Wer kennt diesen Hersteller/dieses Messer?

Begonnen von kube, 11. Mai 2017, 19:19:35

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

kube

Hallo,

ich möchte euch um eure Hilfe bitten.

Ich habe vor kurzem in einem Trödelladen folgende Messer geschossen:


https://drive.google.com/open?id=0B8sK8ep2qVqdTEg5SEJPWEVUdXc

und möchte diese nun nach und nach restaurieren.
Hauptsächlich sind sie zum schleifen lernen gedacht, wenn dabei gute Messer bei rauskommen, umso besser  :)

Falls jemand was zu den Messer sagen möchte, ich bin ganz Ohr  ;D

Aber eigentlich geht es mir um folgendes Messer, es ist von einem Hersteller hier aus der Gegend, ich wusste nicht dass von der Firma Rasiermesser hergestellt wurden. Soweit war ich recht überrascht, und möchte nun wissen, ob jemand ein Messer von Collini im Einsatz hat, oder diese sonstwie bekannt sind.
Der Rohling kommt aus Solingen.



https://drive.google.com/open?id=0B8sK8ep2qVqdVG41Wmp6Z3RQQ2s

Also, falls jemand ein solches Messer hat oder kennt, bitte gerne melden  :)

Vielen Dank und viele 'Grüße
kube

kube

Tut mir leid für die Links,

ich habs nicht geschafft die Bilder hier direkt im Beitrag anzuzeigen...

Gruß
kube

kube


Rasoir

Hallo kube und willkommen im Forum!

Sind ganz nette Beutestücke die Du dir da gesichert hast.... es ist sicher ein wenig Zeit und Aufwand in die Aufarbeitung zu stecken, aber die Substanz der Messer sieht durchwegs brauchbar aus.

Was ich Dir zu den einzelnen Messern sagen kann:

- Erste von oben (mit der noch sichtbaren goldenen Ätzung):

Den Hersteller kann ich nicht erkennen. Von der Größe sieht es nach ca. 5/8 aus. Schalen sind aus Kunststoff, welcher ist so schwer zu sagen... da gab es viele. Beim Aufpolieren wird es schwer die Ätzung zu retten, da diese oft "wegpoliert" wird. Am Bild ist nicht genau erkennbar ob die dunkle Stelle nicht ganz in der Mitte der Schneide (beim gefalteten Teil auf der Linken Seite der Rolle) "nur "eine Rostnarbe oder ein Riss in der Klinge ist. Letzterer würde die Klinge mehr oder weniger unbrauchbar machen.

- zweite von oben:

Die kurze Erlspitze deutet auf eine älteres Messer hin, Schliff dürfte derb oder ev. 1/4-hohl sein, Größe schätz ich so in Richtung 4/8. Substanz ist gut und der Rost sollte sich einigermaßen wegpolieren lassen. Wird sicher ein feines kleines Messer.

- dritte von oben:

Ist ein sogenannter "Wiener Schaber" von der Firma Böker (erkennbar am Baum Logo am Erl). Ist eine ganz typische Klingenform und auch heute noch im Programm von Böker.
Hier ein Link zum Faden im Forum über die Wiener Schaber: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,21188.0.html
und der Faden zu der Firma Böker: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5121.0.html

- vierte:

"Heartring" war eine Marke/Handelsname der Firma "Eicker&Söhne". Messer wie dieses sind recht einfach gehalten (keine Ätzungen, keine besonderen Schalen) und in großer Stückzahl produziert worden (sozusagen Stangenware/Arbeitstiere). Sind aber trotzdem (oder eben deswegen) solide Messer, die einfach zu schleifen sind und zuverlässig rasieren.
Hier der Faden zu Eicker&Söhne: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5108.0.html

Zum "Collini" Messer:

Ist ziemlich sicher nicht von Collini selber hergestellt, sondern von einem der vielen Solinger Hersteller für die Firma Collini gefertigt worden. Es war sehr gängig, daß ein Hersteller für eine Firma/Messerschleifer Rasiermesser produziert hat, die dann eben von dieser Firma (in diesem Fall Collini) verkauft wurden. Auf der Rückseite des Erls könnte der Hersteller vermerkt sein, schau mal nach was da steht.
Ich habe selber bisher noch kein Collini-Messer gesehen... wenn es kein großer Händler mit mehreren Filialen/Geschäften war, dann ist es gut möglich, daß die Messer nicht so weit verbreitet sind.

Wenn Du schreibst "aus der Gegend"... stammst Du aus dem "Ländle"?

Wünsche Dir jedenfalls viel Freude und Erfolg beim restaurieren und schleifen üben.

Grüße aus Wien!
Rasoir
-----------------
"The first thing we do, let's kill all the lawyers"
(William Shakespeare, Heinrich VI, 2.Teil, 4.Akt)

kube

Hallo Rasoir,

danke für die nette Begrüßung und die umfangreiche Antwort!  :D
Schön wie einem hier im Forum immer bemüht weitergeholfen wird  dh:

Ja, bin aus dem Ländle... Viele Grüße nach Wien!

