Ist tägliches Rasieren besser für die Standzeit der Rasierklinge?

Begonnen von Bhastel, 18. März 2015, 09:13:32

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nero

Was die Ruhezeit einer Klinge angeht kann ich ja noch zustimmen.
Wenn man sich vorstellt, dass der Grat beim Rasieren leicht "umgeklappt", aber nicht gebrochen wird, so kann man von einer Spannung im Material und einer elastoplastischen Verformung ausgehen.
Durch vorige Formgebung und der post-rasuralen Entspannung der Klinge richtet sich der elastisch verformte Teil der Klinge wohl wieder auf, aber es bleibt immer ein plastisch verformtes Stück übrig, welches die Klinge "stumpf" macht und einfach verschlissen ist. Die Effizienz dieses Vorganges und, ob es wirklich >= 24h  dazu benötigt oder auch schneller geht, kann man wohl nur unter dem Mikroskop betrachten.

Fakt ist, dass sich der Klingengrat durch Abziehen wieder aufrichten lässt, die Messerer machen es uns mit ihren Lederriemen vor und auch viele DE- und Systemklingennutzer ziehen ihre Klingen bspw. über den Handballen ab. Im Vergleich zur völlig unbehandelten Klinge bringt das mit Sicherheit Vorteile, aber den allmählichen Verschleiß kann man damit nicht aufhalten.

Andere Konzepte richten sich an die ferromagnetischen Bestandteile einer Klinge, so gibt es auch magnetische Auflagen, auf die man Klingen legen kann, hierdurch wird ebenfalls der Grat aufgerichtet. Möglicherweise sollte man die Klingen herausnehmen und über Nacht in einer korrekten Nord-Süd-Ausrichtung lagern, so kann das Erdmagnetfeld diesen Job übernehmen  ;D

Eine Sache die man bedenken sollte ist, dass für solche Vorgänge immer Energie erforderlich ist. Für das "automatische" Ausrichten des Grates liegt Energie in Form von Spannungen (durch die Rasur verursacht) im Material vor. Beim Handballenabzug entsteht die Energie durch mechanische Arbeit und ein Magnetfeld liefert die Energie für das magnetische Aufrichten des Grates.
Da stellt sich schnell die Frage, ob man sich nicht auch thermische Energie dafür zunutze machen könnte...


Was die Klingenbelastung bei täglicher Rasur angeht, so müsste man sich hier Gedanken machen warum es denn wirklich immer gleich viele Haare, egal ob 1-Tages oder 3-Tagesbart sein sollen.
Vielleicht hilft folgende Überlegung:
Da kein Rasierer die Haare unter der Haut abrasiert, sondern nur unterschiedlich nah an der Haut, werden alle Haare je nach benutztem Rasiergerät immer bis zu einer bestimmten Länge gekürzt. Auf dieser Haarlänge kann man eine Ebene (sozusagen die zweite Haut) aufspannen. Die abgeschnittenen Haarspitzen befinden sich genau auf dieser Oberfläche und wachsen dann wie kleine zeitabhängige Vektoren auf dieser Ebene empor. Jetzt ist es völlig egal wie schnell die Haare wachsen, denn sofern sie überhaupt wachsen, sind sie immer vom Rasierer erfassbar. Also bleibt auch die Klingenbelastung immer identisch.
Längere Haare sind nicht weniger belastbar für die Klinge, auch wenn längere Haare wieder Spitzen ausbilden, denn die Klinge fährt die Haare immer an derselben Poistion (der Ebene) ab, dort sind die Haare immer gleich dick.


Ich selbst betreibe keine Klingenstandzeitmaximierung, sondern benutze sie ganz normal und entsorge sie genau dann, wenn sie meinem Anspruch an Sanftheit und Schärfe nicht mehr genügen.
Da bin ich ganz bequem...
Löppt!

Lord Vader

Zitat von: nero am 18. März 2015, 19:35:10
Ich selbst betreibe keine Klingenstandzeitmaximierung, sondern benutze sie ganz normal und entsorge sie genau dann, wenn sie meinem Anspruch an Sanftheit und Schärfe nicht mehr genügen.
Da bin ich ganz bequem...

So handhabe ich das auch, wäre mir auch viel zu umständlich, eine Klinge vor jeder Rasur aus dem Hobel zu nehmen, um sie abzuziehen! Nicht bei einem Centartikel. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch gut, dass einige Leute eben diesen Ehrgeiz haben und ergründen, was theoretisch möglich wäre... Für mich ist das jedoch nix.

