Schärfergebnisse werden schlechter

Begonnen von Stratocaster, 22. November 2014, 12:40:59

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

abc123

#120
Auf dem Grundstein soll die Facette (nur) durchgeschärft werden.
Wer Metallstückchen oder einen Faden im Schleifschlamm findet oder allgemein einen Grat züchtet, hat weit über das Ziel hinausgeschossen.

Siehe auch Sensers Anleitung.
"Ich schleife jetzt so lange, bis ich [mit der Lupe] nichts mehr von dem vorherigen Zustand erkennen kann, also eine homogene Schraffur über die gesamte Schneiden-Länge und Breite erreicht habe."

BastlWastl

Zitat von: abc123 am 10. Dezember 2014, 20:27:17
Auf dem Grundstein soll die Facette (nur) durchgeschärft werden.
Wer Metallstückchen oder einen Faden im Schleifschlamm findet oder allgemein einen Grat züchtet, hat weit über das Ziel hinausgeschossen.

Siehe auch Sensers Anleitung.
"Ich schleife jetzt so lange, bis ich [mit der Lupe] nichts mehr von dem vorherigen Zustand erkennen kann, also eine homogene Schraffur über die gesamte Schneiden-Länge und Breite erreicht habe."


Kann man so unterschreiben ;D!

Mann kann sich das so vorstellen, dass man ein Messer nur von einer Seite so lange schleift bis man an der Schneidenspitze an dem Punkt angelangt ist an dem wir die andere Seite quasi treffen, aber nicht mehr genug Stahl abnehmen um den so enstandenen Bart/Grad abnehmen, es entsteht eine extrem dünne Stahlschicht (ich weiß grad nicht wie ich es besser ausdrücken könnte) die vergleichbar ist mit z.B. Aluminumfolie.
Wir sollten dabei wissen dass Stahl der sehr dünn geschliffen ist, wenn er gehärtet ist( wobei es dabei nicht auf die Härte ankommt!) flexibel wird. Ich habe selbst Fisch Filetiermesser geschmiedet die mit einer Stärke von ca. 0,5mm bei getesteten HRC63 unglaublich flexibel waren, soll heißen locker um 90 Grad gebogen werden konnten ohne zu zerbrechen (und dann wieder zurückfedert, ohne Verformung). Grundvorraussetzung ist hierbei natürlich dass der Stahl eine korrekte Wärmebehandlung erfahren hat, sonst würde er bei solchen Tests einfach brechen.

Schärfgrundkurs geht natürlich weiter, aber die Woche ist in der Arbeit einfach zu viel los.

Grüße Wastl.






Stratocaster

Bin momentan etwas verwirrt wegen dem Grat. Warum wird denn dazu geraten, mit dem ersten Stein so lange zu schärfen bis ein spürbarer Grat entsteht?

> "Die zweite Hand musste dabei den Fotoapparat bedienen, ihr müsst sie euch wie im Bild davor dazudenken. Mann kann nun entweder mit einem Wasserfesten Stift die Facette anpinseln um zu sehen wo man schärft, den entstandenen Grad erspüren, oder sich auf sein Gefühl verlassen. In dem Fall waren etwa 20 Züge/Schübe pro Seite nötig, um die Schneide wieder scharf zu machen:" < -

das ist z.B. von Wastl vor wenigen Tagen hier geschrieben worden. Wenn denn die Zitatfunktion auch durch mich bedienbar wäre, hätte ich es deutlicher gekennzeichnet.
Grade der Grat macht mich grad in höchstem Grade unsicher..... bliebe also nur der wasserfeste Stift....., von Gefühl würde ich bei Anfängern noch nicht unbedingt sprechen. Normalerweise hatte ich nämlich gar nicht so lange geschärft, bis ein Grat spürbar war. Erst seit kurzem versuche ich es so. Auch Ulrik hat es so empfohlen, Wastl meiner Meinung nach auch, zumindest habe ich es als eine Möglichkeit verstanden. So probiere ich seit Tagen, mit möglichst wenigen Schüben einen zu erzeugen und nu' isses alles für die Katz....?! - Nochmal bitte für mich Anfänger, also die Ratschläge, als erstes einen Grat durch einseitige Schübe zu erzeugen, den man dann durch Wendeschübe entfernt, sind alle verkehrt...?!
Bin ja immer nur zu gern bereit, den Erfahrenen in diesem Forum Glauben zu schenken, doch in diesem Falle weiss ich nicht, wer es nun wie gemeint hat. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich auch in etlichen Videos genau diese Empfehlung gehört, beim Setzen der Facette einen Grat zu erzeugen. Wobei ich das als einen grad mal so spürbaren Grat verstanden habe und nicht als einen, der sich in sichtbare Stückchen auflöst.
Na schön, vielleicht klärt mich ja noch jemand auf.....
Heute sollten die RM von Wastl zurückkommen, ich bin schon hochgradig gespannt und den dritten Tag nicht rasiert, extra deswegen. Hatte gestern bereits darauf gehofft, aber der Paketbote fuhr vorbei. ;D


