Parker Variant Adjustable

Begonnen von Dahuaba, 08. Oktober 2016, 20:16:51

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Standlinie

Zitat von: Hellas am 16. August 2017, 20:55:14
Danke für die Anteilnahme, Männer.

Ist halt wirklich ärgerlich, wenn man wartet um die erste Chargen, die wie man liest deutlich Produktionsschwächen hatte, an einen vorbeigehen zu lassen und dann sowas bekommt. Die Beschichtung ist das eine und das könnte man noch als "optischen Mängel" diskutieren. Viel gravierender scheint mir aber, dass offenbar das Material der Schraube zu weich ist oder da kein vernünftiges Gewinde geschnitten wurde. Ich hab mir das Gewinde nochmals genau angeschaut und in dem Bereicht in dem es greifen soll (ist nicht viel, sondern vielleicht einen halben cm, der Rest des Gewindes ist "Deko") und dort ist das Gewinde wirklich "durch". Erklärt für mich dann auch, weshalb der "Nullpunkt" immer weiter wanderte von zunächst +, bei fast jedem Klingenwechsel auf ein halbe Stufe runter bis auf die "4" zuletzt. Und nun ist das Restgewinde, was greifen könnte auch durch, dass überhaupt nichts mehr greift. Das Gewindematerial des Deckelstiffts gab immer weiter nach.

Ich werde die Griffhülse nun tatsächlich mal absägen und mal sehen, wie lange dann das Gewinde da hält. Der Gewindestift ist ja lang und die Gewindehülse im Drehknauf tief geschnitten.

Ich würde nur jedem Variant-Besitzter ans Herz legen, den Griffknauf nicht ansatzweise an seinen "Nullpunkt" zu ziehen geschweige denn dort auch nur Handfest anzuziehen. So richtig Vertrauenserfördernd finde ich die Konstruktion nicht und daher kann ich mich so richtig auch über den neuen, der jetzt zu mir unterwegs sein soll, nicht freuen. Der wandert wahrscheinlich gleich unbenutzt in den MH.

Hellas, bitte tue mir den Gefallen und schneide die Griffhülse nicht ab! Das würde in der eingekürzten Fassung überhaupt nicht zu diesem an sich ansprechenden Hobel passen. Dafür gibt es eine andere Lösung, auf die ich gleich eingehen werde.

Die an der Kopfplatte entstandenen Flecken sind mir bei Rasiermessern schon öfters untergekommen. Je nach verwendeter Rasierseife, hat diese die Stahlklinge des Messers anlaufen lassen. Deshalb sehen alte Rasierklingen oftmals auch ein wenig mattgrau aus. Es hat sich eine Patina an der Stahloberfläche gebildet. Je nach der Oberflächenvergütung oder Versiegelung bei Deiner Hobelkopfplatte könnte das auch der Grund für die Fleckbildungen sein. Diese müßten sich mit Autosol etwas entfernen lassen. Das könntest Du einmal probieren, wenn Du den neuen Hobel in Deinem Badezimmer auspacken kannst.

Nun etwas zu dem vermurksten Gewinde. Wenn die Stahlgüte nicht paßt oder aber die Gewindestange aus Zinkdruckguss besteht, ist der Ärger vorprogrammiert. Die feinen Gewindegänge stehen ja aufgrund der im Hobelkopf eingesetzten Feder ganz schön unter Spannung. Wäre also Dein Hobel mein Hobel, würde ich den Gewindebereich an der Kopfplattenstange einfach absägen. Ja, Du hast richtig gelesen, einfach absägen. Dann würde ich das Gewinde durch eine M5-Edelstahlschraube ersetzen. Das Gewinde ist auf jedenfall geeignet, die im Hobel auftretenden Federkräfte schadlos auszuhalten. Diese Edelstahlschraube muss nur an der Kopfplatte befestigt werden. Und die Lösung dafür habe ich beim Kabrand-Schrägschnitthobel abgeschaut. In den Metallstift der Kopfplatte wird ein Schlitz gesägt und gefeilt. Der Schlitz dient zur Aufnahme der Edelstahlgewindestange, die an denjenigen Stellen abgeflacht werden muss, um genau in den Schlitz zu passen. Dort wird dann ein kleiner Metallstift als Niet eingesetzt, der die neue Gewindestange im Schlitz fixiert. Und damit ist Dein Hobel wieder einsatzbereit.

