Merkur Futur vs NT-Vigor China-Clone

Begonnen von Nightdiver, 07. Februar 2015, 14:11:49

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Nightdiver

Bei einem meiner vielen Ausflüge auf chinesische Shoppingseiten bin ich auf einer auf den China-Clone des Merkur Futur gestoßen. Da der Preis (19,-$ inkl. Versand) sehr verlockend war, habe ich ihn einfach mal bestellt.
Heute lag das gute Stück dann bei mir im Briefkasten. Zu einer Rasur bin ich aktuell nicht gekommen, da ich heute in aller Frühe hoch musste und diesen Part schon erledigt hatte.
Neben der Tatsache, dass es den Hobel ausschließlich in Gold gibt und der Griff des Clones zwei Rillen im Griff hat, fallen auf den ersten Blick keine wirklichen Unterschiede auf.
Auf den zweiten Blick sieht man dann doch schon kleine Unterschiede. Vor allem bei der Demontage des Hobels fällt auf, dass es beim Clone keine Sperre des Griffes gegen den Kopf gibt. Das führt dazu, dass man den Hobel über die Stufe 6 drehen kann, ohne es ggf. zu merken. Ein weiteres Phänomen ist, dass, wenn man bei der Montage die Halteplatte des Deckels um 180° verdreht, (was beim Original unerheblich ist) sich die Griffskala des Clones nicht auf den Punkt zwischen 1 und 6 drehen lässt, sondern bleibt auf 3,5 stehen.
Darüber hinaus sieht die Befestigung der Drahtstreifen, die den Deckel halten etwas anders. Ob besser oder schlechter muss die Zeit zeigen.
Beim Gewicht zeigt sich dann aber doch schon ein deutlicher Unterschied. Ist der Futur mit seinen 124,2g schon kein Leichtgewicht, der Clone ist mit seinen 151,6g schon ein echter Trümmerhammer, der sogar den Merkur Vision mit seinen 126,8g in den Schatten stellt.
Die Verarbeitung des Hobels ist auf hohem Niveau, auch wenn man im direkten Vergleich gegenüber dem Original schon Abstriche machen muss. Für den Preis aber allemal eine Überlegung wert, wenn man denn güldene Hobel liebt.




















Gruß Kay

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MudShark

Cooler Bericht Kay, merci!

Vor längerer Zeit hatte ich irgendwo mal gelesen, der Chinese wäre aus Messing.
Das würde das höhere Gewicht erklären, meinst du, da ist was dran?
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Nightdiver

Ich habe beide Hobel gerade nochmal in Einzelteilen auf die Waage gelegt. Der Gewichtsunterschied komt allein vom Griff. Der Merkur hat 63,3g, der Clone 93,0g auf die Waage gebracht. Der Rest unterscheidet sich gewichtsmäßig nur minimal.
Gruß Kay

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titanus

Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

maranatha21

Schöne Gegenüberstellung!

Wenn Du dann auch mal irgendwann etwas über das Rasurverhalten und die Praxistauglichkeit im Vergleich sagen kannst, wäre das ebenso interessant.

Sapone da Barba

Ich habe auch einen solchen Klon und finde ihn ganz gut, insbesondere, wenn jemand sein teures Original auf Reisen usw. schonen möchte.

Meiner ist ein 1:1 Klon, will heißen, daß der Griff nicht die Rillen hat.

Hier wurde er schon mal in schwarz vorgestellt:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,27318.0.html

Hier gibt es noch einen anderen Faden:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,25977.0.html

Nightdiver

Wie versprochen, allerdings mit einiger Verspätung, hier jetzt der Rasurbericht zum NT-Vigor.

Meine Sonntagsrasur wurde mit meinen derzeitigen Favoriten zusammengestellt.
In den Futur-Clone kam dann eine neue blaue Astra. Eine Klinge, die für mich im echten Futur immer ein Garant für eine sanfte und angenehme Rasur war.
Nach dem Einschäumen dann der erste Zug mit dem Hobel. Da ich es eigentlich gerne etwas zupackender bei der Rasur mag, arbeite ich mit dem original Futur gerne auf einer Einstellung zwischen 3,5 und  4. Also nicht schüchten den Clone ebenfalls auf 4 eingestellt und losgelegt.
Hossa, was war das? Ein Gefühl, als hätte ich einen R41 mit einer Feather geladen und nicht richtig zugeschraubt.
Sofort den Hobel abgespült und den Sitz der Klinge kontrolliert. Habe ich den Deckel etwa beim Aufsetzen verkantet oder ist die Klinge beim Einsetzen aus der Führung gesprungen? Nein, alles in Ordnung. Habe ich vor dem ersten Zug etwa die Einstellung verdreht? Auch nicht, die Markierung steht immer noch auch 4.
Also vorsichtig zurück gerudert und mit der Einstellung 2,5 gestartet. Auch hier immer noch ein verflucht bissiges Rasurgefühl, wenn auch nicht mehr, als würde ich mich mit einem Sparschäler rasieren. Jetzt liegt das Gefühl irgendwo zwischen Fatip und R41.
In dieser Einstellung habe ich dann, mit sehr viel Respekt und Vorsicht, die Rasur zu Ende gebracht.
Das Hautgefühl: Glatter, als so mancher Morgen mit dem Cobra oder dem Mongoose. Das gute 4711 Portugal hat nur ein bisschen gepritzelt und nach der Rasur nur ein kleiner Blutpunkt. Also alles in allem eine tolle Rasur.
Mein Fazit: Hätte ich um die Aggressivität des Hobel vorher gewusst, hätte ich ihn mir wohl nicht zugelegt. ABER, nach dieser Rasur werde ich mein ursprüngliches Vorhaben, ihn wieder zu veräußern, nochmal gut durchdenken. Er wird wohl, trotz seiner Farbe (ich bin kein Fan von güldenem Werkzeug :) ) ein fester Bestandteil meiner eigentlich eingedampften Sammlung werden.
Wer die etwas heftigere Gangart mag und beim original Futur die Stufe 6 eher was für die sanfte Alarmstart-Rasur ist, ist mit diesem Hobel sicher gut bedient. Als echter Ersatz für sanfte Kuschelrasuren taugt er m.E. eher nicht.


Gruß Kay

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Standlinie

Ein schöner Bericht über einen irgendwie doch schönen Hobel, auch wenn mich die Goldbeschichtung weniger anspricht. Ich bin mehr für mattierte Versionen, so wie mein eigener Futur aussieht. Inzwischen warte ich auch auf diesen Hobel und werde dann einmal achtgeben, wie es sich mit der Rasierklingenverstellung so verhält. Beim Futur hat sich bei mir die Stufe 4 als optimal herausgestellt für eine verträgliche und angenehme Rasur mit sehr überzeugenden Rasurergebnissen. Der Futur ist im Vergleich mit allen Hobeln meiner Sammlung mein Referenzhobel schlechthin geworden.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.