Noch eine technische Frage: Merkur 34c

Doc Chaos · 02. Juni 2014, 08:59:07

Weil ich unbedingt auch DEN klassischen, deutschen Hobel, der weltweit unendliche Liebhaber hat und auch Anfängern immer wieder empfohlen wird, mein Eigen nennen wollte, habe ich mir kürzlich auch noch einen Merkur 34c zugelegt.

Leider entsprach der erste gelieferte Hobel nicht einmal dem hier oft euphemistisch verwendeten Begriff "Industriedesign". In Parallelogramm-Form geschliffene Deckelplate, ungleichmäßige Klingenspalte, Macken/Kratzer überall, scharfkantige Chrom-Pickelchen auf den Schaumkannten, schiefer Kopf auf dem Griff und und und...

Der Tausch-Hobel kam vorgestern und sieht optisch -für Merkur-Verhältnisse- top aus. Allerdings ist mir auch an diesem Hobel, zumindest bereits mit bloßem Auge, aufgefallen, dass die Klingenspalte auf beiden Seiten (also nicht entlang einer Seite) unterschiedlich sind breit sind. Daher nehme ich an, dass eine Seite auch aggressiver rasieren wird als die andere. Da ich es aber noch nicht ausprobiert habe, weiß ich nicht ob und wie stark.

Irgendwo im Netz habe ich mal sinngemäß gelesen, dass beim 34c die Größe des Klingenspalts, im Gegensatz zum Futur, angeblich NICHT über die Aggressivität/Gründlichkeit entscheidet, sondern nur wie weit und in welchem Winkel die Klinge auf der gedachten Linie zwischen Schaumkante und Kante der Deckelplatte liegt.

Ehrlich gesagt habe ich mit Merkur fast das Kaffeewasser auf und ich weiß nicht, ob ich jetzt überhaupt eine groß angelegte Versuchsreihe starten soll, um herauszufinden, ob ich einen Unterschied zwischen beiden Seiten tatsächlich merke oder mir das nur einbilde.
Auch habe ich keinen Bock mehr das Teil noch X Mal umzutauschen und jedesmal nicht zu wissen was für ein Murks als Ersatz kommt.

Was sagt ihr? Stimmt es, daß es beim 34c quasi egal ist, wenn der eine Klingenspalt anders ist als der andere, merkt man keinen Unterschied (was ich mir ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen kann)? Oder soll ich das Teil gleich wieder abstoßen?

Dank & Gruß!

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 09:19:50

Oberplatte in Parallelogrammform? Also irgendwie klingt das so gar nicht 34c für mich sondern riecht eher nach dem Gillette Diamond,
bist du dir sicher das bei deinem "34c" dort wirklich eine solche Struktur ist? Ein Photo wäre hilfreich.
Kleine Unterschiede im Klingenspalt sind normal, je nachdem wie groß diese sind wird man nichts merken (das direkte oder indirekte Verhalten
und damit auch zum großen Teil Rasurverhalten ergibt sich aus der Kombination Klingenspalt, Durchbiegung der Klinge und Klingenfreistand).

Da die Merkur Hobel meist auf dem 3-Loch System basieren und je nach Alter mehr oder weniger gut gearbeitet/verschlissen sind muss man bei einigen die Klinge im Kopf nachjustieren, in aller Regel ist die Ungleichmäßigkeit damit behoben.

Doc Chaos · 02. Juni 2014, 09:39:51

Jup, die kurzen Kanten der Platte des bereits retournierten 34c waren einfach so schlecht nachbearbeitet, dass von oben betrachtet die Platte fast ein Parallelogramm gebildet hat!

Minimalste Toleranzen hmmm, ok, aber wenn ich es schon mit bloßem Auge sehe... Wenn ich bedenke, dass sich z.B. beim Gillette Adjustable die einzelnen Stufen im 100stel mm Bereich bewegen...

Mit "Klinge im Kopf nachjustieren" ist da auch nix. Wie soll ich die denn hoch/runter bewegen, um den Klingenspalt zu verkleinern/vergrößern. Ich kann die nur parrallele zur Schaumkante ausrichten bzw. minimal nach re./li. verschieben und damit die Exponierung ändern, aber nicht die größe des Klingenspalts.

Ist schon peinlich für die Weltmarke DOVO/Merkur. Bei meinem 1976er Gillette Superspeed wird bauartbedingt die Klinge so von den Flügeln eingespannt, daß die 100%ig perfekt ausgerichtet ist und man nix nachjustieren muß. Und daß bei einem Rasierer der in den 60ern für 99 Ct. verschleudert wurde!