Stratocaster

hier nochmal was, das ich dazu grade entdeckt habe, wobei ich noch ergänzen sollte, dass ich natürlich den Grat meinte, der auch als Bart bezeichnet wird:

>Der 1K:
Ich betrachte den 1K als Brückenglied und Hilfe:
1) Die Riefen des 400er entfernend
2) Im Prinzip wie ein 400er wiederholend die Facette durchschärfend
3) Die Entfernug des "Bartes"

Der Nachteil, dass ich vielleicht zu viel des Guten tue, unnötigen Verschleiß erzeuge, wird durch den Zugewinn an Sicherheit aufgewogen. Viele RM kranken nicht am Verschleiß, sondern an einer nicht richtig gesetzten Facette.

Zur Entfernung des Bartes: Ich habe lernen müssen, dass die manuelle Entfernung der Bartes, nach dem 400er sehr wichtig ist. @Bänsel: Ich wollte es nicht wahrhaben!  Also mache ich es jetzt wie viele Kollegen und ziehe die Schneide sanft über oder durch etwas hindurch. Ich fand meinen Fingernagel irgendwie passend. Es läßt einen gleichzeitig vorsichtig agieren, um die Facette auch nicht zu sehr zu quälen.
Also ziehe ich die Schneide nach dem 400er über meinen Fingernagel und gehe dann auf den 1K und arbeite rein in Wechselschüben. Bis der Unterarmhaartest wieder geht.<

Ich wäre wirklich dankbar, wenn mir das nochmal jemand erklären würde.....

doorsch

mhhhh...... :o ??? :o
dafür das es auch schon mal Aussagen gab das es ein "Überschärfen" eigentlich nicht gibt.....

Ich hätte es jetzt für mich prinzipiell genauso gemacht, schärfen auf dem 400/1000er bis der Bart Spürbar ist und dann auf die andere Seite Wechseln....


Stratocaster

Das lässt mir jetzt aber keine Ruhe..... :-\ denke, es geht nicht nur mir so und meine, es besteht durchaus nicht nur bei mir Bedarf, den Beginn der Schärfung, das Setzen der Facette, den Bart und die Entfernung desselben, zu erläutern. Sagen wir mal, es gäbe tatsächlich dieses "Überschärfen" in der Form, dass die Schneide zu lang und damit so instabil würde, dass zwar ein HT klappt, aber keine Rasur, weil die Schneide sich sofort umlegen würde. Passiert das bereits auf einem groben Stein, so würde sich diese "Überlänge" der Schneide doch bei den Folgesteinen neutralisieren.... oder....?! - Ich komme darauf nicht etwa weil ich es so genau weiss, sondern weil ich es einfach mit logischem Denken versuche und so würde das Überschärfen doch erst beim letzten Stein Folgen zeigen.....
Bitte nicht falsch verstehen, ich will nicht etwa klugscheixen, sondern den Dingen auf den Grund gehen. So ein Statement wie "Ihr "überschärft" die Messer permanent auf den groben Steinen" ist für mich wertlos, wenn dazu nix erklärt wird und klingt eher wie ein Vorwurf. Aber ich will mich nicht an der Formulierung stören, sondern wissen wie das gemeint ist. Auf dem ersten Stein einen gerade so spürbaren Grat (Bart) zu erzeugen scheint mir eine gute Hilfe zu sein, um sicherzustellen, dass ich gründlich und gleichmässig gearbeitet habe.

mikri

Sodele
Ich habe durch diesen Faden angespornt gestern einen freien Tag eingezogen und die Steine hervorgeholt. Unser Kamerad geoshave hat sich auf einem Flohmarkt ein wunderschönes Messer gekauft. Schöner Hohlschliff und auch den Wall kann man gut erkennen. Alles in allem ein Kleinod, zwar von der Marke her für uns bisher unbekannt, aber eben, ein schönes Messer.

