"Backbone" Messung - ein Pinselvergleich

Begonnen von alvaro, 04. November 2015, 19:01:55

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multicast

Zitat von: alvaro am 04. November 2015, 23:41:35
Meinen Dank an sig 11 für diese Darstellung der Ergebnisse!!!
;D ;D ;D
Wenn es noch Fragen gibt stehe ich gerne zu Verfügung.

Kannst Du uns mal ein Foto Deines Versuchaufbaus senden?

Micha

owlman

Zunächst mal auch von mir ein  dh:  für den Einsatz!

Zitat von: sig11 am 04. November 2015, 23:30:34

TrockenHaarKnotenLoftReihe 1Reihe 2Reihe 3ø
Balea 1Synthi205364,1453,2962,5760,00
Balea 2Synthi1953192,29163,14181,57179,00

@alvaro:
Ich greife das mal exemplarisch heraus, weil mir das nach einem erheblichen Unterschied aussieht bei zwei Pinseln, die doch eigentlich praktisch identisch sein sollten. (Gut, mag sein dass bei Pinseln im untersten Preissegment auch größere Produktionsschwankungen eine Rolle spielen könnten.) Was ist der Unterschied zwischen Balea 1 und Balea 2? Und wie hast du den Knotendurchmesser ermittelt?

Zitat von: alvaro am 05. November 2015, 09:43:56
Alles in allem ist die Haupt Problematik der Pinsel.
Ein Beispiel: Der Balea 2 (Synthi) ist von der ersten Messung der Messreihe 2 zur zweiten Messung der Messreihe 2 von 358g auf 208g abgefallen.
Das ganze ohne Veränderung des Versuchsaufbaus oder Verschiebung des Pinsels.
Der Pinsel ist übrigens in der sechsten Messung auf 139g (weniger wie 50% der Ausgangswertes) abgefallen.
Ein anderes Beispiel ist der Jaguar bei dem ich, 18h nach der letzten Benutzung, die letzte Messreihe durchgeführt habe.
Auch hier war (offensichtlich durch Restfeuchte bedingt) diese Messreihe deutlich niedriger wie die beiden ersten (Durchschnitt 136 zu 267 und 278)

Das ganze bedeutet, dass die von mir im Eingangsbeitrag aufgeführten nicht messbaren Faktoren sehr groß sind

Hast du bei anderen Pinseln ähnliche Abweichungen festgestellt? Und hast du eine Theorie, worin diese begründet sein könnten?

sig11

so, jetzt auch mal ein inhaltlicher Kommentar von mir ;D

mir ist auch sofort aufgefallen, dass die Ergebnisse von Messreihe zu Messreihe teilweise erheblich schwanken. z.B. der S-Brush Pro. Aber innerhalb einer Messreihe geht es so einigermassen.

Dann zu nass und trocken: da ja Dachs und Borste Wasser aufnehmen, Synthetik aber nicht, kann man jetzt eigentlich nur die jeweiligen Fasern untereinander vergleichen. Also Plisson ist weicher als Stirling ist weicher als Omega usw. Aber wie die sich zu Dachsen vergleichen kann man noch nicht sagen. Die werden ja "unterschiedlich nass". Von daher: nass macht schon Sinn  ;D
... viele Grüße,
Andreas

Zur Bewertung meiner Aussagen:
Hobel seit Nov. 2014 - RC und Systemie seit Sept. 2014 - Systemie und Dosenware seit Anfang 90er - Elektrisch Anfang 80er bis Mitte 90er

alvaro

@owlman:
Den Knotendurchmesser habe ich mit einem Messschieber gemessen
Schön, das einem die starken Abweichungen bei den beiden Pinseln aufgefallen ist.
Leider ist "Balea 2" Synthi gerade nicht bei mir, sondern in der Wohnung meiner Frau.
Bei diesem Pinsel handelt es sich um einen Pinsel den ich direkt nach Markteinführung gekauft habe.
Der Kopf hat keinen sauberen Radius und ist in etwa so wie der hier:
https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,28558.15.html
in dem Beitrag von Tartuffe gezeigte Pinsel auf Seite 2
Der Pinsel "Balea1" ist ein Pinsel den ich einige Wochen nach Markteinführung gekauft habe.
Der Pinsel ist sauber verarbeitet und der Kopf zeigt einen schönen Radius

Der gemessene Unterschied ist auch subjektiv deutlich spürbar.
Ob es sich dabei um Serienschwankungen handelt oder der erste Pinsel ein "Vorserienmodell" ist entzieht sich meiner Kenntnis.
Um die Schwankungen einer Serie beurteilen zu können müßte man mehr Pinsel einer Serie vermessen.

