Werdegang und Selbsterkenntnisse

Begonnen von Stubenfliege, 17. September 2016, 11:45:57

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Stubenfliege

Womit beginnen, wenn nicht gleich mit den Anfängen, also:

...es war einmal,

als Pickelgesicht Stefan ins rasurpflichtige Alter kam, war gerade das Systemmonster mit den ultrascharfen Klingen (erstaunlich, werden in jeder Generation ja noch ultraschärfer... und Waschmittel wäscht noch weißer), welche sogar hinter Gitter mussten, angesagt. Wunderbar, dachte sich mein damaliges Ich, hatte es doch unglaubliche Angst vor scharfem Metall im Gesicht.

Vater rasierte damals ausschließlich trocken, also kein Ansprechpartner. Trockenrasur machte mit dem Flaum ohnehin keinen Sinn, ausserdem war ich damals schon der Meinung, dass man mit so nem Ding nicht wirklich rasiert fühlen kann.

Mit Dosenschaum und dem Rasierer bewaffnet gings also an die Rasur: ein Durchbeissen!
Ich mich durch eine unangenehme Rasur, der Rasierer sich durch meine Hautschichten – im Nachhinein halte ich sogar die Drahtkonstruktion über den Klingen für schuldig, da muss man sich ja Haut einzwicken. Vom Haut straffen sowieso keine Ahnung, in der Werbung wird ja auch wild in allen Richtungen, anstrengungslos und ohne weiteren Aufwand,  übers Gesicht gezogen.

Es folgten Experimente mit Rasiergel, anderen Schaum, Pflegemittelchen, kaltem oder heissen Wasser... nur eines blieb immer gleich: Der Rasierer! Die anderen Klingen mussten ja nicht hinter Gitter, Hilfe! Horrorvorstellungen wie ich mich mit denen erst zurichten würde.
Einziges Ergebnis der Rumexperimentiererei: der Geldbeutel wurde leichter.

Der nächste Rasierer kam dann von alleine zu mir: Verpackt im Wilkommensgeschenk beim Bund. Dazu Rasiergel, kannte ich ja bereits, und etliches anderes unnützes Zeug. Gesicht blank wie die Schulterklappen des Rekruten war befohlen. Nachdem ich schon meinen Irokesen opfern musste, wars um die Barthaare auch schon egal.
Respekt hatte ich ordentlich vor dem blanken Mehrklingending, aber der Sanitätsbereich war ja nicht fern und ein paar hübsche Sanitäterinnen gabs dort auch zu bestaunen.

Schade, ich sah diesen Tag keine Sanimädels ;)
Dafür den Rasierer bekommen, der mich fast ein Jahrzehnt begleiten sollte: der damals brandneue Fusion. Obendrein die Erkenntnis, dass es diesen Schutzdraht nie gebraucht hätte. Schnitte und Cuts  gab es damit nicht mehr, bzw nur noch bei grober Fahrlässigkeit (Bund, Mannschaftsheim, mehr Worte nötig?^^).
Der zugehörige Griff existiert sogar Heute noch, allerdings nicht mehr in meinem Besitz. Dazu später.

Etwa zwei Jahre später folgte aus traurigem Anlass mein schönstes Rasurerlebnis vor dem Hobel+Seifenschaum: ich führte die letzte Rasur meines Großvaters durch. War zwar auch nur mit seinem 2Klingen-Uraltrasierer mit festem Kopf und Dosenschaum, aber sehr andächtig. Seit ich ihn kannte hatte er sich aus Bequemlichkeit fast nur trocken rasiert... geerbt habe ich dann diesen 2Klingenrasierer und die letzten paar Klingen verbraucht. Im Fundus des Opas fanden sich dann auch noch ein alter Hobel, dem ich damals leider keine Beachtung schenkte, und ein ruinierter Pinsel. Die letzte Benutzung der Beiden Teile wohl weit vor meiner Geburt, Seife war keine mehr im Haushalt und auch Oma konnte sich nicht mehr erinnern wann er zum letzen Mal Schaum geschlagen hatte.
Pinsel und Hobel wurden entsorgt (Jehova!)

Vom 2Klingenrasierer hab ich begeistert und andächtig die letzten Klingen verbraucht und kam dann wieder zurück zum Fusion. Warum ich mir damals nicht einfach selbst ein vergleichbares Modell holte, kann ich jetzt nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht weil der Fusion eben 'modern' war...

