Einschlüsse in Natursteinen

Begonnen von bLee, 13. Februar 2018, 18:12:38

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

bLee

Hallo liebe Community,

da ich am Wochende einen Ohira Renge Suita geschossen habe, habe ich mich mal ein wenig mit Einschlüssen beschäftigt.


Ohira Renge Suita

Was sind Einschlüsse?

Es gibt zwei Arten von Einschlüssen: Linien (Suji = Sehne oder Faser) und Flecken (hari = Nadel). Dabei handelt es sich um Anreicherungen eines Minerals oder unterschiedlicher Mineralien, die sich in ihrer Härte und/oder ihrer Korngröße vom umgebenden Gestein unterscheiden.

Wie entstehen Einschlüsse?

Um zu verstehen wie sich Einschlüsse bilden, muss man die Entstehungsgeschichte des Gesteins kennen (dies lass ich jetzt mal außen vor, da sich die Hälfte von Euch langweilen würden. Wenn Interesse besteht erkläre ich es gern).

Welchen Einfluss haben diese Einschlüsse auf das Schleifen?

Hier unterscheidet man zwischen ,,toxische" und ,,nicht-toxische" Einschlüsse. Wobei sich das Wort ,,toxisch" lediglich auf die Auswirkung auf die Facette bezieht und nicht auf die Gesundheit des Nutzers. Demzufolge sind toxische Einschlüsse Gift für den Schleifprozess und sollten beim Schleifen nicht in Kontakt mit dem Messer kommen, da sie sich in ihrer Härte bzw. Korngröße deutlich vom umgebenden Gestein unterscheiden und zu Schäden an der Facette führen. Nicht-toxische Einschlüsse haben keinen großen Einfluss auf den Schleifprozess, da ihre Härte geringer oder gleich dem umgebenen Gestein ist.

Beim Schleifen unterscheidet man zu dem zwischen "lebenden" Einschlüssen, also solchen die beim Schleifen die Klinge des Messers beschädigen können und zu vermeiden sind und "toten" Einschlüssen, die die Klinge beim Schleifen nicht berühren, da sie nur am Rand des Schleifsteins auftreten.

Woraus bestehen Einschlüsse?

Ganz allgemein gehalten bestehen toxischen Einschlüsse meist aus SiO2 in unterschiedlichen Variationen sowie anderen Silicatmineralen. Zusätzlich können Hämatit und andere Alterationsminerale auftrete. Hauptursache für ihre toxische Eigenschaft ist vermutlich ihre Härte von etwa 7 (Mohs'sche Härteskala) und ihre gröbere Korngröße, die zum verkratzen des Metalls führen kann.
Nicht-toxische Einschlüsse bestehen meist aus Calcit und anderen Mineralen (Mangan, Phosphor, etc.), die meist eine Härte von unter 4 haben und so keinen Einfluss auf den Schleifprozess nehmen.
Eine Sonderstellung nimmt Pyrit (Härte 6) ein, da es neben den anderen Einschlüssen auch eigenständig im Gestein auskristallisieren kann und kleine Flecken bis hin zu Wolken und Adern bildet. Diese werden oft als sehr ästhetisch erachtet, haben aber keinerlei Einfluss auf den Schleifprozess an sich.


Kleine Pyrit Einschlüsse  (nicht-toxisch)



Ohira Renge mit Pyrit (nicht-toxisch)


Wie erkennt man ob Einschlüsse toxisch oder nicht-toxisch sind?

Nun das ist nicht immer einfach zu sagen. Oft sind nicht-toxische Einschlüsse mit den Fingern nicht spürbar. Wenn der Schleifstein jedoch frisch abgerichtet wurde, ist eine haptische Unterscheidung unmöglich. Hier gilt die Regel: Probieren geht über Studieren. Ist man sich unsicher ob eine verdächtige Verfärbung im Gestein oder eine dünne Linie toxisch oder nicht toxisch ist, sollte man erste Schleifversuche mit einem günstigen Messer vornehmen. Man erkennt recht schnell ob die Facette eines Messers stark verkratzt, wenn man gezielt über eine bestimmte Stelle schleift.
Man könnte sich dem ganzen auch wissenschaftlich nähren und beispielweise mit schwacher Salzsäure auf Calcit testen. Sollte der Schleifstein an sich aber karbonatisch sein, wird Ergebnis natürlich nicht eindeutig. Der einfachste Weg bleibt  das simple Ausprobieren.

Japanische Begriffe:

Harike – toxische nadel-, punkt- oder fleckenförmige Einschlüsse
Atarazuno hari – nicht-toxische nadel-, punkt- oder fleckenförmige Einschlüsse

Goma – kleine schwarze Punkte die aussehen wie Sesamkörner. Sie können toxisch und nicht-toxisch sein


Goma in der Nahaufnahme

Kanesuji – toxische Haarrisse/Klüfte die oft über die gesamte Länge des Schleifsteins gehen
Kesuji – nicht toxische Haarrisse/Klüfte



Iwatani Karasu mit Kesuji und Atarazuno hari (Foto: Kochmalscharf.de)


Kanesuji


Der Beitrag entspricht natürlich der Vollständigkeit und darf gern ergänzt und korrigiert werden.

-   Jan

alvaro

Schöner Beitrag und schöner Einstand.  dh:
Willkommen in der Anstalt, hier bist du richtig.  dh:

Hellas

Willkommen in der Anstalt. In der Tat eine würdiger Erstbeitrag dh: dh: Da freuen wir uns alle auf mehr. ;)

kimeter

Sehr informativer interessanter Beitrag über Natursteine. Einfach klasse  dh:

Diese Informationen über Einschlüsse hast du dir übers Wochenende angeeignet? Alle Achtung!

ZitatWie entstehen Einschlüsse?

Um zu verstehen wie sich Einschlüsse bilden, muss man die Entstehungsgeschichte des Gesteins kennen (dies lass ich jetzt mal außen vor, da sich die Hälfte von Euch langweilen würden. Wenn Interesse besteht erkläre ich es gern).

Bitte erkläre uns wie sich Einschlüsse bilden. Ich habe großes Interesse an einer Erklärung!

-Andreas

bLee

#4
Vielen Dank. Es freut mich zu hören, dass ihr an dem Thema interessiert seid.

Einen Teil habe ich mir angelesen. Vieles kenne ich aus meinem Geologie Studium. Ich finde es sehr spannend Dinge aus meinem Studium/Beruf auch auf mein Hobby anzuwendenden. In den kommenden Tagen werde ich mal einen zweiten Teil über die Entstehung machen ;)

- Jan