gewindeaufnahmezapfen der Kopfplatte geschraubt. Diese Herstellungsweise erfolgte bei den No. 15-Varianten, deren Einzelteile entweder aus dem Werkstoff Messing oder aus Aluminium gefertigt wurden. Diese Art der Herstellung erfolgte allerdings nicht bei allen Gibbs-Reglables, so dass dies die Vermutung zulässt, dass Rationalisierungsgründe beim Herstellungsprozess zu dieser speziellen Verschraubung der Gewindeschraube mit der Kopfplatte geführt haben.




Abbildung 3:  Kopfplatte mit dazugehöriger Gewindeschraube eines Gibbs-Reglable No. 15 (in Aluminiumausführung) und darunterliegende Gewindeschraube für einen Rotbart-Mond-Extra-Rasierhobel.


Diese Reparaturvariante nach der Gibbs-Vorlage habe ich einmal für die Reparatur eines Rotbart-Mond-Extra-Hobels angewendet. Dieser Rotbarthobel befand sich noch im NOS-Zustand und war bis dahin auch noch nie genutzt worden. Allerdings hatte sich über die jahrelange ungenutzte Lagerung das Gewinde der Kopfplatte mit der Griffstange des Hobels unlösbar festgesetzt und scherte beim Aufschrauben des Hobels einfach ab. In den Abbildungen 4 und 5 ist das entstandene Schadensbild sehr deutlich zu sehen.

Wieso konnte der Gewindezapfen bei diesem NOS-Hobel überhaupt abreißen? Aus meiner Sicht kommen für den Rotbarthobel nur zwei Gründe dafür infrage, durch die der Schaden entstanden sein kann. Erstens, die unterschiedliche Werkstoffkombination, denn der Gewindezapfen der Kopfplatte besteht aus Zinkdruckguss, die Gewindestange des Hobelgriffes dagegen aus Aluminium. Diese unterschiedlichen Werkstoffe werden sehr wahrscheinlich in ihrer Kombination nicht optimal aufeinander abgestimmt gewesen sein. Sie konnten deshalb über viele Jahre eine feste Verbindung eingehen, da beide Werkstoffe aufeinander und miteinander reagiert haben. Dies könnte zum Beispiel dadurch möglich geworden sein, dass beide Einzelkomponenten nach ihrer industriellen Fertigung nicht ausreichend von Produktionsrückständen gereinigt worden waren. Diese Produktionsrückstände könnten dann die spätere Werkstoffreaktion ausgelöst haben.

Betrachten wir jetzt noch einmal genauer die beschädigte Kopfplatte in den beiden Abbildungen 4 und 5 mit dem abgescherten Gewindezapfen und vergleichen diesen Schaden mit der danebenliegenden unbeschädigten Kopfplatte. Der Gewindezapfen der unbeschädigten Kopfplatte zeigt eine Besonderheit, eine auffällige farbliche Veränderung im unteren Bereich des Gewindes. Die unteren Gewindegänge sind auffallend dunkel verfärbt, was im Normalfall erst nach mehrmaligem Auf- und Zuschrauben entstehen dürfte. Tatsächlich war aber auch dieser Rotbarthobel noch jungfräulich und kam frisch aus seiner Transportschachtel. Der Hobel befand sich also im NOS-Zustand, eine Rasur war mit ihm noch nicht erfolgt. Die auffällige dunkle Verfärbung lässt deshalb aus meiner Sicht den Schluss zu, dass auch schon bei diesem Rasierhobel irgendeine (vielleicht chemische) Reaktion der unterschiedlichen Werkstoffe begonnen hat. Das Gewinde habe ich danach prophylaktisch eingefettet, um den unmittelbaren Materialkontakt im Gewindebereich zu minimieren.

Meine These einer nicht aufeinander abgestimmten Werkstoffkombination wird zum Beispiel durch heute noch erwerbbare alte Merkur-Hobel im NOS-Zustand gestützt. Bei diesen alten und ebenfalls über viele Jahre eingelagerten Hobeln lässt sich der Hobelgriff ohne eine Einschränkung abschrauben, denn alle Hobelkomponenten bestehen aus demselben Grundwerkstoff, beim Merkur-Hobel Zinkdruckguss. Die Kopfgewinde befinden sich selbst nach vielen Jahren immer noch im Neuzustand! Und die Gewindegänge sind trocken, sie wurden vorher noch nie geschmiert.