Ich war jung und dumm...
heute nicht mehr ganz so jung ;)

-

wird fortgesetzt!
Zwischenkommentare aber jederzeit erwünscht^^

Nächster Teil:
aus der Altenpflege, WC (der Dritte), eine diebische Ehefrau und der Chinahobel
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten

rheinhesse

Hi Stefan, willkommen in der Anstalt. Sehr schöner Bericht - Spannend und informativ geschrieben  dh:

Zitat von: Stubenfliege am 17. September 2016, 11:45:57
Der nächste Rasierer kam dann von alleine zu mir: Verpackt im Wilkommensgeschenk beim Bund. Dazu Rasiergel, kannte ich ja bereits, und etliches anderes unnützes Zeug.
Ich bin neugierig. Ich war nie beim Bund, hatte das Glück als Pazifist durchzugehen und Zivildienst machen zu dürfen. Welcher Rasierer wurde von der Armee gesponsert?
"Sollten wir uns daher in den Kopf setzen, unsere Rasierseife von Grund auf selber zu machen, müssten wir erst das Universum erfinden." (frei zitiert nach Carl Sagan, Astrophysiker)

Stubenfliege

steht einen Absatz weiter: Fusion

hätt ich vielleicht direkt nennen sollen  :angel:
aus der Sicht und Befürchtung meines damaligen Ichs war aber "Mehrklingending" in einem Satz zu "Sanitätsbereich" treffender.
Ich hatte weder Lust auf Bund noch Zivi... letztendlich also Bund (und nun arbeite ich doch in der Pflege^^) - nur wegen dem Rasierer war es nicht  ;D
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten

Stubenfliege

wie angekündigt geht es weiter, und nimmt kein Ende:



Es folgte eine Zeit die ich nicht missen möchte. Entweder richtig krachen lassen oder auf fauler Haut liegen. Bund hat mich trinkfest gemacht, dort lernte ich auch richtig zu leben und mit Hindernissen umzugehen. Meine Prioritäten änderten sich, genau entgegen der Entschleunigung die ich nun zelebriere und genieße.Ich liege zwar immer noch gerne auf der faulen Haut, aber nun auf ganz anderem Niveau... ich genoss es nicht.

Meine Akne sprießte allerdings fröhlich vor sich hin, nahm ich damals in Kauf. Dem geschuldet hab ich nun einige Aknenarben auf Rücken und im Gesicht – Ersteres stört mich weniger, wird unter Patina verbucht. Zweiteres bereuhe ich bis heute.

Es kam die Zeit, in der sich ein junger Manngewordener daran stört, wenn er ständig zu jung geschätzt wird (OK, geht mir immer noch so^^). Es half sich einen Bart stehen zu lassen. Nur gelegentliche Kahlschläge mit dem Fusion. War das Kraut zu sehr gewachsen, musste halt der Elektrotrimmer ran. Der Trimmer bescherte mir durch unerwartetes Geistaufgeben eine unangenehme aber lustige Erfahrung mit Einmalrasierern – aber diese Geschichte packe ich Andernorts aus, hier passt sie nicht ;)

Jedenfalls fingen die Experimente mit Bartformen an. Ich bin mir nicht sicher ob der Ur-Fusion schon diese Trimmerklinge hatte – wenn ja, die taugte Damals wie Heute nichts, um Konturen zu schneiden.
Dank der Aknenarben hatte ich nun schon einen unregelmäßigen Bartwuchs, einige Haarwurzeln schon endgültig zerstört. So wurde auch nichts aus dem Vollbart, der meinem Vater sehr gut steht. Immerhin habe ich seinen Haartyp vererbt bekommen. Wo sein Bart schön dreifarbig (wegen der Grauen^^) schimmert, sind bei mir Lücken. Letztendlich blieb mir nur Kinn, Oberlippe und Unterlippe zum Sprießen lassen. Ein Ringbart ist leider unmöglich, das verhindert eine Lücke unter beiden Mundwinkeln.

