Bitte um Rat - Erreiche keine Grundschärfe auf 1000er

Begonnen von petergriffin, 29. Dezember 2017, 18:04:01

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petergriffin

Hallo zusammen,

ich habe mich ja bereits im Vorstellungsthread als Neueinsteiger geoutet, und dort auch bereits persönliche Hilfe beim Schleifen angeboten bekommen. Da ich aber gerade Urlaub habe würde ich die Zeit gern nutzen und schonmal für mich weiter schleifen.

Seit drei Tagen versuche ich ein Le Grelot Messer das ich bei ebay gekauft habe rasurscharf zu bekommen. Zum Vergleich habe ich ein weiteres Messer das mir ein Forumsmitglied rasurscharf verkauft hat, hier, das die Haarprobe locker besteht.
Sensers Schärfanleitung habe ich jetzt schon x-Mal gelesen, und auch sonst in verschiedensten Threads gestöbert.
Mein Problem ist: Ich bekomme auf der 1000er Seite des King Kombisteins keine Grundschärfe hin, soll heißen ich kann mir nicht die Armhaare abrasieren.
Grundsätzlich bin ich wie folgt vorgegangen:
Abrichten des im Wasser aufbewahrten Steins auf Glasplatte mit Schleifpapier
Abreiben des Steins mit Nagura
Abspülen
Schleifschlamm mit Nagura erzeugen
Messer über den Stein schieben
Den Messerrücken habe ich mit Tesa überklebt (ich kontroliere jedesmal genau dass das Tesa faltenfrei aufliegt) und wechsle das Klebeband alle paar Schübe aus

Am ersten Tag habe ich das Messer diagonal über den Stein geschoben, da er zu schmal für die ganze Klinge ist. Nach abendlicher Lektüre hier habe ich gestern auf parallele Schübe umgestellt.
Ich vermute am ersten Tag und gestern habe ich das Messer mit zu viel Druck auf der Klinge geführt (hatte die Finger drucklos auf die Schneide gelegt), heute habe ich es am Erl gehalten und zusätzlich leicht am Kopf geführt wie auf Sensers Fotos.
Gesamtzahl der Schübe muss mittlerweile im dreistelligen Bereich liegen.
Der Schleifschlamm wird ohne Spuren gleichmäßig abgetragen.

Morgen sollte mein Fadenzähler ankommen, aber vielleicht gibt es hier ja noch ein paar Tipps? Dafür wäre ich wirklich dankbar, ich bin nicht so leicht zu frusten aber langsam gehen wir die Ideen aus was ich falsch mache.

Steffen Lutz

So aus der Ferne ist das immer ein bisschen schwierig mit dem Ratgeben. Ich bin bisher immer gut damit gefahren, zunächst auf der einen Seite des Messers mit einseitigen Schüben zu arbeiten, bis ich auf der steinabgewndten Messerseite einen Bart, also das abgetragene Material gespürt habe (und zwar über die komplette Länge der Schneide hinweg). Danach das Meser wenden und dort gleich verfahren. Mehr als 30 Schübe je Seite würde ich zunächst mal nicht machen. Man braucht da auch keinen großartigen Druck aufs Messer auszuüben, das sollte schön plan und kippelfrei aufliegen (deine Technik: eine Hand am Erl, die andre am Kopf finde ich richtig). Wenn du auf jeder Seite so gearbeitet hast, also einseitige Schübe, bis auf der steinabgewandten Seite der Bart gefühlt werden konnte, weißt du, dass die Schneide bis zur Spitze hin bearbeitet wurde. Dann kannst du mit Wechselschüben so lange arbeiten, bis die Armhaare rasiert werden können. Das ist dann für dich die Gewissheit, dass die Grundschärfe vorhanden ist.

maki72

Ich habe hier gelernt, dass HTs nicht immer obligat für eine gute Rasur sind.

Für meine Schärfübungen schließe ich daraus, dass die Unterarmrasur nach dem 1k zwar funktionieren sollte, die Haare aber nicht "fliegen" bzw. schon beim Anblick der Klinge flüchten gehen müssen. Rasieren reicht...
Wenn ich nach dem 1k also einfach den Arm rasieren kann (mit leichten Druck und Hautkontakt), dann funzt der Rest auch.

Grüßle

Hellas

Zu einem Le Grelot in Kombination mit dem King 1000/6000 gabs hier schon mal eine rege Hinweisflut. Der Stahl scheint wie bei den Tiers etwas härter als die Solinger zu sein (ich kanns nicht beurteilen, da ich kein Gerlot habe und mein TI Evident Sonant out of the Box so scharf war und ist, dass ich es noch nicht Schärfen musste)

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,20794.0.html

Tim Buktu

Hast Du die Klinge an der Facette mit Edding markiert? Das hilft zu sehen, ob der Stein bis ganz zur Spitze der Facette schärft.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Rockabillyhelge

Also ich würde ja gerne einen Tip geben aber ohne Info um was für einen Stein es sich handelt, welches Tape genutzt wird und allen voran um was für ein Messer es sich handelt ist das schwer möglich.
Es gibt wie die Voredner schon geschrieben haben eine manigfaltige Auswahl an Möglichkeiten weswegen es gerade nicht klappt, da kann allen voran ein typischer Franzose der Grund sein (an dem sich schon so manch versierter Schärfer einen Wolf dran geschärft hat bis es überragend war, der Stahl ist zumeist sehr hart und entsprechend schwer zu bearbeiten), des Weiteren kann es schon beim Tape anfangen, du schreibst Tesa, wenn es Tesa-Film sein sollte würde ich per se zum Kauf von qualitativ hochwertigem Isolierband raten.
Aber auch am Stein sowie der entsprechenden Nutzung kann es liegen, ich kenne recht wenige der üblichen Steine die dauerhaft im Wasser aufbewahrt werden.

Ein Photo des Messers sowie des Steines wäre gut, dann kann man ggf. auch Tips geben die mehr zielführend sind, das Stochern im Trüben bringt erfahrungsgemäß nur selten wirklich vorwärts.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

petergriffin

Hallo zusammen,

ich danke Euch herzlich für Eure Antworten!
Gestern Abend habe ich nochmal ganz gewissenhaft geschärft, und dann trotz nicht bestandener Haarprobe alle Steine und Riemen durchexerziert, und mich heute morgen mit dem Messer rasiert.
Es war keine sehr sanfte Rasur und ich musste mehr Druck anwenden als gesund, aber im Prinzip hat es funktioniert, ich bin rasiert (allerdings nicht super gründlich, habe nur mit und quer rasiert).

Meint Ihr ich sollte nochmal auf den 1000er für Schärfe, oder kann ich auf dieses Ergebnis aufsetzen und die Rasurschärfe auf den feineren Steinen verbessern? Pastenriemen habe ich momentan nicht.

Den Tipp mit Edding werde ich auch mal probieren, danke dafür.

Rockabillyhelge

Endschärfe wird auch noch kommen, gut das du den Grundschliff hinbekommen hast, damit ist die Pflicht erledigt und der Rest ist Kür.
Was hast du als höheren Stein?
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

petergriffin

Hallo Helge,

Du hast sicher Recht, Fotos sind besser:









Den Kombischleifstein und den Nagura des ersten Bildes bewahre ich im Wasser auf. Ich denke das ist auch okay, da der King-Stein unheimlich viel Wasser saugt beim Schleifen. Ich glaube bei Senser wurden diese Steine auch im Wasser aufbewahrt?
Die anderen beiden Steine mache ich nur vor/beim Schleifen an der Oberfläche nass.

Die weißen Partikel an der Facette auf dem letzten Foto sind übrigens Schmutz, keine Scharten  :-[

Rockabillyhelge

Also bei dem Setup liegst du technisch auf der mehr als sicheren Seite, im Wasser aufbewahren ist aber nicht unbedingt nötig.
Das Grelot gehört schon zu den etwas aufwändigeren Messern, hatte ich auch schon und es verlangt gerade am Ende
und beim Ledern etwas Geschick ab,auf dem Grundstein mag es ein bischen mehr Druck als ein vergleichbarer Solinger,
dafür wird man wenn alles fertig ist mit einer hohen möglichen Schärfe belohnt die lange anhält, der Stahl hat seine
Vorzüge.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Borsif

Hallo Peter,

hast ein hübsches Messer hier. Ist eine Edition zur Ehrung der Goldenen Medailie, die Le Grelot als Auszeichnung für seine Qualität bekam. Ich habe ein ähnliches Le Grelot, ein etwa halbhohles 5/8'' mit Rundkopf, allerdings ohne Ätzung (liebevoller Spitzname - "Das Buttermesser").

Jedenfalls verlangt das Messer - wie Helge schon geschrieben hat - einfach etwas "mehr" Aufwand beim Schärfen ab als manche Solinger. Wenn du sagst, dass du dich damit schon halbwegs rasieren konntest (ich nehme an es war davor stumpf), dann wird der Grundschliff wohl schon passen. Somit würde ich vielleicht bei dem nächst-feinerem Stein beginnen und einfach etwas länger draufbleiben, dann den 6k und 8k - auf dem 8k vielleicht wirklich so an die 100 oder mehr Wechselschübe mit immer weniger Druck.

Mein Le Grelot nimmt dabei eine wirklich wahnsinnig gute Schärfe an!

Zum 1000er und Armhaare Abrasieren - würde mich nicht ganz drauf versteifen, manche meiner Messer wollen da auch noch nicht unbedingt Haare abrasieren ...

Zum Tipp mit dem Eddingstift - ich hab das schon ein paar mal probiert, aber für mich bringt es nicht immer gute Ergebnisse. Meiner Meinung nach sieht man relativ grob wo was abgetragen wird, aber ob die Facette bis zur äußersten Spitze durchgeschärft ist - das sieht man meiner Meinung nach nicht. Es ist bei mir auch so, dass diese "Lackschicht" etwas aufträgt und dann schon runtergeschliffen, oder sogar mit runtergerissen werden kann, obwohl das Messer an dieser Stelle eben eventuell noch nicht ganz am Stein aufgelegen ist.

