Krumme Klinge

Begonnen von troplin, 26. Dezember 2017, 23:45:04

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troplin

Ich habe vor kurzem mein erstes Rasiermesser erstanden, ein neues Böker "The Celebrated Ebenholz".
So wie es ausgeliefert wurde, war es leider völlig unmöglich, mich damit zu rasieren. Es hat einfach nur an den Haaren gerissen.
Da ich ein blutiger Anfänger bin (im wahrsten Sinne des Wortes) kann es natürlich gut sein, dass ich entweder zu wenig oder falsch geledert habe.

Jedenfalls habe ich mir dann Steine zugelegt (Naniwa) um die Klinge zu schärfen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Facette beim Schleifen immer unregelmässiger wurde.
Auf der einen Seite der Klinge, ist die Facette aussen sehr breit und in der Mitte kaum vorhanden, auf der anderen Seite genau umgekehrt. Und je länger ich schleife, desto ausgeprägter ist der Effekt. Die Facette verschwindet an manchen Stellen geradezu.
Wie schleift man so ein Messer, ohne dabei die gesamte Klinge abzutragen? Oder sollte ich das Messer beim Herstellen reklamieren?

Viele Grüsse aus der Schweiz

PS: Ironischerweise beanstandet die Rechtschreibprüfung dieses Forums ausgerechnet das Wort "Rasiermesser" und schlägt stattdessen "Radiermesser" vor.   >D

Standlinie

Guten Morgen, Trollinger.
Hier im Forum gibt es einige Anleitungen zum Abzug eines Rasiermessers. Dort wird darauf hingewiesen, wie Du Dein Messer über die Steine schiebst, um eine gleichmäßige Facette oder Schneide zu bekommen.
Es wird Dir bestimmt helfen, erst einmal dort nachzulesen, bevor Du mit Deinem Bökermesser weiter machst. Dort wirst Du dann auch eher erkennen können, was Du gegebenenfalls falsch gemacht haben könntest.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

troplin

Die gepinnte Schärfanleitung habe ich selbstverständlich bereits vor meinem Versuch durchgelesen. Es wird mir allerdings daraus nicht wirklich klar, wie ich eine gleichmässige Facette hinkriegen soll, wenn das Messer (anscheinend) etwas gekrümmt ist und nicht plan aufliegt.
Entweder schleife ich so lange bis es plan aufliegt, dann kann aber die Facette nicht schön gleichmässig sein und ich muss unter Umständen sehr viel Material abtragen.
Oder aber, ich gehe mit der Krümmung mit, was ich mir recht schwierig vorstelle.
Beides scheint mir nicht ideal.

doorsch

Als errstes Bitte Bilder einstellen, als zweiten Schritt die Arbeit auf den Steinen vorerst einstellen.
In der Regel ist man gerade am Anfang einfach nicht so weit um eventuell auftretende Schwieigkeiten selbst ohne entsprechende Erfahrung beheben zu können. Ich würde erst mal noch die Meinungen anderer abwarten und vermutlich im zweiten Schritt einem Profi das Messer zur Korrektur zukommen lassen.

Willst du das schärfen mit all seinen Tücken und Schwierigkeiten erlernen solltes du dir zwei Übungsmesser beschaffen, das Schärfen an sich ist nicht mega schwierig aber es gibt Situationen oder Zustände die man möglicherweise an einem Messer vorfindet die eben ein wenig mehr Erfahrung benötigen und nicht immer ganz einfach zu beheben sind.



troplin

Ich hoffe, man kann etwas erkennen. Es ist nicht ganz einfach, die Facette mit der Kamera einzufangen.