Einfachste Lösung war der Ziegenbart, der mir allerdings nicht wirklich ins Gesicht passte – sah ich damals allerdings anders ;)
Zumindest wurde ich nicht mehr nach Ausweis oder Führerschein gefragt, wenn ich Whiskey oder Tabak kaufen wollte, schon mal ein Fortschritt^^

Etwas später trieb mich die Arbeitswelt von der Altenpflege in die ambulante Intensivpflege, in der ich heute noch tätig bin. Gleich mein erster Patient, bei dem ich 12std meines Arbeitsalltags verbrachte, hatte aus purem Geiz seiner Angehörigen den WC mit einem bunten Mix an Klingen, die sie halt billigst vom normalen Einkauf im Discounter mitnehmen konnten. (so, man kann beim Hobeln tatsächlich Geld sparen! Er war hier nicht angemeldet und hatte keinen Zweithobel^^)

Anfangs konnte ich mit dem Ding nicht viel anfangen, dennoch kam es mir irgendwie bekannt vor... klar, Opas entsorgte Erbstücke! Damit rasiert sich Heute doch keiner mehr?!

Jeder Mitlesende kann sich denken zu was es führt, wenn Unkundige einen Patienten mit einem Hobel rasieren. Geld konnten die Angehörigen tatsächlich sparen... wir Fachkräfte mussten vom Hausarzt die Blutverdünner absetzen lassen.
Letztendlich mussten diese aber wieder angesetzt werden, ohne kam dieser Klient nicht klar... es packte mich an meinem Stolz: kann doch nicht sein, dass ich als Mann seinem Bart nicht ohne Rot Herr werde!
Bei meinen weiblichen Kollegen ja verständlich (ich war damals einziger nassrasierender Mann im Team), aber ich?
Also die Angehörigen gefragt, wo sie dieses Teil her haben und einen Tag später ab zum DM. Den Nutzen beim Konturenschneiden sah ich von Anfang an, aber ich wollte an mir üben, damit wenigstens einer in Belegschaft den Patient ordentlich damit rasieren kann.

Die nächste Zeit wehrte ich mich entschieden dagegen den Patienten zu rasieren, erntete dafür einige dumme Kommentare meiner Kollegen. "Macht seine Arbeit nicht", "zu faul zum Rasieren", "Patient sieht ungepflegt aus"... dann aber hatte ich an mir Selbst schon einige zufriedenstellende Rasuren mit dem WC zustande gebracht. Und siehe da: der Patient hatte nach meinem nächsten Dienst eine saubere, unblutige Rasur... und (fast) jeden meiner weiteren Dienste.
Plötzlich waren es meine Kollegen, die meinten "3-Tagebart steht ihm doch gut"... "ach, ich wusste ja, dass du bald in Dienst kommst" etc.
Dauerte halt zur Not ein paar Tage, aber zumindest wurde der Klient nicht mehr unnötig durch unsachgemäße Rasur geschnitten. Ihr könnt euch sicher vorstellen wie stolz ich auf mich war.

Nun, ich konnte also mit einem Plastikhobel umgehen... die Rasur mit dem Systemie ging trotzdem schneller und blieb daher erste Wahl für mich selbst. Trotzdem blieb er weiter in Gebrauch: sei es zum Konturenschneiden oder nach einigen Tagen wuchern lassen, um im ersten Durchgang das Fell zu entfernen. Der WC setzt sich zwar auch schnell zu, ist aber deutlich leichter auszuspülen als ein Mehrklinger.

Als Hobler sah ich mich damals noch nicht, Fusion immer noch meine erste Wahl... ausser ich hatte vergessen Klingen nachzukaufen. Was bei den Preisen manchmal auch 'absichtliches Vergessen' bedeutete.

Irgendwann schaffte ich es, dem WC das Gewinde abzudrehen... Ersatz war billig und leicht zu besorgen. "Willi der Zweite" kam ins Badezimmer. Ebenso kam eine Frau in mein Leben, die Selbes verändern sollte, in vielerlei Hinsicht – aber hier geht es ja um die Rasur ;)

Die Tatsache, dass ich kein Freund des weiblichen Kahlschlags bin, brachte meine Holde dazu von einem Venus auf den Fusion umzusteigen. Mit den handtellergroßen Klingenköpfen kam sie ohnehin nicht zurecht, aber für Feinarbeit wurde der selbst von Ihr komplett ausgeschlossen. Da mein Klingenpäckchen eh zu Neige ging, bekam sie meinen Fusion mit den Restklingen. Bis zum nächsten Einkauf rasierte ich mich halt mit "Willi dem Zweiten", bevor ich mir einen neuen Fusion zulegte... eh kein Unterschied ob man Klingen oder Rasierer mit gratisklingen kauft, je nach Angebot ist Letzteres ja sogar günstiger.

So königlich wie der Name klang, so königlich wurde er auch exekutiert. Kopf ab!
Bei einer Badreinigungsaktion meiner mittlerweile Verlobten (immer noch die selbe Frau^^) wurde aus dem Zweiteiler ein Dreiteiler. Sturz aus tödlicher Waschbeckenhöhe... was solls, kost ja nicht viel, Klingen gibts auch dazu.

Nun verging einige Zeit. Im Hause Stubenfliege war Jedermann glücklich mit zwei Fusions, einem unbenutzen Venus und "Willi dem Dritten".
Just zum wichtigen Gespräch mit meinem Chef aber war mein Rasierer unauffindbar. Weibchen hatte versehentlich meinen mitbenutzt. Ich fand beide Fusions in ihrem Teil des Badschranks.
Hurra! Ich teile ja viel mit ihr, aber nicht die Keime!

Kurz hatte ich ihren Venus-Griff in der Hand... aber wir hatten auch keine Ersatzklingen, für keinen der Beiden mehr. Desinfizieren der Klingenköpfe war mir zu dumm, also musste halt "Willi der Dritte" allein die Arbeit leisten, ohne dass ihm ein Systemie als Nachputzer zur Verfügung steht.
Rasur war desswegen nicht ungründlicher, im Gegenteil: ich fühlte mich dabei zwar angefressen – was tut Weib mit meinem Rasierer – aber die Rasur war gut... sehr gut.
...warum hab ich mich nicht schon längst vom Fusion verabschiedet?

Auf dei Gefahr hin, mich zu wiederholen:
Jung und Dumm... und nun noch weniger Jung, als im ersten Teil des Threads


Doch Willi war nicht umsonst schon der Dritte... was wenn ich den auch schrotte? Die Regierung hatte nun ja meinen anderen Rasierer, Ersatz war ebendieser Willi. Ab zur Drogerie und was kaufen.
Vor den technischen wunderwerken der modernen Haarreduzierungswerkzeugen angekommen machte ich eine erschreckende Entdeckung: Es gab zwar noch Klingen, aber keinen WC mehr im Sortiment. Auch nachdem ich die Preisschilder der leeren Fächer studiert habe: kein WC mehr im Angebot!
...allerdings entdeckte ich Klingen für Opas alten Rasierer – den erwähnten 2-Klingenrasierer – und wusste nun endlich wieder: ah! Es war der Duplo!
Dumm nur, dass es auch für den keine Halter mehr gab, nur Klingen -.-

Tja, nun hab ich schon die ersten grauen Haare... und für meine Rasierer gibt es keinen Ersatz mehr, nur noch das Verbrauchsmaterial. Ein paar Absätze vorher habe ich mich doch noch beschwert, dass ich zu jung geschätzt werde? In dem Moment fühlte ich mich unendlich alt und unmodern.

Noch im Geschäft stehend dann das Handy gezückt, Amazon-App (ha, doch nicht zu alt^^). Tatsächlich, den WC gibts noch.
Aber warum was aus Plaste, wenns was viel Schöneres gibt?

...ich bin noch am hadern, ob ich den Kauf nun bereuhen soll oder nicht. Es wurde ein Weishi im Gunmetal-Kleid. Hübsch isser ja, rasieren tut er auch. Wurde halt kurzentschlossen mehr nach Optik gekauft, Rezensionen vertraue ich sowieso nicht – schongarnicht, wenn da Leute mitschreiben die mit sowas nicht umgehen können.

Nun bin ich aber schon am Quell der Rasurmittel. Ebenso kurzentschlossen (und im Nachhinein nicht weniger enttäuscht) hab ich mich dann auch noch mit Pinsel, zwei Rasiercremes und einem Stick eingedeckt. Ich fand keine Tiegelseife... zum Glück, wäre sonst wohl auch noch die Wilkinson geworden.
Ab da stand der Entschluss fest: Jetzt richtig! Mit Seife, Pinsel und einer Klinge auf Haut...

wie viel Leid mir da bevorstand, ahnte ich da noch nicht ;)
Das Leid bereuhe ich nicht, nur ein paar der Einkäufe... aber dazu im


nächsten Teil:

-wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld
-was echt, du auch so ein Spinner?
-die holde Weiblichkeit
-ein Durchbruch
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten

Stratocaster

gut geschrieben, mal ganz anders....  gefällt mir gut und ich warte auf die nächste Fortsetzung  dh:

Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Der Bremer

... einfach klasse  dh: dh: dh:
    freue mich schon auf die Fortsetzung.  ;)
Mfg : Heiko

Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es :
Bertrand Russell

Lord Vader

Sehr geil geschrieben, weiter so, freue mich schon auf den nächsten Teil.

