kimeters Nagura Test - Berichte

Begonnen von Shelob, 12. Januar 2018, 15:03:30

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Shelob

Da ich gerne diesen gepinnten Thread: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,16972.0.html "sauber" halten will, habe ich ein neues Thema zu dem unglaublichen Angebot von kimeter erstellt. Sollte dies nicht gewünscht sein, bitte verschieben.

Nachdem meine Werkstatt durch einen Brand unter mir fast 3 Wochen nicht nutzbar war, konnte ich jetzt endlich einmal mit den Naguras herumspielen.

Als Basisstein diente mir immer ein Ozuko in Rasiermessergröße.

Angefangen habe ich Vorgestern mit zwei Messern, welche ich vor ca. einem halben Jahr mittels GBB geschärft hatte. Diese beiden bedurften unbedingt einer Auffrischung.
Den Anfang machte mein Filiarmonika Dobl Temple, welche ich mit dem Nakayama abgezogen habe. Relativ schnell hatte ich ein feines Slurry angerieben und dann kaum den Nagura wieder vom Ozuko runter bekommen, so hatte er sich festgesaugt. Das Schärfen an sich war sehr unspektakulär, ein feines Schleifgefühl, wie man es auch von anderen feinen Natursteinen kennt. Direkt vom Stein konnte ich keinen Haartest machen, aber nach nur wenigen Zügen auf normalem Leder klappte dieser ohne Beanstandung.
Das zweite Messer war mein ERN Gong Razor. Hierfür wählte ich den zweiten Abschlußnagura aus dem Testpaket, einen Shoubudani. Das Schärfen und das Ergebnis waren wie beim Fili voll in Ordnung. Wieder klappte der HHT erst nach wenigen Zügen auf unbehandeltem Leder.

Das ERN durfte sich dann am Folgetag zur morgendlichen Rasur unter Beweis stellen.
Was soll ich sagen, ich bin vollkommen begeistert. Eine wunderbare Kombination aus Schärfe und Sanftheit. Ich mag persönlich die sanfte Schneide eines GBB, bei dem mir aber bisher noch nicht gelungen ist eben auch diese extreme Schärfe herauszuholen. Hier hatte ich jetzt genau so eine Klinge auf der Haut. Scharf wie Gina Wild in ihren besten Jahren und so sanft wie das Schnurren eines jungen Kätzchens. ;D >D

Das Fili durfte heute Morgen dann ran, ebenfalls eine sehr scharfe Klinge mit ein wenig mehr Biss und nicht ganz so sanft. Allerdings kann das auch an der Vorarbeit gelegen haben. Das Messer hatte einige Rasuren mehr auf dem Buckel und war auch eines der ersten welche ich auf dem GBB geschärft habe. Ich denke ich werde es nochmal komplett überarbeiten.

Komplett mit den mir zur Verfügung stehenden Naguras habe ich heute ein Tiger Solingen geschärft.
Die Reihenfolge war: Omura, Amakusa, Aoto rot-braun, Hakka und Nakayama. Obwohl mich im ersten Test der Shoubudani überzeugte, habe ich hier den Nakayama gewählt. Erstens wollte ich schauen wie er sich nach einer Komplettschärfung schlägt und zweitens hatte ich mich vor kurzem mit einem Tückmar Messer rasiert, welches Kollege titanus mit eben diesem Stein vollendet hat. Diese Klinge hatte mich einfach nur überzeugt. Absolute Spitzenklasse was ich da im Gesicht hatte.

Das Gefühl mit den Naguras ein Messer zu schärfen war eine neue Erfahrung für mich. Gerade der Omura und der Amakusa fühlten sich schön samtig an, aber in dieser ,,Grobheit" mir bis dato unbekannt. Gefühlt würde ich sogar den Amakusa gröber einschätzen als den Omura, obwohl er in der Vorstellung als feiner beschrieben wird. Ob man beide zum Facette setzen braucht oder direkt zum Aoto wechseln kann, werde ich bestimmt noch testen.
Das Ergebnis nach dem Nakayama war wie erwartet, HHT nach unbehandeltem Leder ist einfach die Wucht. Ich bin gespannt wie es sich morgen bei der Rasur schlägt. Ich hoffe ich kann vor Vorfreude überhaupt schlafen.  ;)

Als erstes Fazit nach diesen wenigen Versuchen, die Naturjapaner haben mich voll erwischt. Ich werde jetzt die nächsten Tage und Wochen mal in Ruhe weiter damit testen und immer mal hier Bericht erstatten.
Danke an alle die meinen, dann doch länger als erwartet gewordenen, Beitrag gelesen haben. Ich bin auf Feedback gespannt und auch auf Ratschläge zu dem von mir gewähltem Vorgehen.


,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

Shelob

So, konnte es nicht mehr abwarten und habe mich mit dem Messer rasiert. Da ich eh heute Abend seit langem mal wieder schick mit meiner Frau ausgehe, passt das auch.  ;D

Das Messer ist, wie ich es erhofft hatte, der Hammer. Ich glaube das geht wirklich in die Richtung wie ich sie mir bei einem Rasiermesser wünsche.  dh:

Danke Andreas, daß ich diese Erfahrung machen darf. Ich glaube ohne diese Aktion wäre ich noch ewig um Naturjapaner herumgeschlichen.  dh:

,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

kimeter

Vielen Dank für Deinen Bericht, Shelob.  :)
Ein Ozuku ist sehr gut geeignet um die verschiedenen Naguras zu testen. Je nach Zustand der Facette reichen oft die feinen Naguras (Nakayama und Shoubudani) aus um die Schneide ausreichend zu schärfen. Ein "nur" stumpfes Rasiermesser, welches aber eine intakte Facette hat, schärfe ich gerne nur mit einen der beiden Naguras. Zuerst mit relativ viel angeriebenen Schlamm und zum Schluss immer mal wieder Wasser beigeben um den Schlamm zu verdünnen, bis letztlich nur noch mit klaren Wasser geschärft wird.
Wenn noch schneller Material von der Facette weg muss, verwende ich gerne den Takashima-Nagura vor den Nakayama oder Shoubudani. Der Takashima bringt nicht ganz so viel angeriebenen Schlamm auf die Steine, aber doch deutlich mehr wie die feineren Naguras. Der Takashima, sowie der Hakka erzeugen ein homogenes Schliffbild auf der Facette.

Der Amakusa-Nagura ist weicher wie der Omura-Nagura. Die Körnungen liegen vermutlich dicht beieinander. Ich würde den Amakusa wegen seiner weicheren Struktur, aufgrund dessen die Schärfpartikel beim schärfen leichter brechen und damit etwas feiner werden, insgesamt etwas feiner einschätzen wie den Omura. Aber, wie gesagt die Körnungen sind vermutlich ziemlich gleich.

Ich bin gespannt auf weitere Berichte hier in diesem Faden.  dh:

-Andreas

Borsif

#3
Servus,

ich habe schon fast ein schlechtes gewissen, da ich Kimeters Naguras bereits mitte Dezember erhalten habe, aber hier noch keinen Ton von mir gegeben habe.

Jedenfalls: ich habe die Naguras bereits mitte Dezember erhalten, die Steine kamen sehr gut verpackt in einem Päckchen an. Jeder einzelne Nagura ist mit Schutzlack versiegelt, abgerichtet, Kanten abgerundet und mit einem Lackstift auf der Rückseite beschriftet, wirklich traumhafte Steine!

Da die Arbeit in letzter Zeit Hölle ist, habe ich in einer nächtlichen Aktion (Weib und Kind schlafen - da hab ich am meisten Zeit) bis ca 4 Uhr in der früh meine 3 Wacker geschärft. Vorgegangen bin ich wiefolg: NSS0k8; NSS2k, NSS5k, NSS8k, Mejiro slurry auf einem Shoubudani Bankstein und dann eben die Naguras auf verschiedenen Steinen:

Mein Wacker Allround: Mein Shoubudani Bankstein, angerieben mit Kimeters Shobudani
Mein Wacker Savage: Mein Ohzuku Koppa (bräunlich), angerieben mit meinem Ohzuku nagura
Mein Wacker Huntsman: Mein neuer Ohzuku Koppa (bläulich), angerieben mit Kimeters Nakayama

Ich habe von Kimeter den Tipp bekommen die Steine mit den Tomo Naguras immer jeweils nur ganz leicht anzureiben.

Gesagt, getan, jedes Messer noch mit 100 Wechselzügen auf dem Leder abgezogen. Irgendwann waren alle Messer fertig und die Proberasur stand an.

Direkt nach dem Stein habe ich mit keinem Nagura einen Haartest geschafft, nach Handballenabzug ging dieser etwas schleppend und nach 100 Zügen Leder dann etwas besser, jedoch keine Offenbarung.

Also nahm ich das Wacker Allround und war schon ganz gespannt auf die Proberasur! Und dann: erster Zug, zweiter Zug ... hmm ... irgendwie ... rupft, sehr gründlich ist es auch nicht, nochmals probiert und -> aus. Habe das Messer abgewaschen und das Huntsman genommen, mit diesem ließ sich die Rasur beenden, war aber auch noch Luft nach oben. Na gut, da hats was, dachte ich mir.

Eine Woche Besuch aus Japan (in der Arbeit), Weihnachtsfeiertage bei Schwiegereltern und 3 Dienstreisen später wollte ich dann endlich was dagegen unternehmen und ich nahm mir vor meine Banksteine neu abzurichten. Habe diese also auf eine Dienstreise mitgenommen, sowie einen Edding-Stift, Küchenrolle und Schleifpapier von 320 bis 2000 Körnung und habe nach 12h Arbeit, Abendessen und 3 Bier das Badezimmer so richtig eingesaut und alle 3 Steine abgerichtet.

Ich hatte nämlich die Vermutung, dass ich bei meinen Steinen zum Teil auf einer der etwas gröberen Körnungen nicht ganz alle Riefen der vorherigen Körnung entfernt hatte und die Oberfläche zwar sehr glatt war, aber wie kleine Grübchen enthalten hat. In denen haben sich dann eventuell Schleifpartikel der Naguras gesammelt, beim Abwaschen des Steins gingen diese dann aber nicht ganz weg. Als ich mit dem Stein dann auf die nächst feinere Körnung gegangen bin, war diese dann vielleicht noch von den Schleifpartikeln aus diesen Grübchen kontaminiert ... wie auch immer.

Heute habe ich endlich kurz Zeit gefunden mein Wacker Allround neu zu bearbeiten ... zuerst hatte ich vor auf den NSS10k zu gehen und eine solide Basis für den Abschlussnagura (sollte wieder der Shobudani werden) zu schaffen, da aber in Kimeters Packet Naguras in allen Körnungen vorhanden waren und auch Kimeter selbst hier nochmals den Takashima für das pre-finish empfohlen hatte, habe ich diesen vor dem Shobudani verwendet.

Also meinen neu abgerichteten Shobudani-Bankstein raus und mit dem Takashima angerieben. Ein sehr dichter, feiner, bräunlicher Slurry ließ sich innerhalb weniger Sekunden erzeugen. Das Schleifgefühl war sehr angenehm, möchte sagen typisch für Naturjapaner. Relativ rasch war das Schliffbild homogen matt und ich habe auf den Shobudani-Nagura gewechselt. Hier musste ich mit dem Nagura meinen Bankstein eine gefühlte Ewigkeit bearbeitet ohne dass sich ein erkennbarer Slurry gebildet hätte. Messer drauf und - tatsächlich - beim Schieben merkte man, dass das vor dem Messer hergeschobene Wasser leicht milchig trüb war. Laut Kimeter reicht das ja aber schon aus, also habe ich mit diesem Slurry eine weile das messer geschärft bevor ich begonnen habe diesen immer weiter zu verdünnen bis das wasser kaum noch trüb war.

Isolierband ab, Messer abgewaschen und - wie bitte ? Ein Haartest direkt vom Stein, ohne Handballenabzug - garnichts - mit einem *ping* fallen die Haare 0,5 bis 1 cm vom Haltepunkt entfernt über die gesammte Klingenlänge! WOW!

Eine Rasur steht noch aus, aber auch hier werde ich berichten. Eventuell werde ich davor aber noch die anderen beiden Messer neu schärfen.

Hier erstmals einige Impressionen vom Schärfen:

Mein Shobudani Bankstein, der Shobudani-Nagura und der Takashima-Nagura, sowie mein Wacker und ein kleines Kunststofffläschen mit Wasser:


Takashima-Slurry, dieser war in etwa 10 Sekunden angerieben:


Shobudani-Slurry, dieser war in etwa 2 Minuten angerieben (und nein, diese hellen Flecken auf Dem Stein ist nicht der Slurry, sondern die Musterung des Steins :) ):


Hier ist der Shobudani-Slurry :D :


Der Takashima- und Shobudani-Nagura mit getrocknetem Slurry:


Der Shobudani-Bankstein, nachdem dieser schon wieder fast getrocknet war. An den Rändern sieht man ebenfalls etwas slurry:


Mein Shobudani-Bankstein, abgerichtet bis F2000 Nassschleifpapier:


Ich habe mir aus der Arbeit vor einiger Zeit mein USB-Mikroskop ausgeliehen, habe mit diesem dann Aufnahmen von den Facetten gemacht. Die Qualität ist zwar mies, aber man sieht immerhin "etwas". Ich werde auch noch ein Bild mit dem "guten" Mikroskop anfertigen :)

Erste (missglückte) Schärfung (Shobudani auf Shobudani):


Facette nach dem Takashima:


Facette nach dem zweiten Versuch Shobudani auf Shobudani:


So wie es auf dem letzten Bild aussieht, kann man das Ergebnis vielleicht noch verbessern, es kann aber auch sein, dass es einfach etwas täuscht. Ich werde nach der Proberasur überlegen ob ich noch einen Anlauf nehme und diese Schneide nochmals angehe.

Was ich auf jeden Fall bereits jetzt sagen kann ist, dass der Takashima ein weirklich toller Stein zu sein scheint, welcher eine wirklich gute Grundlage für ein Finish bietet.

Ich melde mich wieder, sobald es etwas neues zu berichten gibt, aber habt Geduld mit mir :)

Meine letzten Tage gingen ungefähr so: Mittwoch bis Freitag Dienstreise in Ungarn (Mittwoch bis 0:30; Donnerstag bis 21 Uhr, Freitag bis 18:30 gearbeitet +4,5h Heimfahrt - am Donnerstag habe ich die Steine abgerichtet), am WE war Weib und Kind krank, Montag Kind zur Oma gebracht, bis 20 Uhr gearbeitet, Dienstag Dienstreise nach Stuttgart (5:15 war das Taxi vor der Türe), In Stuttgart auf dem Weg zum Flughafen (Heimflug) fuhr mir ein LKW in den Mietwagen auf -> Polizei, Unfallbericht -> Flug verpasst, war der letzte Flug an diesem Tag, also Hotel suchen, am nächsten Tag heim, Zuhause Lazarett, also Weib und Kind pflegen, nebenher Homeoffice (bis 0:30), Dienstag und Freitag Pflegefreistellung, hier habe ich das Wacker geschärft ...

Nochmals vielen Dank an Kimeter für die Zuverfügungstellung der Steine.

Ich melde mich so bald wie möglich wieder

Liebe Grüße
Borsif

Borsif

Servus,

ich bin hier noch (unter Anderem) einige Bilder schuldig:

Ich habe das Wacker Allround, auf den Shoubudani/Shoubudani geschärft, unter das gute Mikroskop gelegt und einige Bilder gemacht.

Die kleinen Bilder sind jeweils 200fach vergrößert und der einzige Unterschied ist die Beleuchtung der Probe, das große Bild ist 1000fach vergrößert und zusammengesetzt (es wäre eigentlich nur ein ganz kleiner Teil des Bildes scharf, das Mikroskop kann aber mehrere Aufnahmen in verschiedenen Höhen machen und diese zu einem einzigen scharfen Bild zusammensetzen. Ein Nachteil ist, dass dadurch manche Lichtartefakte entstehen können).

Hier also die Facette des Wacker Allround mit Takashima auf dem Shoubudani und im Anschluss Shobudani auf Shoubudani 200x.





Hier also die Facette des Wacker Allround mit Takashima auf dem Shoubudani und im Anschluss Shobudani auf Shoubudani 1000x.



Ich bin gestern auch dazu gekommen die Schärfung meines Huntsman zu wiederholen. Hierzu habe ich mein Ohzuku Asagi mit dem Takashima angerieben (recht dicker Slurry innerhalb von 10 sec ca), das Messer darauf geschärft und den Slurry immer wieder verdünnt.

Im Anschluss habe ich alles abgewaschen (Messer, Stein, mich,  ...) und den Ohzuku Asagi mit dem Nakayama angerieben. Dies hat wieder länger gedauert, aber es gelang mir einen leicht milchigen Slurry anzureiben. Auf diesem habe ich das Messer geschärft und den Slurry immer wieder verdünnt bis ich nur ganz ganz leicht getrübtes Wasser bzw. fast reines Wasser hatte.

Das Ergebnis war ein sehr guter Haartest in ca 1cm Entfernung direkt vom Stein! Anbei einige Impressionen vom Schärfvorgang:

Takashima Slurry auf meinem Ohzuku Asagi, dieser Slurry war in wenigen Sekunden angerieben!



Nakayama Slurry auf meinem Ohzuku Asagi, dieser Slurry war in etwa 2 min angerieben:



Nach einiger Verdünnarbeit folgendes Bild, ich habe des Stein daraufhin auch kurz abgewaschen unr nur mit dem übrigen Slurry vom Nagura und auf dem Messer bis zum Schluss geschärft:



Hier nun die Aufnahmen mit dem Mikroskop:

Wacker Huntsman auf Ohzuku Asagi, angerieben mit Nakayama 200x:





Wacker Huntsman auf Ohzuku Asagi, angerieben mit Nakayama 1000x:



Ich danke Kimeter hier nachmal vielmals für die Leihgabe der Steine!

Liebe Grüße
Borsif