Metallurgie im Altertum

Begonnen von buzzer, 28. Oktober 2008, 12:03:01

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buzzer

Als Techniker habe ich mir schon oft Gedanken darüber gemacht: Ja wie war das denn früher? Ich meine, zum Rasieren braucht es doch einen sehr scharfen, sagen wir mal Gegenstand und zwar mit geometrisch bestimmter Schneide.

Dies wiederum erfordert einen sehr harten Stahl und um den herstellen zu können, braucht es fundierte metallurgische Kenntnisse. Ja, nicht nur das, auch das Schleifen und Polieren erfordert Fachwissen.

Ich hole mal ein bischen weiter aus. Es gibt antike Büsten, die zeigen sehr gut rasierte Männerköpfe. Und diese Büsten sind oftmals aus Granit, einem sehr harten Gestein, der sehr fein bearbeitet und auch poliert wurde. Ohne hochentwickelte Metall-Technologien ist doch sowas nicht möglich, oder?

Die 0815 Erklärungen der Geschichtslehrer finde ich unakzeptabel, bspw. die Mär vom Rasieren mit Tonscherben, Muscheln, Feuersteinen, Bronzemessern.

Frage an die Messerexperten: Ist es möglich ein funktionierendes Rasiermesser aus Bronze zu fertigen?

Btw., hier war neulich eine Wanderausstellung zu Ausgrabungen in der Türkei. Da wurden plangeschliffene und hochglanzpolierte Obsidian-Steine gezeigt. Obsidian ist hart wie Feuerstein.

Feuerstein ist sehr schwer zu bearbeiten, er splittert. In dieser Ausstellung wurde auch "Schmucksteine" aus Feuerstein gezeigt, die sahen aus wie Unterlegscheiben, plangeschliffen, poliert, sauber durchbohrt und aufgefädelt. Geschätztes Alter 10 tausend Jahre.

Im Häuserbau wurde ebenfalls vor 10 T Jahren bereits Terazzo verbaut, verkittete Granitsteine und schön plangeschliffen.

Heutige Steinmetze nehmen bereits für die Bearbeitung von Kalksteinen Diamantwerkzeug...

Wo sind die Überreste von Techologien, die es offensichtlich vor tausenden Jahren gegeben haben muss?

Rolf

Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

kriklkrakl

Wahrscheinlich bekamen wir damals doch Besuch von freundlichen E.T.s,
die uns entsprechende metallurgische Technologien mitbrachten...
Erich von Däniken hatte das ja schon vermutet, ich hatte aber k.A. dass wir denen auch die gepflegte NR verdanken!  :@P
"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,..
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Faust I,Mephistopheles

buzzer

#2
Tja mein Lieber,

das macht aber nicht nur EvD so, dass alles, was mit irdischen Mitteln nicht erklärbar ist, ins Weltall verlegt wird ;)

Außerirdischen Ursprungs ist angeblich das Aussterben der Dinos und die Tunguska Katastrophe (Meteoriten). Was in der Tunguska 1908 passiert ist, kannst Du auf rolfrost.de nachlesen.

Btw., im Alten Testament sind Vorgänge beschrieben, hinter denen High Tech zu vermuten ist, z.B. das Ausrotten von Städten auf Kommando sozusagen.

Ich denke mal, dass es High Tech durchaus in grauer Vorzeit gegeben hat und wir den "alten Meistern"  durchaus ein bissl mehr Wissen zutrauen sollten.

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Olivia

Wissen und Geduld!
Manpower war denen ihr Steckenpferd. Schleifen mit Sand z.B.

buzzer

Zitat von: *** am 28. Oktober 2008, 14:35:49
Wissen und Geduld!
Manpower war denen ihr Steckenpferd. Schleifen mit Sand z.B.

Ein Kollege gab mir mal ein Rasiermesser von seinem Bruder, der verstorben ist letztes Jahr. Ein Stymper hatte versucht, dieses Messer mit Sandpapier zu schärfen...

Btw., ob der Tonschiefer des BB durch Zufall gefunden wurde oder nach überlieferten Wissen aus der Antike wäre malne interssante Frage.

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Harvey

auf der BB Seite steht, dass die erste Erwähnung der Schärfsteine von Plinius stammt (23 n. Chr.)
,,Mit bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt, hat sich noch niemand den Magen verdorben." Winston Churchill

Nikita

Ich hab nur ein bissel Wissen über die Germanen und Kelten...Um 4500 v. Chr. kannte man hier schon die Kupfer und Goldverarbeitung.
Soweit ich weiß, wurden Wachsmodelle von einem beliebigen Gegenstand erstellt, dann mit Ton ummantelt. Der gehärtete Ton wiederum erhitzt, so lief das Wachs heraus und die Tonform wurde mit Bronze ausgegossen. Man nahm eigentlich Zinnbronze...neun Teile Bronze und ein Teil Zinn.
Ca. 400 v. Chr. wurde in Südteutschland auch Eisen verhüttet und beim Schmieden kann man schon eine Menge herausholen. Ob da großartig geschliffen wurde...??? Keine Ahnung. Den Rest mit Geduld und Spucke. ;) Eine Möglichkeit wäre das Schleifen in einer Art Spindel. Quasi ein Bohrmaschinenantrieb ohne Strom.
Übrigens gab es als Grabbeigaben auch immer Rasiermesser. ;D  
Calani-Seifenmanufaktur

