Gillette als Anker der Stabilität? Oder bunkern?

Begonnen von Onkel Hannes, 14. März 2018, 11:01:16

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Onkel Hannes

Ich ordne dieses nahezu etwas philosophische Thema hier ein, weil es sowohl um Systemrasierer als auch DE-Hobel bzw. deren Klingen geht.

Gillette wird wegen seiner Systemrasierer und den Dosenprodukten oft verteufelt, nur die historischen DE-Produkte werden allgemein geschätzt. Andererseits: viele Systeme sind gekommen und wieder vom Markt verschwunden, andere (wie der DE-Hobel) werden nur noch von Drittherstellern (ja, selbst Mühle oder Merkur sind genau genommen Dritthersteller, weil DE-Hobel ursprünglich von Gillette vermarktet wurden) bedient.

Bei Gillette jedoch fällt mir vor allem als Systemnutzer jedoch auf, daß man selbst für alte Systeme, die lange durch Nachfolger ersetzt sind, noch heute die exzellenten Originalklingen kaufen kann. Von Exoten wie Techmatic abgesehen: DE-Hobel (der G I unter den Systemrasierern, genau genommen), G II, Contour, Sensor, Mach 3, Fusion, für alles kann der Verwender neue Gillette-Klingen kaufen, meist sogar irgendwo im Geschäft in der Nähe.

Ist das nicht gerade in einem sich trotz aller Hypes wohl stets rückgängig entwickelnden Markt nicht ein großer Vorteil?

Muß man darum fürchten? Sollte man dennoch selbst Systemklingen bunkern?
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Perikles

Hallo Hannes,
gute Frage, die ich allerdings auch nicht eindeutig beantworten kann, schon gar nicht für andere. Wenn man davon ausgeht, dass Klingen nicht oder nur unwesentlich schlechter werden durch Lagerung, sollte man eigentlich bunkern, denn teurer dürften sie immer irgendwann werden. Ich habe fast keine alten ASP mehr und hätte nie gedacht, dass die mal verhunzt würden, habe entsprechend auch nichts gebunkert, vielleicht sind es ja nur Ausreißer? Jedenfalls ärgere ich mich schon ein wenig.
Mehr noch ärgere ich mich, von Deichmann-Schlappen mit Lederinnensohle für damals 12,90 nicht mehr bunkert zu haben, denn in denen laufe ich gut. Neulich habe ich mir auch gleich 2 identische Paar Hanwag Wanderstiefel gekauft, einfach weil die sind wie für meinen Fuß gemacht.
Ich weiß nicht wirklich, ob sich bunkern lohnt. Von Systemrasierklingen aus dem Aldi habe ich massig gebunkert, ohne dass ich diese groß verwenden würde. Ich weiß es also nicht, kann die Frage nicht beantworten. Mal lohnt es sich, mal wird es einfach nur auf Halde liegen.
Schade wäre, wenn es für die ASP keinen guten Ersatz gäbe! Vor ein paar Jahren noch konnte man gute Gillette Hobelklingen und sogar Rotbart Extra Dünn im Supermarkt kaufen. Da findet sich heute kaum was Vergleichbares mehr. Ebenso der gute Sir Irisch Moos Rasierstick, habe ich auch nicht gebunkert.

Herne

Also ich bin froh, daß ich mir noch einen halbwegs entspannenden Vorrat an Contour-Klingen ohne Schleimstreifen zugelegt habe. Denn blöderweise produziert Gillette genau diese seit längerer Zeit nicht mehr, obwohl wie Hannes ja schreibt das Angebot an alten Klingen ansonsten vorbildlich ist und man selbst vom Vorgänger GII nach wie vor Klingen (sogar ohne Streifen) ganz normal erwerben kann.

Im Gegensatz zu anderen Klingen (Sensor, Mach3, Wilkinson Aquaglide ...) finde ich speziell beim Contour den Gleitstreifen und den Schleim, den er absondert, so eklig, daß es für mich das Aus dieses Systems bedeuten würde, müßte ich mit den 'Plus' Klingen vorlieb nehmen.

Obwohl ich sonst kein Freund von großen Vorräten bin, plädiere ich aus dieser Erfahrung bei Systemklingen zum Bunkern, insbesondere, wenn ihr eine bestimmte Lieblingsklinge habt. Man weiß nie, was sie zwischendurch mal ändern, und wenn es nur eine kleine, aber entscheidende Kleinigkeit ist.

Perikles

Ich hätte auch noch einen Elektroapparat und ein Rasiermesser, falls es gar keine Klingen mehr zu kaufen gibt  :angel: Aber bei den ASP könnt ich mir echt in den ... beißen.  :-X

herzi

Wenn man sich auf was eingeschossen hat dann kann man schon mal bunkern. Vor Allem wenn es sich um kleinere Beträge bei der Anschaffung handelt. Nur haltbar sollten sie halt sein. Bei Schuhen, genauer gesagt bei meinen BW Stiefeln, ging es mir so, dass ich sie jahrelang liegen hatte und dann hielt der Sohlenkleber nicht mehr. Pech gehabt.
Sollen es Systemklingen sein, dann denke ich ist ein bunkern schon sinnvoll. Wie Herne schon sagt kann es genau die Einen eines Tages nicht mehr geben. Bei Hobelklingen seh ich das anders. Die wirds denke ich zu meinen Lebzeiten immer geben. eBay ist voll davon. Marken kommen und gehen, die Form bleibt. Dafür sorgt schon die Nachfrage in anderen Ländern. Nicht überall können sich Menschen Klingen zu 2€ und mehr pro Stück kaufen. In Foren kann man sich zu fast allen Klingen einlesen.
Und wenn es die Astra nicht mehr gibt dann pfeif drauf. Es gibt auch andere Mütter mit schönen Töchtern :D Oder wie unsere Tochter immer sagt:"Bleib locker, Alter." ;D
Gruß,
Stefan

Heresy

Meine Taktik ist bunkern für Lebzeiten und dann ganz entspannt ohne Torschlußpanik rumprobieren.
Aktuell habe ich etwa 3k DE-Klingen im Bestand.
Gruss, Rainer

alvaro

3k? Das dürfte für die nächsten 2 Wochen reichen!  ;D dh:

Heresy

57,7 Jahre bei der momentan durchgeführten Routine von fünf Rasuren pro Woche und fünf Rasuren pro Klinge.
Davon 16 Jahre mit der alten Astra. :P

Notiz: Unbedingt vor meinem 106. Geburtstag neue Klingen bestellen!
Gruss, Rainer

alvaro


Tim Buktu

Wer mich kennt, weiß, dass auch ich ein Bunkerer bin.  ;D
Trotzdem habe ich auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass wenn es ein Produkt nicht mehr gibt, der Ärger in aller Regel verfliegt und Ersatz, in welcher Form auch immer, gefunden wird.

Wichtig scheint mir eher, sich, wenn auch mit Wehmut, doch ohne Ärger an die guten alten, nicht mehr erhältlichen Dinge erinnern zu können und nach guten neuen Produkten zu suchen. Macht doch auch Spaß!   ;)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Asinnir

Zitat von: Heresy am 14. März 2018, 18:18:34
Meine Taktik ist bunkern für Lebzeiten und dann ganz entspannt ohne Torschlußpanik rumprobieren.
Aktuell habe ich etwa 3k DE-Klingen im Bestand.

Das ist ähnlich wie bei mir. Habe mir von meinen 2 Lieblingssorten ca 700 Klingen
gekauft. Reicht bis zu meinem Lebensende. Denn ich weiß nicht, wie lange es gerade
diese Klingen noch gibt. ( GSB und Astra).
Mit freundlichen Grüßen
 Asinnir

Onkel Hannes

Was ist mit den Systemnutzern? Wir sind ja in den meisten Fällen auf das Wohlwollen eines Herstellers angewiesen.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Burlador

Ich würde mich als moderaten Vorsorger einstufen. Kurz bevor z.B. meine Feather DE-Klingen zu Ende sind, werde ich mir wieder eine Hunderter-Packung zulegen. Seit kurzer Zeit dürfen bei mir auch Systemies in der Rotation mitmachen. Habe mir diese Woche einen 20er-Pack Mach-3-Klingen gekauft - wegen des relativ günstigen Preises in einer dm-Filiale. Für den metallischen Contour habe ich bei günstigen Gelegenheiten auch ein wenig vorgesorgt. Vom Begriff "Bunkern" bin ich aber sowohl mentalitätsmäßig als auch was die Zahl der Ersatzklingen betrifft weit entfernt.
"Er läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt..." (Büchner, Woyzeck)

Rockabillyhelge

Ich bunker Techmatic Klingen, die sind zwar nicht mehr aktuell aber wenn sie es wären, täte ich es auch. Sicherlich würde ich mir keinen Vorrat fürs Leben auf Lager legen aber dennoch so viele, dass ich eine möglichst lange Zeit in den Genuss des entsprechenden Systemies kommen würde / könnte,
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Standlinie

Berechnungsmethode zur Bestimmung der Vorrats- oder Depotmenge an Systemrasierklingen

In Abhängigkeit von gewissen persönlichen Vorlieben, neigen Nassrasurliebhaber bisweilen dazu, sich einen Vorrat an bevorzugten oder seltenen Rasierklingen oder Systemrasierklingen zuzulegen. Der Mensch ist halt ein Jäger und Sammler. Allerdings taucht dann auch immer die Frage auf, wie groß dieser Vorrat tatsächlich bemessen werden könnte. Eine alle Vorlieben und Vorstellungen gerecht werdende Antwort auf diese Frage hat es bisher nicht gegeben und wird es zukünftig auch nicht geben, denn dazu sind die persönlichen Neigungen des Nassrasurliebhabers viel zu individuell. Deshalb möchte ich eine Berechnungsmethode als Hilfestellung anbieten, die die Entscheidung über die tatsächliche Bemessung der Vorrats- oder Depotmenge vereinfachen kann.

