Die Trockenrasur

Begonnen von Pinky, 26. Juni 2018, 09:39:38

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Pinky

Guten Morgen zusammen,

ich weiß, viele werden das Nachstehende nicht im Ansatz teilen wollen und werden mich teeren, federn und aus dem Forum jagen wollen...Nichts desto trotz: Ich möchte heute mal eine Lanze für die Trockenrasur brechen. Warum?

Seit ich auch nur ansatzweise so was wie Bartwuchs bekommen hatte, habe ich mich nass rasiert, von Anfang an. Erst einmal die Woche, später dann, als der Wuchs dichter wurde, alle zwei bis drei Tage und spätestens beim Militär jeden Tag.

Und mit der täglichen Nassrasur traten dann auch Probleme auf, die ich bis dato nicht zufriedenstellend in den Griff bekommen habe. Rötungen, Blutpunkte, eingewachsene Barthaare am Hals. Ganz egal, wie ich Hardware und Software kombiniert habe, egal ob vor oder nach der Dusche, ob mit Pre oder ohne......nach drei Tagen Nassrasur war meine Haut durch und somit Zwangspause angesagt.

Da ich aber im Büro arbeite und da ein Drei-Tage-Bart jetzt nicht unbedingt sooooo gerne gesehen ist und ich Drei-Tage-Bärte an mir auch nicht mag, musste ich mir was ausdenken und so habe ich mich der Trockenrasur mal zugewandt.

Ich habe mir in einem Elektrofachmarkt den Grundig XACT 5 für nicht ganz EUR 30,00 geholt (für den Anfang völlig ausreichend), mich im Netz etwas informiert und mal losgelegt. Die ersten zwei Rasuren gingen komplett in Hose :-[. Rötungen ohne Ende und ausgerissene Haare. Verzweiflung wollte sich schon einstellen...

Dann habe ich im Netz gelesen, man soll sich vor der Rasur die zu rasierende Fläche ganz leicht mit Babypuder bestreichen, damit der Scherkopf besser gleitet. Gelesen, getan und....Bombenrasur!!!!!

Glatt, keine Rötungen, kein Glänzen im Gesicht, kein ausgerissenen oder schlimmer, eingewachsene Barthaare....astrein!!!

Ich mach das jetzt seit 2 Monaten täglich und bin echt begeistert!!! ;D

Ich kann mich jeden Tag rasieren, ich spare Zeit (nicht mordsmäßig viel, aber man spart halt) und meine Gesichtshaut sah schon lange nicht mehr so gesund und reizfrei aus.

Gut, zugegeben, die Trockenrasur ist nicht soooo nachhaltig, ich bekomme also schneller einen Bartschatten, aber ehrlich gesagt, ist mir das ziemlich egal, wenn ich mich dafür jeden Tag rasieren kann und somit "vernünftig ausschau". Ausserdem kann ich mir auch gut vorstellen, dass die Rasurqualität noch besser ausfällt, wenn ich mir einen Trockenrasierer von den Profis Braun hole, Grundig ist ja jetzt nicht gerade für seine Innovationen auf dem Gebiert der Trockenrasur bekannt.

Ob ich der Nassrasur komplett und für immer den Rücken kehre, kann und will ich noch gar nicht sagen.

Aber aktuell treibt mich da nichts mehr hin, eine gesunde und reizfreie Haut ist mir wichtiger als eine baby-popo-glatte Rasur, die den ganzen Tag nachhält.

Gerade für alle, die so eine empfindliche Gesichtshaut haben wie ich, ist es eine Überlegung wert, mal über die Trockenrasur nachzudenken.

Schöne Grüße

Pinky

herzi

Es gäbe auch anderen Puder wenn Dir der Geruch nicht gefallen sollte. Z.B. den Pinaud. Wenn Du etwas Frische dazuhaben willst kann ich Dir den Borotalco empfehlen. Riecht zwar auch etwas wie Babypuder, hat aber leicht Menthol drin. Und letztendlich gibt es auch spezielle Pudersticks für die Elektrorasur.
Gruß,
Stefan

Standlinie

Eine erfolgreiche und zufriedenstellende Nassrasur hängt von verschiedenen Faktoren ab, die ich hier einmal stichwortmäßig aufführen möchte:

1.  die Dicke und Härte der Bartstoppeln,
2.  die eigentliche Bartwuchsrichtung,
3.  die Empfindlichkeit der Gesichtshaut,
4.  die Rasurvorbereitung
          - Konsistenz des aufgeschlagenen Rasierschaumes,
          - Einwirkungszeit des Schaumes auf die Bartstoppeln (sollen ja eingeweicht werden),
5.  Rasierhobel,
6.  Rasierklinge,
7.  Rasurwinkel und Andruck des Hobels auf die Gesichtshaut,
8.  sauberes Handtuch zum Abtupfen / Abtrocknen der Gesichtshaut,
9.  Aftershave / Aftershave Balm,
10. unter Zeitdruck zu rasieren ist eher weniger produktiv.