Nikita

Ich hab da was in meinem Fundus entdeckt... ;D Mal so als Beispiel:

Das wichtigste Schönheitsattribut des keltischen Kriegers war seine Haarpracht. Die Männer trugen meist einen Vollbart , der allerdings nicht als Rübezahlbart vom Kopf stand , sondern elegant geschnitten , manchmal in Locken gelegt und immer frisiert wurde. Bei den Ostkelten war diese Barttracht wohl ein Privileg der älteren Männer , im Westen , zu Zeiten Cäsars , war der Schnurrbart modern. Der Schnurrbart dürfte nach Auskunft einiger antiker Schriftsteller auch ein Standeszeichen der adligen und freien Krieger gewesen sein. Die Vornehmsten unter ihnen ließen sich den Schnurrbart so lang und dicht wachsen , daß er den Mund bedeckte. Die Speisen verfingen sich darin , und wenn der Kelte trank, wirkte der Bart wie ein Sieb. Ein langer oder besonders dichter Bart war ein Zeichen für besondere Vitalität. Die Kelten benutzten bereits Rasiermesser. Wie scharf diese waren und ob diese wirklich zum Rasieren benutzt wurden , ist noch nicht bewiesen. Am ehesten ist wohl anzunehmen , daß sie zum Kürzen der Haare verwendet wurden. Wollte man sein Gesicht bis auf den Schnurrbart glatt rasieren, wurden Bartzangen zum Ausreißen der einzelnen Haare verwendet
Calani-Seifenmanufaktur

kretzsche

Zitat von: Nikita am 28. Oktober 2008, 15:03:17
...Wollte man sein Gesicht bis auf den Schnurrbart glatt rasieren, wurden Bartzangen zum Ausreißen der einzelnen Haare verwendet

Aua, das tut doch schon beim Lesen weh... Bartzange, na schönen Dank!

Uwe ;)

buzzer

Zitat von: Harvey am 28. Oktober 2008, 14:52:50
auf der BB Seite steht, dass die erste Erwähnung der Schärfsteine von Plinius stammt (23 n. Chr.)

Wow, das hab ich übersehen, interessant, danke!

Btw., im Thüringer Wald wurden auch schon immer edle Steine gesucht, so manche Bezeichnung erinnert an die Digger aus Italien: Venzianerbrunnen, Venezianerstein...

Irgendwie wussten die alten Meister schon immer, wo sie hinlangen müssen.

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

buzzer

Zitat von: kretzsche am 28. Oktober 2008, 15:08:17
Zitat von: Nikita am 28. Oktober 2008, 15:03:17
...Wollte man sein Gesicht bis auf den Schnurrbart glatt rasieren, wurden Bartzangen zum Ausreißen der einzelnen Haare verwendet

Aua, das tut doch schon beim Lesen weh... Bartzange, na schönen Dank!

Uwe ;)

Na immerhin war die bestimmt auch aus Metall ;)

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Nikita

Hmhm, die haben bestimmt ausgesehen wie unsere Grillzangen... 8) ;D
Calani-Seifenmanufaktur

buzzer

Zitat von: Nikita am 28. Oktober 2008, 15:28:43
Hmhm, die haben bestimmt ausgesehen wie unsere Grillzangen... 8) ;D

Du meinst Schmiedezangen ;)

Ja, die Waffen- und Messerschmieder, auch son Thema. Da ist seit Jahrtausenden fundiertes Wissen im Spiel.
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

UbuRoy

Die nordamer. Indianer z.B. zupften sich alle Gesichtshaare mit einer Muschelpinzette im zarten Übergangsalter zwischen Pubi und Manne aus. Einmaliger vorgang.
Die Römischen Legionäre verwendeten Bimssteine.
Römer und antike Griechen auch oft Bronzemesser.
Feuerstein ist lange davor auch schon verwendet worden.
Chinesen hatten sehr frühe Rasiermesserähnliche Bronze- und Eisenmesser mit stark gerundeter Schneide.

Die Liste lässt sich sicher noch stark verlängern...

buzzer

Zitat von: UbuRoy am 28. Oktober 2008, 15:58:09

Die Römischen Legionäre verwendeten Bimssteine.
Römer und antike Griechen auch oft Bronzemesser.
Feuerstein ist lange davor auch schon verwendet worden.
Chinesen hatten sehr frühe Rasiermesserähnliche Bronze- und Eisenmesser mit stark gerundeter Schneide.


Das will ich sehen ;)
Insbesondere die Bimssteinvariante (geometrisch unbestimmte Schneide).

Und die Variante mit den Halbmond-Messern (genau solche Messer hab ich mal in einem Museum gesehen, die dienen heute noch zur Lederherstellung).

Btw., ich habe in meiner Küche ein Buntmesser, gefühlte Härte wie Bronze. Wenn mir das einer auf Rasierschärfe bringt, heiße ich Hugo.

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.