Ich habe meinen Reparaturvorschlag kurz skziziert, um meinen Gedankengang besser zu veranschaulichen. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte.



Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

alvaro

Interessante Lösung.
Welchen Durchmesser für den Niet schlägst du vor?
Habe ein vergleichbares Problem mit einem Gibbs.

Hellas

Ganz herzlichen Dank für die Anregung und Anleitung, Standlinie dh: Dürfte in der Tat die Sinnvollere Lösung sein, da sich durch das Einkürzen die Qualität des Gewindes auch nicht verbessern würde und das Problem sich dann nur auf das noch funktionierende Gewindeteil verlagert.

Nur noch eine Frage zum Befestigungsniet. Das ist dann kein Schlitz, sondern ein Loch, dass durch die "Wände" des Geschlitzen Metallstiftes des Deckels und das an der Stelle abgeflachte Gewinde der Edelstahlschraube geht, richtig?

Gut das ich mir gerade einen Dremel bestellt habe..

Standlinie

Zitat von: Hellas am 17. August 2017, 21:59:17
Ganz herzlichen Dank für die Anregung und Anleitung, Standlinie dh: Dürfte in der Tat die Sinnvollere Lösung sein, da sich durch das Einkürzen die Qualität des Gewindes auch nicht verbessern würde und das Problem sich dann nur auf das noch funktionierende Gewindeteil verlagert.

Nur noch eine Frage zum Befestigungsniet. Das ist dann kein Schlitz, sondern ein Loch, dass durch die "Wände" des Geschlitzen Metallstiftes des Deckels und das an der Stelle abgeflachte Gewinde der Edelstahlschraube geht, richtig?

Gut das ich mir gerade einen Dremel bestellt habe..

Als Niet reicht ein feiner Nagel (1 mm Durchmesser) aus. Es geht auch eine Messingstange. Die könnte man sogar mit dem Hämmerchen bearbeiten und so vernieten. Ganz so wie bei einem Rasiermesser. Spaß beiseite. Wenn alles paßt, muss ein durchgängiges Loch durch den geschlitzten Metallstift der Kopfplatte und durch die angepaßte Gewindeschraube gebohrt werden. Der eingesteckte Niet wird mit Sekundenkleber fixiert. Das müßte dann für viele zukünftige Rasuren wieder ausreichen.

Alvaro, Hellas!!! Ihr müßt vor der Sanierung darauf achten, ob die instandzusetzenden Gewinde tatsächlich auch M5-Gewinde sind und eine metrische Steigung aufweisen. Für Gibbshobel (hier beim Reglable) trifft dies leider nicht zu. Hier muss zusätzlich das Innengewinde der Griffschraube mit einem Gewindeschneider M5 nachgeschnitten werden, damit alles wieder paßt. Dieser zusätzliche Schritt ist nur dann zu umgehen, wenn die Steigung der Gewindegänge der neuen Gewindeschraube der Steigung der zu ersetzenden Gewindeschraube entspricht.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

alvaro

@ Standlinie du bist einfach spitze  dh:

Standlinie

Zitat von: alvaro am 17. August 2017, 22:45:25
@ Standlinie du bist einfach spitze  dh:

Ich versuche euch nur zu helfen; und das mache ich gerne. Danke für das Kompliment.   ;)
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Hellas

Ganz herzlichen Dank dh: Wenn ich das handwerklich hinbekomme, stell ich natürlich Fotos vom Resultat ein.

Hellas

Zitat von: Standlinie am 17. August 2017, 21:45:15

Hellas, bitte tue mir den Gefallen und schneide die Griffhülse nicht ab! Das würde in der eingekürzten Fassung überhaupt nicht zu diesem an sich ansprechenden Hobel passen. Dafür gibt es eine andere Lösung, auf die ich gleich eingehen werde.

Die an der Kopfplatte entstandenen Flecken sind mir bei Rasiermessern schon öfters untergekommen. Je nach verwendeter Rasierseife, hat diese die Stahlklinge des Messers anlaufen lassen. Deshalb sehen alte Rasierklingen oftmals auch ein wenig mattgrau aus. Es hat sich eine Patina an der Stahloberfläche gebildet. Je nach der Oberflächenvergütung oder Versiegelung bei Deiner Hobelkopfplatte könnte das auch der Grund für die Fleckbildungen sein. Diese müßten sich mit Autosol etwas entfernen lassen. Das könntest Du einmal probieren, wenn Du den neuen Hobel in Deinem Badezimmer auspacken kannst.

Nun etwas zu dem vermurksten Gewinde. Wenn die Stahlgüte nicht paßt oder aber die Gewindestange aus Zinkdruckguss besteht, ist der Ärger vorprogrammiert. Die feinen Gewindegänge stehen ja aufgrund der im Hobelkopf eingesetzten Feder ganz schön unter Spannung. Wäre also Dein Hobel mein Hobel, würde ich den Gewindebereich an der Kopfplattenstange einfach absägen. Ja, Du hast richtig gelesen, einfach absägen. Dann würde ich das Gewinde durch eine M5-Edelstahlschraube ersetzen. Das Gewinde ist auf jedenfall geeignet, die im Hobel auftretenden Federkräfte schadlos auszuhalten. Diese Edelstahlschraube muss nur an der Kopfplatte befestigt werden. Und die Lösung dafür habe ich beim Kabrand-Schrägschnitthobel abgeschaut. In den Metallstift der Kopfplatte wird ein Schlitz gesägt und gefeilt. Der Schlitz dient zur Aufnahme der Edelstahlgewindestange, die an denjenigen Stellen abgeflacht werden muss, um genau in den Schlitz zu passen. Dort wird dann ein kleiner Metallstift als Niet eingesetzt, der die neue Gewindestange im Schlitz fixiert. Und damit ist Dein Hobel wieder einsatzbereit.

Ich habe meinen Reparaturvorschlag kurz skziziert, um meinen Gedankengang besser zu veranschaulichen. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte.







Und genau so wie Meister Standlinie es vorgeschlagen hat, habe ich nun auch den Deckel wieder auf den Parker bekommen. Gewinde beim Parker ist metrisches M5 und daher war es kein Problem eine entsprechende Edelstahlschraube zu nehmen. Die Nut in den Metallstift des Kopfes passen zu sägen (Dremel Trennscheibe anschließend Proxxon Dieamantfrässpitze auf den Dremel) war schon etwas filigraner. Zum Fixieren vor dem Bohren hab ich den Stift mit Sekundenkleber in die Nut geklebt. Das Gewinde ist daher vom Sekundenkleber oben auch leicht verschmiert, was aber keinen Einfluss auf die Funktion hat. Das hielt schon sehr gut. Niet, bei mir 1,5mm Nagel, muss man beim Parker tatsächlich mit Sekundenkleber befestigen, da das Loch der Bodenplatte des Parker keinerlei Seitenüberstand zulässt und Nietköpfe auszuformen ;)

Hier die dazugehörigen Bilder zu obiger Skizze:





Sitzt, passt, wackelt nicht und hat Luft. Parker schließt jetzt wieder auf 4 1/2 (ich muss mich jetzt dran gewöhnen, mich auf 1 - 1 1/2 zu rasieren) ;D

Ganz herzlichen Dank, Lieber Standlinie für den Tip und die Klasse Skizze dh: dh: dh:


Standlinie

Hellas, ich freue mich für Dich, dass Du Deinen Hobel wieder nutzen kannst. Ein sehr schönes Reparaturergebnis, das Du uns zeigst. Und jetzt ist Dein Hobel ein ganz besonderer Hobel. Es steckt Herzblut drin. Klasse Arbeit. Danke für die anschaulichen Fotos.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Hellas

Bei der Klasse Anleitung, musste ich es doch sofort ausprobieren. ;) "Herzblut" ist etwas übertrieben, aber es hat mich doch ungemein gereizt zu wissen, ob ich das hinkriege.

