Auf der Ledersuche für einen Selbstbau-Riemen

Begonnen von NebuK, 29. Oktober 2014, 09:41:22

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NebuK

Hallöchen zusammen,

da ich ja meine erste Messerrasur mit möglichst viel selbstmachen (was nicht zuletzt meinem Studentenbudget geschulded ist, wie ich leider zugeben muss) zu Wege bringen möchte reichen die Messer die ich zur Zeit in:
https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,28284.0.html
Beackere eben leider nicht. Ein Riemen muss auch her.

Jetzt habe ich schon viel hier im Forum herumgelesen, und bin mir sicher dass wenn mir die Messerrasur liegt ich auch einen anständigen Riemen anschaffe -- also keine Angst vor einem weiteren "Geiz ist Geil"-Fanatiker.

Was ich jetzt versucht habe ist erst einmal unverbindlich in der Nähe bei Autosattlereien und Ledernähereien nach Reststücken zu fragen. Die sind auch reichlich vorhanden, und würden gegen Kaffeekässchen den Besitzer wechseln.

Die Frage ist nur: Welches Leder eignet sich als welcher Riemen -- oder überhaupt?

Was ich bisher herausbekommen habe ist: Das (Rinds-)Leder sollte auf keinen Fall gemasert sein, es sollte nicht hart, zäh und spröde, sondern weich und geschmeidig sein. Für einen Hängeriemen brauche ich dickeres Leder (ab ~2mm aufwärts?), für einen Stoßriemen, auf Hartholz aufgeklebt, reicht auch ein ~1mm-Leder. Das Leder sollte Knick- und Narbenfrei sein.

Verwendet wird wohl immer die glattere Seite des Leders ("Außen am Viech"?). Diese sollte ich je nach Zustand mit zunehmend feinem Schleifpapier und sehr sehr wenig Druck vorsichtig "satinieren" bis ich eine sehr feine samtige Oberfläche habe. Kanten werden g.g.f. gebrochen.

Oft fallen auch Stichworte wie "Dickleder" und "Juchtenleder", wobei "Juchtenleder" wohl eine spezielle Gerbweise bezeichnet, wenn ich mich nicht irre? Wie ich die beiden Unterschiede wenn ich davor stehe ... puh! :)

Das wars leider mit der Information die ich bisher finden konnte. Und selbst bei den Informationen weiß ich nicht ob sie richtig sind.

Da ich z.Zt. noch keine Blindnietenzänge und Lochstanze besitze würde ich für den ersten Riemen vielleicht eher einen Stoßriemen bauen. Ein Hartholzbrett plan machen kann ich, und Kraftkleber ist auch vorhanden.
Jetzt nur die nächste Frage: Sind Stoßriemen und Hängeriemen für den Alltagsgebrauch etwa gleichwertig zu verwenden? Die Hängeriemen scheinen ja größerer Beliebtheit zu fröhnen...

Je nach dem wie viele oder wie große Reststücke ich bekommen kann würde ich dann auch in Betracht ziehen einen Lukas-Chromoxidgrün-Stumpf-Ölfarben-Riemen und einen Natur bauen -- aus dem feineren Stück dann der Naturriemen?

Soweit mal mit den tausend Frage -- danke schonmal im Vorraus :-D.

Grüßle
-Dario

madd

Hallo NebuK,

nimm mal mit der Gerberei Schachmayr Kontakt auf, die stellen öfters auch bei eBay Ledersteifen in verschiedenen Abmessungen ein. Sehr feines Rindsleder und gut geignet für Riemen !

http://www.schachenmayr-leder.de/


NebuK

Hi,

danke für den Tip zur Bezugsquelle! Werde ich machen wenn ich hier lokal nicht fündig werde...

Bis dahin habe ich jetzt bei einer anderen Sattlerei "Glück" gehabt: Ich durfte gegen sehr kleinen Obolus in die Kaffeekasse eine kleine Mülltüte voll Reststücke mitnehmen. Soweit ich beurteilen kann alles Rind, das meiste recht anschmiegsam und fein. Leider auch oft Marmomiert und mit Prägungen und Defekten. Aber: Ich glaube aus jedem Stück könnte man min. 1 kleinen Stoßriemen herausschneiden!

Hier mal die Bilder:



Detailaufnahmen der einzelnen Stücke:
http://gallery.ghostdub.de/var/albums/NebuK/Razors/Strops/IMG_5789.JPG?m=1414592173
http://gallery.ghostdub.de/var/albums/NebuK/Razors/Strops/IMG_5790.JPG?m=1414592178
http://gallery.ghostdub.de/var/albums/NebuK/Razors/Strops/IMG_5791.JPG?m=1414592181
http://gallery.ghostdub.de/var/albums/NebuK/Razors/Strops/IMG_5792.JPG?m=1414592177
http://gallery.ghostdub.de/var/albums/NebuK/Razors/Strops/IMG_5793.JPG?m=1414592183

Denkt ihr aus irgend einem liese sich da was basteln? Eventuell durch ab/ausschleifen der Strukturierten Oberfläche? Oder darf ich das jetzt getrost für andere Basteleien und Nähereien wie Stofftiere weiterverwenden?  :o ;D

Wäre toll wenn jemand mit einem "Auge für Leder" mal draufschauen könnte :).

Danke & Grüßle
-Dario

madd

Hi Dario,

leider sind die Lederreste für ein gutes Leder unbrauchbar, da sie viel zu narbig sind. Hast du dir schon mal ein guter Riemen genauer angesehen oder benützt?
Ich habe vor ein paar Jahren den gleichen Fehler gemacht, da wirst du sicher nicht glücklich werden damit. Nur mal so als Beigabe oder zum NAchdenken über dein Vorhaben  ???

madd


Klaasianer

Aus diesen Lederteilen kannst Du Dir Taschen für Messer nähen. Leder für Riemen sehe ich keines dabei.
Rasito ergo sum!

NebuK

Hi,

danke für eure Einschätzungen. Dann werden halt Täschchen, Hüllen für Hobel und Ähnliches draus. Leder nähen wollte ich sowieso auch irgendwann mal lernen. Aber das eben für die lange Bank.

Zudem muss ich zugeben dass ich noch keinen guten Riemen in der Hand hatte. Nur einen uralten aus dem Keller der Oma eines Freundes, und der sah ... äh ... schlimmer aus. Bei weitem :-). Aber am Freitag bin ich zum Messer-Schleifen bei einem anderen Forianer eingeladen, da werde ich dann die Chance nutzen und mir mal einen anständigen Riemen ansehen.

Jetzt würde mich allerdings für die weitere Recherche auch interessieren woran ihr gesehen habt dass ich hier Taschenmaterial, aber keine Riemen habe. Vernarbt ok, das ist die eine Sache. Ja, viele von den Stücken haben Macken und Narben, aber zwischendrin (sieht man auf dem Photo vllt nicht ganz so gut) sind auch recht gleichmaßige Stücke. (Abgesehen von der gewollten Textur natürlich, von der ich vermutet hätte dass man sie wegschleifen kann?)

Woran also seht ihr dass das Material falsch ist?

Bitte nicht falsch verstehen! Ich glaube euch das durchaus und will mir ja meine hoffentlich irgendwann scharfen Messer nicht wieder Kaputtmachen. Ich will nur wissen WORAN man die Eignung erkennt.

Dass ich mir in der Zeit schon 5 tolle nicht übermäßig teure Riemen im Internet hätte bestellen können ist mir auch klar, aber ... es interessiert mich halt einfach :-).

Danke vielmals! Und Grüßle
-Dario

Iltis

de gustibus, aut bene aut nihil

NebuK

Hi,

nachdem ich jetzt ja ein garantiert benutzbares Leder-Reststück bekommen habe mache ich mich mal daran einen Riemen daraus zu bauen.

Aber erst Bilder, dann Fragen... :-D:



Jetzt habe ich also zu erst einmal wieder die Werkstatt meines netten Nachbarn/Kumpel geräubert. Da gab es eine Stanzzange, und eine Nietzange mit verschiedenen Nieten. Was mir ins Auge gestochen sind sind die großen ... "Hohlnieten"(? heißt das glaube ich?). Könnte ich jetzt nicht einfach an jedem Ende des Riemens 2-3 solcher Hohlnieten anbringen und dort eventuell das Material mit dünnem Reststückleder (s.O.) aufdoppeln. Dann könnte ich ja einfach auf der einen Seite 2 große S-Häken einhängen, und auf der in der Hand gehaltenen Seite einen sehr großen D-Haken mit umgebogenen Enden.
So hätte ich keinerlei Beschläge außer den Nieten fest am Riemen, und damit maximale Flexibilität der Anwendung ... und den einfachsten Aufbau.

Und letzte Frage, nur nochmal zur Sicherheit: Das Leder schleife ich jetzt bis ~600-800 mit sehr wenig Druck vor, so dass ich die ganz fein samtige und zarte Oberfläche so wie bei dem "richtigen" riemen habe. Dann gehe ich mehr oder minder Gewaltsam mit dem Staubsauger direkt mit der Düse dran ("festsaugen" lassen an jeder Stelle und wieder abheben) bis ich alle Restchen an Korn herausgesaugt habe... richtig?

Grüßle & Vielen Dank ;-D
-Dario

PS: Ich werde die Suche nach schönem Leder zum selbermachen natürlich jetzt nicht aufgeben -- ich hätte immernoch gerne eine schöne Quelle hier vor Ort. Aber ich weiß jetzt auch nach was ich suche :-).

Iltis

Hallo Dario,

Wenn ich deine Beschreibunug richtig verstanden habe, würde das schon klappen, was du vorhast, statt die Enden vom Riemen mit Leder zu versteifen wäre es auch eine Überlegung wert ein U-förmig gebogenes Blech zu nehmen, und mit die Hohlnieten zu befestigen - dann brauchtest du nur 1 S-Haken. Ob man diese Lösung elegant findet ist eine andere Frage - ich würde Lederbeschläge mit D-Ringe am beiden Enden besser finden aber de gustibus...

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

NebuK

Hi,

ich habe leider da ich das Leder ja doch dringend gebraucht habe alles über den Haufen werfen müssen:
Die Ösen und "Ösenzange" waren leider beide etwas kurz für die Dicke von 3 Lederlagen (1x dick/gut + oben/unten dünn zum verstärken), daher musste ich die Ösen aus Zeit- und Geduldsmangel direkt\
in das "gute" Leder setzen.

Der Eigentliche, leider verworfene Plan war ja dashier:


Zuerst also das Leder gaaanz vorsichtig quasi ohne Druck 240->800 geschliffen:


Dann mal das Stanzwerkzeug ausprobiert. Leider ist das für so dickes Material weder gedacht noch geeignet. Daher sind die Löcher gegenüber den Anzeichnungen eher schief und krumm geworden, und v\
errutscht. Verflixt!



Dann hab ich einfach mal geschaut was der Baumarkt an Beschlägen hergab. Leider waren die sehr sehr hässlich und Derb. Dafür aber funktional und billiiiisch. Na toll -.- :



Und so schauts dann aus:


Ich hatte gerade das Zepp nochmal nach der Baristo-Anleitung direkt das Zepp darauf abgezogen, und hey -- es besteht den Haartest wieder!

... und ich hab direkt mal reingeschnitten. Sogar an 2 Stellen. Aber nur gaaanz leicht. Mit etwas 600er sehr lokal wieder ausgeschliffen, aber trozdem ärgerlich. Gut dass ich kein Qualitätsrieme\
n gekauft hatte -.-.

Grüßle, hoffe ich habe dem Leder kein Unrecht angetan.
-Dario

NebuK

Hi,

ich habe gerade noch mit einem Lederhändle aus der etwas weiteren Umgebung telefoniert den mir ein Freund der Hobbymäßig "Römert" (also authentische Uniformen/Rüstungen baut, damit auf Kastell-Ausstellungen und ähnliches geht) einen Lederhändler empfohlen gekriegt. Laut seiner Aussage vorallem was Herstellungsweisen und Materialkunde angeht sehr kompetent.

Mit dem habe ich jetzt gerade Telefoniert, ihm die gewünschte Oberfläche und Anwendungszweck geschildert. Er meinte so etwas wurde schon oft angefragt, und er hat da vermutlich was passendes: Vegetabel gegerbtes Rindsleder aus dem Halsbereich. Da wäre die Rückseite geschlossen und Fusselfrei, die Oberseite "leicht verschlossen", sehr fein und frei von Mückenstichen, Narben, Zeckenmarkierungen o.Ä.. Er meinte er denkt dass das selbst für "sehr feine Messer" taugen würde. Der Preis ist auch sehr sehr interessant: 120cm * 8cm * 3mm lägen bei rund 10Euro.

Was denkt ihr, kann das was werden, oder ist das Leder von dem was ich herausbekommen konnte eher ungeeignet für unsere Lederei?

Grüßle
-Dario

Klaasianer

Das könnte schon passen. Aber Ferndiagnosen sind immer problematisch.
Rasito ergo sum!

NebuK

Klar, ist schwer. Aber dann würde ich einfach mal einen Testriemen bestellen sobald ich wieder flüssig bin. Für den Preis kann man ja nicht viel falsch machen, und wenn das Ding taugt, dann wärs ja wirklich eine sehr schön günstige Möglichkeit an einen breiten Riemen zu kommen ;-).

Grüßle & Danke
-Dario

Klaasianer

Zitat von: NebuK am 04. November 2014, 16:15:01
Klar, ist schwer. Aber dann würde ich einfach mal einen Testriemen bestellen sobald ich wieder flüssig bin. Für den Preis kann man ja nicht viel falsch machen, und wenn das Ding taugt, dann wärs ja wirklich eine sehr schön günstige Möglichkeit an einen breiten Riemen zu kommen ;-).

Grüßle & Danke
-Dario

Auf alle Fälle musst Du einem Lederriemen Zeit geben, biss er eingearbeitet ist. Das ist beinahe so wie bei einer Lederhose  ;)
Erst nach einiger Zeit kann ein Fazit gezogen werden (wenn nicht von Anfang an Ausschließungsgründe wie Narben, Falten etc. vorhanden sind)
Rasito ergo sum!

NebuK

Hi,

oh, das ist auch gut zu wissen. Kann ich das irgendwie beschleunigen? Den aktuellen habe ich viel über den Handballen "herumgeknetet" und etwas gewalttätiger über eine saubere/mackenfreie (abgeklebte) Tischkante gezogen. Gibts sonst noch was dass man zum "Einbrennen" tun kann?

Ansonsten hab ich grad aus dem Warwohlnix-Leder und einem reststück Holz und etwas Schliff 80->400 einen einfachst-Stoßriemen gestrickt der dann morgen Chromoxid-Grün (Lukas Künstler-Ölfarbe?) bekommen soll:


Leider gibt es eine Stelle an der sich etwas "Glattigkeit" erhalten hat:

Dort ist das Leder für den Finger glatter als die geschliffenen Bereiche. Leider bin ich selbst mit der 80er nicht bis ganz "ins Tal" durchgedrungen wie es mir scheint... und habe mich dann nicht weiter getraut.

Ist das für die Tonne, oder kann ich einfach mal Chrox schmieren und schauen obs tut? Oder lieber nochmal bei 80er wieder anfangen...?

Grüßle
-Dario