Ich habe also auf dem Tausender NaniwaSS eine Facette aufgebaut und diese danach bis auf den 10'000 durchpoliert. Zuletzt habe ich auf Koraats bewässertem Schiefer auf jeder Seite 10 Züge ohne Druck ausgeführt.
Haare flogen am Unterarm, soweit alles so wie es sein sollte. In der Folge habe ich je 50 Züge auf dem Baumwollriemen und 40 Züge auf dem Latigo ausgeführt.
Die Rasur war nicht sanft und das Messer hinterliess auch nach dem 4. Durchgang (m+g+q+q) immer noch Stoppeln, die ich mit dem Feather AS-D1 ausputzen musste.

Also erst einmal mit dem Messerbesitzer Mittagessen gegangen und ihm mein Leid geklagt. Das Messer konnte ich so nicht abgeben.
Unter der Lupe konnte man schön Mikroverletzungen an der Schneide sehen.

Ich also in mich gegangen, Fragen gestellt und Antworten erhalten. Was geschehen war, die wahrscheinlichste Erklärung, dass ich einen Bart verschleppt hatte.

Also Noch einmal neu angefangen, dieses Mal ohne Abkleben. Das Messer hatte letztlich eine wunderbare Facette mit Spiegelpolitur, aber von Rasieren keine Spur.

Also dritter Versuch. Abkleben mit einer Lage Tape. Danach geschärft wie gewohnt, mit der Neuerung, dass ich (wie ich nun gelesen habe weniger gut) das Messer über den Tausender zog, bis ich auf der einen Seite durchgehend über die ganze Klingenlänge einen Grat fühlen konnte.
Danach die andere Seite derart geschärft. Es lösten sich dabei weder Stücke, noch Fäden von der Klinge. Es entstand lediglich dunkler Schlamm im Wasser.
Nach dem Tausender, ebenfalls eine Lehre aus vielfältigen Ratschlägen in diese Richtung, zog ich die Klinge ganz leicht durch Hartholz. Das soll den Effekt haben, dass der Bart oder der Faden sich vom Grat löst. Nicht hinterfragen sagte ich mir, machen.
Okay, das Resultat war weniger dunkler Abrieb auf den nachfolgenden Steinen und eine wunderbare Politur der Facette. Danach noch einmal die 10 Züge auf jeder Seite auf Koraats angewässertem Schiefer.

Die Haare am Unterarm flogen ungefähr 5mm über der Haut, dass es eine Pracht war. Nun wird sich das Schmuckstück heute Abend beweisen müssen. Ich bin ja einmal sehr gespannt, ob die Klinge lediglich eine aggressive Schärfe hat oder ob sie auch sanft geworden ist (wenn sie denn überhaupt den Ansprüchen des Rasierens genügt - ich bin immer noch ein wenig skeptisch).

Ich bin also auf dem Weg einen Schritt weiter gegangen. Wenn ich diese Schärffäden so verfolge, so finde ich manchmal sehr dogmatische Inhalte, die, wenn ich mich sklavisch daran halte, für mich irgendwie nicht zum gewünschten Ziel führen. Ich denke, letztlich muss jeder für sich seinen Weg finden und das ist an unserer Verrücktheit das Spannende. Ich habe schon so vieles gelernt, seit ich mich mit der Rasur mit Stil befasse - besonders Geduld.

LG mikri

P.S. mein Setup: NaniwaSS 1k, 3k, 5k, 10k und Koraats Schiefer.
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

Stratocaster

mikri, sehr gut geschrieben, fundiert nachgedacht, klingt eigentlich so, als ob der letzte Versuch geklappt haben müsste. Du hast also dann einen Bart erzeugt, der gering genug war, sich nicht in Stückchen oder Fäden zu lösen...... bin gespannt auf deinen weiteren Bericht bez. der Rasur.
Das mit dem Dogma hast du gut in Worte gefasst, sprichst mir aus der Seele. Mittlerweile denke ich auch, dass die gutgemeinten Ratschläge sicher richtig sind, doch dass es so viele individuelle Unterschiede im Kraftaufwand, in der Genauigkeit etc. gibt, dass es kaum möglich ist, die Tipps eins zu eins anzuwenden. Man muss das schon auf seine eigene Art zu schärfen umdenken, anpassen, wie auch immer man es nennen mag. Und dafür ist viel Geduld nötig. Ich sitze auch gerade wieder vor meinen Steinen und mache Versuche..... ;D