Hermann B.

Hi,
ich melde mich nochmal zu diesen Thema. Ich betreibe auch keine Klingenstandzeitmaximierung
wenn die Klinge rupft fliegt sie raus, aber ich wollte es mal wissen und habe da mal die Rasuren
gezählt, nicht immer halten die Klingen gleich lange, wenn sie nach nur einer Rasur ziept ist die
Klinge weg, habe ja genug ca. 1400 reicht ca. 20-30 Jahre.
Servus
Hermann B.

Drill Instructor

Bei meinen Lieblingsklingen (und andere habe ich nicht mehr) ziept es bei der dritten Rasur. Daher: Ist eine Klinge im Hobel, fliegt sie nach der Rasur raus. Ist keine Klinge im Hobel, kommt eine rein und bleibt drin. Fertig.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Herne

Da hier wiederholt die These aufgestellt wurde, daß es völlig egal ist ob Ein- oder Mehr-Tage Bart,
möchte ich gewisse Zweifel anmelden.

Ich kann es zwar nicht so anschaulich bzw. 'wissenschaftlich' darlegen wie nero zum Beispiel,
aber ich habe persönlich schon den Eindruck, daß die Standzeit beim Rasieren eines 3-Tage-Barts
durchaus leidet. Ich weiß ja nicht wie viel praktische Erfahrung ihr mit Mehrtagebärten habt?
Ich rasiere mich selten täglich, oft alle 2, häufig aber auch alle 3-4 Tage.
Eurer Theorie nach müßte ein 4-Tage-Bart doch folglich genauso mühelos zu rasieren sein wie
ein Ein-Tage-Bart. Das ist aber definitiv nicht der Fall.
Oder mache ich irgendeinen entscheidenden Denkfehler bei dem Thema? :-\

Ich kenne auch euren Bartwuchs nicht, aber bei meinem gibt es schon unterschiedliche 'Sorten'
Haare, die auch unterschiedlich schnell wachsen. Die einen sind dicker, drahtiger, die anderen
düner, weicher ..., auch in der Färbung sind sie unterschiedlich.
Bei mir ist es so,  daß manche Haare nach einem Tag die oberste Hautschicht noch gar nicht
oder zumindest nicht vollständig durchstoßen haben, weshalb ich dort, vor allem am Hals,
auch Probleme kriege, wenn ich mich täglich rasiere.

Zitat von: nero am 18. März 2015, 19:35:10
Längere Haare sind nicht weniger belastbar für die Klinge, auch wenn längere Haare wieder Spitzen ausbilden, denn die Klinge fährt die Haare immer an derselben Poistion (der Ebene) ab, dort sind die Haare immer gleich dick.
Ich habe mich ehrlich gesagt noch nie eingehender damit beschäftigt, aber bist Du dir da wirklich sicher?
Das hieße ja, ein Barthaar ist immer gleich stark, egal an welcher Stelle, egal in welcher Phase seines Daseins?

Lord Vader

Ich glaube, dass es für die Klingenstandzeit relativ unerheblich ist, ob die zu rasierenden Haare ein Tag oder zwei oder drei Tage alt sind.

Die Haare werden von der Klinge direkt über der Haut abgeschnitten und der Klinge dürfte es egal sein, ob das Haar nur 0,5 mm lang ist oder ob es 3 mm sind.

Wenn die Haare nun deutlich länger werden, also wenn z.B. ein richtig langer Vollbart weggehobelt wird, so könnte ich der Klinge eine etwas höhere Abnutzung zubilligen. Die Ursache hierfür würde ich darin sehen, dass diese sehr langen Haare evtl. nicht so schön aus dem Kingenbereich abtransportiert werden und aus diesem Grund evtl. nochmals von der Klinge erfasst werden. Diese erhöhte Arbeit der Klinge sollte sich jeodch nur auf den ersten Durchgang beschränken, weshalb die zusätzliche Abnutzung aus diesem Grunde auch nicht zu sehr ins Gewicht fallen sollte.

Nutzt man hierfür jedoch ein Rasiermesser, so sollte dieses keiner höheren Abnutzung unterliegen, da die Haare hier wegen der fehlenden Schaumkante usw. problemlos aus dem Klingenbereich wegbefördert werden.

Mr.X

Ich rasiere mich meistens täglich. Klingen halten bei mir 3 Rasuren, egal ob Hobel oder Systemrasierer. Danach wirds kratzig. Bei der Shavette wird nach jeder Rasur gewechselt. Ich habe früher auch versucht durch diverse Tricks die Standzeiten zu erhöhen, mach ich nicht mehr. Ob tägliche Rasur oder 3 Tagebart macht keinen Unterschied.

nero

@Herne
Ich musste das für mich auch erstmal komplett runterbrechen, aber dann war es für mich schlüssig.
Einen Mehrtagesbart habe ich mir natürlich auch schon abrasiert und da gebe ich dir Recht, das geht nicht so einfach wie ein 1Tagesbart.
Das liegt aber nicht an einem erhöhtem Widerstand der Haare durch Dicke, Festigkeit o.ä., sondern m.E. leigt´s daran, dass sich längere Haare durch die Schaumkante umknickend, sozusagen "schützend" über die darunterliegenden Haare legen. Das hat zur Folge, dass die Klinge die Haare nicht erreicht und man mehrere kurze Züge machen muss, um sie abzurasieren.
Bei mir hilft ein Zahnkamm da ungemein, denn durch die Lücken in der Schaumkante können die Haare passieren und von der Klinge erfasst werden.
Ich glaube halt auch, dass deshalb die ersten Hobel Zahnkämme hatten, weil sich die Männer damals eben nicht täglich rasierten.

Damit stimme ich Lord Vaders Ausführungen, insbesondere der letzten mit dem Rasiermesser absolut zu.

Zitat von: Herne am 19. März 2015, 13:46:59
Zitat von: nero am 18. März 2015, 19:35:10
Längere Haare sind nicht weniger belastbar für die Klinge, auch wenn längere Haare wieder Spitzen ausbilden, denn die Klinge fährt die Haare immer an derselben Poistion (der Ebene) ab, dort sind die Haare immer gleich dick.
Ich habe mich ehrlich gesagt noch nie eingehender damit beschäftigt, aber bist Du dir da wirklich sicher?
Das hieße ja, ein Barthaar ist immer gleich stark, egal an welcher Stelle, egal in welcher Phase seines Daseins?


Nein, damit meine ich, dass das Barthaar genau an der Stelle, wo es von der Klinge erfasst werden kann immer gleich stark bzw. dick ist.
Im Wachstum verjüngen sich die Haare, so dass sie spitz zulaufen, aber am "Fundament" sollten sie immer gleich dick bleiben.
Und auch die Wachstumsdauer sollte egal sein, denn sofern das Haar überhaupt wächst, wird es nach 24h wieder von der Klinge erfasst, auch wenn man es nicht ertasten kann. Denn es kann unmöglich kürzer sein, als die vom Rasierer erreichbare Ebene, somit kann die Klinge die Haare auch nur dann nicht erreichen, wenn das Wachstum = 0 ist.

Vllt. sollte man mal auf das Szenario "Rasenmähen" umswitchen. Dort ist es im Grunde genauso.

Löppt!

Herne

OK, eure Erklärungen leuchten mir schon irgendwie ein! Aber ein Rest Skepsis bleibt. ;D

Vor allem bezüglich dessen, daß die Stoppeln an der Stelle, wo sie geschnitten werden,
immer gleich dick sind, egal ob 1, 3 oder ... Tage alt.
Aber das müssen wir hier ja nicht unbedingt vertiefen bzw. wäre an dem Punkt mehr was
für Dermatologen bzw. eine Laboruntersuchung im Mikrobereich.

Zitat von: nero am 19. März 2015, 18:50:51
Bei mir hilft ein Zahnkamm da ungemein, denn durch die Lücken in der Schaumkante können die Haare passieren und von der Klinge erfasst werden.
Grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Komischerweise bleibt mein persönlicher Weltmeister in
Sachen 4-5-Tagebart der 37c. So spielerisch mäht den noch nicht mal der R41 ab.
OT off.

Rasen habe ich übrigens noch nie gemäht - isch aabe gar kein Gartön. ;D

titanus

Zitat von: nero am 19. März 2015, 18:50:51
...
Im Wachstum verjüngen sich die Haare, so dass sie spitz zulaufen, aber am "Fundament" sollten sie immer gleich dick bleiben.
...

Wie meinst du das denn?
Das Haar ist doch kein Hirschgeweih was an der Spitze wächst.
Eher eine Muffelschnecke, die an der Basis wächst.
So wie das Haar die Haut verlässt, so bleibt es auch.
Oder was meinst du?

