Anfängerhilfe zum Schleifen

Begonnen von Koda, 29. Juli 2015, 20:27:17

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Koda

Hallo leibes Forum,

ich bitte dich um Hilfe von den Schärf-Experten des Forums für den Lehrling...mich.
Ich habe mir in den Kopf gesetzt, meine Messer selber schärfen zu wollen. Zu diesem Zwecke habe ich mir eigens ein Gold Dollar besorgt, welches ich nun auf den Steinen malträtiere.  Ich will lernen. Ich möchte meine Messer nicht verschicken, ich möchte das gerne selber können.

Zum ewigen Thema "Wie schärfe ich ein Rasiermesser" gibt es ja doch eine nur eher überschaubare Anzahl an (sinnvollen) Beiträgen im Netz. Hier im Forum ist ja dankenswerterweise eine Schärfanleitung zu finden, an der ich mich auch orientiere.

Also, was habe ich gelernt, und wo hapert es?
Ich beginne mit dem 1000er Stein und bewege es über die Klinge schiebend mit aufgelegtem Rücken über den Stein ("gegen die Schneide"), und das solange, bis ich unter der Lupe sehe, daß der neu geschliffene Bereich durchgängig bis zur Schnittkante verläuft. Dann wende ich das Messer und mache auf der anderen Seite dasselbe.
Zustand nach dem 1000er in 150facher Vergrößerung:


Anschliessend wechsle ich auf den 3000er und ?poliere? unter ständiger Kontrolle mit Hilfe des Mikroskops die Canyons des 1000ers weg, solange bis die Schleifspuren des gröberen Stein geglättet sind.

Zustand nach dem 3000er, ebenfalls, wie auch die folgenden Bilder in 150erfacher Vergrößerung


Im weiteren Verlauf geht es  im selben Prinzip auf den 6000er und den 8000er. Zum Schluß wird ein paar Male "mit der Schneide" auf einem feinen Naturstein abgezogen.


Anschliessend sanft und zärtlich 10 mal auf dem Pastenriemen abziehen und letztendlich ca. 100 Mal ledern, sanft auf den straffen Riemen aufgelegt ohne Druck von oben, wie gelernt mit dem Rücken auf dem Leder.

Zustand nach dem Ledern:


Das so geschliffene Messer kann Oberam-/Beinhaar problemlos mit und gegen den Strich rasieren, auch im Flug 2-3mm über der Hautoberfläche fallen Haare, es besteht jedoch den Haartest nicht, ist nach 24stündiger Ruhezeit und erneutem Ledern bei der Rasur mit dem Strich durchaus sanft und ähnlich gründlich verglichen mit dem Hobel mit dem Strich im ersten Durchgang, gegen den Strich jedoch sehr ruppig und reissend, also insgesamt zu immer noch zu stumpf.
Wo in meiner aufgezeigten Schärforgie liegen Fehler? Wo kann man was verbessern, um die volle Rasiermesserschärfe zu erreichen? Was kann man grundsätzlich optimieren? Wie muß eine Schneide aussehen nach den jeweiligen Stufen?

Für Hilfen, Tipps uns Tricks von den Profis wäre ich dankbar.

titanus

Ja. Total blöd, wenn Mann nicht weiß was scharf ist.

Deshalb empfehlen manche Kollegen entweder

ein gebrauchtes Messer in Liebhaberschärfe aus dem Mitgliederhandel,

oder

ein durch einen Schärfer des Forums geschärftes neues Messer.

So einfach ist das.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Koda

Danke für diesen überaus konstruktiven Beitrag.

Ich weiß durchaus, was ein scharfes Messer ist, und rasiere mich auch mit einem. Es geht nicht darum, ein rasurbereites Messer zu kaufen, denn das besitze ich bereits, sondern um das schleifen zu erlernen.


titanus

Zitat von: Koda am 29. Juli 2015, 20:57:58
Danke für diesen überaus konstruktiven Beitrag.

Ich weiß durchaus, was ein scharfes Messer ist, und rasiere mich auch mit einem. Es geht nicht darum, ein rasurbereites Messer zu kaufen, denn das besitze ich bereits, sondern um das schleifen zu erlernen.

Schön.
Dann würde ich Schärfen üben.
Das Einzige, was ich anders mache, ist auch mit dem Finisher gegen die Schneide zu arbeiten.
Und ich nehme auch keinen Pastenriemen mehr.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

titanus

Sorry Koda,

ich war ein bisschen heftig.
Aber ich denke wirklich, dass du im Prinzip alles richtig machst, aber eben noch nicht genau weißt,
wie sich einzelne Schritte genau auswirken.
Und das lernt Mann eben nur durch Übung.
Außerdem hätte ich ein altes Solinger oder Sheffield Messer dafür genommen.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

KäptnBlade

Zitat von: Koda am 29. Juli 2015, 20:27:17
...

Für Hilfen, Tipps uns Tricks von den Profis wäre ich dankbar.

Ich highlighte das mal.  ;)
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

Stefan T.

Es wäre interessant welche Steine du genau benutzt. Vielleicht kann dir ja jemand Tipps zur Handhabung von ihnen geben.
Was mir bei mir selbst aufgefallen ist, war das ich Anfangs dem Finish am letzten Stein zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Wenn du ein scharfes Messer besitzt, kannst du es dir ja auch mal unter dem Mikroskop ansehen und vergleichen. Eventuell hilft dir das ja weiter.
UND natürlich üben, üben, üben...

Grüße, Stefan
"Jeder tut was er am besten kann. Ich mache nichts"

kimeter

Zitat von: Koda am 29. Juli 2015, 20:27:17
[...]
Ich beginne mit dem 1000er Stein und bewege es über die Klinge schiebend mit aufgelegtem Rücken über den Stein ("gegen die Schneide"), und das solange, bis ich unter der Lupe sehe, daß der neu geschliffene Bereich durchgängig bis zur Schnittkante verläuft.
[...]

Nach den Bildern zu urteilen ist die Facette noch lange nicht durch geschärft! Das schärfen auf den feineren Steinen war vermutlich vergebene Liebesmüh. Das wichtigste ist die Facette auf dem 1000er wirklich durchschärfen.  ;)
Schaue Dir bitte mal meine Bilder im Gold Dollar Thread an, vielleicht helfen Dir die Bilder beim schärfen.

-Andreas

Shelob

Was mich wirklich weiter gebracht hat war länger auf meinem 800er zu bleiben, bis die Facette wirklich durch ist und das kann bei einem GD ganz schön lange sein.  ;) da fange ich sogar lieber mit meinem 400er Stein an.
Ich bleibe immer solange auf einer Seite bis ich einen durchgängigen Grat spüren kann, dann bin ich mir sicher das die Facette durchgängig ist. Anschließend die andere Seite ebenso. Dann mache ich nochmal einige Wechselschübe bevor es auf den nächsten Stein geht. Hier dann solange bis die Schleifriefen des vorherigen Steines nicht mehr vorhanden sind. Gerne auch nochmal ein paar Schübe extra, wobei man da auf den feinen Steinen wegen überschärfens bissl aufpassen muss.
Mein zuletzt geschärftes Wacker Allround hat den Haartest nach dem 5000 NSS mit leichtem ruckeln geschafft. Nach dem 10k lief er wie geschmiert.

Und Titanus muss ich in dem Sinne recht geben, das ein GD zum Anfang eher suboptimal ist. Ein vollhohles Solinger ist da weitaus besser geeignet.

Aber bleib auf jeden Fall dran, es lohnt sich!
,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

BastlWastl

ZitatDas so geschliffene Messer kann Oberam-/Beinhaar problemlos mit und gegen den Strich rasieren, auch im Flug 2-3mm über der Hautoberfläche fallen Haare, es besteht jedoch den Haartest nicht, ist nach 24stündiger Ruhezeit und erneutem Ledern bei der Rasur mit dem Strich durchaus sanft und ähnlich gründlich verglichen mit dem Hobel mit dem Strich im ersten Durchgang, gegen den Strich jedoch sehr ruppig und reissend, also insgesamt zu immer noch zu stumpf.
Wo in meiner aufgezeigten Schärforgie liegen Fehler? Wo kann man was verbessern, um die volle Rasiermesserschärfe zu erreichen? Was kann man grundsätzlich optimieren? Wie muß eine Schneide aussehen nach den jeweiligen Stufen?

Oberarm und Beinhaar sollte ab dem 1000`er problemloß zu rasieren sein, wenn dein Messer mit dem Strich gut also sanft rasiert, hast du alles richtig gemacht, es ziept gegen den Strich?, das tun auch Messer die ich mit einem Kunststein gefinisht habe z.B...... Das ist ja wohl ganz normal.
Da ist das Messer wohl nicht zu stumpf sondern für deine haut nicht richtig geschärft.

Welche Steine benützt du? Für Gegen den Strich Rasur empfehle ich als Abschluss einen Trans oder Black Arkansas (es gäbe andere Alternativen aber die sind sehr schwer erhältlich), dann wirds mit richtigem Schärfen auch wunderbar sanft. Vergiss mal schnell die Pasten die brauchst du nach einem guten Naturstein nicht mehr, vielleicht ist das ja die Ursache für die schlechte Performance beim gegen den Strich rasieren.

Der HHT wie schon oft angemerkt hat sehr wenig Aussagekraft, weil verschiedene Haare anders reagieren. Schaft dein Top geschärftes Messer mit den verwendeten Haaren einen HHT?, oder die Hobelklingen?.

Grüße Wastl.

kimeter

#11
Hallo Wastl,

schaue Dir bitte noch mal die Facette genau an, besonders die auf den ersten drei Bildern. Ich meine auf allen Bilder eine dicke, fette, unregelmäßige schwarze Linie an der Schneide zu erkennen, also Meiner Meinung nach genau der Bereich an welcher das Messer noch keinen Kontakt mit irgendeinen Stein hatte! Ich denke wirklich die Facette ist noch lange nicht durchgeschärft.

-Andreas

Senser

HJa,allo allerseits,
jetzt fällt mir die schwarze Linie auch auf. Könnte sein, dass die Facette noch nicht ganz fertig war, oder aber ist es Grat, der auch noch bis zum Schluss für die gewisse Ruppigkeit sorgt?
Jedenfalls sieht das Ergebnis handwerklich betrachtet schon mal sehr gut aus, nämlich konstant gleich über die gesamte sichtbare Länge..
Meine Tipps:
Erst mal weg mit dem Mikroskop. Eine Lupe (20fach) sollte reichen. alles Andere macht nur unnötoge Kopfschmerzen.
Ich mache immer Wechselschübe, also nach jedem Schub wenden. Das geht einem in Fleisch und Blut über, sodass es genauso effekiv ist, wie das Rutschen auf einer Seite. Allerdings entseht so eigentlich nie ein Grat, Und ich finde das Ergebnis einfach gleichmäßiger.
Dann halte ich ebenfalls ein GD nicht für das richtige Übungsmesser. Wie bereits erwähnt ist jedes alte Solinger für 20 -30 € viel besser geeignet. Und so wie ich die Bilder beurteile, brauchst Du dir keine Sorgen zu machen, dass Du das Messer ruinieren würdest.
Gruß Senser

doorsch

Ja liebe Leute, meine Vermutung geht auch in "nicht durgeschärfte" Facette...

Koda, mach es Dir mal ganz einfach, Lichtquelle hinter deinem Kopf, die Facette so halten das das Licht direkt drauffällt...noch Reflektion vorhanden oder ein dünner Steg sichtbar...dann ist die Facette noch nicht durch eine angenehme Rasur nicht möglich...

Zweiter Ansatz "Sharpie" test...beide Seiten der Facette mit schwarzem Edding/CD Stift markern, mit keinem Druck auf dem Finisher mit einem Schub bewegen. Sind auf beiden Seiten die Facettenteille komplett frei vom Edding ? Gerne nochmal Bilder nachreichen....

Das sind mal zwei Möglichkeiten, ist die Facette durch muss es an was anderem liegen...

By the way..was ist dein Abschlusstein (Naturstein)?

Koda

#14
Danke für die vielen Hinweise. :) Ich habe gute Hinweise bekommen, an denen ich ansetzen kann. Das der Gold Dollar zum üben eher suboptimal ist, war mir nicht bewusst.

Da gefragt wurde, meine Steine sind ein Sun Tiger 1000/6000, Korund 3000/8000, beide im grossen Fluss gekauft sowie als Abschluss ein Rozsutec, das ist ein slowakischer Sandstein mit einer Körnung so um die 8000-10000. Was die oft angesprochene schwarze Linie an der Schneide angeht, kontrolliere ich das sobald ich heute wieder zuhause bin, gebe aber vorsichtig zu bedenken, dass es auch der Schlagschatten des Auflichts sein könnte.