Parker 89R - Non-Adjustable Alternative zum Merkur Progress?

Begonnen von kailani, 24. November 2008, 19:26:43

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kailani

braucht man überhaupt weitere alternativen zum merkur progress?

die von vielen praktizierte ,,one man, one rifle" philosophie kann ich gut verstehen - eine gewisse kontinuität bei der nutzung eines hobels verbessert das handling und somit das rasurergebnis deutlich.
allerdings ist es mir auf dauer schlicht zu langweilig immer nur den gleichen hobel zu verwenden und so rotiere ich in der regel quartalsweise. ich stehe somit vor dem problem, überhaupt eine alternative zu der für mich ultimativen kombination progress/feather zu finden, die in sanftheit und gründlichkeit ebenbürtig ist. futur und vision kommen für mich aufgrund des mir nicht zusagenden designs sowie der größe nicht in frage. die gillette adjustables gefallen mir zwar von der optik, sie sind mir aber allesamt viel zu ungründlich. somit bleiben nur noch nicht verstellbare hobel und da war bis jetzt nur der 34c gefolgt vom 23c in sichtweite des progress, jedoch keinesfalls auf augenhöhe. alles persönlicher geschmack, ich weiss...

schliesslich wurde ich dann auf die neuen, schweren parker hobel aufmerksam - bisher hatten mich die blechern wirkenden anderen modelle nicht wirklich interessiert. die wahl fiel auf den dreiteiler parker 89R, dessen design ich besonders ansprechend finde, auch wenn mich der kopf auf den wenigen verfügbaren abbildungen im www allzustark an merkur erinnerte - ich rechnete mit einer schlechten kopie. die zweifel stellten sich jedoch als unbegründet heraus, der kopf ist aggressiver als beim merkur 34/23 und für mich damit noch gründlicher. er entspricht vom klingenspalt meinem progress bei stufe 3.5, meiner standard einstellung, die ich ggf bis stufe 4 aufdrehe.
der hobel hat eine hervorragende balance, liegt mit einer ansprechenden schwere ausgewogen in der hand und hat ein optimales verhältnis von grifflänge zu -dicke. ganz anders als der auf den ersten blick ähnlich wirkende parker 91R, der mir zu klobig, zu lang und nicht optimal ausbalanciert ist.
als ich den ersten zug mit dem feather bestückten parker 89R machte, war ich angenehm überrascht, er hat nämlich auch dieses ,,progress knistern" wenn er durch die barthaare gleitet. das kannte ich bisher von keinem anderen rasierer, keine ahnung wodurch das letztlich verursacht wird.
die rasur ist gleichermassen sanft und gründlich wie mit dem progress, bei leichten vorteilen im handling aufgrund des längeren griffes. bei der standzeit der feather spielt der progress seine stärke voll aus und schafft in der regel 20 rasuren (15 beim 89R), weil sich der spalt mit abnehmender schärfe stufenlos nachregulieren lässt.

leider gibt es auch durchaus erwähnenswerte mängel in der verarbeitung des 89R. die verchromung am kopfdeckel ist nicht sehr gründlich und hat macken, die eckkanten sind nicht sauber verarbeitet (eine ecke wurde vor der verchromung schräg angefeilt). zudem ist der klingenspalt auf einer seite nicht gerade. man sieht bei eingelegter klinge mit bloßem auge sofort, dass er leicht schräg ist und das hatte mich bei der ersten begutachtung durchaus verstimmt. der einseitig schräge klingenspalt ist allerdings auch so bei meinem parker 91R zu beobachten, scheint also kein einzelfall zu sein, sondern eher ein technologisch bedingtes problem beim indischen produzenten der parker, jagdish trading aus new delhi. dabei beherrscht diese firma ja auch das gillette butterfly prinzip, was wesentlich komplexer und anspruchsvoller in der herstellung sein dürfte als einen hobelkopf im druckgussverfahren gleichmässig zu giessen und sauber zu verchromen.
dennoch: auf die rasur und deren ergebnis haben die genannten mängel keine auswirkungen, weshalb ich diesen rasierer, den man immerhin für einen preis von deutlich unter 20 eur in der polnischen bucht bekommt, absolut empfehlen kann. ein solches preis/leistungsverhältnis sucht seinesgleichen und für mich ist er eine willkommene alternative zum unangefochtenen platzhirsch merkur progress. in deutschland wird der 89R von diversen händlern als eigenmarke überteuert verkauft (um eur 30) und man versucht wohl ihn auf merkur niveau zu platzieren.

allzu viele aktuelle hobelproduzenten, die auch noch beständig ihr sortiment erweitern gibt es leider nicht mehr. neue, verstellbare modelle sucht man ohnehin vergeblich außerhalb der merkur welt und ich hoffe, dass sich parker auch an dieses feld wagt, um dem markt weiterhin frische impulse zu geben.

fazit: wer einen nicht verstellbaren, sanften und zugleich sehr gründlichen hobel sucht und mit kleineren qualitätsmängeln leben kann, sollte den parker 89R in sein portfolio einbeziehen. ich sehe in ihm aufgrund der ähnlichkeit des klingenspaltes zu meiner standardeinstellung im progress sogar eine ernst zu nehmende non-adjustable alternative zu diesem!

aloha
go with the flow...!

Eugen Neter

#1
Erstmal herzlich willkommen bei uns, kailani! Dein erster Beitrag und gleich in die Vollen gegriffen – sehr gut!
Den Parker 89R kenne ich nicht, kann also nicht urteilen. Desto besser kenne ich den 91R, und daß dieser Hobel eine Schräge im Klingenspalt aufweist, konnte ich bisher nicht feststellen. Aber wie auch immer –: Dein Verdikt, daß der Parker-Hobel (89R) eine ernstzunehmende Alternative zum Progress ist - das kann ich mir durchaus vorstellen. Werden die Parkers doch, im Vergleich zu den Merkurs, durchaus und immer wieder unterschätzt.
Über weitere Berichte zu Deinen Erfahrungen mit Deinen Parkers würden wir uns sehr freuen... :D

Lord Vader

sehr schöner bericht, der die vor- und nachteile der parkerhobel (wohl) wiederspiegelt. ich spiele auch mit dem gedanken, mir den parker 91r zu gönnen. wenigstens weiß ich jetzt, was auf mich zukommt. ich glaube, sonst hätte ich mich doch etwas geärgert. zwar ist der hobel günsitger als die merkur-hobel, aber 16 euro sind rausgeworfen schließlich auch zu viel. aber ich denke, angseichts des günstigen preises kann man mit kleineren mängeln leben, solange diese die rasur nicht negativ beeinflussen.

schön aussehen tun die parker ja! und ich begrüße es auch, dass ein hersteller daran arbeitet, merkur nicht das alleinige feld zu überlassen. konkurrenz belebt schließlich das geschäft und führt zu weiterentwicklungen und verbesserungen.


lg

lord vader

henning

#3
Hallo

Qualitätsmängel gibt es ja auch an den Merkur-Hobeln, das sollte einen also nicht vom Kauf eines Parker abhalten.

Auch ein Progress paßt durchaus nicht jedem. Eine Alternative zum Progress kann der 89R für mich aber nicht sein, weil er eben nicht verstellbar ist. Kailani schreibt, daß er von 3,5 auch mal auf 4 dreht. Das scheint nicht viel, kann aber Welten ausmachen. Das schöne am Progress, Futur, Apollo Mikron, R2, Brillant, Adjustable und und und, ist ja gerade die Verstellbarkeit. Bei sanften Klingen kann ich aufdrehen und bei allzu scharfen dreh ich zu. Oder ich bleibe in meinem Bereich, der sich nicht vom genannten Unterscheidet. Das macht verstellbare Hobel aus. In einem nicht verstellbaren bleibt eine sanfte Klinge sanft und eine scharfe Klinge scharf, wenn man sich nicht Bastelarbeiten mit untergelegten und beschnittenen Klingen antun will.
Der 89R unterscheidet sich nur unwesentlich vom 91R, den ich selber besitze. Er hat ein anderes Design. Er ist etwas aggressiver als z. B. mein 38c, kommt aber lange nicht an die Leistung meiner Progress und meiner Futur heran.

Trotzdem ist er ein sehr guter Hobel, wie auch die eher blechernen Butterflys vom selben Hersteller.

Alternative zum Progress ist bei mir aber der Futur, der gleich gute Ergebnisse mit aggressiverer Vorgehensweise erreicht und mir immer wieder ein tolles Gefühl beschert. Als alte Alternativen gibt es die hervorragenden Brillant und den russischen Consul, eine Adjustable-Kopie mit sehr viel größerem Spalt. Außerdem die sehr guten, aber anfälligen Apollo Mikron.
Ich sehe die dreiteiligen Parker denn auch eher als Alternative zu den nicht verstellbaren Merkur.

Ciao

herzi

Herzlich willkommen kailani. Schöner Bericht. Danke.
Ob der 89R ein Ersatz für einen verstellbaren Hobel ist ist auch die Frage ob einem der 89R paßt. Wem der Rasierer liegt für den ist er ein Ersatz. Wem er nicht sanft genug ist der greife zum Merkur und wem der nicht sanft genug ist der greife zum alten Gillette oder Weishi. Das kann man leider nur durch Probieren herausfinden.
Ich habe einen ganz ähnlichen 72R, den mit schwarzem Griff. Bei dem geht die Farbe vom Griff ab. Sowas ist unentschuldbar auch wenn der Preis günstiger ist als bei Merkur. Den kann ich nicht empfehlen.
Gruß,
Stefan

henning

Das stimmt, Stefan. Die Individualität habe ich mal außer acht gelassen, nur beim Progress angemerkt, der ja eben dann auch nicht jedem paßt. Dein Beschichtungsschaden kam in der Tat schneller als erwartet und darf so nicht vorkommen. Allerdings gibt es ja auch bei Merkur mal Chromprobleme und unsaubere Stellen, die genau so wenig entschuldigt gehören..
Ciao

kailani

go with the flow...!

voxh61

Ich kann mich kailani nur anschliessen, der 89R ist ein super Hobel. Habe das gestern erst wieder erlebt...
Sanft und gründlich zugleich, mit einer neuen Lord Platinum.
Für einen Hobel-Anfänger wirklich eine günstige Alternative und bei meinem kann ich absolut keine Mängel feststellen
dh: dh:für den 89R

Fossy

Hallo Liebe Hobelfreunde,

ich besitze einen Parker 89R, einen 91R und einen 60R aus der bekannten polnischen Quelle.  ;) Im Vergleich zu meinen Merkur Hobeln finde ich die Qualität und Verarbeitung gar nicht schlecht. Da die Klinge nicht so viel Spiel, wie bei meinem 34er oder 38er Merkur hat, muss sie bei den Parker Hobeln nicht zunächst aufwändig parallel zur Schaumkante ausgerichtet werden. Einfach Klinge rein, zusammenschrauben und es passt!
Der 60R ist mir selbst mit Derby Klinge ein wenig zu agressiv. Das kann aber an Haltungsschwierigkeiten bedingt durch den sehr langen Griff liegen. Obwohl ich lange Griffe grundsätzlich mag.
Komischerweise scheint mein 89R etwas sanfter, als mein 91R zu sein. Kannst Du das nachvollziehen, Kailani??? Bei meinem 89R ist der Griff nach dem Zusammenschrauben ein ganz klein wenig schief zum Kopf. Das tut der Rasur zwar keinen Abbruch, ist aber optisch nicht so schön, wenn man genau hinschaut.
Meiner Meinung nach kann man mit den Hobeln aber nichts falsch machen und selbst für Anfänger würde ich sie als gut geeignet empfehlen. 

Ich habe leider noch keine Ecke gefunden, wo ich mich vorstellen kann...  ???   Tips???
Viele herzliche Grüße von Michael!

kriklkrakl

Zitat von: Fossy am 16. März 2009, 13:03:45
Ich habe leider noch keine Ecke gefunden, wo ich mich vorstellen kann...  ???   Tips???

hier vielleicht:
https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,217.0.html

willkommen im Forum!  ;)
"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,..
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Faust I,Mephistopheles

herzi

Gruß,
Stefan

STIFFupperLIP

Ich kann auch nur positives über meinen 91R berichten, der mit dem Progress zusammen mein Favorit ist.
Mit der Personna rot ist er ein unkomplizierter, sanfter Rasierer, den ich zu jeder Tag- und Nachtzeit an mein Gesicht lassen könnte.
Der Progress erscheint mir auf Stufe 4 gründlicher, als der Parker, aber auch aggressiver.
Mit der Verarbeitungsqualität des Parkers bin ich sehr zufrieden und konnte die o. g. Mängel nicht feststellen.
Qapla' Burkhard



eat sleep conquer repeat

Eugen Neter

Burkhards Beitrag kann ich mich voll und ganz anschließen! Mit dem Parker 91R ist Mann bestens bedient, und die o. g. Mängel kann auch ich nicht feststellen.

kailani

Zitat von: Fossy am 16. März 2009, 13:03:45

Komischerweise scheint mein 89R etwas sanfter, als mein 91R zu sein. Kannst Du das nachvollziehen, Kailani???

leider gar nicht, denn ich habe den 91R seinerzeit gleich weiter verschenkt, da er mir einfach zu klobig erschien. das griffdesign des 89R ist schon deutlich schlanker, der kopf allerdings war meiner meinung nach identisch.

aloha
go with the flow...!

Micki

habe den 91R von Parker und bin recht zufrieden damit. Einen 86R nenne ich auch mein eigen wie Henning es nennt ein bischen Blechern ist er schon und an den 91R kann er nicht heranreichen. Finde aber man sollte Ihn nicht mit dem Progress vergleichen. Den Progress kann ich von sanft bis aggresiv einstellen. Dagegen ist der 91R eher ein sanfter Hobel mit dem ein sehr gutes Ergebnis erziehlt wird. Rasiere mich eigentlich mit beiden gerne wobei ich den Progress vorziehe da er individuel auf alle Klingen obtimal einzustellen ist.

Gruß Micki
Gruß Micki