Generell ist eine Nassrasur unter Zeitdruck nicht empfehlenswert. Ist das morgentliche Zeitfenster zu knapp bemessen, empfehle ich, die eigentliche Rasur am Vorabend unmittelbar vor dem Zubettgehen auszuführen. Das ist viel entspannender und hautschonender und die Herzallerliebste wird es bestimmt auch erfreuen, wenn danach ein wohlriechender Mensch neben ihr liegt.
Der Platz vor dem Rasierspiegel sollte übrigens gut ausgeleuchtet sein. Bei dämmrigen oder sogar schon dunklen Verhältnissen kann man(n) sich viel schlechter rasieren. Und das wollen wir ja nicht.
Dicke und harte Bartstoppeln benötigen manchmal schon eine umsichtige Vorbereitung, bevor die eigentliche Rasur starten kann. Ist die Gesichtshaut generell sehr empfindlich, empfiehlt sich bei dicken und harten Bartstoppeln, nicht vor der Rasur zu duschen sondern erst nachher.
Bei dicken und harten Bartstoppeln können diese vor dem Einschäumen mit einem milden Öl, z.B. Rasieröl, eingerieben werden. Danach erst erfolgt der Schaumauftrag.
Ein guter und für die Rasur geeigneter Rasierschaum hat die Konsistenz von Schlagsahne. Damit schäume ich gut ein und lasse den Schaum bei dicken und harten Bartstoppeln 3 Minuten einweichen. Möglicherweise kann die Dauer auch auf vier Minuten erweitert werden. Das muss man aber ganz individuell für sich feststellen.
Die Bartwuchsrichtung muss bekannt sein. Der erste Rasurdurchgang erfolgt mit der Bartwuchsrichtung oder mit dem Strich. Hierdurch wird die Gesichtshaut geschont. Wer dagegen gleich gegen die Wuchsrichtung rasiert, darf sich nicht darüber wundern, dass die Gesichtshaut überstrapaziert wird. Der zweite Rasurduchgang erfolgt dann quer zur Wuchsrichtung und in Abhängigkeit von den rauhen Oberflächen kann danach noch ein dritter Durchgang erfolgen, hier dann gegen die Bartwuchsrichtung oder einfach diagonal dazu. Diese Abfolge gilt es einzuüben.
Den Rasierhobel zieht man ohne Andruck über die zu rasierenden Flächen. Der Rasurwinkel beträgt etwa 30 Grad. Das ist der Winkel, den der Hobelgriff beim Anheben in etwas erreicht.
Anfangs empfehle ich als Rasierhobel einen eher sanfteren Hobel (Mühle 89 z.B. oder Merkur 25 / 33). Ein Mühle R41 oder ein Torsionshobel können für die Rasur möglicherweise weniger geeignet sein, da sie wesentlich zupackender rasieren. Aber mit ein wenig Übung sind sie auch sehr gute Rasurgeräte.
Die Rasierklinge übt einen wesentlichen Einfluss auf die erfolgreiche Nassrasur aus. Viele Klingen rasieren gut oder sogar noch besser, aber es gibt auch viele Rasierklingen, mit denen ich nicht klarkomme. Hier im Forum gibt es einen Fachthread zur "Kleinen Klingenkunde", der mir helfen kann, dass ich mich für eine für mich geeignete Rasierklinge entscheide. Danach muss man durch praktische Selbstversuche feststellen, welche Rasierklinge zu mir passt.
Nach der Rasur trocknet man sich mit einem sauberen Handtuch ab. Die rasierte Gesichtshaut befindet sich ja in einem gewissen gereizten Zustand und reagiert deshalb sehr empfindlich auf Keime, die durch schmutzige Hände und mehrfach gebrauchte Handtücher übertragen werden. Das Einhalten einer gewisser Hygiene ist hier sehr ratsam.
Nach der Rasur ist die Gesichtshaut sehr empfindlich. Ein jetzt aufgetragenes Aftershave kann dann gegebenenfalls schon heftig brennen. Ein Aftershave-Balm brennt wesentlich weniger und ist deshalb empfehlenswerter. Aber mit zunehmenden Rasurerfahrung weiß man(n) schon recht schnell, wann ein Balm gegenüber dem Aftershave vorzuziehen ist.

Und zum Schluß möchte ich darauf hinweisen, das eine erfolgreiche und schonende Nassrasur von der Erfahrung abhängt. Rasurabläufe wollen eingeübt werden. Das braucht halt seine Zeit.

Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Pinky

@herzi:
Besten Dank für den Hinweis, aber das Puder soll bei mir nur als "Gleitmittel" fungieren. Nach der Rasur wasche ich die Reste komplett ab, die Puderreste verstopfen sonst ganz schnell die Poren bei mir.

Nach der Rasur trag ich dann ein After-Shave auf.


Perikles

Lieber Pinky,

warum nicht Trockenrasur? Ich habe da rein gar nichts dagegen, außer, dass sie meinem Perfektionsanspruch nicht entgegenkommt. Ich möchte es nämlich auch gefühlt gegen den Strich glatt und keinen Bartschatten nach kurzer Zeit!

Aber wenn Du trocken besser verträgst, umso besser. Dann ist das Deine Methode!

Eines gebe ich nur zu bedenken. Puder enthält Talcum und damit lungengängige Fasern, die Lungen- und Bauchfell-Krebs verursachen können, wenn eingeatmet. Informiere Dich vielleicht mal dazu. Möglicherweise kannst Du ein "unbedenklicheres" trocken-Preshave finden.

Alles Gute!
Periklés

Siegfried Sodbrenner

Zitat von: Standlinie am 26. Juni 2018, 12:03:29
Eine erfolgreiche und zufriedenstellende Nassrasur hängt von verschiedenen Faktoren ab, die ich hier einmal stichwortmäßig aufführen möchte:

Ein schöner Aufsatz, Thema leider völlig verfehlt - hier geht es doch um die Trockenrasur.
:-\

Mein Tip hierzu: Das gute CHH Tobacco Pre Shave - riecht noch besser als das After Shave!
dh:



Wem Puder zu giftig ist, der nimmt stattdessen Kartoffel- oder Maisstärke (Maizena), aber keinesfalls auf feuchter Haut anwenden.
Spalten statt versöhnen:
Pro Bono - Contra Malum

Burlador

Verfehlt hat er das Thema nicht: Es könnte ja sein, dass irgendeiner dieser Faktoren unterschätzt wurde und genau deswegen die Nassrasur nicht wunschgemäß verlaufen ist. Letztendlich ist es aber wichtig, dass Pinky (s)eine Lösung gefunden hat (siehe Punkt 3 von Standlinie).

Übrigens: Standlinies Text hätte es verdient, im Anfängerbereich angepinnt zu werden.
"Er läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt..." (Büchner, Woyzeck)

947

Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Glut.

kriklkrakl

Zitat von: Perikles am 26. Juni 2018, 16:48:13Eines gebe ich nur zu bedenken. Puder enthält Talcum und damit lungengängige Fasern, die Lungen- und Bauchfell-Krebs verursachen können, wenn eingeatmet. Informiere Dich vielleicht mal dazu. Möglicherweise kannst Du ein "unbedenklicheres" trocken-Preshave finden.
Alles Gute!
Periklés

So hätte ich auch gedacht, die Feinstäube sind grundsätzlich bedenklich, wenn man das Puder täglich einatmet.
Evtl. eignet sich ein (Rasier-)Öl oder ASB als Puderergänzung, also man löst etwas Puder darin auf.

Kein Staub, keine Staublunge.

Und das Öl oder ASB wäre dann 'stumpf', was bei Elektrorasuren gut passen müsste.
"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,..
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Faust I,Mephistopheles

Observer

Zitat von: kriklkrakl am 27. Juni 2018, 05:58:05
Evtl. eignet sich ein (Rasier-)Öl oder ASB als Puderergänzung, also man löst etwas Puder darin auf.

Kein Staub, keine Staublunge.

Und das Öl oder ASB wäre dann 'stumpf', was bei Elektrorasuren gut passen müsste.

Ich bin ja jetzt sicher nicht der Experte für Trockenrasur, aber nach meinem Verständnis ist doch die Zielsetzung der verschiedenen Preshaves (sei es jetzt alkoholbasiert oder Puder) bei der Trockenrasur, die Haut möglichst trocken und entfettet zu bekommen (man korrigiere mich, wenn ich mich irre!).
Da ist es doch absolut kontraproduktiv, sich mit Puder versetztes ASB oder Öl ins Gesicht zu schmieren. Der Rasierer müsste sich ja durch diese Pampe pflügen und vermutlich würde man damit ja auch noch den Scherkopf zu betoniere.

Für "danach" kann ich mir wiederum gut vorstellen, daß ein ASB oder sogar Öl sinnvoll sein könnte, um die Haut wieder mit Fett zu versorgen.

Perikles

Ich weiß nicht, ob es das blaue Tüff noch gibt ? Dieses ist für vor der Trockenrasur gedacht und enthält etwas Iso-Prop-Alk, der die Haut gut austrocknet und entfettet.

Pinky

Hallo zusammen,

das Thema "Talkum verursacht Krebs" hatte ich auch schon früher irgendwo mal gelesen, ich glaub, sogar hier in unserem Forum ("Wer nutzt Körperpuder")?

Hierzu habe ich den nachstehenden Artikel gefunden:

https://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Jenaer-Experte-klaert-auf-Kein-Zusammenhang-zwischen-Talkum-und-Krebs-763558882

Ich halte auch immer kräftig die Luft an, bevor ich den Puder auftrage :laugh:, ausserdem trage ich den wirklich nur hauchdünn auf und behaupte, ihr würdet das bei mir morgens im Gesicht gar nicht erkennen, dass ich gerade Puder aufgetragen habe.

Vorher wurde die Pre-Shave Lotion von Hattrik probiert, aber da war mir der Gleiteffekt nicht gut genug, im Gegenteil, irgendwie hat die Lotion gefühlt den Scherkopf sogar gebremst. Das CHH Tobacco-Pre Shave habe ich hingegen noch nicht ausprobiert.

Ohne After-Shave geht die Trockenrasur bei mir auch nicht. Man merkt durchaus auf der Haut, dass man sich gerade rasiert hat.
Nur blüht die Haut bei mir eben nicht mehr auf, wie zuvor nach Hobel oder Messer

Ein Öl als Grundlage kann ich mir bei dem verwendeten Rasierer nicht vorstellen. Wie schon geschrieben, dass Teil gehört nicht zu den Hochleistungsrasieren. Ich denke, mir würde der Kopf verschlotzen und das würde eine anschließende Reinigung äußerst schwierig machen. Einfach nach der Rasur abspülen ist dann nicht mehr möglich.

Bei einem der neuen Braun-Rasierer, die auch diese Selbstreinigungsstationen haben, kann das vielleicht durchaus funktionieren. ich bin aber derzeit noch nicht bereit 100 EUR aufwärts für so ein Gerät auszugeben.

Perikles

Ich würde mir trotzdem keinen Puderstaub ins Gesicht schmieren, und wenn es nur wenig wäre  ;D Mein Urgroßvater war Bäcker und ist an einer Mehllunge gestorben. Meine Großmutter war in der Rüstung tätig (gezwungenermaßen) und bekam Lungenkrebs, ohne geraucht zu haben. Ich kannte Raucher, die Lungenkrebs bekamen. Ich wäre mit so etwas jedenfalls vorsichtig und traue da auch keinem Prof der Pneumologie, zumal ich weiß, wie sehr "medizinische" Studien von Industrie-Interessen beeinflusst sein können! (Siehe Studien zu Tabak aus den 80ern, die einfach mal gekauft waren!) Meiner Meinung nach ist auf jeden Fall was dran! Und wenn ich dann an den Diesel-"Skandal" denke, da werde ich mir jedenfalls nicht freiwillig Puder ins Gesicht tun!! Aber jeder wie er mag  :angel:

Rockabillyhelge

Bei Puder denke ich unweigerlich an eines meiner Messer aus dem 18.Jh., bezeichnenderweise ein Französisches ->duckundweg o)
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Matthias R.L.

Nun ja, Pinky will sich nach den guten Anfangserfahrungen ja einen "richtigen" E-Rasierer zulegen.
Meines Wissens können die in den oberen Preislagen heute alle auch nass, also bräuchte er dann trotz Trockenrasur auf den Schaum nicht verzichten und das Puder hat sich erledigt ;)
Ich hatte vor meinem Umstieg auf Nassrasur übrigens sehr gute Erfahrungen (bzgl. Gründlichkeit und Hautschonung) damit gemacht, dass ich vor der Rasur mit dem Braun mein Gesicht mit Rasurgel eingeschäumt hatte, einwirken liess, abgewaschen und getrocknet hatte.
Damit war die Haut für die Trockenrasur sehr gut vorbeitet, ging besser als mit Preshave, das ich vorher hatte.
Gruss aus dem Hunsrück, Matthias