Giesen & Forsthoff - geschlossene Schaumkante

Begonnen von KäptnBlade, 26. April 2014, 15:17:34

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shaveling

#45
Zitat von: Drill Instructor am 08. Februar 2015, 21:22:37
...Leider waren es die vielen bei alltäglicher Benutzung kaputtgegangenen Deckel die mir eben die Lust an beiden Kopfvarianten verleidet haben....Gut, dass man sich bei G&F angesichts der vielen Reklamationen Gedanken gemacht hat - leider in die falsche Richtung. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Firmenleitung haben dem ganzen dann die Krone aufgesetzt...

Meine Deckelplatte hat es jetzt auch erwischt. Beim rasieren (!) ist der Deckel abgebrochen und das Gewinde steckt im Hobelgriff. Ich habe den Hobel eingesendet, aber die Sachverständgen bei G&F schliessen einen Materialfehler kategorisch aus.

Schade, eigentlich war ich super zufrieden. Aber auch der beste Hobel der Welt würde nix nützen, wenn er kein Jahr hält. Ein guter After Sales Service scheint G&F nicht so wichtig zu sein. In Zeiten der internet-Transparenz, u.a. durch solche spezielle Foren, eine interessierte aber höchst zweifelhafte Strategie.


Standlinie

Bei vielen Hobeln werden die Kopfplatten nur noch aus Druckguss hergestellt. Dafür spielen wohl Kostengründe und eine einfache Herstellung die entscheidende Rolle. Nehmen wir einfach einmal an, dass der Guss der Kopfplatte einwandfrei gewesen ist und die Gusszusammensetzung idealen Anforderungen entsprach. In Abhängigkeit von einer sorgfältigen Endbearbeitung der frisch gegossenen Kopfplatte wird diese schließlich entgratet und ein Gewinde auf den dafür vorgesehenen Stift geschnitten.
Druckguss zählt von seinem Werkstoffeigenschaften her zu den spröden Werkstoffen. Deshalb kann ein schon leicht verschlissenes Gewindeschneideisen oder eine zu hohe Geschwindigkeit beim Gewindeschneidvorgang oder aber eine Kombination aus beiden Einflussnehmern im späteren Gewindestift einen elastischen Grenzzustand hervorrufen. Das heißt, der Gewindestift hat ein Gewinde erhalten, das bereits bei einem stärkeren Festschrauben des Hobelgriffes (zu starkes Drehmoment) unmittelbar an der Kopfplatte abreissen kann. In der technischen Mechanik wird diese Brucherscheinung als Torsionsbruch bezeichnet. Die Bruchflächen weisen Winkel von rund 45 Grad auf (Stichwort Mohrscher Spannungskreis).

Im Maschinenbau werden zur Vermeidung von Schraubenabrissen Drehmomente vorgeschrieben, die einzuhalten sind und nicht überschritten werden dürfen. Jeder kennt dies vom Reifenwechsel her oder aber von den Zylinderkopfschrauben eines Motors. Der Einsatz eines Drehmomentschlüssels ist da schon sehr hilfreich. Und in Analogie dazu lege ich bei meinen Hobeln immer eine Kunststoffscheibe zwischen die Hobelgrundplatte und den Hobelgriff. Sollte ich beim Zuschrauben zu viel Kraft aufwenden und damit ein zu hohes Drehmoment ausüben, bildet diese Kunststoffscheibe eine Art Puffer, der die Kraftübertragung dann durch eine dann einsetzende Materialstauchung in der Kunststoffscheibe begrenzt und so einem Abriss des Gewindestiftes vorbeugt. Die Kunststoffscheibe bewirkt auch noch einen anderen angenehmen Nebeneffekt. Beim Zuschrauben des Griffes kann dieser die Oberflächenbeschichtung der Grundplatte auch nicht abschaben und so schädigen. Bei alten Hobeln ist diese Kontaktzone in der Regel über die Zeit vollständig von ihrer ursprünglichen Beschichtung (Versilberung, Vergoldung, Vernickelung, u.a.) befreit worden.

Der Hobelhersteller lehnt den abgerissenen Gewindestift natürlich aus für uns nicht (immer) nachvollziehbaren Gründen ab. Hierbei können/sollten/müssen wir uns vor Augen halten, dass ein Hobel im Vergleich zu einer Waschmaschine oder einem KFZ nur einen Gegenstand von einem geringem Wert darstellt. Deshalb behaupte ich einfach, dass der Hersteller auftretenden Fehlern gegenüber ein geringes Interesse zeigen wird und ihnen nur ungern nachgeht. Der Hersteller könnte seine ablehnende Haltung deshalb wie folgt begründen:
a.) Es gibt keine Materialfehler.
b.) Es gibt keine Bearbeitungsfehler.
c.) Der Abriss ist durch eine unzulässige Kraftaufwendung entstanden, weil der Hobelgriff zu stark zugeschraubt wurde.
d.) Der Abriss könnte aus einem Grund entstanden sein, der dem Hersteller nicht bekannt ist und deshalb von ihm auch nicht nachvollzogen werden kann.

Kein Hersteller wird von sich aus zugeben, dass die unter a.) oder b.) genannten Gründe zutreffen könnten. Der unter d.) genannte Grund geht in dieselbe Richtung. Und die Durchsetzung eines etwaigen Ersatzanspruches für alle genannten Gründe liegt ohnehin beim Käufer. So sieht die traurige Wahrheit wohl aus.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

nero

Schöne Herangehensweise Standlinie!

Meines Erachtens sollte aber auf jeden Fall die Normalspannung, welche durch die vom Drehmoment erzeugte Vorspannkraft entsteht und am Bauteil wirkt noch berücksichtigt werden.
Wie viel Kraft tatsächlich auf solchen Bauteilen lastet, obwohl man nur "wenig" Drehmoment beim Zuschrauben erzeugt, kann man ganz gut in dieser Tablle ersehen:
http://www.schrauben-normen.de/anziehmomente.html

Soweit ich weiß haben Zinkdruckgüsse eine Streckgrenze von etwa 300N/mm² +-, also die Grenze, wo der Werktstoff sich noch elastisch verhält.
Bei einem M5 Zinkdruckgussgewinde könnte man also schnell eine vereinfachte, maximale Belastung von ca. 3700N = 3,7kN = 370kg aufbringen, bis das Bauteil kaputt geht. Ganz ohne Reibungsverluste, Berücksichtigung der Spannungsart, Sicherheitszahl etc.
Das hört sich zunächst nach ziemlich großer Last an, aber diese Last wird bei Gewinden schnell über die Vorspannkraft durch sehr wenig Drehmoment erreicht.

Beispiel aus der Tabelle:
Schaut man sich das M5 Gewinde mit der Festigkeit 5.6, welches dem Zinkdruckguss am nächsten kommt an, so erreicht man bereits eine Vorspannkraft von ca. 3kN = 300kg mit einem angelegten Drehmoment von gerade mal 2,8Nm = 280g auf einem Meter.
Was aber wohl einige gerne machen ist den Kopf des Hobels beim letzten Zudrehen mitzubenutzen, am besten noch von beiden Seiten drehend, so dass das Kräftepaar perfekt ist. Wenn man mit einer durchschnittlichen Rasierhobelkopfbreite von 4cm rechnet, müsste man ungefähr 7kg aufbringen, um das Drehmoment von 2,8Nm zu erzeugen.
Ich denke so viel Fingerspitzengefühl sollte man als Hobler schon mitbringen, gleichwohl bin ich aber auch überzeugt, dass ein etwas grobmotorisch-veranlagter Mensch schnell zu viel Kraft beim Zudrehen benutzt.

Aber genug zur Theorie, dem Rechnen usw.
Es darf nicht passieren, bei so vielen anderen Hobeln halten die Gewindestifte seit Jahrzehnten und bei den G&F´s brechen die Gewinde zwar nicht reihenweise, aber schon auffallend oft ab?
Auch wenn der Hersteller einen Fehler nicht zugeben mag, so könnte er dennoch ergründen, ob es da nicht Optimierungsmöglichkeiten gibt - so wie es MT auch getan hat.
Sei es nun durch Konstruktionsänderung, Werkstoffverbesserung o.ä., aber einfach den zahlreichen Anwendern die Schuld zuzuweisen und quasi schon eine Klatsche per E-Mail zu erteilen ist m.E. eine Frechheit.
Was mich sowieso schon von Anfang an störte ist, dass man zwar auf Edelstahlgriffe setzt, aber dann die ollen Druckgussköpfe draufschraubt. Hätte man hier etwas mehr investiert, wäre vllt. ein ausgezeichneter und vollwertiger Edelstahlhobel bei rausgekommen.
Löppt!

