alte "Kuriose" Geschichten, Ratschläge und Literaturquellen

Begonnen von doorsch, 10. Dezember 2014, 16:40:12

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alvaro

Lieber @Paula mein Dank ist dir gewiss.
Wie bekannt lautet mein Motto "gelobt sei was scharf macht", und dabei ist es mir total egal mit was das geschieht.
Ich denke man muss hier viel mehr gegen "denk Schranken" kämpfen.
Ich finde es sehr seltsam wenn man selbst heute noch die Funktion von Paste leugnet, als fast 200 Jahre nach den oben beschriebenen Verfahren.
Ich finde es immer toll wenn man ohne Paste auskommt, aber deswegen die Funktion zu leugnen, oder es als Unvermögen des Schärfers dar zu stellen ist für mich ein "No go".

@EasyRider trink ein Bier für mich mit, das hilft bei dem Test  ;D

Paula

Zitat von: EasyRider am 20. Oktober 2020, 13:08:04
Damit hast du dir einen Ehrenplatz in der erlauchten Schar der (Fach-)Literaturhistoriker gesichert! dh: :)
Das ist jetzt aber eindeutig zu viel der Ehre, schließlich sitze ich hier nur auf der Couch herum und stöbere in alten Büchern, weil es mir Spaß macht.

Zitat von: alvaro am 20. Oktober 2020, 17:55:17
Lieber @Paula mein Dank ist dir gewiss.
Gern geschehen, ist mir doch eine Ehre, hier etwas zur Unterhaltung beizutragen.


Zitat von: alvaro am 20. Oktober 2020, 17:55:17
.... Ich finde es sehr seltsam wenn man selbst heute noch die Funktion von Paste leugnet, als fast 200 Jahre nach den oben beschriebenen Verfahren. Ich finde es immer toll wenn man ohne Paste auskommt, aber deswegen die Funktion zu leugnen, oder es als Unvermögen des Schärfers dar zu stellen ist für mich ein "No go".
So seltsam ist das eigentlich gar nicht. Es wird mit Sicherheit auch historische Quellen geben, die vom Einsatz des Pastenriemens abraten oder ihn nur als Notlösung betrachten. Das ist heute, im 21Jh trotz SEM Beweisen so und dann wird es früher auch so gewesen sein. o)

Zitat von: alvaro am 20. Oktober 2020, 17:55:17
.... @EasyRider trink ein Bier für mich mit, das hilft bei dem Test  ;D
;D ;D Ich mach' mir gleich in die Hose....

Zitat von: EasyRider am 20. Oktober 2020, 13:08:04
...Die "Urin-Methode" muss umgehend ausprobiert werden... ;D
Ich wusste genau, daß die Urin-Methode ein Knaller wird und habe dieses Zitat ganz bewusst zuerst gebracht um den geneigten Leser zum Weiterlesen zu animieren, um ihn sozusagen bei der Stange zu halten. :angel:


Am meisten wundere ich mich eigentlich über die Glasplatten, die mit Polierrot "mattiert" wurden. Ich hätte nicht gedacht, daß Eisenoxid in der Lage ist, Glas zu ritzen. Hat da jemand eine Erklärung für die Aussage des Autors, oder muss ich das am Ende selbst probieren? Kremer grün u. rot hätte ich da, ich brauch nur ein entsprechendes Stück Glas.

doorsch

Schön das der Faden hier weiter gestrickt wird...das freut mich...auch wenn ich mal wieder sehe das es mit wöchentlichen Updates hierzu eher nichts war....aber das bringt mich dazu mal wieder in alten abgelegten Quellen zu stöbern  :)

Paula

Hier haben wir ein sehr schönes Exemplar für eine historische Quelle, mit Bildern, Beschreibungen und allem Drum und Dran dh:.

Das "Essay on barber's razors, razor hones, razor strops and razor honing", Autor und Herausgeber Napoleon LeBlanc, Juli 1895.

Die Kuriosität befindet sich im Kapitel über die belgischen Ölsteine, oben auf S.15.
Öl und Rasierschaum sind mir als Gleitmittel bekannt, aber welches besondere Öl dort empfohlen wurde, erschien mir zunächst kurios. Aufklärung fand ich in Wikipedia. Die englischen und deutschen Begriffe "Sperm Oil" und "Walrat" waren mir nicht geläufig. 

Nebenbei bemerkt, Wasser, heutzutage sozusagen Standard für belgische Steine, wird nicht aufgeführt. Hat da irgendeiner eine Erklärung für diesen Wandel? Waren das damals andere Steine als sie heute verwendet werden, oder wussten es die Leute damals einfach nicht besser, was ich mir nicht vorstellen kann oder benutzt man heutzutage mit der Uni- / Dilucot Anreiberei die Steine anders als sie "traditionell" vor 150 Jahren verwendet wurden????

Hinweis: Wer mit dem Link oben nicht zurecht kommt, der findet das Buch auch an anderen Stellen im Netz, z.B.: https://books.google.de/books?id=9dbKBgAAQBAJ&pg=PA1



@EasyRider Schau' mal auf S.30. Da gibt es die nächste Kuriosität, passend zu Deinem Gummihai, den original "Shark Hide Razor Strop."

doorsch

Nun ja die Belgier wurden gerade in alten Zeiten als ,,Öl Steine" als ,,Belgische Ölsteine verkauft. Sicherlich war das Wissen über die Belgier selbst vielleicht noch nicht so ganz ausgeprägt wie heute. Ich denke man kann mit einem Belgier als Abschluss mit Öl sehr fein arbeiten, also gab es vielleicht damals gar nicht den Bedarf viel mit Schleifschlamm und Wasser zu arbeiten. Man verwendete als andere Steine in der Vorbereitung für die gröbere Arbeit und erst dann den Belgier im Abschluss mit Öl....

EasyRider

@Paula: Vielen lieben Dank! Hoch interessant! Woher bekomme ich jetzt bloß eine Haihaut?  ???  ;D
Nun, der Lederladen in Berlin wird mir eine besorgen können, da bin ich mir sicher... ;D
Und dieser Wunsch wird die nicht mal überraschen, denn die halten mich ohnedies schon für ziemlich bekloppt... ;D
Zur Frage Belgier/Öl: Der Junker aus der Uckermark hat beim Nachbarn mal geschrieben, dass früher die belgischen Brocken nicht mit Wasser, sondern mit Öl betrieben wurden. Er hat damals aber nur Häme und Spott (bezeichnenderweise von Leuten, die an Jahren jünger sind als er sich mit Messern und Schärfen beschäftigt, dafür für sich aber das Renommee reklamierten, forenprominente Facetten-Physiker zu sein) geerntet...
Wie schrieb doch gleich Leopold von Ranke: "Der Hybris Ende ist die historische Quelle."



Paula

Mich beeindruckt immer wieder die Kreativität der Menschen damals, was sich auch z.B. im Kapitel zur Vorbereitung von Leinenriemen zeigt. @Alvaro Da habe ich ein paar Anregungen gefunden, die ich testen möchte. ;)

alvaro


Paula

@Alvaro Danke für das Angebot. Von Deinem Stoff habe ich noch genug da dh:, um die Vorschläge im Buch zu testen.

Zitat von: EasyRider am 27. Dezember 2020, 14:06:43
@Paula: Vielen lieben Dank! Hoch interessant! Woher bekomme ich jetzt bloß eine Haihaut?  ???  ;D...
In einer chinesischen Apotheke oder beim nächsten Zoobesuch, vielleicht???

Zitat von: EasyRider am 27. Dezember 2020, 14:06:43
...Er hat damals aber nur Häme und Spott.....geerntet....Wie schrieb doch gleich Leopold von Ranke: "Der Hybris Ende ist die historische Quelle."
In diesem Fall kann man sich nur damit trösten, daß man es eben besser weiß, aber ärgerlich ist sowas trotzdem immer wieder.

Am besten, man testet es selbst aus. Was der Eine mag, muß dem anderen nicht auch gefallen. Der Autor des Buchs sieht es ebenso und meint, daß nicht jeder Barbier mit jedem Stein gleich gut zurecht kommt und einfach probieren sollte, welches Gleitmittel und welcher Stein seinen Bedürfnissen und seiner Arbeitsweise am besten entspricht.
So 100% glücklich bin ich mit meinem belgisch geölten Messer nicht. Bei Öl, statt fließendem Wasser bleibe ich, aber Ich will noch weiter testen.




Paula

Es hat zwar nicht unmittelbar mit der Rubrik "Messerpflege - Instandhaltung" zu tun aber mit "alten Geschichten".

Auf der Seite 10 haben wir die "RULES OF THE WISCONSIN STATE BOARD OF HEALTH GOVERNING THE SANITARY REGULATION OF BARBER SHOPS" mit 18 Regeln, an die sich die Barbiere Anfang des 20Jh. in den USA zu halten hatten, wenn sie einen Barber Shop betreiben wollten. In erster Linie geht es natürlich um Ordnung, Sauberkeit und Hygenie.

https://books.google.com/books?id=hf4fAQAAMAAJ&pg=PA10#v=onepage&q&f=false

Wie man nachlesen kann, waren Abhängen, Rumlümmeln, Zeitung lesen und sich einen Drink zu genehmigen nicht verboten, was bestimmt auch zum Erfolg beigetragen hat und auch heute wieder tut.

alvaro