Unterschied im Schliff von DE-Klingen

Begonnen von Bibbelmann, 18. März 2015, 18:09:40

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uwe9

Zitat von: Waldorf am 19. März 2015, 10:47:53
Ich meine, mal irgendwo hier gelesen zu haben, dass der Hersteller aus Eisfeld einen neuen Schliff machen können. Dies nachdem sie von einer US-Firma übernommen wurden. Die Entwicklungszeit und somit die kosten waren wohl entsprechend hoch. Und der Investor hat das dann ermöglicht.
Ich finds jetzt auf die Schnelle nicht und für eine grossangelegte Internetrecherche fehlt mir grad ein wenig die Zeit  ;)

https://www.feintechnik.com/company/innovation
Viele Grüße aus der Tabac-Stadt (Stolberg/Rhl.), Uwe :D

Cel

So weit ich das Überblicke, werden mehrere Flachschliffe hintereinander gesetzt, was letztendlich eine Ähnlichkeit zu ballig darstellt, jedoch nicht ballig ist ;D

Der gotische Bogen II wäre dann also eine balliger Schliff ???

Waldorf

Zitat von: uwe9 am 19. März 2015, 11:38:25
Zitat von: Waldorf am 19. März 2015, 10:47:53
Ich meine, mal irgendwo hier gelesen zu haben, dass der Hersteller aus Eisfeld einen neuen Schliff machen können. Dies nachdem sie von einer US-Firma übernommen wurden. Die Entwicklungszeit und somit die kosten waren wohl entsprechend hoch. Und der Investor hat das dann ermöglicht.
Ich finds jetzt auf die Schnelle nicht und für eine grossangelegte Internetrecherche fehlt mir grad ein wenig die Zeit  ;)

https://www.feintechnik.com/company/innovation

Genau! Der gotische Bogen wars  :D Dankeschön.

nero

In der Industrie wird wohl eher der Facetten- und Flachschliff angewendet.
Der Facettenschliff sollte genauso scharf wie der Flachschliff sein, aber eine höhere Lebensdauer aufweisen.
Abgesehen davon glaube ich, dass ein Hohlschliff bei Rasierklingen unbedingt vermieden werden sollte, denn dann wäre die Klinge nach einer Rasur durch und müsste abgezogen werden.

Vergleicht mal die Makrobilder in dem von uwe9 verlinktem Thread auf shavemyface.com.

Derby:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=28022

Rote Personna:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=30058

Wilkinson:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=31498

Croma (wohl vor dem "Gotischen Bogen"):
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=30520
Alle haben m.E. ganz eindeutig einen Facettenschliff, zu erkennen an nicht durchgängigen vertikalen Schleifspuren und horizontalen Abgrenzungen.



ASP:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=28111

ASS:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=48593

Super Iridium:
http://forum.shavemyface.com/viewtopic.php?t=29678
Diese haben m.E. einen Flachschliff, denn die Schleifspuren sind durchgehend und horizontale Abgrenzungen sind nirgends zu finden.


Nun müsste mal jemand den "Gotischen Bogen" der Croma per USB-Mikroskop ablichten. Ich habe leider so ein Gerät nicht...
Denn aus der Perspektive könnte ein balliger Schliff ähnlich aussehen wie ein Flachschliff.

Eines sollte man vllt. noch mit in die Runde werfen und zwar, dass die Klingen beschichtet sind. Wie man in diesem Patent nachlesen kann:
https://www.google.de/search?q=makrobilder&biw=1920&bih=967&source=lnms&sa=X&ei=S7EKVfSoDIrEPK3dgPAF&ved=0CAYQ_AUoAA&dpr=1
Werden die Klingen nach Ausbildung der Schneidkanten mit z.B. PTFE oder Silikon beschichtet, um ein sanfteres Rasurgefühl zu ermöglichen.
Ich denke, dass gerade hier ein großer Unterschied beim Anwender wahrgenommen wird.

Der TO sagt ja, dass das Rasurgefühl bei balligem Schliff sanfter ist. Daran glaube ich eher weniger, denn der ballige Teil rasiert nicht, sondern nur die flach geschliffene Schneidkante.
Der ballige Schliff hat sicher ergonomische Vorteil bei der Verdrängung von ihm komplett umgebenden Schneidgut, ähnlich der Aerodynamik, aber beim Rasieren stehen lediglich ein paar Haare im Weg und nicht Haut und Fleisch.
Außerdem wird behauptet, dass alle sanften Klingen einen balligen Schliff haben, nun:
Sanft ist eine Klinge auch dann, wenn die Schneidkante weniger spitz geschliffen wurde.
Sanft ist eine Klinge auch dann, wenn die Schneidkante homogen ist und keine Ausbrüche o.ä. aufweist.
Sanft ist eine Klinge auch dann, wenn die Schneidkante durch spezielle Beschichtung besser über die Haut gleitet.
...

