Spadson, France

Begonnen von MudShark, 20. Januar 2015, 18:40:01

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MudShark

Ganz sicher bin ich mir nicht, ob dieser Hobel hier auch wirklich ein Spadson ist, aber viele Indizien sprechen dafür:



Die ebenso robust wie ungewöhnlich anmutende Konstruktion der Schaumkanten-Bodenplatte könnte schon auf den gleichen Hersteller wie beim Zahnkamm schließen lassen.
Beide Hobel sind komplett aus vernickeltem Zinkdruckguss.





Hier zum Vergleich der Zahnkamm, die Griffe sind absolut identisch, ebenso wie die Krümmung der Deckelplatte:



Gefunden hab ich ihn auf leboncoin in Frankreich, wie er rasiert weiß ich allerdings noch nicht...
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Standlinie

Mit ein wenig Phantasie könnten beide Hobelköpfe aus ein und demselben Zinkdruckgussblock gefräst worden sein. So ein Spadson ist schon ein Kracher.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MudShark

Zitat von: Standlinie am 07. Juni 2015, 22:12:21
So ein Spadson ist schon ein Kracher.

Ja, vor allem die Schaumkante! Nach nunmehr 2 Rasuren bin ich geneigt zu behaupten, dass diese dem Zahnkamm (obwohl dieser optisch mehr hermacht...) in eigentlich jeder
rasurtechnischen Hinsicht überlegen ist. Er ist sanfter und dabei gründlicher, zentriert die Klinge besser und scheint dazu auch noch verletzungssicherer zu sein.
Eine Gemeinsamkeit der beiden ist die Tatsache, dass eine schabende Führung wirkungslos bleibt, ist wohl der ausladenden Kammkonstruktion geschuldet.
Die Spadson Schaumkante rasiert jedenfalls auf sehr hohem Niveau, falls einer mal zufällig eine finden sollte, so kann ich nur empfehlen zuzugreifen, zumal die Dinger so gut wie keinen Sammlerwert haben.
Die meisten meiner französischen Hobel (Gibbs, LeCoq, Leresche, l'Essor, Figaro/Unis France) sind zwar wertiger verarbeitet und bestehen aus Messing, aber dennoch fange ich gerade an, diesen Spadson sehr zu schätzen,
insbesondere nachdem der Zahnkamm ein eher unspektakuläres Rasurergebnis liefert.
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Rockabillyhelge

Den mit der Schaumkante (find ich übrigens nicht unähnlich zum G&F) habe ich auch, er hört bei mir auf den Namen Biette ist aber etwas "abgenutzt"  o)
Eigentlich sehr sehr schade, finde den Hobel echt schön.









Auch mit Bart immer gut rasiert :)

MudShark

Biette, schau mal an! Wird wohl ein Coutellier gewesen sein, oder? Netter Griff!
Bei den Franzosen findet man sehr viele Hobel, die als Markennamen einen Händler oder Barbier eingraviert haben, das macht die Herkunftsbestimmung ja nicht grade leichter,
es werden z.B. öfter mal als "Grelot" gemarkte Leresches angeboten.
Aber ob dieser hier nun ein Spadson ist oder nicht, wird wohl auch rätselhaft bleiben.
Eine dieser ungemarkten Schaumkanten ist übrigens in ebay-France grade wieder günstig weggegangen...
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Rockabillyhelge

Kann gut sein das er zu einem Parfumeur oder Drogeristen gehörte der ihn unter eigenen Namen verkauft hat, habe unlängst erst ein Messer gehabt das im Schönheiten Thread zu finden ist (Pailherey a Lyon https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,15507.msg546421.html#msg546421) und für eine Parfümerie gebaut wurde.
Bei den Grelots muss man aufpassen, jene die ich gesehen habe besitzen zum Teil nicht die für Leresche typischen gekröpften Zinken, trotzdem werden die Grelot Hobel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zugekauft worden sein, ähnlich wie es bei den Solinger Messermachern zu Vervollständigung ihres Sortimentes gemacht worden ist.
Leresche könnte da als ausgesprochener Hobelhersteller der wohl auch die Kirbys gebaut hat sicherlich der Hersteller gewesen sein.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

aleister

Letzten Sonntag gab es ein Spadson,in der Bucht.Wollte fast kaufen,aus Mammon Gründen.Habe mich dann doch zurück gehalten.  ;D

Standlinie

Spadson-Hobel sind ja in der Regel äußerst selten anzutreffen. Am Anfang dieses Jahres ergab sich für mich die Gelegenheit, in der französischen Bucht ein weiteres Exemplar dieser außergewöhnlichen Zahnkammhobel zu erwerben, hier allerdings im NOS-Zustand. Der Hobel befindet sich in einem jungfräulichen Zustand mit leichten Lagerspuren und ohne Anzeichen irgendeiner früherenNutzung. Ich mußte auch erst dreimal hinschauen, bis ich ihn auf den Bildern des Anbieters als einen Spadson oder einen Spadsonähnlichen zu erkennen meinte. Die markante gezahnte Schaumkante bildete das Erkennungsmerkmal. Die folgende Abbildung entsprach in etwas dem vorgestellten Foto des Anbieters. 