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 09:46:02

Ein nachgearbeiteter 34c? Dann hat dich einer aber ordentlich übers Ohr gehauen, soweit mir bekannt und aus eigener Erfahrung find ich kann man an einem einmal gegossenen Zinkdruckgusshobel nix mehr ändern, das ist das Bauteil an sich schon nicht wert. Und der kam wirklich von Merkur?

Mit den Toleranzen eines Adjustable kannst du den 34c aufgrund der unterschiedlichen Klingenaufnahme nicht vergleichen, das 3-Loch System ist am anfälligsten für Toleranzen, wobei diese nicht nur vom Hobel sondern auch in großem Maßstab von den Klingen her rühren, da letztere inzwischen auch eher auf das Langloch optimiert sind.

Was das Justieren angeht, bitte poste doch einmal ein Photo auf dem die unterschiedlichen Klingenspalte zu sehen sind, denn ich verstehe nicht wirklich was du meinst.
Meinst du den Abstand Schaumkantenspitze zu Klingenspitze im Horizontalen oder den Abstand zwischen Klingenspitze und Schaumkantenoberseite im vertikalen?

Doc Chaos · 02. Juni 2014, 10:26:57

Das Teil war 100%ig von Merkur, das hat man schon an der Verarbeitung gesehen.

Im Ernst: Gekauft bei/über Amazon.de, also nix Fälschung. Wer fälscht so'n paar Euro Teil überhaupt?!?

Bzgl. "nachbearbeitet" denke ich, daß wohl am Deckel der Grat ab- und dabei die Geometrie ver-schliffen wurde. Soweit ich weiß wird das entgraten immer noch von Hand gemacht.

Ich meine den Abstand Schneide Unterseite <-> Schaumkantenoberseite vertikal. Wie sollte auch ein horizontaler Abstand da aussehen??? Auf jeweils einer Klingenseite ist der Abstand zur Schaumkannte auf der gesamten Länge der Klinge (horizontal) gleichmäßig, aber unterschiedlich ggü. der anderen Klingenschneide.

uwe9 · 02. Juni 2014, 10:29:02

Irgendwie habe ich die böse Ahnung, dass Merkur die Maschinen noch bis zu absoluten Verschleiss fährt und dann die Hobelproduktion gänzlich einstellen wird $:-\$

Toleranz hin oder her, wenn ich in meinen Mühle Hobel eine Klinge einlege, hat die so gut wie kein Spiel, in meinem Merkur 38c sieht das hingegen schon völlig anders aus, kann ich aber mit leben.

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 10:37:02

Nun ja, also die Verarbeitung von Merkur hin oder her, ich halte es für etwas übertrieben um nichts zu sagen grenzwertig die Verarbeitungsqualität von Merkur in ein schlechtes Licht zu rücken, habe selbst über zwanzig Stück gehabt (und habe auch jetzt noch knapp 10) bei denen die Verarbeitung stets Top war.

Amazon wie auch andere Versand- und Auktionshäuser sind kein Garant für Echte Ware, eher im Gegenteil, man kommt nirgens so schnell und komfortabel an Fälschungen wie über solche Seiten und Ja, auch 34er werden gefälscht, selbst Techs werden/wurden kopiert, ebenso wie Future und andere.

Manuelle Nachbearbeitung gibt es bei Merkur noch und auch Qualitätsprobleme, allerdings ist Merkur auch ein Firma die nachkontrolliert, natürlich halten die einfache Hobel anderen Hobel im 100€+ Segment nicht stand, ebenso (leider) auch preisgleichen zum Teil nicht, aber ein von Hand verschliffener verhunzter Rohling, der dann noch in die teure Galvanik geht um nachher so und so als Retour zu enden, sorry, aber das klingt merkwürdig.

Bei wem hast du den Hobel den wieder eingetauscht?

PS: Die Vermutung das Merkur die alten Maschinen bis zum Verschleiß fährt ist so alt wie das Forum, mal ganz ehrlich, was kann an einer Druckgussmaschine verschleissen, nur die Form, und die muss so und so in einem gewissen Abstand neu hergerichtet werden ähnlich einem Gesenk.

uwe9 · 02. Juni 2014, 10:45:30

Naja, wenn man sieht, dass einige Hobel von Merkur mittlerweile nicht mehr produziert werden, legt imho die Vermutung schon nahe $:-\$

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 10:52:55

Warum sollte Merkur auch produzieren was auf dem Markt nicht absetzbar ist?
Über uns Forenmitglieder machen die nicht ihren Umsatz, wir sind eher eine gute, kostenlose Werbeplattform aber nicht der Weg Geld zu verdienen.
Beschaut man sich die in hohen Auflagen produzierten Hobel des unteren und mittleren Preissegmentes endet man schnell beim typischen 34er Kopf sowie bei einigen Tech oder OT Derivaten, bei denen die Griffe deutlich mehr variieren als der Rasierer selbst.
Zinkdruckguss ist hierbei der Schlüssel dafür weswegen es überhaupt in diesem Preissegment noch Hobel gibt, preiswert, schnell und in großer Auflage fertigbar, vergleichbare Messingrasierer wären kaum bezahlbar da die technischen Ansprüche an die Fertigung höher sind (Fräsen, stanzen, hobeln, schlichten, alles mit deutlich mehr Verschließ verknüpft), das teuerste dürfte eine aufwändige Beschichtung für den schönen Schein sein.

uwe9 · 02. Juni 2014, 11:06:38

Wenn Merkur echtes Interesse hätte, dann käme auch mal wieder etwas Neues von denen, kommt aber nicht. Der Merkur 38c mit farbigen Griffen war imho die letzte "Neuerung". Ich stieg in die Hobelei ein, kurz nachdem der Merkur 38c neu erschienen war, diesen habe ich dann auch gekauft. Er hatte ein fehlerhaftes Gewinde, so dass ich ihn umtauschen musste. Also wenn schon ein damals neues Modell fehlerbehaftet war ...

Dass es sehr gut geht, zeigen ja E. Jaegger / Mühle.

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 11:23:23

Anders als EJ/Mühle hat Merkur aber bereits ein Programm mit verhältnismäßig großer Vielfalt, so why change a running system?
Merkur wird irgendwann auch etwas neues rausbringen, aber wahrscheinlich erst dann wenn wirtschaftlicher Bedarf besteht sich im
Hobelegment neu zu positionieren, solange man mit zwei Adjustables, einem Torsion sowie den Basishobeln und Messern Gewinn
erwirtschaftet und mehr oder weniger Konkurrenz nur im unteren Bereich zu fürchten hat braucht man eigentlich keine Neuerungen
da man sich auf dem Markt schon positioniert hat und es in der Größenordnung auch nur einen wirklichen Konkurrenten gibt.
Dovo/Merkur ist der größte der beiden noch produzierenden Solinger Hersteller mit einem Hobel und Messer umfassenden Großsortiment,
es wird noch etwas dauern bis andere es schaffen den notwenigen Druck aufzubauen bis Änderungen nötig sind, zumal man nicht vergessen
darf das aus unserer Sichtweise, die wir mehrer Hobel nutzen und ggf. sammeln, selbst drei neue Modelle im Jahr nicht genug wären

Der Hobeler der die Rasur nicht gerade als Hobby hat wird wahrscheinlich bei weitem nicht so nach Neuerungen rufen wie wir hier.

uwe9 · 02. Juni 2014, 11:30:39

... na schaumer mal

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 12:21:08

dem kann ich nur uneingeschränkt beipflichten

Doc Chaos · 02. Juni 2014, 14:13:30

Mir ging es weniger darum die Echtheit von aus absolut seriöser Quelle gekauften Merkurs anzuzweifeln oder darüber zu spekulieren, wie lange es DOVO noch schafft sich mit seinen ausgelutschten Maschinen und "Industriedesign Qualität" über Wasser zu halten.

Können wir jetzt also bitte wieder BTT?

Kann noch jemand was zu meiner technisch basierten Ursprungsfrage bzgl. unterschiedlichem Rasurverhalten bei unterschiedlich großen Klingenspalten am 34c sagen?

Rockabillyhelge · 02. Juni 2014, 14:16:52

Ein unterschiedlicher Klingenspalt in der von dir beschriebenen Form dürfte in einem unterschiedlichen Verhalten der beiden Seiten resultieren,
früher gab es den 34er (30er Jahre) regulär mit zwei unterschiedlichen Seiten damit man eine zum Abräumen (Vorrasur) und eine zum Nacharbeiten (Nachrasur) hatte, dieses Prinzip gabs zum Beispiel bei Emir bis in die 60er, bei Merkur glaube ich aber war Anfang der 50er Schluß damit.