Mr.X

@Standline & nero

Wollt ihr, mit euren hervorragenden Kentnissen in der Hobelmedizin, nicht mal einen eigenen Hobel entwickeln? ;D

Drill Instructor

Ich habe kein Problem mit einem Druckgusskopf - so lange der (wie bei anderen Herstellern) die normale Rasur dauerhaft aushält.

Man kann ja mal ein Problem in der Fertigung haben, man muss es nur erkenen und abstellen. Anfangs hat man im nachgewiesenen Defektfall noch einen kostenlosen Ersatzkopf bekommen, dann ging es an mit langen Diskussionen, Einschicken des Defektteils mit wochenlanger "Prüfung" sowie der Ablehnung i.V.m. Zusendung eines Neuteils (WTF???) und jetzt sind wir wohl bei der generellen Ablehnung angekommen.

Ich weiß von mehreren Timor-Köpfen, die bei ganz normaler Bedienung abgebrochen sind. Viele sind gebrochen weil sie mal runtergefallen sind - andere Hobel halten das zwar problemlos aus, aber zur normalen Bedienung zählt das wohl heutzutage nicht mehr.

Die Idee einen eigenen Hobel zu entwickeln hatten schon viele, aber trotz dem aktuellen 3D-Print-Hype ist es nicht so einfach, sich einfach mal einen Hobel fräsen zu lassen.

Klaro könnte man mal bei einem Kleinserienfertiger anfragen ob er einen echten GRF-Custom-Hobel fertigt, aber den Abstimmungsprozess, wer wieviel Geld für welches Hobeldesign zahlt (im Voraus!) stelle ich mir als sehr kniffelig vor.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

Standlinie

Zitat von: Mr.X am 25. März 2015, 12:09:34
@Standline & nero

Wollt ihr, mit euren hervorragenden Kentnissen in der Hobelmedizin, nicht mal einen eigenen Hobel entwickeln? ;D

Mit der Entwicklung eines eigenen Hobels ist das so eine Sache. Es lohnt sich aus meiner Sicht nicht, das Hobelrad auf irgendeine Weise neu zu erfinden. Ich würde mich deshalb eher auf ein bewährtes Muster beschränken, das ich dann einfach in Edelstahl nachbauen würde, hier allerdings mit einigen Modifizierungen meiner Wahl. Patent- oder urheberrechtliche Bestimmungen brauchte ich dafür nicht mehr zu beachten, ich bin also frei in meiner Entscheidung. In meiner Sammlung habe ich auch schon einige entsprechende Hobelexemplare, die dafür in Frage kommen würden. Ich würde davon das von seiner geometrischen Form her einfachste Exemplar auswählen, nach dem Motto "keep it simple and strong". Ein Hobelmodell, von dem ich weiß, dass es nachhaltig rasiert. Allerdings fehlt mir der Fachbetrieb, der mal eben 50 Hobelköpfe für mich anfertigt.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

nero

Zitat von: Mr.X am 25. März 2015, 12:09:34
@Standline & nero

Wollt ihr, mit euren hervorragenden Kentnissen in der Hobelmedizin, nicht mal einen eigenen Hobel entwickeln? ;D

Im Grunde ist ja alles möglich. Und dank Open-Source CAD-Software hat im Grunde jeder von uns die Möglichkeit seinen eigenen Rasierhobel zu entwickeln und in einem geeigneten Dateiformat zur Produktion zu veröffentlichen.
Jedoch ist die Konstruktion eines Hobelkopfes nicht mal eben so gemacht. Griffe hingegen mit CAD-Software zu designen ist keine allzu große Herausforderung.
Wenn man die Zeit findet, könnte man durchaus einen Hobel am PC konstruieren und dann einfach über einen 3D-Druck-Service fertigen lassen. Bei CNC-Fertigung usw. müsste man dann natürlich geeignete Drehereien usw. finden und auch das nötige Kleingeld dafür mitbringen.

Löppt!

Mr.X

Zitat von: nero am 25. März 2015, 16:20:56
das nötige Kleingeld dafür mitbringen.
Ja, das liebe Geld. Vielleicht ergeben sich in Zukunft andere Möglichkeiten eure Kenntnisse einzubringen. Ich habe meinen G&F OC jetzt mit einem Silikonring geschützt.
Ich sehe mich schon auf dem Boden kriechen um das Ding wiederzufinden. :D

Drill Instructor

Mein Hybridhobel hat einen solchen Plastikring vom Vorbesitzer verpasst bekommen. Ratet mal, was ich nahc jeder Rasur davor rette, durch den Abfluss zu verschwinden.
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

alvaro

Zum Thema abgebrochene M5 Stifte.
Ich habe bei meinem G+F eine Kopfplatte mehr da ich einen Rasierer mit 2 Kopfplatten gekauft habe.
Da ich aber 3 R89 Köpfe habe habe ich einfach eine G+F Kopfplatte mit einem Mühle Deckel kombiniert.
Bei der Rasur merke ich keinen Unterschied zum original G+F Kopf.
Die Mühle Kopfplatte gibt es auch einzel für 10€ zu kaufen.
Da die Mühle Kopfplatte offensichtlich besser ist (oder Mühle kulanter) wie die G+F Kopfplatte dürfte so das Problem zu beheben sein
Wer beide Köpfe hat sollte es einfach einmal testen.

shaveling

Wider erwarten hatte ich heute eine neue Deckelplatte in der Hauspost. Ob nun ein "Materialfehler" vorliegt oder nicht, im Endeffekt hätte man sich die Aussage dazu auch sparen können.

vio

#56
Ich hatte jetzt einen Timor zum Testen gehabt und finde Ihn gut, aber ich bekomme ohne dass es ein Anzeichen dafür gibt -Klingen abhängig- Rasurbrand. Wertigkeit finde ich gut bis okay. Der Griff ist echt eine super Qualität, es rutscht auch nichts, wenn die Hände mal nass sind. Einzig die Bodenplatte war nicht sauber verchromt, im Detail war an einer Stelle die Verchromung etwas schwach und wenn man jetzt schon Probleme mit dem Beschaffung von Ersatzteilen hat, nun ja  dr:!
Zur Kopfplatte allgemein, bei vielen Herstellern muss mach sachte mit umgehen und stets beim zudrehen aufpassen. Es trifft Edelstahl Handgriff auf Spritzguss und der gibt eher nach als der Griff.  O0

Fazit: Mit Personna Lab Blue eine super Rasur, mit anderen Klingen muss man nochmal testen. Ich finde eine Merkur Schaumkante besser und Preis für ein 23C ist auch viel günstiger. Der Timor ist für Leute die es bei dem Hobeln sicher haben möchten und etwas suchen, was Fehler verzeiht. Wichtig, es sollte einer recht Sanfte Klinge sein.
Cu Vio

Hellas

Kann ich so nicht bestätigen. Bei mir ist der G&F ein "Allesfresser" was Klingen angeht. selbst solche, die ich in anderen Hobeln komplett aussortiert habe, sind im G&F CC brauchbar. Und gerade mit aggresiveren klingen kommt der Timor recht gut zurecht..

alvaro

Zitat von: Hellas am 24. August 2015, 23:01:45
Kann ich so nicht bestätigen. Bei mir ist der G&F ein "Allesfresser" was Klingen angeht. selbst solche, die ich in anderen Hobeln komplett aussortiert habe, sind im G&F CC brauchbar. Und gerade mit aggresiveren klingen kommt der Timor recht gut zurecht..

Zustimmung!!!!
Ist mein bester und problemlosester Hobel mit der sanftesten Rasur.

Sinner1972

Kann ich nur unterstreichen. Anders als z. B. die eher wählerischen Mühle/Jagger fressen meine Timor fast alles. Die beiden CC noch mehr als der OC.

Am besten laufen sie bei mir mit einer scharfen Sputnik - WTG, ATG, Clean-Up und fertig. Damit ist er mein Lieblingshobel.

Wer noch einen Puffer-Ring sucht um das Gewinde zu schützen sollte sich mal Öldichtungsringe aus Gummi ansehen. Gibts in jeder Größe. Halten nicht ewig kosten aber auch nur nen Euro im 50er Pack :)

War bei meinen Timor aber bislang nicht notwendig.

cucu
Sinner