Iltis

Hallo Troplin,

Ich habe viel schlimmer Unregelmässigkeiten oft gesehen - wenn das Messer richtig geschärft (bitte merk' dir das - ein Rasiermesser wird geschärft - das Schleifen findet mit Hilfe Bandschleifer, Hexen und andere Großgeräte statt) wird, spielt die Facettenform keine Rolle. Ich kann nur doorschs Empfehlung bekräftigen - hol dir was günstiges aus der Bucht zum üben. Gleichzeitig wäre es auch sinnvoll, dein Messer von jemanden kompetenten schärfen zu lassen, das du ein Referenz hast was man unter "rasierscharf" versteht.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Shelob

Hast du schonmal überlegt, das Messer evt. bei Böker zu reklamieren? Wenn ich ein fabrikneues Messer kaufe, würde ich davon ausgehen, das die Geometrie stimmt.
Ich habe ein Böker Silversteel, welches der Vorbesitzer zum schärfen an Böker geschickt hat und das ist 1A geschärft.
Gekostet hat es ihn nur das Porto.
,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

Iltis

Zitat von: troplin am 26. Dezember 2017, 23:45:04
...sollte ich das Messer beim Herstellen reklamieren?

@Shelob: es macht meistens Sinn, erst ein Thread zu lesen, dann zu posten.

Nach troplins Schärfversuch halte ich es für aussichtslos, ein Reklamation zu versuchen - er hat garantiert die agbs damit verletzt.

[OT]Ich bin versucht, eine Tirade loszuwerden gegen Internetshopping wo jeder Depp (ich meine nicht dich persönlich, troplin) jeden Produkt kaufen kann und erwartet das es einwandfrei funktioniert auch bei grobfahrlässigste Missbedienung, und für "der gute alte Fachgeschäft" wo der Verkäufer sein Produkt und Kundschaft versteht und nicht von eine Riesenkette unter Megadruck gesetzt wird, soviele Kaufeinheiten wie (un-)möglich umzusetzen. Lieber nicht - der Planet, auf dem ich gerne leben würde, gibt es schon lange nicht mehr[/OT].

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Sparschäler reloaded

#8
Zitat von: Iltis am 27. Dezember 2017, 18:09:40
Nach troplins Schärfversuch halte ich es für aussichtslos, ein Reklamation zu versuchen - er hat garantiert die agbs damit verletzt.

Naja, er hat ja erst durch die Entstehung der ungleichmäßigen Facette beim Schärfen den Mangel erkannt. Vorausgesetzt, es verhält sich so, wie troplin vermutet - das erscheint mir aber zumindest plausibel. Ich vermute auch, dass die Chancen nicht überragend sind, aber man könnte schon mal freundlich fragen, ob Böker da was machen kann/will. Fragen kostet ja nichts.
Solange man ohne viel Trickserei eine durchgehende Facette hinbekommt, ist das Problem allerdings überschaubar. Da gebe ich Iltis recht.

Shelob

Ich habe den Thread durchaus gelesen. Mein Gedanke dahinter war der den Sparschäler auch geäußert hat. Meine Formulierung war vieleicht falsch, aber inhaltlich empfehle ich eine Reklamation.

Wenn ich erst beim Schärfen des Messers den Produktionsfehler erkenne, kann mir kein Vorwurf gemacht werden. Mal abgesehen davon ist das Schärfen eines Messers durchaus für eine Sinngemäße Anwendung bzw. notwendige Instandhaltung. Zumindest wenn es dem Zweck enstprechend durchgeführt wird und feine Wasserabziehsteine sind in diesem Falle zweckmäßig. Anders wäre es gewesen, wenn der TO geschrieben hätte, er hat es mal an seinen elektrischen Scherenschleifer gehalten.  ;) Der einfachste Weg ist wohl eine nette Email an Böker, die den Sachverhalt schildert mit den Fotos angehängt.

Es handelt sich ja auch um ein neues Messer und nicht um einen krummen, alten Säbel vom Flohmarkt. Da kann ich als Kunde schon erwarten, dass die Ware in Ordnung ist. Und die Firma Böker wirbt ja auch speziell mit ihrer hohen Qualität und der Rasurschärfe bei Auslieferung. Fachhändler sind leider, speziell in unserem Hobbybereich sehr rar und nicht immer auch gut. Ich habe da schon Erfahrungen gemacht, die mir als Liebhaber aller Haare zu Berge haben stehen lassen.  ;)
,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

Styleoutlaw

zur Ehrenrettung von Böker möchte ich an dieser Stelle anmerken, das ich mich mit meinem Waldorf sofort rasieren konnte. Ich würde mich auch mit der Firma in Verbindung setzen.

