Razzia, France

Begonnen von MudShark, 09. März 2015, 22:43:54

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MudShark

Eins vorneweg: Dieses kleine Kuriosum aus Frankreich ist ein ganz feiner Rasierer!

Der Name Razzia ist für einen Rasierer natürlich trefflich gewählt, vor allem im frankophilen Raum, in dem Razzia sowas wie "Raubzug" bedeutet
(die Panik hervorrufenden Assoziationen zu Polizei-Einsätzen während meiner Adoleszenz sind also nicht gemeint...) und eher klingt wie "Rassja", also eine klare akustische Nähe zu "rasage" beinhaltet.

Doch nun zur Beschreibung, fangen wir mit dem Beipackzettel an (Übersetzung wohl nicht notwendig):



Dieser Zettel verschweigt allerdings, dass es sich beim Razzia um einen verstellbaren Hobel handelt, mit einem äußerst einfachen, aber ebenso effektiven System.
Hier aber erstmal 2 Bilder:





Griff und Bodenplatte sind aus Aluminium gefertigt, wobei sich das Griff-Design fast schon vermessen/frech am Gardette orientiert.
Die Verarbeitung ist sehr gut, es gibt keine unbearbeiteten Kanten, alles passt und wackelt nur dort, wo es soll...



Nun zum eigentlichen Clou der Konstruktion, bzw, zu dem Detail, das ihn von seinen Mitbewerbern am deutlichsten unterscheidet:
Die kleine schwarze Platte mit den hochgebogenen Metallplättchen:





Dieses kleine Plättchen drückt konstruktionsbedingt die Klinge gegen den Deckel und sorgt dafür, dass dies immer mit genügend Druck geschieht.
Schon nach ein paar Umdrehungen des Griffs wird die Kopfkonstruktion stabil und es wackelt nichts mehr. Dreht man den Griff bis zum Anschlag weiter, so ist das Resultat 
ein "handelsüblicher", wenig furchterregender Klingenspalt.
So kann man bereits durch eine halbe Umdrehung des Griffs sein Rasur-Schicksal herausfordern, hier der Unterschied zwischen größt- und kleinstmöglichem Klingenspalt,
ich hoffe es ist deutlich genug erkennbar:



Die Einfachheit der Konstruktion und das geringe Gewicht des Gerätes geben erstmal zu übermäßigem Vertrauen ins Rasurergebnis keinen Anlass.
Aber dann!
Mit einer Triton-Klinge bestückt (und 2-Tage-Stoppeln im Gesicht) habe ich den Razzia erstmal gänzlich zugedreht (also minimaler Klingenspalt) ans Werk gelassen.
Verblüffend gut! Schneidet sauber, sanft und gründlich! Dann hab ich immer mehr aufgedreht um meine geweckte Neugier zu befriedigen und war erstaunt:
Das Ding wird immer gründlicher, aber kaum aggressiver! Im voll aufgedrehten Zustand hat man wohl so etwas wie die von bananajoe vorgestellte DEvette,
da die Schaumkante nur noch einen optischen oder psychologischen Zweck erfüllt, aber das Rasurergebnis ist über alle Zweifel erhaben und Hautreizungen = Null!

Und dann auch noch NOS-Zustand, da freut sich der Rasierende Mann!


"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

titanus

Merci!
Diese frei-schwebende klinge sieht aber schon gefährlich aus!

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Rockabillyhelge

Ein sehr schöner Hobel bei dem ich mich freue das er endlich mal gezeigt wird  :D dh:
Schon oft gesehen und immer gezweifelt, wenn ich nochmal einen sehe werde ich ihn mir jetzt kaufen,
der Klingenspalt sieht Hammer aus, man spürt förmlich wie der zur Sache gehen muss.
Ein mechanischer Adjustable ohne Mechanik, einfach Genial, das müsste man eigentlich mal nachmachen,
Federstahl gibts ja so zu kaufen  :D
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

nero

Ein sehr schöner Rasierhobel, Glückwunsch!

Die Verstellmöglichkeit wurde sehr clever und pfiffig gelöst, aber sofern man nicht im Maximum bzw. Minimum rasiert, müsste man sicher irgendwelcher Markierungen behelfen, um auch nach einem Klingenwechsel dieselbe Einstellung zu reproduzieren.

Hast Du Informationen zum Produktionszeitraum?
Löppt!

Hellas

Wow, echt tolles Teil und diieTechnik ist  so einfach wie brillant... Glückwunsch zu dem Fang. Eingentlcih ist die Technik ja so simpel, dass man  damit fast aus jedem Dreiteiler einen Adjustable machen könnte. dh:

Wenn dass jetzt noch die Jungs von Mühle sehen, machen die schnell noch aus dem R89 einen Adjustable (später folgt dann der r41 Adjustable für die ganz Harten, denen der aktuelle zu sanft rasiert) ;D

MudShark

Zitat von: nero am 09. März 2015, 23:08:06
Hast Du Informationen zum Produktionszeitraum?

Leider Nein...wie so oft bei französischen Vintage-Produkten gibt es keinerlei Information im Netz, aber da es sich um Aluminium als Werkstoff handelt, dürfte der wohl frühestens aus den 50ern stammen.
Da lass ich mich aber gern eines Besseren belehren!

Zitat von: Hellas am 09. März 2015, 23:12:25
...Eingentlcih ist die Technik ja so simpel, dass man damit fast aus jedem Dreiteiler einen Adjustable machen könnte...

Theoretisch müsste das mit jedem Hobel machbar sein, allerdings ist zu bedenken, das der "Normal"-Zustand dann bereits deutlich aggressiver wird. Könnte aber Spass machen!
Ich kann ja mal den R41 V2 mit der Platte bestücken und ins Wanderpaket tun... >D
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Rockabillyhelge

Mhh, ich denke mal gerade an all die Hobel die von Natur aus schon auf der Oberseite der Unterplatte eine Aussparung haben, ggf. gibts da doch einige die auf quasi 0 stellbar wären. Wenn ich nur wüsste inwieweit ich Federstahl biegen und bearbeiten kann ohne die Federwirkung zu beeinträchtigen, ich würd morgen glatt anfangen zu basteln.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

ombiacolona

man man man

wo findet ihr denn immer solche sachen O0

mir gefällt dieser hobel wirklich sehr sehr gut, obwohl ich von so alten hobeln wo nicht alles blitzt und funkelt abgeneigt bin. aber um diesen hobel beneide ich dich wirklich.

die mechanik ist wirklich sehr gut gelungen

so ein metallplättchen hätte ich auch gern für andere hobel XD

irgendwie reicht mir 1 adjustable mit dem merkur progress nicht

war es ein fehler mich in dem forum zu registrieren und somit der irrenanstalt beizutreten?

ganz klares nein >D >D >D

hauptgrund für den umstieg von dem systemie auf den hobel war ja eigentlich das sparen. mittlerweile gebe ich aber viel mehr für den kleinen luxus aus

aber back to topic: vielleicht findet sich ja irgendwie ein schlosser der solche plättchen für so gängige hobel wie r89 oder die gängigsten mühle hobel herstellen kann (eventuelle marktlücke? *g*$$$$$$$$$$$$$$)

ich würde auf jedenfall ne bestellung mit einigen plättchen ordern ;)

bananajoe

Tolles Teil, sieht spannend aus. Gratuliere MudShark

Standlinie

Herstellzeitraum zwischen 1950 und 1965. Danach gingen viele Hobelmarken ein.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

mikri

Ein interessanter Rasierhobel. Besonders die Lösung mit dem Federteil ist originell. Glückwunsch zu diesem Stück von Sammler zu Sammler.
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

aleister

Zitat von: ombiacolona am 09. März 2015, 23:30:34
man man man


so ein metallplättchen hätte ich auch gern für andere hobel XD



Eine oder mehrere Rasierklingen etwas abschneiden und darunter packen,erfüllt den gleichen Zweck. :)

mikri

Das sehe ich nicht ganz so. Immerhin passt die Feder in eine Aussparung in der Grundplatte und drückt selbständig die Klinge an die Kopfplatte. Eine Art Adjustable in einfach.
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

aleister

Ist aber das Gleiche!War ja nur,als Einsteiger Tip gedacht.

KäptnBlade

Zitat von: aleister am 10. März 2015, 10:35:36
Ist aber das Gleiche!War ja nur,als Einsteiger Tip gedacht.

Äh, nein.
Du musst immer die Anzahl der untergelegten Klingen ändern, wenn Du den Klingenspalt verändern möchtest.
Also Hobel öffnen, Klingenanzahl ändern (hoffentlich den gewünschten Klingenspalt erreicht) Hobel wieder schließen, rasieren.

Bei der hier vorgestellten Variante kannst Du das Ganze durch ein einfaches Drehen des Griffes ändern.
Das ist schon deutlich einfacher und variabler.
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!