Altes Messer, neues Heft

[chili]

Hallo Zusammen

Ich habe hier schon viel gelesen und viele wertvolles lernen können. Vielen Dank dafür. Nun möchte ich auch mal was beitragen:

Habe mir ein paar alte Messer gekauft zum Restaurieren.

Eines (Beschriftung vorne: KARE, hinten: best. Qual. Silver Steel) mit gebrochenem Griff hab ich demontiert, entrostet (Spiegelglanz hab ich nicht hingekriegt).

Dann neues Heft gebastelt aus Rosenholz, von dem ich noch Resten hatte, geschliffen, Nieten selber gefertigt und montiert.

Rasur hat sogar geklappt, bin richtig stolz drauf. Sanft wäre natürlich was anderes, nach der Hälfte hab ich fast aufgegeben, hab's aber durchgezogen, und war sogar erstaundlich gründlich, aber eben nicht sanft. Muss sicher noch viel üben ...

Könnt ihr mir evt. was zu dem Messer sagen, also der Klinge? und gerne Kommentare ob gut oder schlecht zu meinem Heft. Mir ist klar dass es nicht perfekt ist, war ja auch ein übungsprojekt.

Gruss
Chili

[gilgen]

Hallo!
Das Heft sieht doch gut aus.Ich würde die Schalen nur noch mit Leinöl behandeln.

    Clemens

[NebuK]

Hi,

schoenes Heft, finde ich auch sehr huebsch! 

Falls Oelen, dann aber richtig! Ich fand als ich mit klassischem Oelen von Holz angefangen habe die Texte auf
http://www.wikidorf.de/reintechnisch/Inhalt/HolzOelen

sehr hilfreich. Mit einer Mischung aus (sikkativiertem) Leinoel und Tungoel, erst mit Balsamterpentin oder Orangenterpenten verduennt, dann immer dicker aufgebracht, kriegt man so ein Stueck schon weitgehend Wasserfest(!), es kann aber etwas dauern bis die Polymerisation(?) des Oels bis in den Kern "durch" ist. Man muss viel Geduld mitbringen - manchmal Wochen und Monate lang immer wieder kleine Mengen aufgeben, abwischen, und mit viel Licht und Luft (bei anstaendiger Temperatur ohne zuviel Sonneneinstrahlung) warten .

Gruessle
-Dario

PS: Sorry fuer ae oe usw... habe gerade keine anstaendige Tastatur

[titanus]

Zwei Anmerkungen dazu:

1. Sikkative (Kobalt) kommen mir nicht ins Haus, dann dauert die Oxidation (Trocknung) eben länger.

2. Den Aufwand, den du betreiben willst mache ich auch- aber nicht mit Tropenhölzern oder Hölzern, die selbst ölige Inhaltsstoffe Haben.
Tropenhölzer sind ja deswegen so dicht, weil sie unterschiedlichste Inhaltsstoffe in den Kern eingelagert haben (und nur der wird i. d. R. verkauft).
Diese Hölzer zeichnen sich ja daruch aus, dass nichts einziehen kann (ist halt kein Platz da).
Du könntest natürlich mittels Azetonbad die Oberflächennahen Inhaltsstoffe (Öle, Farbstoffe) herauslösen, um deine Prozedur beginnen zu können   
Das habe ich auch schon machen müssen, wenn ich solche Hölzer kleben mußte.

ich würde also auch einfach ein wenig Leinöl nehmen und gut wärs.

Meine bescheidene Meinung...

titanus

[NebuK]

Hi,

ich ziehe meinen Hut, du scheinst eindeutig mehr Erfahrung zu haben als ich. Also lieber auf titanus hören als auf mich (ernst gemeint, ohne dass ich darüber ärgerlich o.Ä. wäre).

Das mit den Tropenhölzern wusste ich bisher nicht, besteht nachlese-Bedarf. Werde ich tun .

Danke für die Info & Grüßle
-Dario

[Stratocaster]

Optisch sieht dein Messer sehr hübsch aus. Wichtig ist, ob das Messer nach dem Vernieten auch mittig schliesst, was man nicht auf den Fotos erkennen kann. Zur Rasurfähigkeit kann man ebenfalls nichts sagen. Wenn das RM nicht sanft rasiert, solltest du evtl. noch nacharbeiten. Wie hast du es denn geschärft? - Interessant wäre sicher noch, wie du die Nieten selbst hergestellt hast.

