Was verstehen wir unter Restaurierung?

Begonnen von Standlinie, 23. November 2013, 10:36:27

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Standlinie

Seit Jahrhunderten wird aus verschiedenartigen Gründen rasiert. Die Rasur zählt heute zu einem wichtigen und nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil unserer ,,Körperpflege", sei es aus ästhetischen Gründen (morgentliche Rasur), aus medizinischen Gründen (vor Operationen) oder aus sonstigen Gründen (Sport, Mode, usw.). Deshalb haben sich in der Vergangenheit und in der Gegenwart viele verschiedene Hersteller mit der komplexen Thematik einer nachhaltigen Bartstoppelentfernung beschäftigt und entsprechende Rasurgeräte entwickelt und vertrieben. Die bekanntesten Rasurgeräte sind das Rasiermesser, der Single-Edge-Hobel (SE-Hobel) und der Double-Edge-Hobel (DE-Hobel).
Die Rasur und die hierfür verwendeten Instrumentarien sind ein zeitgenössisches Erscheinungsbild unserer Gesellschaft und zu Zeugnissen dieser geschichtlichen Entwicklung geworden und zählen daher zu einem nicht unwichtigen aber in der Regel von den meisten Menschen wenig beachteten Teil unserer Kultur. Insofern spricht eigentlich nichts dagegen, alle mit dem Thema Rasur zusammenhängenden Dinge als ein für unsere Gesellschaft wichtiges Kulturgut zu bezeichnen, auch wenn sie selbst keinem erhaltungswürdigen Baudenkmal entsprechen. Und Kulturgüter können, dürfen und sollen geschützt und erhalten werden, nicht nur für und von Museen sondern auch für und von Anhängern und Befürwortern der traditionellen Nassrasur. Ein Hilfsmittel dazu ist die ,,Restauration".

Was verbirgt sich hinter dem Begriff ,,Restauration"? Ganz allgemein ist es der Zweck einer jeden Restaurierung, ein restaurierungswürdiges Objekt – in unserem Fall zum Beispiel ein beschädigter oder funktionsunfähiger Hobel oder das ihm im weiteren Sinne zuzuordnende Zubehör (Rasierklingenbehälter, Transportbox, Rasierklingenschärfer, usw.) – instand zu setzen, es zu konservieren oder durch geeignete Maßnahmen in seiner Substanz zu erhalten. In allen Fällen wird der Erhaltungszustand verbessert. Darunter fallen zum Beispiel

=> Maßnahmen, die der reinen Erhaltung dienen:
        - Pflege- und Schutzmaßnahmen eines Hobels vor Beschädigungen und Verfall.
=> Maßnahmen, die der Konservierung dienen:
        - dies sind meist äußerlich nicht sichtbare Maßnahmen, die einen beschädigten Hobel stabilisieren, ohne seine ursprüngliche Substanz
          zu verändern.
=> Restaurierende Maßnahmen:
        - instand setzende und konservierende Maßnahmen einschließlich der Ergänzung fehlender Teile, die einen früheren Hobelzustand
          wiederherstellen.
=> Reparaturmaßnahmen:
        - Anpassung und Instandsetzung ohne Rücksicht auf die ursprüngliche Substanz mit dem vorrangigen Ziel, den Hobel funktionsfähig
           zu erhalten.

Ein vollständiger Neu- oder Nachbau eines Hobels fällt nicht unter das Thema Restauration und stellt somit einen Sonderfall dar.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Frank OZ

Deiner Nomenklatur folgend würde ein in Rhodium gebadeter Fat Boy als eine Reparatur durchgehen, während ich in so einem Fall eher von einer Restaurierung sprechen würde, wobei es sich allerdings um eine ,,konservierende Maßnahme" handelt, die nichts mit dem ursprünglichen Zustand des Hobels zu tun hat.

Aber vielleicht gehört das auch in einen anderen Faden, in dem es um den Erhalt des möglichst originalen Zustands eines Geräts dreht.

Gruß, Frank

Rockabillyhelge

@Frank Oz: Da muss ich dir leider widersprechen, die Neubschichtung ist eine rein optische Aufarbeitung des Hobels und dient in diesem Falle nicht der Restaurierung oder Reparatur sondern einer reinen Renovierung - sprich, aus alt mach neu, während eine Restauration den Erhalt und nicht die Erneuerung (soweit möglich) anstrebt.
Worauf du hinaus willst ist eine Renovierung, da hast du recht, das bräuchte wenn einen eigenen Strang, da es dort um die Widerherstellung des Originalzustandes geht, Restauration dient wie gesagt dem Erhalt und ggf. der Wiedernutzbarmachung (merke, auch mit Fatboy der seine Beschichtung vollends verloren hat kann man sich solange er technisch einwandfrei ist problemlos rasieren).
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Sparschäler reloaded

Eine Restaurierung beinhaltet für mich immer auch die Wiederherstellung der Funktion.

Rockabillyhelge

Soweit dies möglich ist stimme ich Dir uneingeschränkt zu, den Maßstab "immer" würde ich jedoch nicht setzen, in diesem Fall könnte sich z.B. die Wiederherstellung der Landshut (die ja nicht mehr flugfähig sein wird) nicht Restaurierung nennen. Denke ich an Messer fällt mir da ein Kami ein, etwas über 200 Jahre alt mit Rostlöchern die ein Schleifen unmöglich machen, dennoch ists restauriert. Am Ende immer eine Frage des Einzelfalls.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Sparschäler reloaded

#5
Zitat von: Rockabillyhelge am 19. Juni 2018, 21:38:46
Denke ich an Messer fällt mir da ein Kami ein, etwas über 200 Jahre alt mit Rostlöchern die ein Schleifen unmöglich machen, dennoch ists restauriert.

Da würde ich dann keinen Finger für rühren. Mich interessiert immer nur, ob ich es nachher benutzen kann. Deswegen beinhaltet für mich eine Restaurierung immer auch die Wiederherstellung der Funktion.

Wenn ihr wüsstet, was ich aus diesem Grund schon auf Flohmärkten liegen lassen habe, dann würde ich wohl geteert und gefedert.

Rockabillyhelge

Hehe, gerade unter dem Aspekt des viel zu klein geschriebenen Satzes verstehe ich was du meinst und muss mich auch als Liegenlasser in den Fällen outen, klar will man auch nutzen was man kauft (genanntes Kamisori ist da auch eine Ausnahme bei mir).
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Standlinie

Wenn ich einen Hobel restauriere, ziele ich darauf ab, die ursprüngliche Funktion wiederherzustellen. Ich möchte mich nach dem erfolgreichen Abschluss aller erforderlichen Arbeiten ja wieder mit diesem Hobel rasieren können. Der Hobel soll wieder arbeiten und nicht als äußerlich aufgehübschtes aber sonst unbrauchbares Schönchen in der Vitrine sein Gnadenbrot erhalten.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.