Historische Quelle zu gelbgrünen und dunkelblauen Thüringern

Begonnen von doorsch, 05. April 2018, 00:25:37

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doorsch

Hallo Zusammen ich sitze mittlerweile mal wieder seit Tagen am Sichten von historischen Zeitungen, Büchern und Online Quellen und bin die letzte Woche über die "Neue Züricher Friseur Zeitung" gestoßen die wohl ca. ab 1890 - ca. 1940 existiert hat. Die Inhalte könnt ihr auf dem Archiv selbst recherchieren, übrigens eine außerordentlich umfangreiche Quelle. Gebt einfach Begriffe wie Abziehsteine, Wetzsteine, Barbier, Rasiermesser oder das ein was ihr gerade sucht.

http://anno.onb.ac.at

Also ich bin bei der Recherche auf folgenden Text gestoßen und gebe ihn Auszugweise mal wieder. Mich würde einfach interessieren wie eure Erfahrungen sind in Bezug auf den hier geschilderten Text.

Quelle: http://data.onb.ac.at/ANNO/nwf18921215?query=%22wasserstein%22&ref=anno-search

"Über Abziehsteine"
"Der Grüne Wetzschiefer ist hart und sehr dauerhaft, es gibt unter den hellgrünen besonders den  gelbgrünen Steinen sehr feinkörnige Exemplare, welche ein langes Abziehen mit mehr Druck erfordern als bei den weichen Steinen. Alle grünen Wassersteine werden einen guten Messerabzieher immerhin mehr befriedigen, als die weichen grauen, blaugrauen und dunklen. Solche Messerabzieher, welche immer nur auf weichen Steinen abgezogen haben, werden schwer mit einem harten hellgrünen resp. gelbgrünen Wasserstein fertig. Denn ein weicher Stein wetzt das Messer bei mittelmäßigem Aufdrücken schon in verhältnismäßig kurzer Zeit, dagegen muss man auf einem hellgrünen resp. gelbgrünen Wasserstein wegen seiner dichten feinkörnigen Beschaffenheit längere Zeit energisch aufdrücken um einen Dauerschnitt zu erzielen. Die weichen Steine lassen die Merkmale des sogenannten "Grates" beim Abziehen deutlicher erkennen, so auch das Einsaugen in der feuchten Daumenspitze die feinsten, harten, hellgrünen Steine lassen die Merkmale beim Abziehen in viel feinerem Maße erkennen, darum wird ein unkundiger, wenn geübter Raseur leicht getäuscht werden, wer aber die Eigenschaften der hellgrünen Steine genau kennt, wird immerhin ein hochfein scharfes Messer erzielen, welches länger im Schnitt vorhält als ein auf weichem, gröberen Steinen geschärftes Messer"

Ich hatte mir den Text durchgelesen und habe dann einfach überlegt wie ich das persönlich immer wahrgenommen habe. Klar sind hellgrüne Steine sehr feinkörnig und auch Dichter als Dunkelblaue. Jedoch habe ich die Steine selbst bzw. auch das Abziehen immer als sehr weich und sanft empfunden.

Spiegeln sich denn eure Erfahrungen in diesem Text wieder ?
Arbeitet Ihr mit mehr Druck auf gelbgrünen Steinen als auf dunkelblauen ?

Ich finde es einfach immer sehr interessant wie viel Informationen in alten Quellen versteckt sind und ich wollte euch diese Fundstelle nicht vorenthalten ! Nach dem lesen dann einfach mal den gelbgrünen Thüringer ausgepackt (wenn vorhanden) und die nächste Rasur starten  ;)

Mr. Helix

Dass die grünen schneller schärfer machen kann ich so bestätigen. Ich mag aber die blauen lieber, weil sie sanftere Schneiden machen.

Bei MEINEN Steinen ist es aber so, dass die blauen viel härter sind als die grünen. Die grünen kann man ruck-zuck anreiben, während die blauen sich beharrlich weigern und nur mit Mühe zu Slurry zu überreden sind.

Senser

Davon, dass die grünen schneller sein sollen, kann ich in dem Beitrag nichts lesen. Im Gegenteil. Jedenfalls würde sich das auch mit meiner Erfahrung decken, denn ich glaube, einen grelb/grau/grünen Escher zu besitzen. Und der hat genau die beschriebenen Eigenschaften. Wenn ich auf dem arbeite, wie auf den anderen Steinen, dann könnte ich schieben bis der Arzt kommt, ohnen einen nennswerten Fortschritt zu erziehlen. Erst mit mehr Druck komme ich zum Ziel. Das muß aber bei allen vollhohl geschliffenen Klingen berücksichtiegen und Diese mit einer zusätzlichen lage Tape versehen, weil ja die Durchbiegung bei höherem Druck auch größer ist.
Was ich nicht verstehe, ist diese Aussage: ...so auch das Einsaugen in der feuchten Daumenspitze die feinsten...
Was meint der Autor damit?