Was die Abweichungen der einzelnen Messungen (auch innerhalb der Messreihen) betrift so ist es bedauerlich, dass sich Tabellen hier nicht darstellen lassen.
Aber z.B. der Mühle STF ist in der Messreihe 1 nach der zweiten Messung (182) bei der dritten Messung auf 109 abgesackt um bei der vierten Messung wieder bei 126 zu liegen ( anschließend: 128,  130,   122)
Ein weiteres Beispiel hierfür ist der The Body Shop Pinsel.
Messreihe 1  folgende Werte: 195   166   184   185   147   144   143
Bei diesem Pinsel hat man das Gefühl man drückt sich einen "harten Gummikern" ins Gesicht.
Richtig angesetzt gibt es eine Position bei der ich erheblich mehr Kraft benötige den Pinsel zum aufpilzen zu bringen.
Nur um wenige Winkelgrade versetzt "knickt" der Pinsel förmlich unter der Last ein.

Für mich bedeutet das Ganze: Die Vorgänge innerhalb des Knotens (Biegung, Drehung, Stauchung, Reibung,.....) beeinflussen das Ergebnis in sehr starkem Masse.
(siehe Ausführungen Oben)

@sig 11
Das mit "Nass macht Sinn" sehe ich genau so.
Wobei bei Nass sich noch die Frage stellt wie die Fasern/ Haare/ Borsten an einer feuchten Druckplatte abgeleitet werden.
Auch müssen hier erst noch klare Parameter definiert werden z.B. Einweichzeit
Deshalb auch die Überlegung das Ganze auch noch mit Seife durch zu führen.
Aber das ist alles ein mächtiges Stück Arbeit.

Die Ergebnisse habe ich nur deshalb jetzt schon veröffentlichen können weil ich die Woche krank bin.
Bevor ich weitermache wollte ich erst einmal die Meinungen und die Resonanz hier sehen und ggf. Anregungen oder Verbesserungsvorschläge bekommen


mikri

Da bin ich einmal von den Socken. Ein Joint venture mit unserem bananajoe könnte ein paar Jahre Arbeit bedeuten, jedoch kaum einen Knoten, der zur Zeit bekannt ist auslassen ;) Das als Spass am Rande.

Danke für diese wahnsinns Arbeit an euch.  dh: dh:
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

alvaro

Dann will ich es noch einmal versuchen

Von Rechts


Von Links


Von Vorne


Von Oben der "Drehzahlmesser"



Was Mikri´s Kommentar betrift: Ich bin gerne bereit weitere Pinsel zu messen

owlman

@alvaro:
Danke für die ausführliche Erläuterung!

Zitat von: alvaro am 05. November 2015, 13:25:05
Für mich bedeutet das Ganze: Die Vorgänge innerhalb des Knotens (Biegung, Drehung, Stauchung, Reibung,.....) beeinflussen das Ergebnis in sehr starkem Masse.

Hast du denn den Eindruck, dass die errechneten Durchschnittswerte insgesamt mit dem subjektiven Empfinden der Pinsel trotzdem größtenteils übereinstimmen, oder waren da deutliche Ausreißer dabei? Sprich würde sich eine Sortierung "dem Gefühl nach" von weich nach hart von der entsprechenden Reihenfolge gemäß Messergebnissen sehr unterscheiden?

alvaro

#22
Ich bin gerade dabei die Pinsel "Nass" zu testen.
Diese Messergebnisse (habe erst 10 Pinsel durch) sind sehr interessant.
Vorab soviel:

Nach den ersten Ergebnissen bleiben Synthis relativ gleich
Die Dachse werden DEUTLICH weicher (Extremfall Balea Trocken (21Messungen) Durchschn. 224. Erste Messreihe Nass 85,14) und verlieren von Messvorgang zu Messvorgang an Backbone.
Mein Rosshaar Pinsel "sinkt" immer weiter ein und wird von Messvorgang zu Messvorgang fester.
Borste habe ich erst zwei wovon Nummer 1 von 583 auf 170 zurück geht.
Nummer zwei weicher wird aber "relativ" gleiche Werte hat.
Diese Nummer 2 ist der Jaguar der alleine durch seinen oberen Durchmesser von 85mm den Druck ganz anders verteilt.

Entschuldige bitte den kurzen Ausflug.

Jetzt zu deiner Frage:
Da ein Teil der Pinsel nass ist kann ich natürlich jetzt keinen Vergleich der trockenen Pinsel machen.
Gib mir bitte dafür ein paar Tage Zeit.

Von der ersten Einschätzung muss ich aber sagen: Ja die Reihenfolge schein zu stimmen.
Aber genau kann man das nicht sagen.
Wer es trotzdem einmal versuchen möchte darf gerne folgendes versuchen:

Eine digital Küchenwaage auf den Tisch stellen und einschalten (Nullstellung)
Einen (weichen ;D) Rasierpinsel nehmen und mit dem Pinsel genau zentrisch (Haarseite auf die Waage) 10g drücken.
Wer hier gute Erfolge hat darf zur Belohnung jetzt versuchen genau diesen Druck im Gesicht auf zu bauen.(bin ich heute wieder gemein)
Wer das versucht hat hat ein Gefühl dafür wie schwer es ist hier eine genaue Abstufung hin zu bekommen.
Ich bin gespannt ob ich hier Rückmeldungen bekomme.

KäptnBlade

Mich würde der Unterschied interessieren, wenn die Synthies vorher in sehr warmem Wasser "eingeweicht" wurden.
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

Nightdiver

Ich hatte mich vor längerer Zeit auch mal mit einer ähnlichen Messung versucht, welche allerdings etwas einfacher aufgebaut war.

Bei den "Nassmessungen" sehe ich allerdings größere Probleme, als bei den Trockenmessungen. Es gibt da einfach zu viele Faktoren. Einweichzeit, Wärme des Wassers und ob mit oder ohne Seife. Wieviel Wasser ist im Knoten? Du musst nicht nur die Quellwirkung des Haares bei unterschiedlichen Wassertemperaturen mit bedenken, sondern auch die Friktion der Haare unter sich, im Zusammenhang mit der Quellzeit, Wassermenge im Knoten und der veränderten Friktion der Haare mit Seife.
Das sind alles Faktoren, die den Backbone zum Teil sehr stark beeinflussen. Vor allem bei dünn gesteckten Knoten ist der Unterschied "nur nass / mit Seife" schon sehr groß.
Ich möchte dir dein ambitioniertes Projekt nicht schlechtreden, aber nach den "Verriss" meiner kleinen Testreihe hier, habe ich mir darüber umfangreich  Gedanken gemacht und eine Neuauflage verworfen; vorallem weil auch das Empfinden des Backbones eines Knoten sehr subjektiv und individuell empfunden wird. Das hat mich die Erfahrung mit meinen Kunden gelehrt. ;)
Gruß Kay

Es heißt: MOIN! – Moin Moin ist schon Gesabbel. - Norddeutsche Weisheit

Meine Pinsel-Ecke hier im Forum
Kontakt: Nightdivers Manufactory

Onkel Hannes

Grade aus diesem Grunde aber finde ich Versuche, die ganze Geschichte durch Messungen etwas zu objektivieren, sehr lobenswert.

Hast Du einen Link zu Deinem Ansatz?
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.


owlman

Zitat von: alvaro am 05. November 2015, 23:10:56
Da ein Teil der Pinsel nass ist kann ich natürlich jetzt keinen Vergleich der trockenen Pinsel machen.
Gib mir bitte dafür ein paar Tage Zeit.

Ach du meine Güte, ja selbstverständlich!  :)

Zitat von: alvaro am 05. November 2015, 23:10:56
Von der ersten Einschätzung muss ich aber sagen: Ja die Reihenfolge schein zu stimmen.
Aber genau kann man das nicht sagen.

Das wär ja schon nicht schlecht; wenn ungeachtet gewisser Ungenauigkeiten am Ende ein halbwegs objektivierbares Ergebnis herauskommt, ist es ja trotzdem noch aussagekräftig als Orientierungshilfe im Sinne von "ich besitze Pinsel X und suche einen weicheren".

Zitat von: alvaro am 05. November 2015, 23:10:56
Eine digital Küchenwaage auf den Tisch stellen und einschalten (Nullstellung)
Einen (weichen ;D) Rasierpinsel nehmen und mit dem Pinsel genau zentrisch (Haarseite auf die Waage) 10g drücken.
Wer hier gute Erfolge hat darf zur Belohnung jetzt versuchen genau diesen Druck im Gesicht auf zu bauen.(bin ich heute wieder gemein)

Haha, das ist ja schon irgendwie was für wenn man ziemlich viel Adrenalin im Blut hat und gerade keine Buchstabennudeln da sind, die man zur Beruhigung alphabetisch sortieren könnte...  ;D

alvaro

Vorab einmal: Das ganze ist keine Doktorarbeit sondern mein Beitrag zum "Lexikon des unnötigen Wissens" ;D

@ KäptnBlade
Gute Anregung die Temperatur als Variable auch mit ein zu binden.
Ich stelle es mir aber schwierig vor da der Pinsel bei den Messungen natürlich abkühlt (mit Routine dauert eine Messreihe von 7 Messungen etwa 10 bis 12 Minuten) .

Jetzt kommen erst einmal 2 (3?)Testreihen "Nass" um das Verhalten eingeweicht zu Vergleichszwecke zu erhalten.
Ggf kommen dann noch Messreihen "Eingeseift"

Es wird aber noch dauern bis ich hier Ergebnisse erhalte da ich nächster Woche wieder der "Beschaffungskriminalität" (Arbeit) nachgehen muss.
Abgesehen davon muss ich ja auch ab und zu etwas anderes machen.

@Nightdiver
Danke für deine Rückmeldung!
Es hat mich sehr gefreut von einem wahren Pinselexperten eine Rückmeldung zu erhalten.
Ich habe mir den Strang einmal herausgesucht und durchgelesen.
Ich sehe das ganze nicht als "Verriss"!
Gerade in deinem Strang "Kleine Pinselkunde- Backbone-Bestimmung" sieht man sehr schön wie die Gewichte außermittig aufgesetzt werden mussten damit der Pinsel gerade steht.
Das bedeutet für mich, dass meine Aussage " Bei der Messung des Backbone´s handelt es sich nicht um die Messung eines Gegenstandes (Knoten) sondern um die gleichzeitige Messung vieler Gegenstände (Haare)"richtig ist.
Diese Situation: "Widerstandsmittelpunkt" ist nicht gleich Pinselmittelpunkt beeinflusst die Messungen ganz deutlich (gerade nass)
Die von dir angesprochene Friktion (Reibung) wurde von mir auch schon als einer von vielen Faktoren genannt.
Gerade die Verbindung von Reibung mit einem nicht mittigen Widerstandsmittelpunkt führt z.B. dazu, dass ich z.Z. Probleme habe den Omega 29 nass zu messen.
Der Hauptunterschied zwischen deinem und meinem Versuchsaufbau liegt darin, dass du ein nicht definiertes Gewicht (Griff) als Einflussgröße dabei hast.
Bei mir wird wirklich nur der Knoten gemessen da alles unterhalb fest ist, alles darüber definiert (Gewinde) gehalten wird.
Darüber hinaus arbeite ich mit einem festen "Weg (gleich)- Kraft (gemessen)" Verhältnis bei immer gleicher Vorspannung (Ausgangslast).


Wie ich in meinem ersten Beitrag geschrieben habe: Ich möchte technische ermittelte Werte erhalten.
Diese können, wegen der Vielzahl der Messungen, ggf. zu Vergleichszwecke genutzt werden.
Normalerweise müsste ich deutlich mehr Pinsel teste um auch z.B. eine Serienstreuung (siehe Balea Synthi Ergebnisse) ermitteln zu können.
Sie können aber auch aufzeigen wie sich die "Haare" bzw. eine "Haarart" z.B. bei Nass verändern.
Faktoren die hier aber nicht berücksichtigt werden können sind z.B. auf welche Fläche wirkt die Kraft hier als Stichwort "Kopfform"  oder die Frage wie hart das "Haar" empfunden wird Stichwort "Pickselig - Stachelig" diese Faktoren tragen natürlich über eine gewissen "Wohlfühlfaktor" zu einem subjektiven Empfinden eines Pinsels bei


Abschließen zu diesem Beitrag möchte ich noch einmal dazu auffordern folgenden Test selbst einmal zu machen.

Eine digital Küchenwaage auf den Tisch stellen und einschalten (Nullstellung)
Einen (weichen Grinsend) Rasierpinsel nehmen und mit dem Pinsel genau zentrisch (Haarseite auf die Waage) 10g drücken.
Wer hier gute Erfolge hat darf zur Belohnung jetzt versuchen genau diesen Druck im Gesicht auf zu bauen.(bin ich heute wieder gemein)
Wer das versucht hat hat ein Gefühl dafür wie schwer es ist hier eine genaue Abstufung hin zu bekommen.
Ich bin gespannt ob ich hier Rückmeldungen bekomme.


Weil ich glaube, dass nicht jeder hier einen technischen Hintergrund hat auch einmal ein Vergleich über welche "Gewichte" wir hier z.B. bei den Messabweichungen sprechen.

Zuckerwürfe 3g
1 Packung Papiertaschentücher 29g
Mühle R89 Grande 91g
Tafel Schokolade (ohne Packung) 100g
Packung Salzstangen 250g
Kaffee 500g
Zucker 1000g

und im Verhältnis dazu über welche Flächen bzw. Flächenbelastungen wir reden

nur ein Beispiel Vie Lonh 13063 Rosshaar
Durchschnittlich 160,05g
Kopf oben Durchmesser ca. 60mm
Fläche oben (r² x 3,14)  30x30x 3,141 = 2826,9 qmm
1qm = 100qdm = 10.000qcm = 1.000.000qmm
1.000.000qmm / 2826,9qmm  = 353,74 (mal füllt passt der Pinsel in einem Quadratmeter)
353,74 * 160,05g = 56616,087g =56,616087 kg gerundet 56,62kg
Bedeutet bei diesem Pinsel liegt ein Gewicht von 56,62kg auf der Fläche von 1Quadratmeter

Aber ich schweife ab.
Macht mal den Versuch!





alvaro

Ich habe die Messreihen ,,Backbone –Messung" fortgesetzt und drei Messreihen ,,Nass" durchgeführt.

Ein Faktor ist hier bis jetzt noch nicht angesprochen worden: Die Abnutzung des Pinsels

Meine Pinsel sind überwiegen neuwertig d.h. unter 20 Benutzungen.
Eine Veränderung des Backbones durch Abnutzung ist sehr wahrscheinlich.

Um den Leser, die etwas weniger technischen Hintergrund haben, die Lesbarkeit und Einschätzungen der Messreihen etwas zu erleichtern vorab ein paar Anmerkungen:

Ich verkaufe beruflich u.A. Polystyrol Schaum Platten für Trittschallzwecke bei Laminat.
Diese weichen, geschäumten Platten haben, von Seiten der Hersteller, eine Dickentoleranz von
+/- 10% .
Es zeigt wie schwierig es ist ,,weiche" Produkte (in unserem Fall der Knoten) mit einer geringen Toleranz zu produzieren bzw. welche Toleranzen für solche Produkte, selbst für die Industrie, akzeptabel sind .
Sicherlich werden die Haare bei der Pinselherstellung genau abgewogen.
Das bedeutet aber nicht das die Anzahl und die Beschaffenheit der Haare immer gleich ist.
Leichter ist das sicherlich bei Synthis da hier die Haare standardisiert hergestellt werden.
Der Messung des ,,Backbone`s" erfolgt nicht an einem Gegenstand (Knoten) sondern gleichzeitig an tausenden nicht standardisierten  Haaren.
Um ein Gefühl für die Gewichtsabweichungen (Druckabweichungen) zu erhalten empfehle ich folgenden Versuch (leicht geändert zu oben).
Digitale Küchenwaage auf den Tischstellen und einen Rasierpinsel darauf stellen.
Nulltaste drücken.
Mit der Hand (damit ein Gefühl auf der Haut erhalte) ein Gewicht von 10 oder 20 Gramm drücken und halten.
Das Ganze wiederholen und anschließend versuchen den Druck mit dem Pinsel auf das Gesicht zu übertragen.

Hier noch einmal die  Pinsel mit ø Wasseraufnahmemenge (ich habe Messungenauigkeiten meiner ,,Präzisionswaage" nicht korrigiert)
(Da das Forum Probleme mit Tabellen hat hier als Bild)




Hier in den folgenden 4 Bildern noch einmal die Messergebnisse ,,Trocken" mit dem Gesamtdurchschnitt, der Min Max Abweichung der Durchschnittsmesslinie.
Durch diese Durchschnittsmesslinie lässt sich das Verhalten bei Wiederholung ablesen.
Gerade bei den ,,Nass" Ergebnissen wird das sehr deutlich.
(Achtung: Ergebnisse Semogue nur mit halber Eindrücktiefe)
Der erste Durchschnittswert ist der um die Vorspannung bereinigte Durchschnittswert.







Hier die Reihenfolge von soft nach Hart

l´occitane (Plisson)   46,33
Stirling   49,81
Balea 1   60,00
Mühle STF   80,53
HJM Kunststoff schwarz   102,14
Mühle Silberspitz Olivenholz   117,95
Omega Hi-Brush 46745    126,14
HJM Schildpatt   136,38
The Body Shop Synthi   139,52
Unbekannt Marmorgriff   142,62
Unbekannt Kunststoffgriff   149,52
Vie Long 13063    160,05
Balea 2   179,00
Omega S Brush Pro 10049    197,81
Balea   224,38
Böker Black Fibre    225,62
Jaguar 1071   227,14
Omega 10029    387,24
Mühle Reiserasierpinsel (nur Kopf)   448,05
Omega 10048   540,81
Wilkinson   583,00
Semogue 2000 (2 Umdreh)   765,05


Weiter oben wurde die Frage gestellt ob die Reihenfolge der Messergebnisse (trocken)  der Praxis auch sensorisch ,,nachgefühlt" werden kann.
Ja die Ergebnisse trocken lassen sich von mir zum größten Teil nachvollziehen.
Aber es gibt Ausnahmen.
Pinsel die von ihrer Kopfform abweichen (keine ,,Halbkugel") lassen sich nicht so einfach einreihen.
Diese Pinsel sind
Jaguar 1071: Diese Pinsel ist so groß, mit einem so stark ,, aufpilzenden" flachen Kopf, dass er wesentlich weicher erscheint.
Omega 48 ,  Omega S Brush sowie Omega 29 wirken wegen ihrer kaum ,,aufpilzenden" Kopfform härter.



Für die ,,Nass" Messungen habe ich die Pinsel min. 5 Minuten eingeweicht.
Dabei habe ich darauf geachtet, dass alle Haare im Wasser sind.
Anschließend wurden die Pinsel 5x stark ausgeschlagen.
Das Nassgewicht gewogen und anschließend gemessen wie bei der Trockenmessung.

Und hier die Ergebnisse ,,Nass"
(Der Semogue lässt sich hier mit voller ,,Einpresstiefe" messen)







Sortiert von soft nach hart

l´occitane (Plisson)   41,95
HJM Kunststoff schwarz   42,81
Balea 1   51,48
Stirling   57,05
Mühle STF   62,48
Unbekannt Marmorgriff   76,33
Balea   82,67
Unbekannt Kunststoffgriff   89,86
HJM Schildpatt   93,10
Vie Long 13063    111,62
Mühle Silberspitz Olivenholz   113,90
Omega Hi-Brush 46745    126,95
Balea 2   136,76
The Body Shop Synthi   147,48
Wilkinson   169,00
Jaguar 1071   174,62
Omega S Brush Pro 10049    226,24
Böker Black Fibre    237,86
Mühle Reiserasierpinsel (nur Kopf)   309,24
Omega 10029    312,00
Omega 10048   330,24
Semogue 2000    526,29


Abweichungen Nass Trocken







Bei den Messungen konnte ich folgende Feststellungen machen (auch wenn diese nicht unbedingt neu sind):
Wasser wirkt wie ein Gleitmittel .
Die Abweichung Max. – Min. wird deutlich geringer.
Die Messergebnisse bei nassen Naturhaarpinseln lassen deutlich nach (30-40%)
Bei Synthis ist dies nicht der Fall.

An anderer Stelle ist gefragt worden ob ein ,,Trockentest" vor dem Kauf etwas bringt.
Ich möchte hier sagen ,,JA" aber ich muss bei Naturhaarpinsel den oben genannten Wert abrechnen.
Einzige Ausnahme: mein Silberspitz.
Die Synthis werden sich nass wie trocken verhalten.

Die Naturhaarpinsel verlieren nass an Spannkraft (siehe Durchschnittsmesslinien ,,Nass")
Das bedeutet, ein eingeweichter Pinsel wird nach mehrmaligem Aufdrücken immer weicher.
Billige, einfache Naturhaarpinsel verhalten sich dann eher wie ,,ein nasser Waschlappen"
Dabei verschiebt sich der ,,Nullpunkt" (Vorspannung 50g) immer weiter nach unten und ist nur noch sehr schwer zu finden bzw. zu halten.

Leider habe ich jetzt keine Pinsel mehr um weiter an dem Thema zu arbeiten .
Wenn also jemand noch ein paar Pinsel hat kann er sich ja einmal bei mir melden.
Ich hoffe aber, dass ich hiermit das Thema ,,Backbone" etwas besser beleuchten konnte.