Stubenfliege

Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen :)
ich hoffe ich kann die Linie beibehalten.
Und nun endlich weiter:


Die zwei Tage Wartezeit auf den Hobel wurden genutzt um etwas Bart wachsen zu lassen und sich Hier und Drüben über alles Mögliche nochmal schlau zu lesen. Dass zu viel Theorie nur Birne voll macht und für mich zu einigen Rückschlägen führen sollte, durfte ich kurz darauf erfahren.

Zur ersten Rasur nichts mehr so belassen wie bisher:
Rasiercreme statt Dosenschaum, anderer Rasierer, ASP statt Wilkinson-Klingen, volles Programm statt bisherige Sparrasur.
...Katastrophe!
Resultat: 2 Cuts, dürftig rasiert und ordentlich Frust.

Einzige Verbesserung war der Duft im Bad, der besonders meine Frau erfreute. Die nächsten Rasuren fand sie immer irgendeien Grund im Bad was zu erledigen, wenn ich am Schaumschlagen war.

Freilich war ich voll überzeugt, dass der Rasierer nichts taugt. Immerhin gabs mit dem WC ja auch nie Probleme. Stur wie ich bin, wurde trotzdem ein paar Tage lang mit dem Chinahobel gepfuscht, bis ich endlich über meinen Schatten sprang und die von mir geglaubte Fehlerquelle, den Hobel, eleminierte. Also wieder VP, RC nur eben WC statt Weishi.
Auch nicht viel besser – das bereitete mir dann doch etwas Kopfzerbrechen. Die Rasur wollte ich dann mit einer neuen Klinge im Fusion beenden, der ja nun nicht mehr 'meiner' war.
Ich staunte nicht schlecht, der wollte nicht so recht übers Gesicht gleiten. Rasur abgebrochen, Fusion desinfiziert, wieder ins Fach der Holden verräumt und Dosenschaum ins Gesicht. Siehe da, der Chinahobel kann ja doch rasieren!

Man zimmert sich so seine Vorstellungen zusammen, wie guter Seifenschaum auszusehen und sich anzufühlen hat. Vorstellung über Bord werfen und experimentieren. Kann ja nur zu wenig Wasser gewesen sein. Immerhin nennt man es ja auch NASSrasur... und nicht Seifenrasur :P
Zur nächsten Rasur so lange Wasser nach, bis der Schaum läuft. Minimalst RC nachfassen, einrühren. Hässliches Ergebnis, kein Nikolausbart mehr... aber es funktionierte!

Unzufrieden war ich mit dem Ergebnis trotzdem, wenn auch nachhaltig:
nachhaltiger Rasurbrand für gute 24 Stunden, ins Gesicht fassen ging auch nicht, also spürte ich auch keine Stoppel! Und das Indianerrot lenkte erfolgreich vom Stehengebliebenen ab.

In all dem Frust über den vermeintlich untauglichen Rasierer dessen Winkel ich noch nicht ganz raus hatte, schlich sich der Anfängerfehler wieder ein, der von Fusion und in Maßen auch vom WC nie sonderlich quittiert wurde: Aufdrücken!
Mit der ASP hatte ich allerdings ein anderes Kaliber geladen als die Williklingen, so sanft kann ein Hobel garnicht sein, um den Hobler nicht mit "Lernen durch Schmerz" einen Gefallen zu tun.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich dieser Fehler eine Weile begleitet hatte. Immerhin hatte ich genug Anderes im Kopf was mich beschäftigte und verbessert werden musste. Schaumschlagen mit Creme und Seife war ja vorher schon Fehlerquelle und war daher dummerweise eine Weile meine Priorität.

Dazu kam der Ärger über die Wilkinson Sauborste. Zu jeder Rasur 3 bis 5 Borsten in Seifenschale oder Gesicht. Trocknen wollte das Ding auch nicht bis zur nächsten Rasur. Der Massageeffekt zwar sehr stark, aber so wirklich begeistern konnte mich das auch nicht... schon garnicht wenn die Massage piekst.
Da ich mittlerweile erfahren hatte, dass in meinen beiden RCs Silikon drin sein soll (Nivea & Tabak), gab ich dem Balea Professional (Synth) eine Chance. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Trocknungszeit und keine Sorge wegen Imprägnieren. Dass er obendrein recht pflegeleicht ist, kommt mir natürlich auch sehr entgegen.
Ursprünglich hätte ich mit einem Mühle Black Fibre geliebäugelt, der Balea soll ja aber angeblich die gleichen Veganerborsten haben. So ist nicht viel Geld futsch und bei Gefallen kann man ja noch aufrüsten.

Wie das Leben spielt, erfährt man am Stammtisch, dass ein guter Freund nun auch schon länger hier und "Drüben" mitliest und sich auf sein Messer-Starterset spart. Für Hobel lässt er sich nicht begeistern und findet einen Synth ein Unding... manchmal muss man an Fallout 4 denken: "Hilfe ein Synth" ;)
aber mit der Meinung ist er ja nicht alleine. Mir ist es allerdings weniger Kaufgrund gewesen, dass kein Dachs nackt rumlaufen muss – ich könnte auch beruhigt weiterschlafen wenn die Black Fibre aus echtem Veganerhaar wäre – sondern die restlichen Eigenschaften kamen mir entgegen.

Da man ja mit der Hobelrasur Geld sparen kann (*hust*), haben wir uns gleich geeinigt Seifenproben miteinander zu tauschen, sobald er sein Starterset hat. So muss man sich zum Testen nicht gleich alles kaufen.
Also gleich mal diverse Seifen auf den Wunschzettel , man will ja was tauschen können^^
Frei nach den Geissens: "Desto mehr ich ausgebe, umso mehr spare ich"

...und warum nicht auch ne Shavette? Ich sehs ja kommen, dass er sein erstes Messer und Riemen verhunzt – nein, ich bin nicht fies ;)
Mir selbst würd' ich Schleifen auch nicht zutrauen, die ganze Pflege rund ums Messer wäre auch nicht meines. Und ne Shavette wird notfalls halt zum Konturenwerkzeug degradiert, wenn die Komplettrasur damit nicht fruchten will (kam so nicht auch der WC ursprünglich zu mir?^^)

Zum Stammtisch hatte meine bessere Hälfte ihre Beine rasiert, den Abend in Zweisamkeit zurück vom Stammtisch galt mal wieder Beineanfassverbot... "Schatz? Warum brauchst du meinen Dosenschaum nicht auf satt dich weiter nur unter fließend Wasser zu rasieren?" - nach etwas Rumdiskutien wegen ihrem Rasurbrand bekam ich dann die Erlaubnis ihr mal die Nivea RC aufzuschlagen.

Den Tag nach ihrer nächsten Rasur wurden also Seifen bestellt, darunter "Haslinger Woman", sie war also begeistert. Muss ich nun fürchten, dass Pinsel und Weishi auch irgendwann von ihr entwendet werden wie zuvor der Fusion?
Hoffentlich, dann darf ich mit hoheitlicher Erlaubnis weiter nachkaufen xD

Geburtstag stand bald an, tolle Gelegenheit sich selbst zu beschenken. Nachdem mich die Haslinger Meeresalgen begeistern konnte und ich nun eine Vergleichsseife zur Palmolive hatte, die ich schon verteufelt hatte weil sie mir ein ganz unangenehmes Hautgefühl verpasst, sollte noch eine weitere Seife her und die Cremes langsam abgelöst werden. Der Bote drückte meiner Frau das Päckchen mit dem Mühle Silvertip Fibre, das Upgrade zum Balea, und der Tabak-Seife in die Hände... und weil sie es so gut mit mir meint, hat sie diese in Geschenkpapier verpackt und wird sie mir erst zum Geburtstag aushändigen.
Wie liebevoll -.-

Zu dem Mühlepinsel würde auch ganz gut ein Mühlehobel mit passendem Mooreichegriff aussehen... vielleicht auch mal einen offenen Kamm testen? Ach, warum nur ein Wechselkopf, gleich einen 41er mit dem Rosegold-Griff... dann kann man munter Wechseln. Aber das muss bis zum nächsten Anlass warten.

...Zeit in mich zu gehen. Wunschzettel wird immer größer und der Päckchenbringer ist bald mit mir per Du:
Ja, ich bin infiziert mit der Hobleritis!
Nun bin ich hier ;)

Heilung für die Hobleritis gibts hier allerdings wohl auch nur durch eine Infektion mit Messeritis...




Demnächst:

-ein Durchbruch (aufgeschoben statt aufgehoben)
-die Shavette
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten

HSV Opa

Sehr schön geschrieben! dh: dh: dh:

Per aspera ad astra!
Gruß

Opa

CaptainGreybeard

Zitat von: HSV Opa am 25. September 2016, 11:58:27
Per aspera ad astra!

Nö, sondern per Astra (Superior Platinum) ad astra!  ;D
Ahoi von Captain Greybeard
Rhinelander - There can be only one!

Stubenfliege

per ASPera ad Astra?

-

also, die ASP als "Das Raue" zum Weg der Sterne zu bezeichnen...  o)

So ungründlich, äääähm "Sanft" der Weishi sein mag, er verlangt ne scharfe Klinge. Die Williklinge ging im WC, im Weishi ist sie ne Katastrophe. Beim nächsten Klingenwechsel wird mal ne Feather eingelegt. Ich bezweifle zwar, dass ich Unerfahrener den großen Schärfeunterschied bemerken werde, aber ohne die wäre ich nicht über Portogrenze gekommen. Wenn sie schonmal da sind: testen  :angel:

Bald gehts weiter, es stehen dienstfreie Tage bevor. Bisher bin ich ja auch noch nicht verblutet  ;D
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten

alvaro


Herne

Bezüglich die Astra hat ADHS oder was auch immer, erlaube ich mir an dieser Stelle mal aus Forumsregeln zu zitieren: Die Verkehrssprache des Forums ist Deutsch.  Damit wir 'ungebildeten' auch folgen können. :-*

Stubenfliege

Gilt das auch für geflügelte Sprichwörter? Na gut, kann ich akzeptieren  :angel:
weiter gehts:

-

Trotz regelmäßiger und großflächiger Rasurbrände blieb ich bei der täglichen Rasur. Sturheit oder Leidensfähigkeit? Das ich was falsch mache, war mir schon klar... und fand es sehr ironisch dass bei den hier zu lesenden Tests zum Weishi (Gold, aber gleicher Kopf wie mein "CL") Aussagen fallen wie "unmöglich sich damit zu schneiden". Das hatte ich immerhin mehrfach widerlegt o)

Gerade das vermeintliche Wissen, dass dieser Hobel so harmlos ist, ließ mich recht sorglos mit ihm pfuschen. Mit vermeintlichem Wissen ist es sowieso so eine Sache: es folgten Experimente mit Hobeltuning um den Chinesen bissiger zu machen: bis zu Zwei untergelegte kastrierte Klingen, nicht komplett zuschrauben... Rasurergebnis wurde zwar besser und gründlicher, Haut röter. Zwischenzeitlich war ich zufrieden. Als Dauerlösung wollte ich das so aber auch nicht akzeptieren, improvisieren und Bastelei kann kein Dauerzustand sein.

Ein Rasurunfall hat mich dann kuriert: Klinge war zu locker im Kopf, hatte Spiel... ein Cut am Hals den ich vermutlich mit einer blanken DE-Klinge in Fingern nicht besser hinbekommen hätte. Nach Ausspülen des Kopfes nur etwas zugeschraubt, kurz mit meiner Frau geredet die ins Bad kam, nicht mehr dran gedacht, dass nicht richtig geschlossen ist und angesetzt.

Zeit den Kurs zu ändern. Die nächste Rasur fand mit dem Mantra "das ist der aggresivste Hobel der Welt und die Klinge sowieso" statt. Hobel ganz zugedreht, Klinge bombenfest an ihrem Platz ohne irgendwelche Unterlagen. Alaunstift immer im Blickfeld – einfach als Mahnung.

Kein Druck! Nichteinmal das Eigengewicht des Hobels, ganz sacht anlegen und durch den Seifenschaum führen. Nun hörte ich auch die Klinge deutlich schöner singen... der richtige Winkel wurde so auch viel leichter gefunden: wenn er nicht passt, singt nichts und Schaum wird nicht richtig abgetragen. Auf einmal rasierte der Chinese mit dem ich schon auf Kriegsfuß stand, und das sogar recht gründlich!

Wirkliche Freunde wollten wir aber nicht werden, obwohl mit der Zeit aus ursprünglich 4 gepfuschten Durchgängen plus Ausputzen ordentliche 2 Durchgänge wurden, nur am Kinn ein Dritter bzw Putzer. In der Zeit lernte ich mein Gesicht auch deutlich besser kennen, fand meine Durchgangsrichtungen neu um dem lästigen Wirbel Herr zu werden.

Aber nicht nur mit dem Hobel war ich unzufrieden: Die Wilkinson-Sauborste haarte immer noch schlimmer als unsere drei Katzen zusammen, die Rasiercremes standen weit hinter den Seifen an und ich war kurz davor sie mitsamt dem Nivea-ASB und dem Palmolive-Stick zu entsorgen.

Dank der Haslingerseifen wusste ich ja nun wie sich Seifenschaum im Gesicht anzufühlen hatte, und dass das unangenehme Gefühl auf Haut vom Palmo nicht normal sein kann und wohl von einer Unverträglichkeit kommt – schade, ich mochte die restlichen Eigenschaften vom kleinen Grünen. Geschmiere von Balsam ist mir Crememuffel auch zuwider.

Mit der Zeit gingen die Rasuren recht schnell, ich stieg wieder auf Rasur vor Dienstantritt um, bisher ja vor Schlafen gehen. Je nach dem ob Nacht- oder Tagschicht. Wegen frischer Rasur wählte ich auch Auto als Fahrzeug, bis meine Frau Tagsüber Selbes dringend brauchte. Frisch rasiert unter Helm und Sturmhaube? Mein Lösungsansatz stellte sich als goldrichtig herraus: Nivea RC und ASB, der Silikonanteil lässt gut gleiten und beschleunigt die morgentliche Rasur, bleibt auf Haut und ASB bietet auch einen leichten Schutzfilm. So fanden die Utensilien eine neue Daseinsberechtigung im Bad – nur die Palmo wurde verschenkt, die Wilkinsonborste konnte der Beschenkte allerdings nicht brauchen. Ich geb ihr wohl doch noch eine Chance, denn eine Sau hätt ich schon gern im Sortiment. Spätestens wenn keine Borsten mehr dran sind hört der Haarverlust eh auf :P

Und gerade bei den zügigen Rasuren vor Dienstantritt kann der supersanfte Weishi doch punkten, hat man den Winkel erst mal raus, sogar ausreichend gründlich nach zwei Durchgängen. Wir wurden Freunde, kein Bedarf mehr ihn abzugeben :) Er wurde mir sogar zu schade dafür, für die Shavette nur der Nachbesserer zu sein. Das wurde Aufgabe des WC – Plasikhobel zu Plastikschale, passt eh besser ;D

Was mich schon zum Neuzugang im Bad bringt: den Schwertwal aus Solingen, Jaguar Orca.
Zuvor muss ich aber dem "Leidensweg Hobelrasur" noch abschließende Worte verpassen:

Mut und Dummheit liegen nahe beisammen, ebenso Geduld und Sturheit, Leidensfähigkeit und Masochismus.
Dummheit, Sturheit und Masochismus sind allerdings bei Lernprozessen eher hinderlich. Ohne Selbsterkenntnis ist der Unterschied der genannten Gegenübergestellten jedoch kaum an sich Selbst zu erkennen... und wenn, dann oft erst Hinterher.
Die Umstellung auf die Hobelrasur erfordert jedoch zwingend ein gewisses Maß an Mut, Geduld und Leidensfähigkeit.


...man sollte meinen ich hätte aus meinen Fehlern gelernt ;D


-

um den Text nicht noch länger werden zu lassen, und weil ich diese Worte als guten Abschluss empfinde, verschiebe ich das Kapitel Shavette in den nächsten Teil. Es folgt also:

die Shavette
des Weibes Beine



mein Dank an die ausdauernden Mitleser, die positiven Rückmeldungen freuen mich sehr. Ich vermute auch, dass sich der Ein oder Andere in Teilen des Erzählten selbst wiederfindet ;)
Gruß,
Stefan
-
wer meint, dass ein Hobel nichts für ihn sei, der hat sich geschnitten