Zweitens, eine Abscherung ist bei alten Rasierhobeln durchaus möglich, wenn das Gewinde vor dem Zusammenschrauben nicht geschmiert wird. Öle und Fette bilden eine gewisse Trennschicht, so dass ein untrennbares Festsetzen des Gewindezapfens in der Gewindeschraube generell unterbunden wird. Dies ist bei meinen Rasierhobeln auch der Grund dafür, dass ich den Gewindebereich eines Hobels grundsätzlich immer einschmiere. Flüssige oder zähflüssige Vaseline haben sich bei mir über viele Jahre bestens bewährt.

Für die Reparatur der Kopfplatte des Rotbart-Mond-Extra-Hobels habe ich eine spezielle Gewindeschraube aus Messing angefertigt, die in den nach dem Gewindeabriss verbliebenen Reststumpf aus Zinkdruckguss eingeschraubt werden sollte. In der Abbildung 3 ist diese Gewindeschraube ebenfalls zu sehen. Für die technische Umsetzung dieser Reparaturvariante wurden an der Kopfplatte folgende Arbeitsschritte erforderlich:
? der in der Kopfplatte verbliebene zentrische Restzapfen musste aufgebohrt werden,
? in den Restzapfen sollte nach dem Aufbohren ein Gewinde M2 geschnitten werden,
? falls der Zinkdruckgusswerkstoff zu weich sein sollte, sollte auf das Gewinde verzichtet und der neue Gewindestift einfach in die Kopfplatte eingeklebt werden,
? dazu sollte ein spezieller Gewindestift mit den Gewinden M2 und M5 angefertigt werden; M2 entfällt beim Einkleben.




Abbildung 4:  Schadhafte Kopfplatte eines Rotbart-Mond-Extra-Hobels (NOS-Zustand) und eine darunterliegende intakte zweite Kopfplatte (ebenfalls im NOS-Zustand).




Abbildung 5:  Vergleich einer schadhaften und einer intakten Kopfplatte eines Rotbart-Mond-Extra-Hobels; die beschädigte Kopfplatte soll durch eine neue Gewindeschraube instandgesetzt werden.


Für die Umsetzung der eben genannten Arbeitsschritte ist eine Drehbank erforderlich. Mit ihrer Hilfe wird nicht nur die für die Reparatur erforderliche Bohrung in den Restzapfen der Kopfplatte gebohrt, sondern auch der neue Gewindestift angefertigt und die Gewinde M2 und M5 aufgeschnitten. Letztendlich habe ich diese Reparaturvariante aber nicht erfolgreich zum Abschluss bringen können, da der zu weiche Zinkdruckgusswerkstoff des Rotbart-Mond-Extra-Hobels schon die exakte Anfertigung der Bohrung im verbliebenen Restzapfen vereitelte. Die anfangs noch zentrisch geführte Bohrung schmierte nach nur zwei Millimeter Bohrweg weg und der feine 1,5 mm Bohrer wurde nach außen abgelenkt. Die Bohrung war damit nicht mehr zentrisch und zudem noch an der Oberseite oval ausgelaufen. Damit stand dann auch fest, dass sich diese Reparaturvariante (verschraubte oder verklebte Gewindestange in der Kopfplatte) nicht für Rotbarthobel eignet, da sie aus relativ weichem Zinkdruckgussmaterial bestehen. Für Rasierhobel aus dem wesentlich härteren Werkstoff Messing oder Aluminium könnte diese Reparaturalternative dagegen durchaus zu dem gewünschten Erfolg führen.

Vorteil dieser Reparaturvariante
Die Originalkopfplatte kann weiterhin genutzt werden.

Nachteil dieser Reparaturvariante
Der Aufwand für die technische Umsetzung der Reparatur ist hoch. Der Einsatz einer Drehbank ist hierbei unumgänglich. Diese Reparaturvariante eignet sich nur für Hobelkopfplatten aus einem härteren Grundwerkstoff wie Messing oder Aluminium.


3. Reparaturvariante:  Ersatz des alten Gewindezapfens durch eine nachgefertigte Kopfschraube
Diese Reparaturvariante habe ich ebenfalls für einen Rotbart-Mond-Extra-Rasierhobel genutzt. Für die Reparatur wird die beschädigte Hobelkopfplatte vom verbliebenen und zusätzlich noch eingekürzten Gewindestumpf aus bis durch die Kopfplatte mit einem 3,5 mm Bohrer durchbohrt. In diese durchgängige Bohrung wird dann von der Kopfseite aus ein Gewinde M4 geschnitten und eine Edelstahlschraube M4 mit Senkkopf eingesetzt und zusätzlich mit Sekundenkleber oder UHU-Endfest 300 verklebt. Das eingeschnittene Gewinde und die zusätzliche Verklebung verankern die neue Gewindestange in der Kopfplatte. Der Senkkopf sorgt außerdem dafür, dass bei einem sehr festen Zudrehen der Griffschraube die neu eingesetzte Gewindestange nicht mehr aus dem Gewinde der aus relativ weichem Zinkdruckguss bestehenden Kopfplatte gezogen werden kann.

Die folgenden beiden Abbildungen 6 und 7 zeigen, wie einfach sich eine abgebrochene Gewindestange eigentlich ersetzen lässt, wenn man über die hierfür erforderlichen Werkzeugmaschinen verfügt.




Abbildung 6:  Nebeneinander liegende Kopfplatten des Rotbart-Mond-Extra-Hobels; links im intakten Zustand und rechts die instandgesetzte Kopfplatte mit der neuen Gewindestange.




Abbildung 7:  Ansicht einer unbeschädigten (links) und einer reparierten Kopfplatte (rechts).




Abbildung 8:  Aussehen der instandgesetzten Kopfplatte (vorne) und der intakten Kopfplatte (hinten).


In den Abbildungen 6, 7 und 8 ist die Reparaturstelle sehr gut zu erkennen. Eine neue Gewindeschraube aus Edelstahl ist in den alten Gewindestumpf eingesetzt und mit diesem verschraubt und verklebt und sie ersetzt jetzt das fehlende Gewindestück der zuvor schadhaften Hobelkopfplatte. Die Reparatur hinterlässt zwar einen kleinen optischen Schönheitsfehler, aber der reparierte Rasierhobel kann wieder für anstehende Rasuren eingesetzt werden.

Vorteil dieser Reparaturvariante
Die Originalkopfplatte kann weiterhin genutzt werden.

Nachteil dieser Reparaturvariante
Der Aufwand für die technische Umsetzung der Reparatur ist im Vergleich zur Reparaturvariante 2 etwas geringer, erfordert aber nach wie vor den Einsatz einer Drehbank. Die Originalkopfplatte bleibt dabei erhalten, aber die Spuren der Reparatur werden äußerlich sichtbar sein.


4. Reparaturvariante:  Montage einer nachgefertigten Kopfschraube an den bestehenden Gewindestumpf der alten Kopfplatte über eines Gelenk
Ist das Gewinde einer Hobelkopfplatte abgeschert (siehe hierzu in der Abbildung 5 die rechte Kopfplatte) oder hat sich das Gewinde über die langjährige regelmäßige Nutzung einfach nur abgenutzt, (erkennbar an einem beim Zuschrauben wackelnden Griff) kann man für diese Kopfplatte einen neuen Gewindezapfen anfertigen und diesen mit den bestehenden Resten der ursprünglichen Kopfplatte verbinden. Auf diese Idee brachte mich die Reparatur eines französischen Schrägschnitthobels von Kabrand, dessen Gewindezapfen ausgebrochen war. Die folgenden beiden Abbildungen 9 und 10 zeigen den Kabrand-Hobel und seine Einzelteile.




Abbildung 9:  Ansicht des Kabrand-Hobels mit schräggestelltem Hobelkopf.




Abbildung 10:  Die Einzelteile des Kabrand-Schrägschnitthobels; die Kopfplatte ist mit einem Gelenk ausgestattet.


