Wie aussagekräftig ist es, neue Dachse vorher trocken zu testen?

maranatha21 · 27. Oktober 2015, 18:44:08

Seit ich meine Kent-Dachse habe und genieße, schaue ich mich immer wieder mal um (im Netz), und finde natürlich Vieles, was reizvoll ist. Aber darum geht es hier nicht.

Es wird sehr oft gesagt, dass es bei einer Anschaffung eines hochwertigen Pinsels wesentlich besser sei, sie vorher live im Laden gesehen und mit dem was man kennt verglichen zu haben. Ich habe mit meinen wenigen Pinseln jedoch die Erfahrung gemacht, dass sie im trockenen Zustand für mich überhaupt nicht auf den Zustand bei der Benutzung schließen lassen. Beim BK8 Silberspitz z.B. hatte ich dieses Kuschelige und die Nachgiebigkeit bei seinem trockenen Zustand nicht erwartet, während der Pure Badger H8 sein strammes Temperament bei Gebrauch beibehält. Der SOC 2-Band fühlte sich schon dichter und fester an in ungebrauchtem Zustand, veränderte sich dann aber längst nicht so stark wie der BK8.

Deshalb die Frage an die Pinselspezialisten. Was bringt der Test in ungebrauchtem Zustand wirklich, wenn ein Pinsel sich bei Gebrauch komplett ändert?

Sicher kann eine Beratung eines erfahrenen Händlers viel Aufschluss geben, aber erst im Gesicht und nass offenbart er ja alles Wesentliche.

Hat Euch ein "Live-Test" in trockenem Zustand viel geholfen, oder gab's auch schon unerwartete Überraschungen trotz Trockentest?

SLB04 · 27. Oktober 2015, 19:58:48

Das hast Du schon selbst richtig erkannt. Von einem trockenen Pinsel, kann man nur bedingt auf seine Eigenschaften schließen.

Das Live-Begutachten, hat aber den Vorteil, dass man nicht von der Verarbeitung und der tatsächlichen Größe überrascht wird. Bei Simpson sind nicht wenige überrascht, dass ein 22er Knoten durch die eher kurze Bindung relativ klein aussehen kann. Man erkennt hohe Klebepunkte im Knoten oder die Dichte bzw. gebundene Haarmenge. Bei einigen Herstellern gibt es da leider durchaus Schwankungen.

Nightdiver · 27. Oktober 2015, 20:11:20

Du kannst es nur bedingt erkennen. Man kann durch die Dichte des Knotens, die Länge des Lofts und die Dicke des Haares und natürlich anhand der Qualität der Haare (Pure, Best, Finest, Silvertip, HMW, 2Band, etc.) und etwas Erfahrung einschätzen, wie der Knoten später im nassen Zustand ist. Je dünner gesteckt, je feiner das Haar und je länger das Loft, desto weicher wird er vermutlich. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber vom Grundsatz passt es. Der Rest kommt dann mit der Erfahrung.

maranatha21 · 27. Oktober 2015, 20:45:57

Um diese Erfahrung zu bekommen, muss ich aber dann doch einiges an Pinseln quasi auf gut Glück gekauft und ausgetestet haben. Und solche Angaben wie Länge des Lofts, Dicke des Knotens oder Qualität der Haare bekomme ich ja auch schon vorher (wenn auch die angegebene gleiche Qualität zwischen den Herstellern unterschiedlich zu sein scheint).

Aber einem Pinselbauer nehme ich natürlich schon ab, dass er Anhand von Zusatzinfos, die er dann live am Pinsel "ertasten" kann wie der Dichte und Dicke der Haare bestimmte Veränderungseigenschaften im Voraus benennen kann.

Nur der "Laie", der jetzt wie ich gerade mal fünf Dachsr in der Hand hatte, kommt da vielleicht im Laden nicht unbedingt weiter. Zumal dann Ausnahmen im Verhalten der Pinsel noch dazu kommen.

Wenn es "nur" darum geht, bestimmte Größenverhältnisse zu erfahren, um nicht Überraschungen in dieser Richtung zu erleben, finde ich den Aufwand schon recht groß, zumal z.B. bei mir die Situation besteht, dass ich gar nicht wüsste, in welcher Stadt ich nach bestimmten Pinseln suchen sollte. Ich finde, gerade die Größenverhältnisse lassen sich im Netz ziemlich gut abschätzen. Da bin ich persönlich noch nicht überrascht worden.

Nightdiver · 28. Oktober 2015, 17:24:18

Ich weiß leider nicht, wo du wohnst, aber wenn du geneigt bist, für die Erfahrung nach Schleswig-Holstein zu kommen (in der Mitte zwischen Hamburg und Kiel) kann ich dir gerne anbieten, mal bei mir vorbei zu kommen.
Da ich über 40 Pinsel in meinem Besitz habe, kannst du die Unterschiede der Knoten, nass und trocken, gerne mal unverbindlich erfühlen.

maranatha21 · 28. Oktober 2015, 17:53:07

Danke für das Angebot!

Aber von Trier aus ist das schon ein wenig weit!

alvaro · 28. Oktober 2015, 17:57:33

Meinst du nur die Weichheit der Haare oder auch den "backbone"?

maranatha21 · 28. Oktober 2015, 18:58:37

Ich finde, dass beides bei meinen neuen Dachsen in trockenem, vor allem neuen Zustand nicht auf das schließen ließ und lässt, was man dann im Gesicht erlebt. Vor allem mein Kent Silberspitz war komplett anders, als er dann mal nass war. Andererseits ist der Kent Pure Badger dem trockenen Zustand wesentlich näher, gerade was den (oder heißt es "das"?) backbone anbelangt.

Mit dem SOC 2-Band sind es dann drei Dachse, die ich im Neuzustand und dann live im Gebrauch erlebt habe. Und alle verhalten sich nass dann anders, als ich es in trockenem Zustand erahnt hätte.

Ich möchte ja gar nicht in Abrede stellen, dass erfahrene Dachs-Nutzer da schon auf Anhieb viel vom trockenen auf den nassen Zustand schließen können. Mit Sicherheit ist das so.
Aber ich denke, dass ich selbst, bevor ich nicht noch mindestens mal zehn weitere Dachse erlebt habe, diese Prognose nicht so sicher stellen könnte.

Für mich ist es weitaus hilfreicher, die Erfahrungen anderer Nutzer mit einem Pinsel zusammenzutragen und mir dadurch ein Bild zu machen, als den Pinsel in trockenem Zustand erfühlt zu haben. Auch das Schaumverhalten was das Produzieren ubd Abgabevermögen anbelangt, erschließt sich durch das trockene Kennenlernen für mich gar nicht. Und das sind wichtige Aspekte vor allem, wenn es um Pinsel jenseits der 100,- € geht.

alvaro · 28. Oktober 2015, 19:26:14

Ich bin gerade dabei zum Thema "Backbone" eine kleine Versuchsreihe zu fahren.
Ich möchte echte Vergleichswerte zwischen den Pinseln bekommen.
Die ersten Ergebnisse sind sehr überraschend wie groß die Unterschiede wirklich sind.
Die Versuchsreihe möchte ich trocken und nass durchführen um genau das von dir angesprochene Thema zu berücksichtigen.

maranatha21 · 28. Oktober 2015, 20:12:31

Oh fein!

Das ist etwas, dem ich mit Freuden entgegen sehe. Nicht, dass man aus dem Fundus dieses Forums nicht schon einiges herausziehen könnte, was einen in Sachen Beurteilung eines einem unbekannten Pinsels weiterhelfen kann. Aber eine Sammlung ebensolcher Daten wäre natürlich klasse!

alvaro · 28. Oktober 2015, 20:34:58

Ich habe durch eine Versuchsreihe echter Messwerte ermittelt.
Das bedeutet ich habe eine Vorrichtung gebaut um einen genauen Messvorgang durchführen zu können.
Aus diesen Versuchen ergibt sich für jeden Pinsel ein Kraft-Weg Ergebnis welches einen Vergleich der verschiedenen Pinsel ermöglicht.
Da mir gestern noch vier Pinsel zum messen gefehlt haben muss ich bis morgen warten um diese zu "vermessen".
Ich hoffe in den nächsten Tagen die ersten Ergebnisse hier zur Diskussion stellen zu können.
Insgesamt habe ich dann 22 Pinsel vermessen.