Der Hersteller des ersten Messers ist Engelswerk, C.W. Engel. (steht auf Vorderseite Erl). Die Klingenätzung ist "Engelswerk Diamantstahl" und auf der Rückseite des Erls steht Pilatus D-Stahl.
Ich denke dass die Stelle an der linken Seite der Rolle eine Rostnarbe oder verharztes Öl ist, zumindest ist auf der entsprechenden Stelle auf der anderen Seite der Klinge nichts zu sehen. Genaueres weiß ich, wenn ich poliert habe  :)

Beim Collini-Messer steht auf der Rückseite IA Silberstahl Feinste Solinger Qualitätsarbeit. Ich könnte mir vorstellen, dass Collini damals Rohlinge aus Solingen bezog und dann hohlgeschliffen hat, zu dieser Zeit war die Firma eben auch als Lohnschleiferei aktiv.
Nach Entrostung/Politur habe ich das Messer über die Steine geschickt, erst Naniwa 600-2000-5000, anschließend Dragons Tongue (angeblich ca. 8000), Purple Yellow Lake (angeblich ca. 12000) und den schwarzen Schiefer von AJ (angeblich ca. 15000).
Es rasiert nun extrem sanft und doch gründlich. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis, und auch ein wenig stolz dass es gleich so gut geklappt hat. Danke nochmal an die Ersteller der ganzen Schleif-Threads und Beantworter von PMs, die mich sehr weitergebracht haben.

Ich habe nach jedem Stein Aufnahmen mit einem Taschenmikroskop gemacht, und die Bilder verwirren mich doch sehr:

1. nach Naniwa Pro 600:



2. nach Naniwa Pro 2000:



3. nach Naniwa Pro 5000:



4. nach Dragons Tongue:



5. nach Yellow Lake:



6. nach dem schwarzen Schiefer:



Was mich nun verwirrt, ist dass die Facette nach dem Naniwa 5000 mit Abstand am feinsten aussieht. Vor allem der Dragons Tongue wirkt doch sehr grob auf dem Bild, vom aussehen her würde ich ihn zwischen dem 600er und 2000er Naniwa einordnen?
Ich habe den Dragons Tongue angerieben, aber auch einen Durchgang nur mit Wasser gemacht.
Den Yellow Lake und den schwarzen Schiefer habe ich nur mit Wasser benutzt. Auch hier, wirkt der Yellow Lake auf mich feiner als der schwarze Schiefer?

Jedenfalls ging das Schärfeempfinden beim testen der Schneide nicht ganz mit den Bildern konform, die Unterarm-Haarrasur ging von Stein zu Stein gründlicher und sanfter.

Kann jemand dazu vielleicht was sagen?

Vielen Dank und schöne Grüße
kube

kimeter

Zitat von: kube am 12. Mai 2017, 14:40:57
Kann jemand dazu vielleicht was sagen?

Falsche Einschätzung der Körnung von Natursteinen. Meiner Meinung nach werden grundsätzlich die Körnungen von Natursteinen viel zu fein eingeschätzt. Eine verlässliche Angabe ist auch eigentlich nicht möglich -- zb. kann ein extrem harter, feiner Japanischer Ozuku ein sehr gutes Ergebnis bringen, also eine spiegelpolierte, rasurbereite Facette, aber der gleiche Ozuku wenn er nicht optimal fein abgerichtet ist zeigt dann hässliche "Kratzer" auf der Facette. Ein Naturstein kann nur dann optimale (feine Schärfung) Leistung erbringen wenn der Stein auch wirklich gut abgerichtet ist. Ein nur "grob" abgerichteter harter, feiner Naturstein bringt auch nur ein "gröberes" Schliffbild hervor.

Deine genannten Natursteine habe ich jetzt noch nicht getestet, habe aber ein paar andere Natursteine, deshalb meine Meinung zu den Körnungen.

-Andreas

kube

#6
Hallo Andreas,

vielen Dank für deine Antwort!

Ich habe die Steine mit Naßschleifpapier auf einer großen Fliese aberichtet - die feinste Körnung hierbei war 600. Denkst du dass ich mit feinerem Schleifpapier bessere Ergebnisse erziele? Bis zu welcher Körnung soll ich gehen? Beim abrichten habe ich mit Bleistift ein Muster auf den Stein gezeichnet, welches ich ganz abgeschliffen habe bevor ich aufs jeweils feinere Papier gewechselt habe.

Ich bin mir mittlerweile auch nicht mehr so sicher, ob das Rasurverhalten beim Unterarm rasieren wirklich besser wurde oder ob ich einer Art "Placebo"-Effekt aufgesessen bin...

Danke und Gruß

kube

Edit:

wenn die Körnung der Steine falsch angegeben wäre, das wär ja ne Frechheit - die Angaben wären z.T. ja ums 3-fache übertrieben...

Hat jemand vielleicht die genannten Steine im Einsatz? Wie sind eure Erfahrungen mit den Steinen?

kimeter

Bei Steinen mit "8000 bis 15000er" Körnung so fein abrichten wie irgendwie möglich. Leider habe ich noch keine Steine mit Naßschleifpapier abgerichtet, daher kann ich auch keine konkrete Empfehlung geben. In dem Thread: "Anleitung-Steine abrichten"  habe ich einen Beitrag geschrieben wie ich Steine abrichte.
Bei extrem harten Natursteinen verwende ich aber nicht immer die feinste DMT Platte. Wenn ich den Stein später mit Naguras anreiben möchte, reicht mir oft auch schon die "Coarse" DMT Platte, anstatt der "Extra fein".

Ja, ich denke mit höherer Körnung als 600 wirst Du auch bessere (feinere) Ergebnisse erreichen.

-Andreas

kube

Besten Dank.

Dann werde ich mich nach feineren Papier umsehen, leider ist 600 das feinste im lokalen Baumarkt.

DMT-platten usw. möchte ich momentan nicht kaufen, hab gerade Recht viel für Steine und Messer rausgehauen...  :)

Gruß
Kube

Hellas

Erst einmal, Danke für die sehr interessanten Bilder. Ich habe alle drei Waliser und es sind bei mir sehr gute Finischer. Ob und wie jetzt die Körnungen liegen, kann ich nicht wirklich sagen und ich habe auch kein Mikroskop, sondern kontrolliere die Schneide nur mit einer 20x Uhrmacherlupe. Ich kann aber sagen, dass der Dragons Tongue bei mir nach einem Naniwa 8000 noch deutlich an Schärfe und vor allem Sanftheit rausholt. Mit dem Yellow Lake wird die Schneide nochmals etwas sanfter und nach weiterem Finisch auf dem besagten mit 15k angegebene Waliser wird die Schneide nochmals sanfter (ich Paste nicht, sondern ledere die Messer nur noch ordentlich nach dem Finischer)

Insofern würde ich vom Gefühl her schon sagen, dass der Drangons Tongue feiner ist als der Naniwa 8000 und irgendwo um die 10k liegen könnte, der Yellow Lake dann bei ca. 12k und der Dunkelgraue nochmals darüber. Allerdings produziert mein Coticule Hybrid La Letneuse eine mindestens ebenso sanfte Schneide und da hab ich Irgemdwo gelesen, dass dieser um die 12k liegen soll (besser als der Yellow Lake ist dieser Coticule für mich aber allemal) und meine Thüringer (grünblau) steht dem auf nicht nach und macht bei einigen Messern sogar eine bessere (sanftere) Schneide, als der dunkelgraue Waliser. Abgerichtet habe ich die Waliser übrigens auf zum Schluss 1000er Nasschleifpapier (feineres gibt es auch bei mir im Baumarkt nicht).

Was ich glaube bei dem Foto nach deinem  5000er zu erkennen ist, dass die Schneide zwar flächig polierter aussieht, aber an der eigentlichen Schneide größere Microausbrüche hat als nach den Walisern (kann mich natürlich optisch täuschen) was für mich aber die "bissigere" Schärfe von Rasiermessern nach Kunssteinen erklärt und die Schneide (nach meinem persönlich subjektiven Empfinden) auf Natursteinen anschließen sanfter wird. Aber dass sind persönliche Vorlieben und es gibt wohl durchaus nicht wenige Kollegen die die Schärfe nach z.B. einem 8000er Naniwa bevorzugen, was mit persönlich zu "bissig" ist.

Viel Spaß auf jeden Fall mit den Messern.

kube

Hallo Hellas,

Hehe,

danke dass ihr mir so bereitwillig weiterhelft.

Ich habe mir die Bilder nochmal am PC in höherer Auflösung angsehen, ich habe pro Stein jeweils mehere gemacht.
Und du hast recht, man sieht ganz deutlich, dass die kleinen Ausbrüche nach dem 5000er größer sind als auf den folgenden Steinen. Die Unterschiede sind vom 5K Naniwa auf Dragons Tongue und vom Yellow Lake auf den dunkelgrauen Schiefer größer als vom Dragons Tongue auf den Yellow Lake.

Das sagt mir dass es weniger auf die Fläche der Facette ankommt als auf die Schneidkante selber... Eigentlich logisch, aber die anscheinlich so glatte Fläche hat mich da wohl ein wenig geblendet  ;)

Das wär mir ohne deinen Hinweis nicht aufgefallen  dh:

Ich denke dass es mit meinem Setup noch viel auszuprobieren gibt. Einen Coticule habe ich auch noch, aus welcher Schicht der kommt weiß ich leider nicht, es ist ein extra-extra Bankstein von Steffen Lindner (übrigens ein sehr netter Kontakt!)

Bezüglich der Arbeitsweise mit dem Coticule hat mir BastlWastl weitergeholfen, ich bin da anfangs viel zu zaghaft rangegangen.
Bis jetzt habe ich mich aber noch nicht mit einem ausschließlich auf dem GBB gefinishten Messer rasiert, sondern immer noch andere Steine angehängt. Ich glaub ich hab schon fast grenzwertig viel Auswahl für einen Anfänger, allerdings macht das ausprobieren ja auch sehr viel Spaß.

Spaß mit den Messern werde ich auf jeden Fall haben. Meine Sammlung wächst im Moment fast schon zu schnell, ich hoffe das eskaliert nicht  ;D

Danke und Gruß
kube