Gegenüber vielen bekannten herkömmlichen Schrägschnitthobeln, deren Kopfplatten mit einem starren Gewindezapfen ausgestattet sind, unterscheidet sich der Kabrand-Schrägschnitthobel von den anderen schrägen Rasierhobeln durch seinen beweglichen Gewindezapfen. Die Beweglichkeit wird durch ein Gelenk ermöglicht. Die Abbildung 11 zeigt den technischen Aufbau dieses Gelenkes im Detail.




Abbildung 11:  Ansicht des Gelenkes in der Kopfplatte des Kabrand-Schrägschnitthobels.


Bei der Kabrand-Kopfplatte ist der Gewindestumpf mit einem Längsschlitz versehen, in den eine beidseitig abgeflachte Gewindeschraube eingepasst wurde. Verbunden werden beide Einzelteile mit einem Splint oder einer kleinen Schraube und das Gelenk ist fertig. Und diese Konstruktion bildete dann auch die Grundidee für die vierte Reparaturvariante, zumal sich so defekte oder fehlende Gewindezapfen von unterschiedlicher Länge reparieren lassen. Die Abbildung 12 zeigt die einzelnen Schritte des Reparaturablaufs.




Abbildung 12:  Ansicht der Reparaturabfolge, von links nach rechts ablaufend.


In der Abbildung 12 sind links zwei Kopfplatten des Kabrand-Schrägschnitthobels zu sehen. Bei der linken verchromten Kopfplatte ist das Gelenk im Bereich des Verbindungssplintes ausgerissen. Dieser Schaden kann entstehen, wenn man den Hobelgriff sehr oft zu fest aufschraubt. Bei der rechten ursprünglich vergoldeten Kopfplatte ist das gesamte Gelenk direkt am Aufnahmezapfen abgerissen. Auch hier dürfte der Hobelgriff sehr wahrscheinlich zu fest angeschraubt worden sein. Und diese mechanische Belastung (Überlastung) hat dann bei beiden Kopfplatten mit der Zeit unweigerlich zu einem Ermüdungsbruch geführt, zumal Zinkdruckguss von seinen Werkstoffeigenschaften her als spröde und nicht als elastisch einzustufen ist.

In der Mitte der Abbildung 12 liegt die Kopfplatte eines gebrauchten Ersatzhobels aus Zinkdruckguss. Diese Kopfplatte hat einen Gewindezapfen, den ich allerdings von oben eingesägt und so geschlitzt habe. Dieser Schlitz dient zur Aufnahme der späteren Gewinde- oder Gelenkschraube.

Für die Anfertigung der Gewindeschraube verwende ich Edelstahlschrauben M5. Sie sind korrosionsbeständig, also rostunempfindlich und in jedem Baumarkt erhältlich. Natürlich können auch Messingschrauben verwendet werden, allerdings haftet ihnen der entscheidende Nachteil an, dass die Gewindeoberfläche nicht versiegelt ist und so unter dem Einfluss von Feuchtigkeit mit der Zeit korrodieren kann.

Nach dem Absägen des ursprünglichen Schraubenkopfes (hier ein Inbuskopf) wird das eine Ende der Schraube mit der Feile von zwei Seiten (direkt gegenüberliegend) so weit abgeflacht, dass die Schraube ohne größeren Widerstand in den Schlitz der Ersatzkopfplatte gesteckt werden kann. Dann muss man nur noch den geschlitzten Zapfen mit der in diesem Zapfen steckenden neuen Gewindeschraube durchbohren (Bohrungsdurchmesser 1,5 – 2 mm), in diese Bohrung einen Splint oder eine Schraube einsetzen und schon ist das Gelenk fertig. An diese mittels Gelenk verlängerte Gewindeschraube kann nun wieder ein Hobelgriff geschraubt werden. Sollte das ursprüngliche Gewinde des Hobelgriffes ein anderes Gewinde aufweisen als das M5-Gewinde des neuen Gewindezapfens, muss es mit einem passenden Gewindeschneideisen M5 nachgeschnitten und so angepasst werden. In der Abbildung 12 ist rechts außen die angefertigte Ersatzkopfplatte zu sehen.

Der Aufwand für diese Reparaturvariante ist überschaubar. Es werden für die Umsetzung nur wenige Werkzeuge benötigt wie ein Schraubstock, eine Metallsäge, Metallfeilen, eine Bohrmaschine, passende Bohrer und ein Gewindeschneideisen M5, gegebenenfalls noch ein Gewindeschneider M2 für die kleine Verbindungsschraube im Gelenk.

Vorteil dieser Reparaturvariante
Die Originalkopfplatte kann in den meisten Fällen weiter genutzt werden. Der Aufwand für die technische Umsetzung der Reparatur ist überschaubar und kann auch von weniger geübten Personen durchgeführt werden.

Nachteil dieser Reparaturvariante
Sollte die ursprüngliche originale Kopfplatte durch eine Austauschkopfplatte ersetzt werden, wird die Austauschkopfplatte meist optisch (etwas) anders aussehen wegen der vom Original abweichenden Oberflächenbeschichtung. Gegebenenfalls muss auch noch das Gewinde des Hobelgriffes mit einem Gewinde M5 versehen werden.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

DeSchulz

Wie man mit soviel Hingabe und Liebe zum Detail schreiben kann. Einfach klasse lieber Peter!
Gruß aus der Pfalz

Mav 71

Respekt lieber Rasurkollege.
Sehr umfangreiche und präzise Informationen.
dh:
Früher ein ungeliebtes Muß,heute ein Genuß.

Onkel Hannes

Ich denke, das verdient es, oben angepinnt zu werden. Ein exzellenter Artikel - wie immer halt!  ;D Danke!
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Grosser

Ein typischer Standlinie-Beitrag. Respekt! :o dh:
Da hoffe ich nur, dass dieser nicht irgendwann in den Tiefen des Forums bzw. in der Versenkung verschwindet, wie man so schön sagt.
Zum Glück habe ich derartige Schadensbilder an meinen Hobeln noch nicht erlebt, aber jetzt weiß ich zumindest, dass und wie man vieles wieder reparieren könnte. Ob ich die Fähigkeiten zur selbigen besäße...bleibt abzuwarten ;-)
Viele Grüße, Christoph

Onkel Hannes

Zitat von: Grosser am 15. Dezember 2018, 07:53:36
Da hoffe ich nur, dass dieser nicht irgendwann in den Tiefen des Forums bzw. in der Versenkung verschwindet, wie man so schön sagt.

Eben um das zu vermeiden:
Zitat von: Onkel Hannes am 15. Dezember 2018, 07:48:16
Ich denke, das verdient es, oben angepinnt zu werden.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

alvaro


Perikles


Ocrana

Zitat von: Onkel Hannes am 15. Dezember 2018, 07:48:16
Ich denke, das verdient es, oben angepinnt zu werden. Ein exzellenter Artikel - wie immer halt!  ;D Danke!

+1!

Asinnir

Wahnsinn. Für diese Hingabe der Hobelreparatur kann man sich einfach nur verbeugen.
Top dh: dh:.
Mit freundlichen Grüßen
 Asinnir

Lu-Ku

Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Imhotep79

TOLLE SACHE! Jetzt wär's noch spitze, wenn man fehlende Zähne bei Zahnkammhobel reparieren könnte.

Standlinie

Zitat von: Imhotep79 am 18. Dezember 2018, 09:50:20
TOLLE SACHE! Jetzt wär's noch spitze, wenn man fehlende Zähne bei Zahnkammhobel reparieren könnte.

Wenn Zähne abgebrochen sind, werden es in der Regel die Eckzähne sein. Das passiert schon mal, wenn der Hobel aus den feuchten Fingern flutscht und ganz unglücklich auf die Badezimmerfliesen fällt.
Bei abgebrochenen Zähnen aus Messing könnte man diese unter Umständen wieder anlöten. Bakelit liesse sich mit Sekundenkleber kleben. Das wird auch halten, sofern dieser Zahn nicht auf Biegung belastet wird.
Bei Zähnen aus Zinkdruckguss oder Kunststoff lohnt sich meiner Meinung nach keine Reparatur. Löten geht nicht und beim Kleben ist der Erfolg fragwürdig, da die sehr kleinen Klebeverbindungen keine Belastungen aufnehmen können. Ein erneuter Bruch wäre nur noch eine Frage der Zeit. Besser und viel einfacher wäre es, nach einer neuen oder gebrauchten Grundplatte zu suchen. Bei zweiteiligen Rasierhobeln bleibt nur noch ein Platz für die Vitrine.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.