Durch den höheren technologischen Aufwand zur Herstellung eines balligen Schliffes bei Massenproduktion von Rasierklingen glaube ich, dass dieser eher selten anzutreffen ist und gerade Kandidaten wie Derby keinen balligen Schliff haben.
Die o.a. Bilder scheinen das zu bestätigen.
Der User "Squire" aus dem "shavemyface.com"-Forum hat sich da wirklich große Mühe gegeben, danke dafür!
Löppt!

Blutwurscht

#19
also ich find das Video super interessant! Und auch nachvollziehbar!
Hier werden immer tausende Klingen aufgezählt, die rupfig oder sanft oder besonders scharf sind. Unter dem Link aber endlich mal ne Erklärung, woher die Unterschiede kommen KÖNNTEN!
Und für alle Zweifler und "Belege mir das"-Fetischisten: der Titel von dem Video heißt doch "My gliding edge hypothesis". Und ne Hypothese ist ne Behauptung, die keinen Anspruch auf 100%ige Richtigkeit erhebt.

Cel

Ganz ehrlich, wenn ich auf Hypothesen hören will, dann eher auf Achim Wirtz oder Roman Landes, die sich in der Materie eher auskennen ;)

Blutwurscht

Du sollst auf Hypothesen nicht hören, sondern darüber nachdenken! Ganz egal, wer sie aufstellt!

Drahtbart

Nero: vielen Dank für die Infos und Links. Gerade den Unterschied zwischen ASP und ASS fand ich gut, hätte aber nicht gedacht, dass die ASS besser bewertet wird als die ASP.
Grüße,
Tim

Hobel-Einsteiger seit 1.1.2015.

Cel

Zitat von: Blutwurscht am 19. März 2015, 14:57:03
Du sollst auf Hypothesen nicht hören, sondern darüber nachdenken! Ganz egal, wer sie aufstellt!


Nachdem ich mich eher mit Messern als Rasur beschäftige, kenn ich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Schliffe.

Ich bin da eher dabei, dass Beschichtungen mehr ausmachen, als die Schliffe in diesem winzigen Bereich.

Blutwurscht

das Beispiel mit dem Flügel ist mir dabei auch schon in den Sinn gekommen!
Oder ein Paddel das auf der einen Seite konkav, auf der anderen konvex ist: je nachdem wie herum man es schräg ins Wasser tauchen läßt, gibt es entweder Auf- oder Abtrieb.

nero

#25
Also ich zweifle überhaupt nichts an dem Video an!
Der Herr erklärt es, wenn auch etwas unverständlich dennoch schlüssig.
Die resultierenden Kräfte auf die Klinge zerlegt er mit Kräfteparallelogrammen in die jeweiliegen zweidimensionalen Komponenten und erklärt dadurch, warum die Klinge anders belastet, das Schnittgut anders verdrängt und insgesamt weniger Kraft aufgebracht werden muss.

Aber wir reden hier vom Abrasieren der Haare. Hier haben wir kein klingenallumgebendes Schnittgut und auch nur einseitige Klingenbelastung.
Dazu kommt der ballige Teil einer solchen Klinge bei einer Rasur überhaupt nicht in Hautkontakt.
Wenn ich so klein denke wie es geht, dann bleibt da nur Haut->Haar->Schneidkante.
Wenn ich etwas größer denke, dann trifft das verlängerte Haar auf den balligen Schliff oder auch Facettenschliff, aber die Haut ist da schon "meilenweit" weg.
Somit komme ich zum Schluss, dass sofern Haare keine Gefühle haben, mann davon gar nichts mitbekommt.
Der ballige Schliff hat wie der Facettenschliff jedoch positive Auswirkungen auf die Lebensdauer der Schneidkante. Das hat aber strukturdynamische Hintergründe und trägt nicht zum sanfteren Rasurgefühl bei.
Löppt!

Blutwurscht

das klingt ja auch alles einleuchtend, Nero! Aber wir betrachten das wahrsch. alle zu theoretisch. Die Haut, über die die Klinge gleitet ist ja nicht "brettleben" sondern hat auch ihre Struktur, sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch. Und da kommt es glaub ich schon ab und an zu etwas mehr Kontakt mit der Klinge. Und warum sollen o.a. Effekte da nicht zum Tragen kommen?

Cel

#27
@ Bibbelmann

Ich hatte darum gebeten das Thema abzutrennen. Erstens weil es nichts mit der Kaufberatung zu tun hatte und Zweitens, weil es einfach zu interessant ist um verloren zu gehen ;)


Ein Schnittgut das umfasst hat man eigentlich nur bei weichem Material, bei härteren Materialien wird dieses vom Schliff teilweise verdrängt. Beim balligem Schliff wird das zu schneidende Material stark zur Seite gespreizt, weshalb die Reibung reduziert wird, weil nicht die gesamte Klinge umschlossen wird.
Bei einem Barthaar haben wir kein weiches Gefüge, somit gehen hier die Vorteile voll ein. Beim Flachschliff haben wir ein Eindringen, wo in disem Fall das Schnittgut die gesamte Klinge umschließt (Ich betrachte hier immer nur kleine Teilbereiche). Was Reibungstechnisch schlechter dasteht. Den Hohlschliff können wir außen vor lassen.

Jedoch sehe ich keinen Einfluss auf die Sanftheit, da man beide Schliffe extrem anpassen kann (siehe Facettenschliff), dass Sie sich in den Maßen, wo wir uns da bewegen, keine großen Unterschiede aufweisen, da beide extrem scharf werden können.
Auch das die Haut nicht unbedingt in Kontakt mit der Klinge kommt spielt eine große Rolle, zumindest wenn man nicht  zu viel Druck ausübt (ein kleines Problem meinerseits ;D). Was wir komplett bei der Betrachtung weg lassen ist wie die Klinge aus dem Hobel schaut nd unter welcher Spannung sie steht, evtl. sogar noch verdreht wird.
Die Beschichtung kann einen extremen Einfluss auf die Gleitfähigkeit durch das Haar haben, beinflusst die Standzeit m.E. ebenso wie der Anschliff.

Doch sehe ich keine Einflussfaktoren in Bezug auf die Sanftheit, wenn ich nur die Anschliffart betrachte. Wie sauber der Schliff ausgeführt wurde ist mindestens genauso erheblich, wenn nicht sogar viel mehr, da Schärfe einfach wichtig ist. Wir wollen das Haar ja nicht spalten sondern schneiden.


Ich denke die Faktoren sind so vielfältig, dass der Schliff alleine keine große Aussage ist.

Blutwurscht

#28
Also meiner Ansicht nach hat die Haut natürlich Kontakt mit der Klinge. Hat sie doch bei der Messerrasur auch. Der Hobel ist ein Sicherheitsrasierer und verhindert durch seinen Aufbau mit Deckplatte und Schaunkante nur daß die Klinge bei falschem Winkel und Druck richtig tief einschneiden kann. Mit nem Rasiermesser kommt Ihr bestimmt mindestens bis auf den Knochen, wenn Ihr Gas gebt, oder?
Woher sollten sonst Blutungspunkte bei der Rasur kommen? Und wie könnte sonst das Babypopo-Feeling entstehen? Irgendwo gabs das Beispiel mit den Frieseurlehrlingen. Wie sollten die den Schaum vom Luftballon bekommen, wenn die Klinge nicht den Ballon berührt?
Der Schnitt durch das Barthaar ist wahrsch. sogar vernachlässigbar. Wenn die Klinge stumpf ist, dann rupft es meinetwegen. Aber davon bekomme ich doch keinen Rasurbrand.
Ich kann mir gut vorstellen, daß einzig die Interaktion der Klinge mit der Haut dafür entscheidend ist - und da erklärt das Video im Beitrag #1 den Rest für mich.

Cel

Das die Klinge Hautkontakt hat ist bestimmt richtig, da lag ich falsch.

Da ist aber die Frage, was Reizungen hervorruft. Die Schneide ist ja immer scharf, da ist es m.E. egal ob ballig oder nicht, da nur die vordeste Partie der Schneide die Haut berührt. Wenn ich richtig denke, kommt es auf die Qualität der Schneide an, wie sauber poliert diese ist, Produktionsrückstände, die Beschichtung.

Die Haut wird ja nicht geschnitten, sondern nur das Haar, wenn gleitet die Schneide nur über die Haut. Der Anschliff hat für mich bis jetzt noch keine Eigenschaften um eine sanftere Rasur zu ermöglichen.

Würden wir nur über Standzeit reden, hättet ihr sofort recht dh:

Vor allem verwenden ja fast alle Hersteller den Facettenschliff, daher sind die Unterschiede nicht groß. Die einzelnen Winkel werden etwas anders sein, vor allem aber die Qualität der Beschichtung und der saubere Abzug/die saubere Politur.

Die Derby ist ja verrufen Anfangs nicht unbedingt sanft zu sein und erst ab der zweiten/dritten Rasur ihr Optimum zu finden. Ich denke, da spielen Produktionsrückstände mit hinein, evtl wird der Anschliff auch noch etwas nachpoliert, vielleicht ein Grat abgetragen.

Ich denke eher, dass der Winkel in dem der Anschliff ausgeführt wird entscheidend sein kann. Die allseits als scharf bezeichnete Feather wird im Unterschied zu einer Derby/Personna einen spitzeren Winkel haben.  Jedoch haben alle starke Ähnlichkeit da Facettenschliff (Annäherung an ballig). Daher bin ich einfach nicht überzeugt.