Knochen und Ultraschall

[TheMechanix]

Nach neuem Rödter 1909 und modifiziertem Chinakracher wollte ich mich auch mal an eine Restaurierung machen. Da ich nicht gleich ein allzu wertvolles Messer mit meiner Unfähigkeit ruiniere, habe ich für recht kleines Geld ein Engelwerk 75 bei Ebay ersteigert. Ich hätte nicht gedacht, dass es SO winzig ist 

Der Griff scheint mir aus Knochen zu bestehen. Zumindest hat er eine Struktur, die wie unendlich viele Längsriefen aussieht und damit den Knochenstücken ähnelt, die ich den Viechern mitunter gebe.



wie man sieht, waren die Griffschalen arg verschmutzt und haben auch fies Rost abbekommen. Mit allzuscharfen Reinigern wollte ich nicht rangehen. Säure löst ja Kalk. Mit Polierpaste habe ich nur Dreck in die Riefen gerieben und die Sache verschlimmbessert. Dann kam ich auf die Idee, die Schalen in das Ultraschallbad zu legen, in dem Frau und Sohn ihre Brillen reinigen. Nach einem Dutzend Durchgänge sieht die Sache so aus:



Bis auf eine kleinen Rostflecken auf jeder Innenseite nahe an der Bohrung ist quasi alles rausgegangen. Hat jemand eine Idee, wie ich dem Rest zu Leibe rücken kann, ohne den Griff zu schädigen?

[Iltis]

Hallo, TheMechanix,

Mit 320er Schmirgelpapier vorsichtig versuchen, ob der Rostfleck sich entfernen lässt, nacher kannst du die Kratzer (wenns dir danach ist, ich würde mir nicht die Mühe machen) mit 400er/600er wieder wegschleifen. Vermutlich geht die Verfärbung aber tiefer in die Schalen rein, als das man das wegschleifen kann; da wüsste ich nicht, wie man sie entfernt und würde persönlich einfach damit leben.

Gruß

Iltis

[titanus]

Sehe ich genau so wie Herr Iltis.

Allerdings würde ich noch einen Versuch mit Wasserstoffperoxid machen.
Zum Bleichen von Knochen ist das erste Wahl.
Ob das gegen Rost hilft- keine Ahnung.

Grüße

titanus

[Iltis]

Allerdings würde ich noch einen Versuch mit Wasserstoffperoxid machen.
Zum Bleichen von Knochen ist das erste Wahl.
Ob das gegen Rost hilft- keine Ahnung.

Ich auch nicht, mein Halbwissen sagt mir das Wasserstoffperoxid ein oxidierendes Mittel ist, und Eisenoxid (Rost) wegoxidieren zu versuchen vermutlich nicht klappt, aber  wie gesagt, das ist Halbwissen. Auf jeden Fall, wenn man es probieren wollte, hielte  ich es für ratsam, die Schalen ganz frei vom Keil/Niete zu machen vor in der H2O2 zu legen, da Metalle der Zerfall von Peroxid im Wasser und Wasserstoff katalisiert (wenn es so heisst). Mein Halbwissen erinnert sich auch, das frühere Haarbleichmittel aus Wasserstoffperoxid und Ammoniumhydroxid bestand, was man kurz vor der Anwendung vermischte und die Haarpigmente reduzierte. Vielleicht weiss jemand mehr als ich in diese Richtung und kann was vorschlagen.

Gruß

Iltis

[titanus]

Für die blöden Trophäenschauen (Zwang!) musste ich schon etliche Geweihe bleichen.
Das geht mit H2O2 gut.
Handschuhe an und mit dem Wattestäbchen auftragen oder gleich in Watte getränkt oder als Paste.

[Grosser]

Habe gerade ein wenig in den Weiten des www gesucht. Einhellige Meinung: Bleichen mit 30%iger Lösung ist die richtige Wahl.
Dafür kannst du die Schalen mit Zellstoff (Tempos, etc.) umwickeln und dann tränken. Dann für 24h einwirken lassen und die Schalen sollten strahlend weiß sein.
Viel Erfolg!!

[TheMechanix]

Danke für die Infos. Dann werde ich mal sehen, wo ich Wasserstoffperoxid herbekomme. Ich werde über Fortschritte berichten.

[Iltis]

Wasserstoffperoxid bekommst du in der Apotheke, ist nicht teuer. Ich bin gespannt, ob du damit die Rostflecken beseitigt kriegst.

Gruß

Iltis

[titanus]

Ich auch. Meine Geweihe waren sehr selten rostig... 
Apotheke geht bestimmt.
Allerdings kann man mit dem Zeug wohl auch andere Sachen herstellen.
Ich mußte letztes Mal begründen wofür ich das brauchen würde.
Ist vielleicht keine Schlechte Idee, das Messer mitzunehmen und dem Apotheker(-in)
den Grund vorführen. Die haben ja i. d. R. eine solide chemische Ausbildung und vielleicht noch bessere Ideen.

[Iltis]

...Apotheke geht bestimmt.
Allerdings kann man mit dem Zeug wohl auch andere Sachen herstellen.
Ich mußte letztes Mal begründen wofür ich das brauchen würde...

Ging mir auch so, als ich etwas davon kaufen wollte um meine Terracottabrottopf der von innen angeschimmelt war zu desinfizieren, weil es Geschmacksneutral ist. H2O2 kann man auch für die Herstellung von Bomben und Raketentreibstoff verwenden. In meine Kindheit gehörte verdünnte Wasserstoffperoxid zu der Hausapotheke - wurde benutzt um Schurfwunden zu reinigen (und tat ziemlich weh). In unseren Haus nannte man das "Fizzy Mooty" (= Sprudelnde Medikament). Die Idee, der Apotheker um Rat zu bitten finde ich sehr gut.

Gruß

Iltis

[japs666]

H2O2 wird als 3-5%ige Lösung zum Reinigen verwendet, mit 11-15%iger Lösung eignet die sich gut zum Desinfizieren. Manche Apotheker machen da manchmal zicken und wollen nur eine 5%ige Lösung rausrücken. Ich hab immer eine 33%ige Lösung auf Lager, da ich die eigentlich auch sehr oft verwende. Ob sie den rest Rost auch wegwäscht kann ich nicht sagen, vor allem nicht, wenn er schon weiter ins Material eingezogen ist. Auf jeden Fall Handschuhe und Schutzbrille benutzen. H2O2 ist sehr stark fettlösend und trocknet die Haut aus (die berühmten weißen Flecken). Und nach Möglichkeit die Dämpfe nicht einatmen.

[titanus]

Na 30% sollte es schon sein. Sonst gibt es nicht genug Flecken!

[TheMechanix]

Ohje. In unserer Apotheke halten die mich eh schon für durchgeknallt. Erst Propylenglykol für den Humidor. Dann habe ich letztes Jahr eine große Spritze mit dicken Kanülen verlangt, um die Imnjektionsmethode beim Pulled Pork zu testen. Jetzt also Raketenstreibstoff brauen

Es bleibt spannend.

[titanus]

Warum soll es dir besser gehen, als uns?
Mit "durchgeknallt" ist das was wir machen ja noch
positiv beschrieben   

Grüße

titanus

[TheMechanix]

Heute stand Shopping auf dem Plan. Deshalb habe ich es nicht mehr in die Apotheke geschafft. Beim Thema "oxidieren" fiel mir das Oxi-Zeug auf der Waschmaschine ein. Gerade liegen die Griffschalen in heißem Wasser und schäumen vor sich hin. Es scheint zu funktionieren. Schade dass es jetzt zu dunkel für ein Foto ist.