In die Berechnungsmethode fließen folgende Berechnungsgrößen ein:

- das statistisch durchschnittliche Lebensalter eines Mannes (laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes, 2015, 78 Jahre),
- das tatsächliche Alter des Nassrasurliebhabers,
- mögliche Rasurausfallzeit im Alter infolge einer Krankheit oder sonstiger Umstände,
- die Restnutzungszeit für zukünftige Rasuren,
- die voraussichtliche jährliche Systemrasierernutzung,
- die durchschnittliche Nutzungsdauer einer Systemrasierklinge,
- in einem Jahr kann an 364 Tagen jeweils eine Nassrasur ausgeführt werden.

Einige der oben genannten Berechnungsgrößen lassen sich nicht mit einer konstanten Zahl festlegen, da sie variabel sind. Deshalb muss an dieser Stelle eine Anpassung durch den jeweiligen Nassrasurliebhaber auf seine individuellen Bedingungen erfolgen, um die für ihn zutreffende Vorrats- oder Depotmenge realitätsnah berechnen zu können.

Als mögliche Rasurausfallzeit soll ein Zeitraum von 5 Jahren gelten. Mir liegen hierzu weder genaue Zahlen noch eigene Erfahrungen vor, so dass ich die Rasurausfallzeit einfach fiktiv festgelegt habe. Aufgrund einer Krankheit (z.B. Parkinson, Alzheimerdemenz, u.a.), nachlassender Schaffenskraft oder extremer Faltenbildung am Hals rasiert sich der Nassrasurliebhaber in diesem Zeitraum nicht mehr nass und gegebenenfalls auch nicht mehr selbst. Der frühere Nassrasurliebhaber ist in dieser Zeit möglicherweise sogar auf die Hilfe liebevoll pflegender Menschen angewiesen, die zur Minimierung eines Verletzungsrisikos sehr wahrscheinlich nur noch elektrisch rasieren werden.

An vielen Stellen in diesem Forum berichten Nassrasurliebhaber, dass sie ihre Systemrasierklinge bereits nach 5 Rasuren auswechseln. Andere Nassrasurliebhaber nutzen ihre Klinge aber auch noch öfters bis zum jeweiligen Austausch. Der tatsächliche Nutzungszeitraum muss deshalb vom jeweiligen Nassrasurliebhaber als sein persönlicher Nutzungswert in die Berechnung einfließen.

In der Regel wird sich ein Nassrasurliebhaber nicht nur mit dem Systemrasierer rasieren und für seine Rasuren parallel dazu auch noch einen DE-Rasierhobel, ein Rasiermesser und/oder eine Shavette verwenden. Die tatsächliche Anzahl der innerhalb eines Jahres ausgeführten Systemrasuren legt dann die jährliche Systemrasierernutzung fest. Dieser Wert fließt als Prozentwert in den Rechnungsgang ein. Auch dieser Wert muss vom Nassrasurliebhaber festgelegt werden, entweder auf der Grundlage von bekannten Erfahrungswerten oder aber als Schätzwert.

Mit den eben genannten Vorgaben kommen wir nun zur eigentlichen Berechnung der Vorrats- oder Depotmenge. Dazu setze ich die Angaben eines fiktiven 50-jährigen Nassrasurliebhabers ein.

Restnutzungszeit TRest:     TRest = 78 Jahre – 50 Jahre – 5 Jahre = 23 Jahre

Jährliche Systemrasierernutzung SRNjährlich:
Innerhalb eines Jahres rasiert sich der Nassrasurliebhaber näherungsweise 2 Monate lang mit seinem Systemrasierer.     SRNjählich = 16,7 Prozent

Durchschnittliche Nutzungsdauer NDDurchschnitt einer Systemrasierklinge:     NDDurchschnitt = 5 Rasuren

Anzahl der in einem Jahr verbrauchten Systemrasierklingen Ajährlich:     Ajährlich = 364/5 x 16,7 % = 12,2 oder aufgerundet 13 Systemrasierklingen

Vorrats- oder Depotmenge V:     V = TRest x Ajährlich = 23 x 13 = 299 Systemrasierklingen

Ergebnis
Ein 50-jähriger Nassrasurliebhaber wird sich bis zu seinem voraussichtlichen 78. Lebensjahr noch 23 Jahre lang eigenständig rasieren und in diesem Zeitraum voraussichtlich 299 Systemrasierklingen verbrauchen. Diese Vorratsmenge ergibt sich unter der Annahme, dass der Nassrasurliebhaber seinen Systemrasierer in jedem Jahr lediglich zwei Monate lang vollständig nutzt und jede verwendete Systemrasierklinge nach fünf Rasuren auswechselt.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.