Entspannte Grüße
Styleooutlaw

Iltis

Ich habe beim Auflösungsverkauf von einen Friseurladen in Heilbronn, z.B., ein 4/8 Dorko der wahrscheinlich aus die 1950er Jahre stammt - da ist es und war es "von Werk aus" unmöglich, eine durchgehend regelmässige Facette zu setzen - egal, das Teil rasiert trotzdem gut (und dafür sind Rasiermesser da, wohlgemerkt). Ich kann mich an 2 Rasiermesser die ich im Auftrag geschärft habe, die von ein sehr respektierter alter Messerschleifer in Solingen produziert wurde; eins davon wies auch bemerkbare assymetrien auf, die völlig egal waren, was die Effektivität das Gerät für sein Funktion betraf. Auch der Messerbesitzer war zufrieden.
Zitat von: Shelob am 27. Dezember 2017, 20:33:37
Wenn ich erst beim Schärfen des Messers den Produktionsfehler erkenne, kann mir kein Vorwurf gemacht werden.

Was für ein Produktionsfehler? das Ding wird tun, wenn es fachgerecht geschärft wird

ZitatEs handelt sich ja auch um ein neues Messer und nicht um einen krummen, alten Säbel vom Flohmarkt. Da kann ich als Kunde schon erwarten, dass die Ware in Ordnung ist. Und die Firma Böker wirbt ja auch speziell mit ihrer hohen Qualität und der Rasurschärfe bei Auslieferung. Fachhändler sind leider, speziell in unserem Hobbybereich sehr rar und nicht immer auch gut. Ich habe da schon Erfahrungen gemacht, die mir als Liebhaber aller Haare zu Berge haben stehen lassen.

Würdest du das Messer nach die Fotos als "Krumme Säbel" bewerten? ich nicht - die Assymetrien sind wirklich minimal, und in meine Augen gibts nichts da zu bemängeln - wenn man solche Perfektion haben will verzichtet man am besten ganz auf Handwerk und kauft man ein CNC gesteuerte Maschinenprodukt (das komischerweise nicht existiert - warum wohl?). Bekannterweise werben alle (solinger) Messerproduzenten mit hoher Qualität und Rasurschärfe, und bekannterweise stimmt das nur bedingt. Trotzdem, hätte ich der Wahl zwischen ein Messer aus solinger oder beispielsweise chinesische produktion (gibt es moderne Messer von woanders?), würde ich den Solinger nehmen.

Troplin ist leider (noch) nicht in der Lage, zu beurteilen, ob sein Messer tauglich ist oder nicht - das benötigt Erfahrung - wie er sich das aneignet hat doorsch vorgeschlagen, um das Messer kompetent beurteilen zu lassen lässt er ihn am bestens von einen erfahrener Schärfer abziehen. Natürlich kostet fragen (zumindest troplin)  nichts, ich persönlich halte es für der falsche Weg.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Senser

an der Facette ist deutlich zu sehen, dass die Klinge krumm ist. Bild 1, der Rücken buckelt zum Betrschter hin, Bild 2, der Rücken schüsselt vom Betrachter weg.
Ob sowas bei einem Neuen Messer zu akzeptieren ist, halte ich für sehr fraglich. Ein Klingenrohling kostet bei Erkens, der letzten verbliebenen Schmiede, die noch RM Rohlinge herstellt, maximal 4,-€, ein so einfacher Rohling vielleicht 2,5 € Entweder man richtet den Rohling vor dem Härten, oder man schmeisst ihn gleich in den Schrott.
Hat man das Ding an der Backe, dann hilft nur, die Steine hochkant zu stellen, oder wie zur Zeit in einem Nachbarthread besprochen, die Steine ballig abzurichten. Letzteres Möchte ich aber nicht empfehlen.
Sich einfach so mit dieser ungleichmäßigen Facette abzufinden, finde ich auch nicht richtig, denn man würde nach wenigen Schärfungen die Schneide, die jetzt noch einen leichten Bogen aufweist, begradigen.
Gruß Senser