Der Parker rasiert jetzt sogar noch milder als vorher. 2 volle Stufen aufgedreht (von 4,4 auf 1,5) ist er jetzt gut 0,5 bis eine Stufe milder als vorher und entspricht jetzt etwas Progress Aggressivität. Kann durchaus sein, dass das vorher schon die ganze Zeit mit dem weichen Gewinde zusammenhing und die Gewindesteigung vermurkst war. Wenn der Neue von Maggard eintrifft, weiß ich jedenfalls, wen ich davon behalte... der neue wandert in den MH und ich behalte den mit dem Edelstahlgewinde ;)

Und nochmals herzlichen Dank, Lieber Standlinie.

Ich frage mich gerade, ob man nicht zur bessern Auffindbarkeit die letzten Beiträge in einen neue Strang "Reparatur des Hobelkopfes bei defektem Gewinde" o.ä. aufmachen und die dort hinschieben sollte. Kann ja durchaus sein, dass das Problem auch noch andere Mitglieder mal trifft und das muss ja nichts "Parker-spezifisches" sein.       

Standlinie

Zitat von: Hellas am 20. August 2017, 20:55:43

......
Ich frage mich gerade, ob man nicht zur bessern Auffindbarkeit die letzten Beiträge in einen neue Strang "Reparatur des Hobelkopfes bei defektem Gewinde" o.ä. aufmachen und die dort hinschieben sollte. Kann ja durchaus sein, dass das Problem auch noch andere Mitglieder mal trifft und das muss ja nichts "Parker-spezifisches" sein.       

Bin dabei, eine Anleitung mit dazugehörigen und anschaulichen Bildern zu schreiben. Gut Ding braucht aber etwas Weile. Daher bitte ich noch um etwas Geduld.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

947

Ist das jetzt wohl ein Einzelfall gewesen oder gar seriell?
Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Glut.

alvaro

Zitat von: Standlinie am 20. August 2017, 21:30:53
Zitat von: Hellas am 20. August 2017, 20:55:43

......
Ich frage mich gerade, ob man nicht zur bessern Auffindbarkeit die letzten Beiträge in einen neue Strang "Reparatur des Hobelkopfes bei defektem Gewinde" o.ä. aufmachen und die dort hinschieben sollte. Kann ja durchaus sein, dass das Problem auch noch andere Mitglieder mal trifft und das muss ja nichts "Parker-spezifisches" sein.       

Bin dabei, eine Anleitung mit dazugehörigen und anschaulichen Bildern zu schreiben. Gut Ding braucht aber etwas Weile. Daher bitte ich noch um etwas Geduld.

Ich stimme zu.
Ist auch für andere interessant.
Soll man separat erfassen.

Standlinie

Zitat von: 947 am 20. August 2017, 21:47:21
Ist das jetzt wohl ein Einzelfall gewesen oder gar seriell?

Hellas Reparatur seines Parker-Hobels war wohl ein Einzelfall, denn bisher hat nur er erwähnt, dass das Gewinde seines Hobels zu weich war und deshalb seine Funktion nicht mehr erfüllen konnte. Inwieweit das auch andere Parker-Variant-Adjustables betreffen könnte, ist mir bisher nicht bekannt geworden. Hier im Forum sind allerdings auch schon andere Hobel benannt worden, bei denen die Gewinde der Kopfplatte ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr gerecht wurde.
- Gibbs-Hobel (betroffen ist ein Hobel von Alvaro; hat er hier erst erwähnt);
- Rotbart-Hobel (Mond-Extra), die Kopfgewinde wurden in Zinkdruckguss geschnitten und verschleissen wohl recht schnell;
- Kabrand-Schrägschnitthobel (die Kopfplatte verfügt über eine bewegliche Gewindestange und bricht sehr leicht im Gelenk; bei meinem Hobel).
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

947

Danke für die ausführliche Antwort.
Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Glut.