Wie wichtig ist ein abgerichteter Stein beim Schärfen?

Begonnen von alvaro, 06. Januar 2018, 13:31:52

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rotie74

Zitat von: Koraat am 27. Februar 2018, 11:40:18
Ich richte meine Steine vor jedem Messer neu ab.
Gut zu wissen! Daher richten sich die Diskussionen bei deinen Messern wohl eher auf die Optik und Perfektion als auf die unzureichende Schärfe.  ;)
Die Frage ist aber wohl, ob das die Massenproduktion bei den bekannten Herstellern zulassen würde.

Riddick

Zitat von: Koraat am 27. Februar 2018, 11:40:18
Wenn ich als Hersteller auch mal meinen Senf dazugeben darf:

Für mich ist das "Geheimnis" einer guten, schnell zu erreichenden, Auslieferungsschärfe ein perfekt plan abgerichteter Stein.
Ich richte meine Steine vor jedem Messer neu ab. Das ist logischerweise auch kaum ein Aufwand weil der Verschleiß am Stein nach nur einem Messer minimal (aber sichtbar) ist.
Das muss natürlich jeder Hersteller für sich entscheiden, aber ich könnte mit einem Stein, wie eingangs gezeigt, kein Messer schärfen.

mfg
Ulrik


Danke Ulrik!
Bestätigt mich, meine Steine auch künftig nur zu "planen" und gut is. :)


,,Die Welt ist ungerecht. Aber nicht unbedingt zu Deinen Ungunsten."
John F. Kennedy

Borsif

Zitat von: rotie74 am 27. Februar 2018, 12:14:24
(...)
Die Frage ist aber wohl, ob das die Massenproduktion bei den bekannten Herstellern zulassen würde.

Servus,

ich verstehe die "Massenproduktion"-Ausrede nie. Wenn es Ulrik wirtschaftlich möglich ist seine Messer scharf auszuliefern, dann MUSS es auch in Massenfertigung möglich sein. Ich kenne nur umgekehrte Beispiele -> viele Teile sind in Einzelfertigung wirtschaftlich nicht machbar. Und - seid mir nicht böse - aber Rasiermesser, auch bei "den großen Herstellern" sind wohl höchstens Kleinserien und keine Masse, die da gefertigt wird.

Liebe Grüße
Borsif

doorsch

Zitat von: Borsif am 27. Februar 2018, 12:53:20
Zitat von: rotie74 am 27. Februar 2018, 12:14:24
(...)
Die Frage ist aber wohl, ob das die Massenproduktion bei den bekannten Herstellern zulassen würde.

Servus,

ich verstehe die "Massenproduktion"-Ausrede nie. Wenn es Ulrik wirtschaftlich möglich ist seine Messer scharf auszuliefern, dann MUSS es auch in Massenfertigung möglich sein. Ich kenne nur umgekehrte Beispiele -> viele Teile sind in Einzelfertigung wirtschaftlich nicht machbar. Und - seid mir nicht böse - aber Rasiermesser, auch bei "den großen Herstellern" sind wohl höchstens Kleinserien und keine Masse, die da gefertigt wird.

Liebe Grüße
Borsif

Das mag zwar so sein du solltest aber nicht unterschätzen das der Mitarbeiter der dies macht (auch bei den größeren) nicht nur zum Schärfen eingestellt wird. D.h. es ist jemand der noch andere Tätigkeiten macht und dann die angefallene Tagesproduktion entsprechend entsprechender Zeit Fenster schärfen muss.

Das Schärfen egal wie gut es jemand kann ist nicht wie wir es hier alle tun zu Hause wo man sich für jede Klinge Zeit nehmen kann. Es ist schlicht unmöglich das bei Dovo jemand da sitzt und sich pro Klinge ne halbe Stunde Zeit nehmen kann. Die Klingen werden in einem Schärmarathon mehr oder weniger durch den Prozess durchgejagt. Ich denke sicherlich wäre eine bessere Auslieferungsschärfe denkbar, vermutlich würde es jedoch als Konsequenz zur Folge haben das man wirklich wesentlich mehr Zeit und somit Personalkosten ins Schärfen investieren müsste. Endergebnis: das Messer wird teurer

Final muss sich der Hersteller fragen was er will, riskiert er frustrierte Nutzer ? Andererseits wer kauft mehrere Messer in seinem leben wenn er nicht gerade ein Messerliebhaber oder ein Irrer vom Forum ist *lach*....Ziel ist beim ersten Kauf erreicht, das Messer ist abgesetzt und verkauft....ich denke das es nur ein geringer Teil der Anwender sein wird die sich beschweren oder hier beim Forum vorbei schauen und sich helfen lassen. Viele werden am Schluss das Messer wegpacken irgendwo wieder verkaufen und auf Mach3 und Co zurückgreifen



Senser

Zitat von: Koraat am 27. Februar 2018, 11:40:18
Wenn ich als Hersteller auch mal meinen Senf dazugeben darf:

Für mich ist das "Geheimnis" einer guten, schnell zu erreichenden, Auslieferungsschärfe ein perfekt plan abgerichteter Stein.
Ich richte meine Steine vor jedem Messer neu ab....


ich habe meine Steine nur als sie neu waren einmal abgerichtet. Inzwischen sind sie bei aufgelegtem Haarlineal minimal geschüsselt. Und das finde ich auch ganz gut so.
Da ich lächelnde Klingen bevorzuge, habe ich dadurch wieder eine größere Berührungsfläche an der Schneide. Selbst die wirklich guten neuen Solinger Messer haben zwar in der Regel einen geraden Rücken, aber wenn sie wirklich gut geschliffen sind, dann sind die Schneiden doch minmal lächelnd, wenn nicht, sind sie sowieso für die Tonne.
Man erkennt daran, ob der Schleifer es drauf hat.
@Ulrik
Soweit ich deine Messer im Blick habe, haben auch Diese immer eine eine lächelnde Schneide. Von daher halte ich einen absolut planen Stein für nicht wichtig. Wichtig ist aber, dass die Form sich aus dem Gebrauch ergibt, also mindestens einmal abrichten, wenn der Stein neu ist.
Allerdings gehe ich davon aus, dass wenn ich soviele Messer schärfen müßte wie Du, müsste ich wohl auch ab und zu die Steine planen. Aber vor jedem Messer??
Na ja, jeder wie er will, und der Erfolg gibt einem Recht.

Gruß Senser

doorsch

Zitat von: Koraat am 27. Februar 2018, 11:40:18
Wenn ich als Hersteller auch mal meinen Senf dazugeben darf:

Für mich ist das "Geheimnis" einer guten, schnell zu erreichenden, Auslieferungsschärfe ein perfekt plan abgerichteter Stein.
Ich richte meine Steine vor jedem Messer neu ab. Das ist logischerweise auch kaum ein Aufwand weil der Verschleiß am Stein nach nur einem Messer minimal (aber sichtbar) ist.
Das muss natürlich jeder Hersteller für sich entscheiden, aber ich könnte mit einem Stein, wie eingangs gezeigt, kein Messer schärfen.

mfg
Ulrik



Danke Ulrik für deine Ergänzungen das ist immer sehr Wertvoll für so ein Forum. Mich würde mal Interessieren insofern du öffentlich etwas aus dem Nähkästchen plaudern kannst, wie groß denn für Dich der Schärf aufwand generell ist. Auch bei deinem "kleinen" Geschäft bin ich mir trotzdem sicher das der Posten des Schärfens auch nicht ganz unter den Tisch zu kehren ist. Ist es nicht auch so das wenn du 10 oder 12 Stunden Arbeit am Tag hast, nicht auch mindestens 1 Stunde oder mehr für das Schärfen drauf gehen ?

doorsch

Noch ein Nachtrag aus alten "internen Quellen" eines etwas größeren Messerherstellers
also 100 Messer in 3,5 Stunden schärfen mal als Anhaltspunkt für die Leistung eines Mitarbeiters dort entspricht ca. 2 Minuten pro Klinge

Koraat

Zitat von: Senser am 27. Februar 2018, 13:43:52
@Ulrik
Soweit ich deine Messer im Blick habe, haben auch Diese immer eine eine lächelnde Schneide. Von daher halte ich einen absolut planen Stein für nicht wichtig. Wichtig ist aber, dass die Form sich aus dem Gebrauch ergibt, also mindestens einmal abrichten, wenn der Stein neu ist.
Allerdings gehe ich davon aus, dass wenn ich soviele Messer schärfen müßte wie Du, müsste ich wohl auch ab und zu die Steine planen. Aber vor jedem Messer??
Na ja, jeder wie er will, und der Erfolg gibt einem Recht.

Gruß Senser

Es stimmt, unsere Messer sind alle lächelnd. Die Vorstellung, dass ein konkaver Stein da hilfreich ist, stimmt aber nur wenn:
-das Lächeln immer genau gleich ist
-das Messer immer exakt parallel innerhalb der Wölbung geführt wird
-der Stein nur im Querschnitt konkav ist, keinesfalls aber über die Länge

Für mich hat sich herausgestellt, dass in der Realität niemals alle der angeführten Punkte erfüllt werden. Und wenn nur einer nicht passt, wird das Ergebnis deutlich negativ beeinflusst. Man darf auch (besonders bei synthetischen Steinen) den Verzug durch Wasseraufnahme und Trocknung nicht unterschätzen. Alleine der macht es nötig für absolut homogene Resultate  den Stein sehr häufig zu planen.
Das Abrichten ist bei der Häufigkeit aber in 30 sec. mit einem 400er DMT erledigt insofern fällt das nicht ins Gewicht.

Zitat von: doorsch am 27. Februar 2018, 13:46:42

Danke Ulrik für deine Ergänzungen das ist immer sehr Wertvoll für so ein Forum. Mich würde mal Interessieren insofern du öffentlich etwas aus dem Nähkästchen plaudern kannst, wie groß denn für Dich der Schärf aufwand generell ist. Auch bei deinem "kleinen" Geschäft bin ich mir trotzdem sicher das der Posten des Schärfens auch nicht ganz unter den Tisch zu kehren ist. Ist es nicht auch so das wenn du 10 oder 12 Stunden Arbeit am Tag hast, nicht auch mindestens 1 Stunde oder mehr für das Schärfen drauf gehen ?

Da wir in Chargen arbeiten, kann ich es dir auf einen Tag bezogen nicht wirklich sagen, aber ich brauche, wenn ich alle Eventualitäten einrechne, pro Messer, für das Abkleben, Stein abrichten, Schärfen, Ledern, Haartest machen, Reinigen, Ölen und Verpacken ziemlich genau 15 Minuten.
Ich nutze aber keine Schleifteller für den Vorschliff. Müsste ich größere Mengen schärfen, würde ich sicher einen nutzen. Dann würde der Aufwand auf ca. 5-10 Minuten sinken.

mfg
Ulrik

BastlWastl

#53
Zitat von: doorsch am 27. Februar 2018, 13:48:14
Noch ein Nachtrag aus alten "internen Quellen" eines etwas größeren Messerherstellers
also 100 Messer in 3,5 Stunden schärfen mal als Anhaltspunkt für die Leistung eines Mitarbeiters dort entspricht ca. 2 Minuten pro Klinge

Aber die schärfen die Messer nicht! Die machen Mist! und wenn ein Facharbeiter 10 min. pro Messer braucht (was eh schon viel ist!, Ulrik braucht per Hand 15min...... ) dann sollten diese 10 € mehr pro Messer im VK drin sein, um ein anständig geschärftes zu erhalten. Und von so einem Lohn würde ich träumen....... aber dennoch von den Vollhohlen mit der richtigen Maschine 12 pro Std. schaffen.

Gleiches gilt auch für Küchenmesser, wobei da die Schärfe eher sekundär ist, aber teils auch unbrauchbare Produkte zu sehr hohem Preis ausgeliefert werden...... Und mit einem Rasiermesser das nicht zum rasieren taugt ist wie ein Rollstuhl ohne Rollen. Total für den Poppes.

grüße Wastl.

Steffen Lutz

Wird dem Thema "Auslieferungsschärfe" nicht mehr Bedeutung zugemessen, als das es tatsächlich praktische Auswirkung hat?
Den erfahrenen Messerrasierer, der seine Messer selbst schärft, interessiert die "Auslieferungsschärfe" ziemlich wenig. Der schärft seine Messer -natürlich auch die ladenneuen Messer- sowieso selbst. So mache ich es jedenfalls und ich denke, damit bin ich nicht allein. Ich weiß dann, was ich gemacht habe, wie ich es gemacht habe, das Messer rasiert, wie ich es möchte und wenn es an eine Auffrischung der Schärfe geht, weiß ich, was zu tun oder zu lassen ist, weil ich das Messer zuvor von Grund auf geschärft habe. Allenfalls "just for fun" rasiere ich mich probehalber mit dem Messer "out of the box".
Bei dem Einsteiger in die Materie sieht das anders aus, der ist bei seiner ersten Rasur auf die "Auslieferungsschärfe" angewiesen. Aber auch die beste Auslieferungschärfe des Messers ist höchst flüchtig, grade bei einem Anfänger! Kann sein, dass die schon VOR der ersten Rasur beim Teufel ist, weil der Nutzer mal probehalber geledert hat (vllt. hat das sogar auf dem Beipackzettel gestanden) und dabei die Schärfe versaut hat. Kann sein, dass das Messer 3,4 oder 5 Rasuren durchhält und dann nicht mehr rasiert. Daraus folgt, dass der Einsteiger tunlichst VOR der ersten Rasur einen Plan haben muss, was er macht, wenn das Messer nicht (mehr) rasiert, wenn es also stumpf ist. Angenommen, er ist kein Messer- sondern ein Hobelanfänger: Auch da muss er einen Plan haben, was er macht, wenn die mitgelieferten Rasierklingen aufgebraucht sind, oder wenn sie für ihn nicht taugen. Wo bekommt er neue her? Zugegeben, dass ist einfacher als beim Messer, aber im Prinzip die gleiche Problematik. Für mich folgt daraus: Auslieferungsschärfe ist schön (wenn sie vorhanden ist) aber nicht so überragend wichtig, wie sie hier zuweilen dargestellt wird. Und eines ist sie sicher nicht: Ein Qualitätsmerkmal des Messers.

matchbox

Moin,

mich würde mal interessieren, wie vor 50 oder 100 Jahren die Auslieferungsschärfe war. Ist darüber etwas bekannt?

Viele Grüße

Matchbox

alvaro

In diesem Buch

https://www.amazon.de/Das-Rasiermesser-Fachbuch-Messerschmiedehandwerk-Original/dp/3226000802

steht etwas darüber wie man die Sache früher gesehen hat.

Wenn ich mich richtig erinnere steht dort:

... ein gefundenes blondes Frauenhaar zwischen denn Fingern halten und ohne Widerstand in 2 bis 3 cm Höhe abschneiden.......

Ob das früher wirklich erreicht wurde weiß ich nicht, aber es ist eine Ansage!

Elias

Zitat von: matchbox am 27. Februar 2018, 20:19:31
Moin,

mich würde mal interessieren, wie vor 50 oder 100 Jahren die Auslieferungsschärfe war. Ist darüber etwas bekannt?

Viele Grüße

Matchbox

Ich hatte das Glück, ein W&B von ca. 1890-1900 out of the Box (von mir geöffnet) benutzen zu können, und ich muss sagen, die Auslieferungsschärfe war herausragend

Gruss Elias

BastlWastl

Zitat von: matchbox am 27. Februar 2018, 20:19:31
Moin,

mich würde mal interessieren, wie vor 50 oder 100 Jahren die Auslieferungsschärfe war. Ist darüber etwas bekannt?

Viele Grüße

Matchbox

Vor 100 Jahren konnte sich kaum jemand ein Rasiermesser leisten, da ging man zum Barbier.......

@Steffen Lutz : Klar mir ist die Auslieferungsschärfe schnuppe! Habe aber auch mit einem Erbstück vom Opa angefangen.... und schon Steine besessen.

Kann man von einem Anfänger erwarten das er ein Rasiermesser schärfen kann? Nein kann man sicher nicht! Verläuft die erste Rasur unzufriedenstellend ist es gegessen das Thema... Das erklärt die ganzen wenig gebrauchten Messer auf Ebay und anderen Plattformen.

Grüße Wastl.

matchbox

Und womit haben die Barbiere rasiert?.......

Manche Antworten könnt ihr euch echt schenken! Geht jetzt nicht nur an dich wastl.
Aber mir geht das tierisch auf den Keks, dass ständig blöd kommentiert wird, wenn jemand mal eine ernst gemeinte Frage stellt.