Stratocaster

noch was, ich habe natürlich auch folgendes versucht. Einen grade so spürbaren Bart erzeugt, unter dem Mikroskop betrachtet, dann leicht und vorsichtig durch Hartholz gezogen. Bei einem zweiten Messer das gleiche, aber durch Horn gezogen. Beim anschliessenden Mikroskoptest sah alles aus wie vor dem durchziehen, der Bart war noch vorhanden. Um das genau zu erkennen und zu dokumentieren, wäre ein Digimikro nötig. Werde mir demnächst eins besorgen.
Die Post kommt auch immer später, ich warte auf meine frisch geschärften Messer, will mich auch endlich damit rasieren ;D

mikri

Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich der Bart, sofern er lediglich auf einer Seite der Klinge ausgebildet ist, durch Ziehen durch Holz/Horn leicht und "schmerzfrei" ablöst. Mit schmerzfrei meine ich, ohne Beschädigung des Grats.

Ich vergass zu schreiben, dass ich, nachdem ich auf jeder Seite einen Bart angeschliffen hatte, je 20 Wechselschübe gemacht hatte.
Das hat dafür gesorgt, dass der Bart sich bereits derart verminderte, dass er sich letztlich zuvorderst am Grat befand und durch Ziehen durch Hartholz ganz und ohne den Grat zu verändern, ablösen liess. Es war auch unter der 15x Lupe von Schweizer nur ein Fädchen zu erkennen.

LG mikri
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

makingthingssharp

Zitat von: mikri am 11. Dezember 2014, 12:06:30
...

P.S. mein Setup: NaniwaSS 1k, 3k, 5k, 10k und Koraats Schiefer.

Das finde ich auch interessant. Ich hatte Koraats Schiefer bisher immer so um die 8000 eingestuft, zugegebenermaßen im angeriebenen Zustand.
Ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen ihn noch nach dem 10000er SS zu setzen.
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

mikri

Zitat von: makingthingssharp am 11. Dezember 2014, 13:37:46
Zitat von: mikri am 11. Dezember 2014, 12:06:30
...

P.S. mein Setup: NaniwaSS 1k, 3k, 5k, 10k und Koraats Schiefer.

Das finde ich auch interessant. Ich hatte Koraats Schiefer bisher immer so um die 8000 eingestuft, zugegebenermaßen im angeriebenen Zustand.
Ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen ihn noch nach dem 10000er SS zu setzen.

Das ist richtig, aber er kitzelt nach dem 10k Naniwa noch ein klein wenig die Schärfe und macht das Resultat spürbar sanfter. Ist echt kein Scherz. Nur Wasser drauf und ganz leicht auf jeder Seite bis 10 Züge ausführen. Dieser Tipp stammt von Koraat selber und er hatte sowas von Recht damit.
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

makingthingssharp

Würde sich das lohnen, den Schiefer im angeriebenen Zustand vor den 10000er zu setzen und nur mit Wasser noch einmal danach?
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

Stratocaster

Eben habe ich versucht, die Facette nicht durch Holz o. Horn zu ziehen, sondern eine Art halben Kreuzzug ohne wenden mit dem Grat über Horn. Der Bart ging sofort, nach zwei, drei Zügen ab bzw. ich spürte ihn nicht mehr mit den Fingern.
Das mit dem Schiefer nach dem 10k hat mir auch nicht eingeleuchtet, bzw. in meinem Falle wäre es ein alter Thüringer nach dem 10k, dessen Körnung ja auch nicht so fein sein sollte wie die des 10k, theoretisch.... Ich glaube aber sehr wohl, dass die Rasur dadurch sanfter werden würde und dass die Schärfe des 10k nicht sonderlich beeinträchtigt wird. Wie gesagt, der Glaube eines Anfängers..... noch theoretisch, da ich momentan nur mit synthetischen Steinen schärfe, um mich nicht zu verzetteln. Erst wenn das einigermassen klappt, werde ich mich ausgiebig mit den Natursteinen befassen.(Falls meine restliche Lebenszeit dafür ausreicht ;D)

mikri

Zitat von: makingthingssharp am 11. Dezember 2014, 13:58:51
Würde sich das lohnen, den Schiefer im angeriebenen Zustand vor den 10000er zu setzen und nur mit Wasser noch einmal danach?

Vielleicht, wenn du die dunkle Seite anreibst? Ich kann es dir nicht sagen. Wie mein Vorredner bereits sagte, ich halte mich im Moment sklavisch an verschiedene Ratschläge, modifiziere und verinnerliche so, dass es für mich und meine Bedürfnisse passt.
Ich denke hier macht Versuch kluch.

LG mikri
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog