Warum gibt es kaum Messing-Rasierhobel ohne Chrom o.ä.?

Begonnen von Drill Instructor, 24. März 2015, 21:02:17

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Drill Instructor

Es gibt gefräste und danach polierte Edelstahlhobel, oberflächenbehandelte Aluhobel und verchromte Messinghobel - aber irgendwie finde ich kaum reine polierte Messinghobel. Da ich kurz davor stehe mir einen solchen Rasierhobel zu kaufen frage ich mich, ob es nicht vielleicht gut Gründe dafür gibt, dass kaum "naturbelassene" , also nicht verchromte oder vergoldete, Messinghobel unterwegs sind.

Also: Warum gibt es kaum unbeschichtete Rasierhobel aus Messing? Welche Probleme hätte ich zu erwarten?
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Rockabillyhelge

Gillette hatte in ein paar Serien den Old Type und den New Type mal als Brownie in Messing rausgebracht, ebenso GEM, Ever Ready und noch ein paar andere aus dem ASR/Personna Konzern den GEM 1912, ich denke aber mal da Messing relativ schnell anläuft bzw. überhaupt nach einer gewissen Zeit anläuft haben sich die Vernickelungen und Verchromungen durchgesetzt. Aus der Nachkriegszeit sind mir jetzt keine unbeschichteten Messinghobel geläufig, allenfalls die Injectoren zum Teil.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

titanus

Wird ja schon im Laden gammelig...

Gibt es eigentlich welche aus Bronze?
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

nero

Ich denke auch, dass es vorrangig um den ästhetischen Faktor geht.
Verchromte Teile sind ansehnlicher, weil schön glänzend und sehr korrosionsbeständig.
Während Messing, je nach Legierung wie schon gesagt anlaufen kann.
Es gibt allerdings auch recht korrosionsbeständige Messinglegierungen, denn nichts anderes ist Messing.
Im sanitären Bereich wird sehr häufig Messing eingesetzt, sogar im maritimen Bereich lassen sich Messinglegierungen mit Aluminiumzusätzen finden.
Daher lässt sich das im Voraus nur schwer abschätzen, aber ich nehme an, dass es eher ein alter Messinghobel ist, daher wird der sehr wahrscheinlich korrodieren.

Von den mechanischen Eigenschaften her hat man da nicht viel zu befürchten, ist auf dem gleichen Niveau wie Zinkdruckguss.
Löppt!

MudShark

Bei mir stehen ein Gardette- und ein Radimi-Hobel aus unbeschichtetem Messing, außerdem noch ein unbekannter Argentinier ohne Bodenplatte.
Der Gardette scheint von allen die hochwertigste Legierung zu haben, er sieht fast aus wie neu und erfordert auch keine besondere Pflege.
Den Radimi hab ich u.a. mit Poliboy Messingpolitur behandelt, danach war er wieder sehr ansehnlich und ist bisher auch nicht wieder angelaufen,
das gleiche gilt für den Argentinier.
Wenn dann irgendwann mal wieder was anlaufen sollte, wird das betreffende Teil eben mit dem fürchterlich stinkenden Poliboy-Zeugs abgerieben,
dann herrscht wieder für eine gute Weile eitel Sonnenschein. ;)
Wahrscheinlich ist es förderlich, die Hobel nach jeder Nutzung trocken zu reiben (mach ich ja sowieso bei allen), dann hat man den Gammel im Griff...

In Frankreich gab's anscheinend öfters unbehandelte Messinghobel, einen LeCoq hatte ich z.B. vor kurzem mal erspäht.
Den Gardette habe ich bisher nur in der schweren 2-Teiler-Version unbeschichtet gesehen.
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

titanus

Ah stimmt.
Ich hatte mal einen LERESCHE aus Messing.
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Drill Instructor

Danke für die Erfahrungen!

Bei mir geht es um einen neu zu fertigenden Hobel, so wie ich den Hersteller einschätze sicher eine ordentliche Legierung.

So wie ich es frei interpretiert zusammenfasse ist unbehandeltes Messing tendenziell pflegeaufwändiger und nicht so komplett fehlbehandlungsresistent wie mit einer Chromschicht darauf. Dann überlege ich mir mal, ob ich mir das als Sonntagshobel gönne.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Lord Vader

Alternativ könntest Du den Hobel auch mit einer Legierung versehen lassen, hier gibt es ja diverse Anbieter. Und wenn der Hobel komplett neu und unbenutzt bei den Veredelungsbetrieben aufschlägt, dann sollte das mit der Legierung im Gegensatz zu alten Hobeln sicher mit deutlich weniger Aufwand möglich sein, da ein Entfernen der alten Legierung ja entfällt.

Onkel Hannes

Zitat von: Drill Instructor am 25. März 2015, 10:49:58
Danke für die Erfahrungen!

Bei mir geht es um einen neu zu fertigenden Hobel, so wie ich den Hersteller einschätze sicher eine ordentliche Legierung.

Im Computerjargon würde man jetzt -v für verbose schreiben - mehr Info bitte!

Du willst uns doch nicht etwa was verheimlichen?  o)
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Drill Instructor

So lange du nicht sudo -f schreibst, is ja gut :)

Noch is nix fix, ich kläre es gerade noch ab und egal ob ich es mache oder nicht: Ich stelle hier im Forum die Infos dazu ein. Entweder als Bericht oder als Weitergabe der Infos, damit es andere Leute machen können.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Standlinie

Aktuell werden noch reine Messinghobel aus indischer Fertigung angeboten: Hier zum Beispiel der Sonet Boss. Über die Qualität der Messinglegierung und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Außenkorrosion liegen mir keine Erfahrungen vor. Ich habe ihn zwar in meiner Sammlung, hatte mich aber noch nicht damit rasiert. Hier drei Fotos von dem aktuellen Modell:








Es gibt auch noch viele andere indische Hobelmodelle aus Messing. Diese sind aber mit einer zusätzlichen Oberflächenversiegelung versehen, zum Beispiel einer Verchromung.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Barnie

Schickes Teil - und voll gefräst. Die Schraube natürlich eingelötet ...
Der würde mich echt reizen! Woher bekommt man den?

Standlinie

Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

nero

Zitat von: Drill Instructor am 25. März 2015, 10:49:58
Bei mir geht es um einen neu zu fertigenden Hobel, so wie ich den Hersteller einschätze sicher eine ordentliche Legierung.

Na, jetzt wird´s aber spannend!
Da freue ich mich ja schon auf weitere Infos.
Du hast natürlich Möglichkeiten einen Messinghobel weiter zu "veredeln".
Man kann Messing auch mit einem Schutzlack überziehen, z.B. mit Messingschutzlack, hier würde ich aber unbedingt die Hautverträglichkeit und Gesundheitsschädigung im Vorfeld prüfen.
Ansonsten kann man den fertigen Hobel auch einfach zum Verchromen oder Vergolden geben. Ebenso hat man die Möglichkeit ihn mit ausgefallenen Überzügen wie bspw. (Schwarz)rhodium, -ruthenium oder Palladium zu versehen.
Da ist also alles offen.
Löppt!

Standlinie

Pulverbeschichten geht auch noch. Dieser Farbüberzug ist sehr stossresistent.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.