Abbildung 1:  Ansicht eines Spadson-Hobels in seiner Transportbox aus Bakelit.




Abbildung 2:  Schwarze Bakelitbox, darin der zerlegte Spadson und französische Rasierklingen der Marke Mira.


Das nachfolgende Bild zeigt, dass es sich tatsächlich um einen Spadson-Hobel handelt. Allerdings unterscheidet er sich ein wenig von den bisher in unserem Forum gezeigten Spadson-Hobeln. Dieser Hobel ist mit einem runden Griff ausgestattet. Während die Griffe der anderen Hobel alle aus Zinkdruckguss bestehen, besteht dieser runde Griff aus einem magnetisch reagierenden Edelstahl. Die Stahlgüte wird allerdings nicht besonders hoch liegen, denn am ersten Gewindegang zeigt sich eine leichte Braunverfärbung, die ich als Rost bezeichnen möchte.




Abbildung 3:  Ein typisches Bild von einem Spadson-Hobel.




Abbildung 4:  Seitenansicht des Spadson-Hobels.


In der nachfolgenden Abbildung habe ich meinen alten Spadson (rechter Hobel) neben den neuen Hobel gelegt. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass die Zentrierzapfen der Kopfplatte des neuen Hobels im Vergleich zum bereits vorhandenen Spadson länger sind.




Abbildung 5:  Zwei nebeneinanderliegende Spadson-Hobel; links die kürzlich erworbene Ausführung und rechts die vorhandene Ausführung.




Abbildung 6:  Seitenansichten des neuen und des alten Spadson.


Und zum Schluss gibt es auch noch eine zusätzliche Überraschung. Die Grundplatte des neuerworbenen Hobels weist im Gegensatz zu den bisher bekannten Hobelausführungen weder eine Markenbezeichnung (Spadson) noch ein Hinweis zum Herstellland (Made in France) auf (siehe Abbildung 7). Das läßt wieder viele Spekulationsmöglichkeiten zum Herstellzeitraum zu. Wurde der Hobel in der hier gezeigten Ausführung vielleicht schon vor 1945 hergestellt und dies dann auch nur für den französischen Markt? Oder erfolgte eine Herstellung in der hier gezeigten Ansicht bis etwa 1950? Oder handelt es sich vielleicht um eines der letzten Exemplare, die so bis kurz vor der Einstellung der Hobelfertigung am Markt vertrieben wurden? Für diese offenen Fragen bleibt die Beantwortung offen. Ein Indiz für eine späte Fertigung könnte lediglich der Stahlgriff bilden, aber das ist auch nur eine Vermutung von mir, die ich nicht belegen kann. Unabhängig davon bleibt der Spadson-Hobel ein sicherlich außergewöhnlicher Hobel, der in keiner Hobelsammlung fehlen sollte, den man aber nicht an jeder Ecke finden kann.




Abbildung 7:  Die Grundplatten der beiden Spadson-Hobel. Links ohne eine Markenbezeichnung, rechts mit der Markenbezeichnung.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

titanus

Schöner Fang, Herr Standlinie!   dh:

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Der Bremer

Na das nenn ich doch mal "Vintage" Hobel  dh: dh: dh:
...zwei wunderschöne Hobel, das Gewicht würde mich noch interessieren.
Mfg : Heiko

Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es :
Bertrand Russell

Standlinie

Zitat von: Der Bremer am 28. Februar 2017, 18:32:25
Na das nenn ich doch mal "Vintage" Hobel  dh: dh: dh:
...zwei wunderschöne Hobel, das Gewicht würde mich noch interessieren.

Beide Hobel wiegen je 68 Gramm.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

efsk

Sehr schöner Hobel, die beiden. Gratuliere, und Danke für's zeigen.
Verzeih mir mein Deutsch. Ich bin ein Holländer.
lG - Richard

MudShark

Und noch einer! Obwohl ich öfters in der Franzosenbucht reinschaue, ist mir dieser Spadson verborgen geblieben. Möglicherweise lag's am Griff, der verhinderte wohl die nötigen Assoziationen... ;)
Meiner hat auch keine Markung und die längeren Zapfen, allerdings den Sechseck-Griff, wie das mit dem Herstellungsjahr in Zusammenhang steht, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Mir ist noch aufgefallen, dass ich 3 Kopfplatten von französischen No-Name-Hobbeln hier habe, die von der Krümmung und Größe her absolut identisch mit der Original Spadson-Platte sind.
So hat meiner denn auch nicht mehr seine Original-Platte, sondern ein Austausch-Teil, da eine leichte Wölbung vorlag, die die Klinge im Zentrum mehr herunterdrückte als außen.
Der Sechseck-Griff ist übrigens auch absolut identisch mit denen meiner beiden österreichischen Ifle-Hobeln! Weiß der Geier, wo die früher eingekauft haben!
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain