Westras, Reisehobel aus Österreich

Begonnen von MudShark, 24. Februar 2016, 15:03:32

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MudShark

Die Österreicher haben ja bekanntlich einen ausgeprägten Sinn für schrulligen Humor (ich erinnere an z.B. den "Knochenmann"),
aber dass dieser auch bei der Herstellung von Hobeln zur Geltung kam, war mir bisher neu.
Den abgebildeten Reisehobel habe in Frankreich sehr günstig erstanden, kaufenswert fand ich ihn nicht zuletzt wegen des originellen, stark an ein Zippo-Feuerzeug erinnernden Reise-Etuis:





Der Hobel wurde als unbenutzt angeboten, was angesichts der Konstruktion nicht verwundert, aber dazu gleich mehr, hier noch ein paar Fotos:





Da mir ein Zahnkamm mit absolut flacher Klingenauflage fehlte, hatte ich mich über diesen Fang besonders gefreut.
Die Freude wurde jedoch durch diese simple Erkenntnis stark getrübt:
Der Hobel ist schlicht und einfach unbenutzbar!
Das Gewinde der Kopfplatte ist so kurz, dass selbst ohne Klinge der Griff nicht angeschraubt werden kann, höchstens vielleicht eine Viertel-Drehung, aber es gibt keine Verbindung!
Auf dem Foto hier ist er lediglich aufgesteckt:



Das gibt dem Begriff "NOS" natürlich eine völlig neue Bedeutung...

Na, egal, ein wirtschaftlicher Verlust ist es wirklich nicht, und vielleicht findet sich ja jemand, der das Problem lösen kann.

Kurios ist es allemal, von daher vielleicht auf skurille Art auch ein Gewinn...zumindest an Erkenntnis!
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

efsk

Schade, den es sieht schon gut aus. Genau wegen diese flache Klingenauflage habe ich damals ein Fransösischen Apollo gekauft, ohne zu wissen, man soll sich die Klingen erst modifizieren befor man die überhaupt auflegen kann. Ich fühle also mindestens teilweise mit deinem Leit mit.
Verzeih mir mein Deutsch. Ich bin ein Holländer.
lG - Richard

sig11

Ist das dir richtige Zahnkammplatte oder ist das ein Frankenrazor? Auf den Fotos kann ich nicht erkennen, was da drauf steht. Aber mein spontaner Verdacht war, dass da eine Platte mit einer gestuften Aussparung Sinn machen koennte.

... viele Grüße,
Andreas

Zur Bewertung meiner Aussagen:
Hobel seit Nov. 2014 - RC und Systemie seit Sept. 2014 - Systemie und Dosenware seit Anfang 90er - Elektrisch Anfang 80er bis Mitte 90er

Monty

du meinst also, das Loch in der Kopfplatte etwas absenken... - das könnte gehen.
Aber eine nette Abkürzung haben die sich da ausgedacht - WestentaschenRasierer... muhaha...  ;D

Tim Buktu

Ich hab 2 ähnliche Flachzahnkämme. Keine Reiseversionen und auch nicht so schön verpackt.
Vielleicht sogar ein Glück für Dich, dass Du Dich damit nicht rasieren kannst. Meine Beiden sind wahre Oberhautschäler. Wie sieht denn die ansonsten doch schmucke Kombi mit eingelegter Klinge von der Seite her aus?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Standlinie

Von den Fotos her meine ich, unterhalb der Grundplatte (Klingenauflageplatte) die Einstanzung D.R.G.M. entziffern zu können. Diese Bezeichnung steht für Deutsches Reich GebrauchsMuster. Danach stammt zumindest dieses Einzelteil aus einer deutschen Produktion vor 1945.

Die Kopfplatte und die Grundplatte passen definitiv nicht zueinander. Hier die Begründung zu meiner These.

Nehmen wir einmal an, dass die Kopfplatte des Reisehobels tatsächlich die Originalkopfplatte des Hobels ist.
Da der Gewindezapfen dieser Kopfplatte für die beiliegende Grundplatte eindeutig zu kurz ausfällt, würden bei einer eingelegten Rasierklinge keine Gewindegänge mehr zur Verfügung stehen. Der Griff liesse sich nicht mehr aufschrauben, was Du ja schon festgestellt hattest, MudShark. Das wäre dann der Beweis dafür, dass die vorhandene Grundplatte nicht dem ursprünglichen Original entspricht und erst nachträglich beigelegt wurde.
Wie könnte dann aber eine mögliche Originalgrundplatte ausgesehen haben? Zwei Grundplattenkonstruktionen kämen aus meiner Sicht dafür infrage. Im ersten Fall wäre es ein ganz einfach ausgestanztes dünnes Blechprägeteil (Stärke ca. 0,2 mm). Für diese Blechplatte würde die Länge des Gewindezapfens auch bei einer eingelegten Rasierklinge ausreichen.
Sollte aber kein Blechprägeteil verwendet worden sein, wäre die Grundplatte im zweiten Fall schon etwas dicker, zumindest so dick wie die Dicke der vorhandenen und mit D.R.G.M. gemarkten Grundplatte. Damit aber der Griff auf den Gewindezapfen aufgeschraubt werden könnte, müßte die Bohrung der Grundplatte dem Durchmesser des Griffes entsprechen. Beim Aufschrauben des Griffes dringt der Gewindeteil des Griffes in die Grundplatte ein und fixiert sowohl Kopf- als auch Grundplatte miteinander. Solche Konstruktionen kenne ich zum Beispiel von Apollo-Hobeln.

Sollte aber die vorhandene Grundplatte die Originalgrundplatte sein, wäre die Kopfplatte nicht mehr als Originalteil vorhanden und mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nachträglich beigelegt worden. Damit wäre der Hobel wieder mit drei Einzelteilen scheinbar vollständig und so besser verkaufbar.
Die zu der Originalgrundplatte passende Kopfplatte müßte über drei längere Gewinde- und Zentrierzapfen verfügen und an ihrer Unterseite ebenso flach sein wie die vorhandene Grundplatte. So sehen zumindest meine für einen Vergleich hinzugezogenen Zahnkammhobeln mit flacher Grundplatte aus.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MudShark

Auf der Grundplatte ist D.R.G.M. eingeprägt, ebenso "Made in Austria", wie auf dem Etui, scheint also Original zu sein. Der Deckel passt auch haargenau auf die Bodenplatte,
ich kann wirklich nicht sagen, ob dies ein nachträglich zum Set hinzugefügter Deckel ist, oder ob schlicht und einfach ein Konstruktionsfehler vorliegt,
der nach der Devise "function must follow form" einfach nicht korrigiert wurde, damit alles auch schön in das schmucke Feuerzeug-Kistchen passt...vielleicht ein Montagsprodukt?
Wer weiß schon, wie die damals getickt haben, denn selbst bei einer extrem dünnen Bodenplatte oder einer Aussparung im Griffdurchmesser wäre eine normal dicke Klinge nicht fest zu bekommen.
Einfach ein bizarres Ding...
Hier ein Foto mit eingelegter (schwarzer Figaro 0,8mm) Klinge, mit meinem lichtschwachen Objektiv geht grade nicht mehr:



Vielleicht hat Tim Buktu aber auch Recht, und ich kann froh sein, dass man ihn nicht zusammen kriegt! ;D
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Tim Buktu

 :D Zumindest ist Vorsicht geboten. Egal welche Kopfplatte Du verwendest.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!