Shavecraft 104

[KäptnBlade]

Seit ein paar Monaten bin ich stolzer Besitzer des Shavecraft 104.
Als Tech Clone optisch sehr ansprechend und aufgrund der entsprechenden Berichte in den einschlägigen US-Foren war ich schnell interessiert.

Den Beschreibungen, dass es ein sehr direkter und bissiger Hobel sein soll stand ich gelassen gegenüber. Was liest man nicht alles so für Berichte über andere "gefährliche" Hobel.
Nun ja, ich hab ihn nun mit einigen, charakteristisch sehr verschiedenen Klingen durchprobiert.
Und, was soll ich sagen, ich habe scheinbar noch keine passende gefunden.
Jedenfalls keine, die mir mehr als vier angenehme Rasuren beschert hat.
Dieser Hobel ist in Gänze betrachtet der unangenehmste, den ich bislang in Händen hatte.
Ich würde es nicht wirklich als aggressiv beschreiben, aber zumindest als sehr direkt und äußerst rauhbeinig.

Nicht falsch verstehen, die Rasurergebnisse waren allesamt tadellos und ich ordne sie in der ersten Liga mit dem iKon CC und dem R41V2 ein.
Von Feather über RED, Polsilver, Astra SS bis hin zu Ladas gab es fast keine Unterschiede im Ergebnis. Wohl aber im Feeling während der Rasur.
Eine fettige RS/RC unterstützt hier ungemein.
Eine RS/RC, welche nach der Rasur eine stumpfe, trockene Haut hinterlässt, ist hier ungeeignet.
Außer man steht auf Hautreizungen, denn die sind damit fast garantiert.

Ich führe die Erlebnisse auf die Klingenexposition und den enstehenden stumpfen Winkel zur Haut zurück, welche in Gesamtheit der Geometrie des Kopfes fast keine Verbesserung durch Variation des Winkels beim Rasieren ermöglicht.
Weder kann man diesen Hobel über die Kopfplatte führen und dadurch die Klinge flacher an der Haut führen, noch funktioniert dies andersherum.

Sehr seltsam konstruiert dieses Objekt.
Aber dadurch auch irgendwie sehr interessant.

Vielleicht bin ich ja nicht der Einzige mit dem 104 in der Sammlung und es folgen noch ein paar weitere Berichte.


Hier mal ein paar Bilder:

[Betriebsarzt13]

Danke für diesen Bericht, Käptn! Hatte überlegt diesen zu erwerben, aber dank Deines Berichtes nehme ich davon nun lieber Abstand. Furchterregend!

[saafespatz]

Seit gestern bin ich ebenfalls Besitzer eines 104 - den Bericht des Käptns hatte ich gar nicht gesehen und dachte, ich könnte ihn neu vorstellen.

Macht aber nichts, in vielem gehe in in seinen Folgerungen konform. Insbesondere, was seine Aussage zu "rauhbeinig" ist und auch, dass man eine fette RS wählen sollte. Ich hatte ihn heute morgen mit der Proraso rot RC.

Als ich mal wieder bei connaughtshaving vorbeisah - ich beziehe dort ua. meine SE-Klingen für Schick und El Jefe - kam ich ob des Zusatzes "AGGRESSIVE" nicht an ihm vorbei.

Zunächst dachte ich, es sei eine Neuauflage des iKon CC, der tatsächlich mMn. mehr dem Tech ähnelt als der 104 von Shavecraft, insbesondere wegen der langen Halteschlitze für die Klinge und der Unterplatte. Wie man anhand der Bilder des Käptns sehen kann, werden die Klingen mühle/merkurähnlich gedeckelt. Es ist also eine Art Fusion einer Mühle/Merkur-Kopfplatte und einer nur weit abgewandelten Tech-Unterplatte. Lediglich die Schaumkante erinnert an den Klassiker Gillettes. Die Aggressivität kommt nach meiner Ansicht davon, dass die Schaumkanten sehr schmal sind und dadurch etwas mehr Klinge freigegeben wird.

Wie der Käptn beschreibt, ist der Rasurwinkel schnell gefunden, denn es gibt kaum "Kipp-Variationen" des Kopfes. Dafür belohnt er mit einer ungemein gründlichen Rasur. Vorsicht, denn wer meine Hobelpräferenzen kennt, weiß, dass ich genau auf diese Art Rasierer stehe.

Im Gegensatz zu KäptnBlade empfand ich allerdings die Rasur nicht als harsch oder gefährlich. Wer mit dem ersten R41 "garstig" zurechtkommt, sollte auch den 104 beherrschen. Er verzeiht eines überhaupt nicht: Druck. Aber das ist ja bei jedem Rasierer so... mehr oder weniger...

Ausputzen ist nicht nötig. Ich empfinde ihn noch einen Ticken gründlicher und dabei angenehmer als den Atlas H1, der in etwa in der gleichen Liga spielt.

Liebhaber direkter Rasierer sollten ihn einfach mal ausprobieren.