[chili]

Danke für eure Kommentare

also:
geölt habe ich, aber tatsächlich "saugt" das Holz das von mir zuerst verwendete Schutzmittel nicht gut auf. Ich hab jetzt mit Balistol nachgeölt, das sieht schon besser aus, Leinoel werde ich mir noch besorgen bei Gelegenheit...

mittig schliessen tut es leider nicht ganz, kommt sicherlich von meinen selbstgemachten "Nieten", die sich leicht verkrümmt haben könnten?
"Meine Nieten":
Messingstangen, ca. 2 mm Durchmesser, habe ich von Hand run(d)ter geschliffen bis sie in das ca. 1.5 mm Loch des Heftes gepasst haben.
Als Unterlagsscheiben habe in Messingstangen mit 4 mm Durchmesser ein Loch gebohrt, angeschrägt und danach mit einer Handsäge so dünn wie möglich abgeschnitten, zusätzlich noch mit der Feile dünner geschliffen ...
Also alles Handarbeit, ohne Maschinen. Diese Nieten, ha, super Sache, ich werde mir baldmöglichst richtige kaufen..... aber hat Spass gemacht mal selber sowas anzufertigen 

Geschärft habe ich mit 1000 Imanishi, 5000/8000 Naniwa, Pastenriemen, Leder

Habe jetzt ein zweites Messer fertig, die selben Nieten Marke Eigenbau, schliesst Mittig  dieses hatte eine Scharte in der Klinge, musste also einiges mit dem 1000-er Stein runterschleiffen, gestern Rasur, und siehe da, sehr sanfter Schnitt, bin sehr zufrieden damit. Nach meinem Laienhaften Gefühl ist der Stahl Besser als beim anderen, ist halt Solingen 

Das Kunststoff-Heft habe ich mit Schleiffpapier (bis 1500 oder 2000 Nass) von Kratzern befreit, hat jemand noch ein Tip wie ich es schön glänzend kriege?

[Stratocaster]

hast dir ja viel Mühe gegeben, auch beim Herstellen der Nieten. Deshalb, zu schade, wenn das Messer nicht richtig mittig schliesst. Vernieten ist nicht ganz einfach, bei mir klappt es selten beim ersten Versuch. Habe es allerdings auch noch nicht sehr oft gemacht. So toll wie du das Heft des ersten RM hingekriegt hast, könntest du auch weiter daran arbeiten, bis es perfekt schliesst. Ich z.B. würde mich immer wieder darüber ärgern, wenn es nicht gut schliesst.... Nicht falsch verstehen, du hast das insgesamt gut gemacht, das is' klar.

[chili]

Danke für deine aufmunternden Worte, keine Angst, ich kann die "Kritik" durchaus vertragen, brauche das sogar als ansporn, bin sonst nämlich zu schnell mit mir selbst zufrieden 

Ich hab mir jetzt sowieso Nieten und Unterlagsscheiben bestellt, allerdings habe ich ja noch weitere Messer zum Restaurieren, aber wenn ich mal Lust habe mache ich mich nochmal dran an das erste ... 

eines hab ich noch mit gebrochenem Heft, und 2-3 die demontiert werden "müssen". Ich berichte sicher weiter....

Chili

[Stratocaster]

Vor ein paar Monaten erwarb ich ein paar alte RM, von denen das eine oder andere durchaus restaurierungswürdig ist.Zwei davon hatte ich am Wickel und mich aber leider zu früh mit Teilerfolgen zufriedengegeben. Inzwischen habe ich mir vorgenommen, immer erst ein Projekt zu beenden, bevor ich ein weiteres beginne. Ausnahmen nur,wenn ich z.B. auf Nieten oder andere Teile warten muss. Ich habe auch noch zwei sehr schöne Scheite aus Wildkirsche, die ich zu Griffschalen verarbeiten werde, früher oder später.
Es ist nicht immer einfach, die Zeit aufzubringen. Allerdings, was ich dir geschrieben hatte über mittiges Schliessen, ist bei mir eine Grundvoraussetzung. Das gehört einfach dazu, ist für mich Standard. Wobei ich natürlich verstehen kann, wenn du das RM erstmal beiseite legst und dich irgendwann nochmal daran machst. Bin schon gespannt auf deine weiteren Berichte..... und nochmal, deine selbstgebauten Griffschalen sehen auf den Fotos wirklich gut aus, aber die Klinge sollte schon mittig schliessen, sonst ist das eine halbe Sache. Und das ist nicht böse oder hämisch gemeint. Du wolltest ja was dazu gesagt bekommen. 

[Stratocaster]

Muss noch etwas hinzufügen. Schliesst ein Messer nur nicht ganz mittig, ohne aber irgendwo anzustossen oder gar zu schleifen, kann man sich natürlich überlegen, ob man es so lässt und mit diesem Schönheitsfehler lebt. Das ist Ansichtssache. Stösst die Facette aber an den Griffschalen an, führt m.E. kein Weg am neuerlichen Vernieten vorbei.

[chili]

Hallo Stratocaster

Dein Einwand, zuerst ein Projekt ganz zu Ende zu bringen ist absolut berechtigt, ich werde es mir zu herzen nehmen. Aber für das Erste Messer werde ich vermutlich vorläufig nicht viel mehr Zeit investieren, ist ja auch nicht so eine besondere Klinge, und ich habe es vorallem als Lehrgeld betrachtet.

Die Klinge stösst nirgends an, deshalb ist es auch nicht so schlimm, aber wer weiss, wenn ich dann die bestellten Nieten bekommen habe und irgendwann Lust bekomme mache ich mich wohl trotzdem nochmal dran.

Zuallererst muss ich aber noch schärfen üben