Zurück in die Zukunft?

Begonnen von Robinson, 24. Oktober 2015, 15:17:35

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Robinson

Meine ,,Nassrasur-Karriere" begann wie wohl bei vielen anderen auch mit Systemie und Dosenschaum.
Die Rasur war für mich immer ein notwendiges Übel, oft hatte ich mit eingewachsenen Haaren und Rasurbrand zu kämpfen.
Dementsprechend habe ich mich nur dann rasiert, wenn es unbedingt nötig war.
Die Mehrklingen-Blöcke mussten sich dann durch mehrere Tage Bartwuchs kämpfen, was zu verstopften Klingelspalten führte.
Und das führte wiederum zu einem erhöhten Verbrauch der teuren Klingen.
Die Rasuren waren schlecht, lästig, unangenehm und teuer.
So kam ich zuerst zum Hobel, dann zum ganzen Drumherum (Preshave, richtige Vorbereitung, Seifen & Pinsel, Nachbereitung etc.).
Ich lernte mein Gesicht bzw. den Bartwuchs in meinem Gesicht richtig kennen, habe herausgefunden, was bei mir funktioniert und was ich besser bleiben lassen sollte, und so wurde aus dem notwendigen Übel ein fast alltägliches Ritual, welches mir ein Höchstmaß an Entspannung und Freude beschert.
Nachdem ich nun seit gut zwei Jahren nichts anderes mehr im Gesicht hatte als Hobel und Rasiermesser, packte mich die Neugier, wie ich wohl heute mit einem Systemie zurechtkommen würde. Natürlich ohne Dosenschaum.

Daher habe ich mir kurzentschlossen einen Gillette Proglide Flexball besorgt und damit meine heutige Rasur absolviert.
Zuerst das Positive: Das Ergebnis ist äußerst zufriedenstellend. In nur zwei Durchgängen bin ich sehr gründlich und auch reizfrei rasiert.
Doch eines blieb auf der Strecke: der Wohlfühlfaktor.

Das ging schon beim ungewohnt langen Griff des Gillettes los. Ich wusste zuerst gar nicht, wie ich das Ding halten soll. Da habe ich mich schon zu sehr an die wesentlich kürzeren Hobel-Griffe gewöhnt.
Was ich ebenfalls als sehr ungewohnt und anfangs sogar als unangenehm empfand: Das Rasurgefühl.
Man merkt nun halt nicht mehr, wie sich eine einzelne Klinge durch die Barthaare arbeitet, sondern hat während der ersten Züge das Gefühl, als ob man mit einem kleinen Stück Schleifpapier durchs Gesicht fährt (um es mal sehr überspitzt auszudrücken).
Ich habe nicht gemerkt (und schon gar nicht gehört), wie die Klingen durch den Bart fahren, sondern musste anschließend erst erfühlen, ob überhaupt etwas abrasiert wurde.
Am Hals bzw. seitlich vom Kehlkopf befindet sich meine empfindlichste Stelle. Gegen den Strich habe ich sofort gemerkt, dass ich es hier mit dem Gillette nicht übertreiben sollte. Mit dem Hobel bzw. mit dem Messer habe ich hier nie Probleme.

Alles in allem hat mir dieser kleine Test gezeigt, dass mit Systemies wesentlich bessere Rasuren möglich sind, als ich es in Erinnerung hatte. Allerdings hat mir dieser Test auch gezeigt, dass mir der Spaß dabei völlig abgeht. Weitere Klingen werden nicht nachgekauft, der Gillette wird aber sicherlich immer mal wieder benutzt und dann irgendwann entsorgt.

Mein persönliches Fazit: Wenn es morgens wirklich schnell gehen muss (oder an Tagen, an denen die Rasur tatsächlich nur Mittel zum Zweck ist): Geht schon. Da erfüllt der Gillette seinen Zweck. Ansonsten hat mir die heutige Rasur bestätigt, dass ich in den vergangenen zwei Jahren alles richtig gemacht habe.

Zurück in die Zukunft? Ausgeschlossen.

Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr nach Jahren der klassischen Nassrasur mal wieder einen Systemie rangelassen? Wie waren Eure Erfahrungen?

Drill Instructor

Ich bin so pervers und teste sogar regelmäßig Systemies. Nicht nur Gillette und Wilkinson sondern beispielsweise auch den Budni.

Klar kann man sich damit sauber rasieren. Was mir bei manchen Modellen mehr und bei anderen weniger stört ist das gigantische Plastikschwimmbrett um das Klingenbrett herum. Was mich bei allen stört ist das Feeling das ich mit "Sandpapier" noch höflich bezeichnet finde.

So viele Systemies ich auh immer wieder teste, für mich sind sie keine Alternative. Sorry, aber da nehme ich lieber einen Elektrorasierer, mit dem kann man sich extrem schnell und reizfrei ultrasauber rasieren. Macht mir genausoviel Spaß wie ein Systemie, nämlich nullkommanull. Aber funktioniert.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Marverel

Vor ein paar Wochen habe ich mal wieder den Wilkinson Hydro 3 aus der Schublade gekramt - sogar zweimal benutzt, weil ich etwas ausprobieren wollte.

Natürlich nicht mit Dosenschaum (JEHOVA) wie früher, sondern zumindest bei der ersten Rasur mit Pinsel und Cella-Seife. Das Rasurergebnis an sich war nicht schlecht, aber wie Du auch schon festgestelt hast ... irgendwie fehlte der Genuss. Es war halt wieder ein bisschen wie früher, als das Rasieren noch eine lästige Pflicht wie Zähneputzen darstellte. Ungemein störte auch dieses Geschleime des Lubra-Strips oder wie auch immer das Zeug gerade genannt wird. Außerdem war mir die Rasur zu "indirekt", mit zu wenig Rückmeldung von Seiten der Klinge.

Einige Tage später habe ich dann noch eine aufs Wesentliche beschränkte Rasur getestet: ganz ohne Schaum, nur mit kurz vorher einmassiertem Öl. Ging auch ganz gut, vor allem schmierte der Rasierer dabei nicht mehr so. Wäre halt was, wenn man z.B. mit wirklich leichtem Gepäck unterwegs sein will. Muss aber auch nicht.

Fazit: Wenn's denn sein müsste, würde es natürlich gehen. Aber freiwillig zum System-Rasierer zurück? Nein danke  ;) Dann würde ich auch eher noch mal den Braun ranlassen

Zitat von: Robinson am 24. Oktober 2015, 15:17:35
Die Rasuren waren schlecht, lästig, unangenehm und teuer.

Nee - schon prima, dass die Hobelrasur so günstig ist  ;D


nero

Wenn ich mal Systemies verwende und das mache ich durchaus mal, dann nur die alten Contour und Sensor von Gillette.
Mit dem Testen von Systemrasierern bin ich schon lange durch, denn das habe ich vor den Hobelzeiten zugenüge durchexerziert.
Die beiden genannten sind halt noch so old-school Teile, der Contour mit seinem zeitlosen Alu-Griff und der Sensor wird einfach immer dabei sein, weil ich mit ihm angefangen habe mich zu rasieren. Beide sind natürlich sehr unkomplizierte Rasierer, wobei beim Contour noch etwas Wissen über richtige Technik hilfreich ist, während man beim Sensor schon arge Fehler machen muss, damit was passiert.

Alles von 3+ Klingen finde ich nur noch überflüssig.
Diesen Trend hin zu irgendwelchen, mit Features vollgepackten Klingenmonstern aus billigstem Plastik finde ich unerträglich.
Gerade wenn ich mir anschaue was Gillette noch zu Hobelzeiten für tolle Sachen angeboten hat. Aber die Plastik-Ära hat letztlich auch deren Hobel eingeholt.
Da hilft es auch nichts, dass die sich The Art of Shaving gekrallt haben und auf sehr einfache Weise die Köpfe auf "luxuriöse" Griffe stecken und dafür absurde Summen verlangen. Heute ist Plastik das Maß aller Dinge, willst Du was solides, zeitloses, dann wird gleich gewechselt auf die überteuerte Luxusschiene.
In diese Zukunft möchte ich nicht zurück.
Löppt!

maranatha21

Die Rückkehr zum Systemie oder das erneute Testen einfach mal so zum Spaß hat mich seit der Hobelei nicht gereizt.

Aber ich bin auch eher vom Nass-Elektro-Rasierer zum Hobeln gekommen.

Drill Instructor

Doch, inzwischen ist mir ein Systemie eingefallen mit dem die Rasur wirklich gut war und sogar ein bisschen Spaß gemacht hat: Der BIC Metal Einwegrasierer. Hat aber wenig mit den Klingenbrett-Systemschaben zu tun.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

kriklkrakl

Als alter Nonkonformist und Gegen-den-strom-schwimmer kommt bei mir alles 'immer wieder mal' vor,
neben meinem Standardprogramm:

Panasonic elektrisch-nass mit D-Schaum,
Fusion Flexball, Hydro5, Sensor Excel, Pace6+,
Progress mit Russen-Klingen, Rasurpause,
Ikon und andre Exotenzahnkämme, Luxus-RS und Palmolive-RC, ..
vieles auch sinnvoll kombiniert.

Luxus ist -
immer genug Reserven für eine 'Rasur nach Wahl' zu haben :)
"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,..
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen."
Faust I,Mephistopheles

Heresy

Ich habe zwar noch nie in meinem Leben einen Systemie bewusst im Gesicht gehabt, aber ich denke mal, dass die bessere Rasur mit einem Hobel oder gar Messer eher zu den Ammenmärchen zu zählen ist. Die bessere Rasur kommt meiner Meinung nach von der besseren Vorbereitung und bewussteren Ausführung. Würde man mit einem Hobel und Dosengel planlos herumschaben kämen auch nur miese Rasuren raus. So zumindest meine Vermutung.
Gruss, Rainer

Herne

Trotz seiner 'Unerfahrenheit' trifft Heresy den Nagel meiner Ansicht nach auf den Kopf!

Als ständiger Wechsler zwischen Hobel und Systemie kann ich seine Vermutung nur bestätigen.
Ich muß allerdings einschränkend hinzufügen, daß ich mich fast ausschließlich mit 2-Klingern
ohne Schleim-Strip rasiere und kein Urteil bezüglich Messerrasur abgeben kann.

Sachen wie Anmutung, Zelebrieren, Spaßfaktor usw. stehen natürlich auf einem anderen Blatt.

Heresy

Es war von mir auch nur auf das Ergebnis bezogen.
Wie das Rennen selbst bei identischem Ergebnis  zwischen 15g Plastik gegen 80g Rhodium ausgeht ist auch klar.
Gruss, Rainer

Herne

Zitat von: Heresy am 24. Oktober 2015, 17:07:16
Es war von mir auch nur auf das Ergebnis bezogen.
So habe ich es auch verstanden und gemeint. :angel:

Kurz am Rande: Manche Systemies wie meine Contour oder Wilkinson Kompakt Design
bewegen sich mit 41 bzw. 75 Gramm gewichtsmäßig durchaus im Hobelbereich. ;)

Drill Instructor

Da sind manche meiner Lieblingshobel leichter, beispielsweise der Schick Krona. Der macht mir trotzdem um Welten mehr Spaß als ein Systemie mit einen superschweren Griff.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

titanus

Die Zukunft ist die Vergangenheit.
Ich habe längst alle Systemies entsorgt.
Und sie kommen mir auch nicht mehr ins Haus.
Mein Sohn hobelt auch (ein wenig am Hals).
Und einen Schwiegersohn habe ich (noch?) nicht.
Der muss sich dann halt umstellen!  ;D

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

AndreasTV

Moin Moin :).
Nun nutze ich ja seit Monaten fast durchgängig den "ProGlide" und kann immer noch Nichts Negatives für mich Persönlich feststellen ;). Für mich ergo wirklich nach Jahrzehnten der Hobelrasur ein "Zurück in die Zukunft" - warum auch nicht  ???.
Jedem das Seine ...

MfG

Andreas

Onkel Hannes

Wenn es nach der Statistik geht, wird ein nicht unerheblicher Teil von uns irgendwann Blutverdünnder nehmen und sich dann evtl. wieder mit einem Systemie rasieren.

Für mich heute kaum vorstellbar, weil ich mich auch mit meinem Göttlichen (M34/ASP) praktisch nie verletze. Aber wer weiß, wie es künftig sein wird. Noch habe ich ruhige Hände. Man wird sehen.

Rasur heutzutage: ab und zu aus Nostalgie mit Zweiklingen-Systemies (GII, Contour, Wilkinson Kompakt). Mit dem richtigen Griff sieht das ganze auch halbwegs nach was Anständigem aus.
Ausflüge zu anderen Systemen (kürzlich waren es mal Discounter-3-Klinger Dorco/King/Norma und ein Eisfeld/Bellini/Lidl, vorher ein Eisfeld 5-Klinger) führten bisher nach eingewachsenen Haaren immer wieder zu Hobel oder Zweiklingern zurück. Den Vorteil sehe ich wirklich nur in der Unkompliziertheit, nämlich daß auch ein fürchterliches, grobmotorisches Herumfuhrwerken kaum zu Verletzungen führt.
Besser im Vergleich zu früher wurden die Rasuren auch mit den Systemies, was ich auf bewußtere Anwendung, größere Erfahrung und vor allem die Verwendung von Rasierseife und Pinsel zurückführe. Die hatte rückblickend für mich den entscheidenden Schritt nach vorne bedeutet, viel mehr als die Wahl des Rasierers.

Und so zählt in meinen Augen das Ergebnis, nicht das Werkzeug. Wenn, dann höchstens noch der Weg. Und den mag sich jeder selber gestalten, wie er will. Auswahl gibt es genug - egal ob man es klassisch oder modern anmutend haben will, oder beides zusammen.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.