Gruß Senser

doorsch

Zitat von: Senser am 06. April 2018, 13:40:59
Davon, dass die grünen schneller sein sollen, kann ich in dem Beitrag nichts lesen. Im Gegenteil. Jedenfalls würde sich das auch mit meiner Erfahrung decken, denn ich glaube, einen grelb/grau/grünen Escher zu besitzen. Und der hat genau die beschriebenen Eigenschaften. Wenn ich auf dem arbeite, wie auf den anderen Steinen, dann könnte ich schieben bis der Arzt kommt, ohnen einen nennswerten Fortschritt zu erziehlen. Erst mit mehr Druck komme ich zum Ziel. Das muß aber bei allen vollhohl geschliffenen Klingen berücksichtiegen und Diese mit einer zusätzlichen lage Tape versehen, weil ja die Durchbiegung bei höherem Druck auch größer ist.
Was ich nicht verstehe, ist diese Aussage: ...so auch das Einsaugen in der feuchten Daumenspitze die feinsten...
Was meint der Autor damit?

Gruß Senser

Nun ích denke das ein Schnitttest gemeint ist, also das gleiten lassen der Klinge in die feuchte Haut. Ein minimales leichtes darüber ziehen, daran kann man die Schärfe der Klinge messen und spürt kleinste Unebenheiten auf der Facette.....aber das kennst du bestimmt Senser, vielleicht nur nicht unter der Definition

Senser

uahhhhh.
Die Klinge mit der Schneide über die feuchte, und somit weiche Haut ziehen? Nööö, nie und nimmer, bin ich Masochist?  :o
Wie auch immer, ich kann die Aussage in dem Text nur bestätigen.
Gruß Senser


Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Sebrazor

Das muss richtig bis auf den Knochen einsaugen in der feuchten Daumenspitze das Messer. Hehe, lustiger Thread  ;D
Also die Grünen können tatsächlich in ihrer Härte variieren. Es gibt einige Hellgrüne die wirklich sehr hart sind. Mein härtester ist aber ein Dunkelblauer, oder eher Schwarzer. Der ist wirklich geschäzt doppelt so hart wie meine Hellen. Naja, die Geschwindigkeit lässt sich meiner Meinung nach nicht so leicht feststellen. Ich denke es sind mehr Poliersteine als Schleifsteine. Welcher poliert schneller, mhh, dazu bräuchte man glaube ein gutes Mikroskop.  

doorsch


BastlWastl

Des macht der Typ mit nem von mir geschärften Küchenmesser nicht ohne einen haufen Blut  o) ..

Grüeß Wastl.

Senser

Mich wundert, wie wenig Feedback zu dem eigentlichen Thema dieses Threads kommt. Sonst wird doch über jeden Kieselstein gefachsimpelt.
Gruß Senser

Manni

Hi, also ich habe einen Gelbgrünen und einen Graugrünen, der Gelbgrüne (großes Bruchstück) ist brachial hart, den mit seinem eigenen Anreiber anzureiben ist echt Arbeit. Dafür ist er aber auch wirklich extremst fein. Der Graugrüne ist gefühlt ein bischen weicher, aber auch nicht viel. Wenn ich bei dem Gelbgrünen nicht mit etwas Druck arbeite passiert nicht viel. Wenn die Klinge schon sehr fein vorbereitet ist und etwas Slurry auf dem Stein ist, saugt die Klinge sehr schön am Stein, ein tolles Feedback, ohne etwas Druck würde das Messer sich dann garnicht bewegen bzw. habe ich das Gefühl, das durch das Ansaugen sowieso Druck auf der Klinge ist. Der Graugrüne ist ein kleiner in ner Holzbox, auf so einem winzling saugt sich wohl nix fest, den nutze ich nur manchmal für den letzten Touch, da arbeite ich ohne Druck.

Gruß Manni

Mr. Helix

So, heute Nachmittag habe ich mal mit einem Testmesser meine Thüringer durchprobiert.

Dabei waren:
1x schwarz
3x grün
2x blau
und 3x "Mischfarben"

Das Ergebnis ist, dass es bei jeder Farbe weiche und harte und feinere und gröbere Steine gibt. Eine direkte Systematik habe ich aber nicht herausfinden können. Auch die Schliffbilder variierten vom Politurgrad teils deutlich. Einmal ist es eher "heiter bis wolkig" der andere Stein eher "hey, wer schaut denn da von der Schneide raus", so spiegelt das.
Die weicheren Steine benötigen meiner Meinung nach weniger Druck und fühlen sich stumpfer an, aber, ob sie generell feiner oder gröber sind, kann ich nicht sagen.

Viele Grüße
Uli