Grüße titanus

PS. die Tierbeispiele sind natürlich für Siegfried, den Sodbrenner.  ;D
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

nero

Die Haare sind doch keine Zylinder, sondern Kegel. Zumindest wachsen sie so.
Lehrbuchabbildungen:
http://www.kaya-veda.de/images/fotos/haar02.gif
http://www.helles-koepfchen.de/bilder/originale/wissen/unsere_umwelt/haare_14.jpg

Mikrokopische Betrachtung menschlicher Haare:
http://1.bp.blogspot.com/_ome05PyQeQ4/SoNeeJdH8TI/AAAAAAAAAEI/OU41TW84UpU/s1600-h/semir0003.jpg

Wie man sieht, wachsen die Haare spitz zu.
Kennt ihr nicht das Ammenmärchen vom verstärkten Bartwuchs durch tägliches Rasieren?
Was da tatsächlich pasiert, ist dass das Haar gekappt wird, so dass keine feine Spitze, sondern ein schräg abgeschnittener Zylinder erfühlbar ist.
Dadurch fühlt sich das Haar dicker an und erzeugt das Gefühl von "mehr Haar"...


Haare bestehen aus Horn, ein echtes Geweih besteht aus "Knochen".
Tierische Hörner bestehen jedoch wiederum aus Horn und sind damit verwandt mit dem Haar, nur dichter.
Der Kamerad ist bspw. ein Hornträger:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bergnyala#/media/File:Tragelaphus_buxtoni_male.jpg

Google ist für alle da!
Löppt!

titanus

Das Haar hat also Wachstumszonen an der Spitze?
Deine Grafiken überzeugen mich nicht. Sorry.
Ich bin der Ansicht, dass Haare wie Horn an der Basis wächst- nicht an der Spitze.
Deshalb der Vergleich Horn Geweih.
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

KäptnBlade

Zitat von: nero am 19. März 2015, 20:29:26
...
Wie man sieht, wachsen die Haare spitz zu.
...

Wo sieht man das?
Auf den beiden Zeichnungen?

Oder dem Mikroskopbild?
Was ich sehe sind viele Haare. Manche weiter vorne, andere weiter hinten.
Unterschiedlich dick.
Aber ich sehe nirgends spitz zulaufende Haare.

Warum lange Haare (wir sehen hier ja keine kurzen Barthaare) vorne gern dünner sind, liegt mE am Spliss.
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

fufu

#28
Hallo,
Hier eine Mikroskopie der Haut mit einzelnen, kurzen Haaren (das Bild mit den 2 orangen Pfeilen, bissl runterscrollen):

Link entfernt!
Erstens befinden sich dort keine Haare und
zweitens haben Links zu kruden Verschwörungsseiten hier nicht viel zu suchen!

KäptnBlade



Soll jeder selber entscheiden wie ausgewachsene Haare nach einer Rasur + 12 Stunden ausschauen ;)

Gruß Uli

nero

Zitat von: titanus am 19. März 2015, 20:49:23
Deine Grafiken überzeugen mich nicht. Sorry.
;D

Natürlich wächst das Haar an der Basis, trotzdem hat es eine Spitze...
Also es wächst bereits spitz aus der Haut, vllt. ist das der Knackpunkt.
Wenn man es schneidet hat man logischerweise einen Zylinder, der auch genauso weiterwächst.
Aber Haare fallen aus und wachsen wieder, mehr dazu hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Haar#Haarwachstum
In dem Fall wächst es bereits mit einer Spitze aus der Haut.

Frauen gehen da viel wissenschaftlicher ran wie mir scheint:
http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?p=754802#p754802
Du kannst natürlich glauben was du möchtest, aber ich denke das zeigt sehr deutlich, dass die Haare spitz zulaufen.

Zu den schräg abgeschnittenen Haaren durch Rasur oder allgemein Schneiden hat im Nachbarforum jemand tolle Bilder seiner Haare und dem Rasiermesser mit dem USB-Mikroskop gemacht:
http://media.nassrasur.com/data/media/4/big/ce6d2bad.jpg

Die Haare werden durch Druck schräggestellt und dann gekappt. Übrig bleibt ein schräg abgeschnittener Zylinder, der auch so weiterwächst.
Aber irgendwann, bedingt durch die natürlichen Haarwachstumszyklen fällt dieses Haar aus und wächst mit einer feinen Spitze von neuem.

Wenn Du das anders siehst, versuche das doch irgendwie zu belegen.
Löppt!