Zum Testen ob das Messer wirklich durch ist kann man noch folgendes versuchen (aus den Videos von drmatt):
Man stumpfe das Messer ab - an einem Glas oder an der Seitenkante des Schleifsteins - dazu einfach eine "Schneidbewegung" im RechtenWinkel auf das Glas oder Stein vollführen nur mit dem Gewicht des Messers. Das so lange wiederholen, bis das Messer keine Cherrytomaten mehr anschneidet (also die Schale nicht "greift"). Dann auf dem 1000er so viele Wechselschübe vollführen, bis das Messer an der vollen Klingenlänge sofort in die Cherrytomate einschneidet.

Dann eben die restlichen Körnungen durchexercieren - und hier vielleicht lieber ein paar mehr als zu wenige Schübe vollziehen, die feinen Steine tragen ohnehin kaum Material ab, also wird das Messer schon nicht verhunzt (im Sinne von immer schmäler).

Jedenfalls viel Erfolg!

Liebe Grüße
Borsif

petergriffin

Ich danke Euch nochmals für die Antworten.
Leider ist mein Fadenzähler gestern doch nicht angekommen, und am Mittwoch sollte noch ein 3000er Stein ankommen (der Wahnsinn hat mich voll im Griff, scheinbar...)
Ich denke ich werde erstmal abwarten bis zumindest die Lupe angekommen ist, und erst dann weiter schleifen. Dann ist vermutlich auch der Erkenntnisgewinn größer.
In diesem Sinne, einen guten Rutsch!

Senser

Zunaächst zu der Grundfrage:
"Bitte um Rat - Erreiche keine Grundschärfe auf 1000er"
Das sollte mit dem 1000er King möglich sein. Die feine Seite kannst Du aber bei einem Grelot vergessen. Wie schon erwähnt, ist der Stahl sehr hoch gehärtet.
Wenn gesagt wird, dass das Messer nach dem 1000er Arnhaare rasieren sollte, so so ist damit gemeint, dass die Haare wie bei der eigentlichen Rasur bei aufliegender Klinge geschnitten werden. Ich selbst mache diesen Test nie. Wozu auch? Wenn ich die Facette mit dem Fadenzähler betrachte, sehe ich alles was ich wissen muß.
Der graue Stein sieht nach einem MST Thüringer aus? Sollte für den 2. Durchgang reichen. Der Naniwa ist ein guter Finisher.
Als erstes Messer ein Grelot zum Schärfen lernen zu benutzen, halte ich für einen Fehler. Du kommst vermutlich nicht ans Ziehl, verdirbst aber u.U. ein hervorragendes Messer.
Hohle Dir eine Gurke aus der Bucht. Und kein "Gold Dollar", die sind noch schwieriger als die Franzosen.
Gruß Senser

petergriffin

Hallo Senser,

danke für Deine Antwort, ich habe sie jetzt erst gelesen als ich selber nochmal schreiben wollte:

Der graue Stein soll ein alter (>30 Jahre) Naturschiefer sein, den ich im Nachbarforum gekauft habe. Ich habe ihn als Finisher genutzt.
Mir tut/tat es ehrlich gesagt auch Leid um das schöne Messer; ich konnte aber gebraucht kein günstiges finden das entweder nicht komplett restaurierungsbedürftig gewesen wäre oder erst nach meinem Urlaub angekommen wäre, wenn ich nicht mehr so viel Zeit habe mich dem Thema intensiv zu widmen.

Anfang der Woche habe ich nochmal alle Steine durchgemacht (3000, 6000, 8000, Schiefer) und bin mittlerweile ganz zufrieden mit meinen Schärfversuchen. Den Haartest (i.S. einzelnes Haar) besteht das Messer mittlerweile problemlos. Die erste Rasur war etwas ruppig, aber die zweite Rasur heute ging wirklich gut und sanft. Die Facette sieht für meine Laienaugen recht gleichmäßig aus ohne Riefen.
Ich halte aber weiter Ausschau nach einer günstigen Gurke mit der ich dann mit besserem Gewissen üben kann. Da ich ja überhaupt gerade erst mit der Messerrasur angefangen habe sind vermutlich noch so viele Variablen im Spiel (Rasurtechnik und -vorbereitung selbst, Ledern, Schleifen, Qualität des Messers) das es wirklich keinen Sinn macht mit einem sehr guten Messer herumzuexperimentieren.

Senser

Wenn das Messer jetzt einigermaßen rasiert, dann würde ich da nichts mehr dran machen. Schaffe Dir jetzt erst mal eine Routine mit der Rasur.
Du wirst sehen, dass sich da von selbst eine Verbesserung ergibt, zumal das Messer auch ohne weiteres Zutun noch zulegt.
Gruß Senser