Womit den GBB finishen?

Begonnen von Ponti, 15. März 2014, 11:36:31

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

paragerry

Hi liebe Gemeinde, hi Felix,

zu dem Thema möchte ich auch mal kurz was beisteuern. Auch wenn ich keinen GBB besitze.
Aber da das Thema auf die Technik gekommen ist und auch ich anfangs Probleme damit hatte, hoffe ich dass mein Beitrag hier nicht komplett OT ist.


Ich habe mir die Anleitungen auch alle durchgelesen und bin dann dank eines Forumskollegen nun zu meiner für mich ausreichenden Technik gekommen.

Beginnen tue ich mit einem Kombistein 1000/3000 auf der 1000er Seite. (es ist der am meisten empfohlene günstige Einsteigerstein - Namen hab ich jetzt nicht mehr)
Meine Schleifmethode erfolgt mit beiden Händen und ohne Druck (bzw versuche ich das).

Wenn ich komplett neu anfange, reibe ich den Stein an und schleife die eine Seite bis ich "durch" bin. Also die Facette komplett gesetzt habe. Das merke ich einerseits mit der Lupe (die ich im übrigen nicht mehr verwende, sich aber durchaus als hilfreich erweist - hat gerade mein Bruder) und andererseits am Grat der sich auf der Gegenseite bildet.[/li][/list]
Wenn die eine Seite durch ist kommt die andere dran bis auch diese durch ist. Anreiben wird dazwischen nach Bedarf wiederholt - je nachdem wie sich die Suppe farblich verändert.[/li][/list]
Wichtig :dann folgen wechselseitig Schübe am unangeriebenen Stein ca. 10 - 15 Mal um den Grat zu minimieren. Hierbei ist ein wenig mehr Vorsicht angebracht und dazwischen immer wieder den Stein und das Messer abspülen

Dann wechsle ich auf den 3000er und wiederhole die Prozedur wie vorhin.

Zum Abschluss nehme ich Ulriks Schiefer, klebe eine zusätzliche Lage ab und finische das Messer nach obig beschriebener Methode.
Am Abschlussstein bin ich am kürzesten bzw geht das am schnellsten vor sich (nicht die Bewegung, nur die Dauer).

Dann noch Ledern - da hab ich mal gezählt, sind zwischen 50 - 100 Streiche. Dann mach ich den Haartest und wenn alles gut ist, dann ist es fertig für die Rasur.

Dass beim Wechsel auf den jeweils anderen Stein die Abklebung erneuert wird denke ich sei nur mehr obligatorisch erwähnt.

Den Haartest nach dem 3000er schaffe ich eher selten. Laut Rückmeldung eines Forumskollegen sind meine Messer Rasurscharf und zufriedenstellend, allerdings könnten sie noch einen Tick sanfter sein. Ok, damit kann ich leben, lerne ja selber noch ;)

Hoffe nicht komplett verwirrt zu haben und wünsche noch ein schönes Wochenende.

lg,
Gerry
Wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein.

hatzicho

Meiner Meinung nach kommt es immer darauf an, ob Du an Schärfe oder Sanftheit zugewinnen willst. Die Schärfe wird immer besser je feiner die Steine (Kunststeine) in der Körnung werden. Doch vorsicht, an einem gewissen Punkt sind bei fast allen Steinen Grenzen gestzt, ein Überschärfen ist die Gefahr. Das gilt insbesondere auch für spezielle Natursteine wie den La Lune.
Wenn Du an Sanftheit zugewinnen willst, musst Du zunächst mit den Steinen Deine Grundschärfe erreichen. Das ist aber normalerweise mit den GBB kein Problem, wenn Du wirklich mit der Slurry arbeitest, d.h. anfänglich dicke Slurry, am Ende nur noch Wasser bzw. unter fließend Wasser schärfen um die selfslurry Eigenschaften mancher GBB zu eliminieren.

Meiner persöhnlichen Meinung nach geht dann nichts über den Sanftheit eines Endabzugs mit einem alten gelbgrünen Thüringer.
Aber das muss man selbst ausprobieren und erleben...

Rockabillyhelge

Also manchmal wundere ich mich ja schon wie unterschiedlich die Erfahrungen sein können,
ich strenge meinen LaLune jedesmal mit einer großen Menge an Zügen in stetiger
Slurry Verdünnung an, aber so etwas wie Überschärfe (was soll das eigentlich sein und wie kann
sich bei gehärtetem Stahl der ausbrechen kann, ein feiner Grat über die Spitze hinaus bilden der eher
an ein Fließverhalten erinnert, das bei um die 60 Rockwell auf Leder oder Stein in der Form sicherlich
unwahrscheinlich ist?) konnte ich bisher nicht feststellen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

hatzicho

Naja zum Überschärfen gibt es viele Threads und Meinungen in allen Foren. Insbesondere mit den Amis habe ich hier zu verschiedensten Steinen sehr hoher Feinheit schon viel diskuttiert. Aber wie bei vielem - eine allgemein gültige oder anerkannte Wahrheit lässt sich daraus nicht ableiten.

Meiner Meinung nach wird der Grat mit speziellen ganz feinen Steinen zu lang und so dünn und damit teilweise instabil, dass er sich sehr schnell (zu schnell) beim Rasieren umlegt. Das passiert natürlich insbesondere bei Messern mit weichem Stahl aufgrund der Zusammensetzung oder des Härtens. Bei härteren Stählen kommt es eher zu Mikroausbrüchen, weniger zur Instabilität des Grates insgesamt. 

Natürlich kann man hier gegenwirken durch die Art und Weise des Lederns oder auch dem Setzen einer zweiten Facette mittels Tape oder ähnlichem. Die alten Schärfmeister haben die Stabilität der Schneide durch einen sogenannten Hochzug erreicht, d.h. ein kurzes Abziehen des Messers in einem sehr steilen Winkel von ca. 45 ° vor dem Endabzug, der von vorne herein eine steilere Facette der Schneide setzt und damit eine übermäßige Gratbildung beim Ausschleifen und Abziehen des Messers verhindert.

BastlWastl

Zur Ausgangsfrage zurück!

Nach dem GBB hilft wenn Sanftheit gefragt ist, eigentlich nix mehr wirklich! (meine Meinung). Ich habe alles an Steinen getestet (alle relevanten Synthies, und nahezu alle bekannten Rasiermesser Natursteine)  und komme immer wieder zu den Belgiern zurück.

Es spielt dabei absolut keine Rolle welche Qualität der Belgier hat (sogar Belgier mit 1mm breiten Rissen haben ein sehr gutes Ergebniss erzielt), es ist mit manchen einfacher eine Sanfte Schneide zu erzeugen mit manchen halt etwas tricky....

Auf eine einsame Insel geschickt würde ich mir neben der wichtigsten Zutat zu einer guten Rasur (dem Spiegel) nur Seife ein Rasiermesser (neben einem anständigen Klopper fürs grobe) und einen Belgier mitnehmen.

Gerade die Rasur ist einfach Empfindungssache, da gibt es viele die auf Naturjapaner als Finishstein schwören, andere mögen eine Lappingfilm Schneide, andere bevorzugen Synthetische Steine (zumeist Naniwa 10 oder 12k).

Es gibt sogar recht viele (vorallem in Amerika) die eine Schneide bis zum maximalen Polieren mit Lapping Film oder Synthetischen Steinen und dann auf einem Belgier abschließen, um die Rasur sanfter zu machen .

Zum Thema Überschärfe: Da bin ich zwiegespalten: Zum einen reagiert (vorallem im Winter, wegen der trockenen Luft) meine Haut extrem auf "zu" scharfe Schneiden (von Synthetischen STeinen, Lapping Film, oder sogar Naturjapanern und auch Thüringern/Escher)-----Rasur supersanft, aber danach sprießen die Pickel......
Zum anderen mag ich eine extrem Scharfe Schneide schon (aber nur im Sommer, oder im Urlaub bei gutem Klima)
Was diese "Überschärfe" nun mit einem "überzüchteten Grad" zu tun haben soll weiß ich nicht. Bei mir wird dieser eliminiert.

ZitatIch habe einen 200x50mm Bankstein extra-extra fein und halte ihn im angeriebenen Zustand für recht flott, da man nach drei bis fünf Schüben schon deutlich dunkleren Slurry hat. Allerdings habe ich keinen Vergleich.
Mit mehr Arbeit auf dem GBB investieren meinst du anstatt der von Bart Turfs empfohlenen 50 x-Züge nur mit Wasser eher 100 bis 150 ?
Mach mal ein gutes Foto von dem Stein, ich denke schon dass ich ungefähr die Schärfeigenschaften deines Steines erahnen könnte (hab mich ein "bisschen" mit den Dingern beschäftigt.
Lederst du nur oder hast du auch einen Leinenriemen?
Ich denke dass die Anzahl der Schübe/Züge vollkommen irrelevant ist. Wenn das Maximum erreicht ist saugt sich das Messer an dem Stein fest (natürlich Erfahrungssache, dieses Gefühl merkt mann nicht von heute auf morgen.......

Tipp aus der Ferne, halte dich nicht zu 100% an die Uni/Dulicot Methode, schärfe vorallem dein Messer ohne Tape um mehr Gefühl dafür zu bekommen.
Wenn dein Messer die Armhaare rasiert oder eine Tomate nur durch ziehen ohne Druck einschneidet, dann kannst du den Slurry immer weiter verdünnen um dann am tropfenden Wasserhahn den Abschluss zu versuchen, vollkommen ohne Druck!.

Grüße Wastl.

Ponti

Hey Wastl,

danke für die Tipps!
Zu deiner Frage mit dem Leinenriemen: ich verwende den hier
http://www.ebay.de/itm/231006408506?ssPageName=STRK:MEWNX:IT&_trksid=p3984.m1497.l2648

Deiner Meinung nach wäre es also sinnvoll, statt der Unicot die Dilucot-Methode zu verwenden, da diese ohne Tape auskommt.

ZitatWenn dein Messer die Armhaare rasiert oder eine Tomate nur durch ziehen ohne Druck einschneidet, dann kannst du den Slurry immer weiter verdünnen um dann am tropfenden Wasserhahn den Abschluss zu versuchen, vollkommen ohne Druck!.

Am Wasserhahn wegen des Selfslurrys? Der entsteht bei mir tatsächlich nach etwa 25 der letzten 50 X-Strokes.
Könnte es sein, dass ich deshalb noch nicht das Optimum herausholen konnte?
Und ohne Druck unterm Hahn einhändig Abziehen hab ich echt noch nicht so raus :) ich denk immer, dass ich dann verkante und die Schneide ruiniere.

Ponti

Hier sind noch ein paar Bilder vom GBB:


einmal trocken


und eimal gewässert


BastlWastl

ZitatAm Wasserhahn wegen des Selfslurrys? Der entsteht bei mir tatsächlich nach etwa 25 der letzten 50 X-Strokes.
Könnte es sein, dass ich deshalb noch nicht das Optimum herausholen konnte?
Und ohne Druck unterm Hahn einhändig Abziehen hab ich echt noch nicht so raus Smiley ich denk immer, dass ich dann verkante und die Schneide ruiniere.

Genau wegen dem Autoslurry!

Du kannst auch wie gewohnt schärfen und nach ca. jedem 5 Schub/Zug nachwässern, ggf. mit dem sauberen Handballen das alte Wasser vorher wegwischen.
Es handelt sich dabei um den Grund für die nicht optimalen Ergebnisse. Schon ein bisschen herausgebrochene Kristalle (die ja bekanntlich bis zu 20my groß sind) genügen um deinen Stein (übrigens ein sehr schöner LaVeinette!!!) schon um einiges gröber zu machen als nur mit Wasser.

Deinen Stein schätze ich von der optik und Ader her als vermeindlich schnell mit Slurry und ohne auch sehr schnell ein, feines Teilchen in optimaler Größe.

Der Leinenriemen schaut gut aus, den hole ich mir auch!!!

Grüße Wastl.

Ponti

Hey Wastl,
Danke für die Hinweise und schön, dass ich einen gescheiten Stein auf ebay erwischt hab :)

Wenn du den Leinengurt hast, kannst ja mal posten ob er was taugt (auch in dieser Hinsicht mangelt es mir an Vergleichsmöglichkeiten).

Zu dem Abziehen auf einem Leinenriemen nach dem Coticule habe ich noch eine Frage:
Viele dieser Riemen sind ja mit Schlämmkreide oder Wiener Kalk behandelt, ist das sinnvoll im Bezug aufs Sanft-Machen oder ein No-Go? Ich frage weil ich etwas Schlämmkreide zuhaus habe, meinen Riemen aber nicht verschandeln will.

LG Felix

BastlWastl

ZitatZu dem Abziehen auf einem Leinenriemen nach dem Coticule habe ich noch eine Frage:
Viele dieser Riemen sind ja mit Schlämmkreide oder Wiener Kalk behandelt, ist das sinnvoll im Bezug aufs Sanft-Machen oder ein No-Go? Ich frage weil ich etwas Schlämmkreide zuhaus habe, meinen Riemen aber nicht verschandeln will.

Das ist absolut nicht nötig. Unbehandelt ist beim Leinen wie beim Leder sinnvoller.

Grüße Wastl.

Ponti

Hallo allerseits,

Ich wollte mal ein kleines Update zum Besten geben:
Nach längerer Zeit habe ich endlich mal wieder die Zeit und die Muße gehabt mich vor den schönen Gelben zu setzen, wobei ein zuerst 5/8 Tückmar und dann ein 15/16 Filarmonica bearbeitet wurden.
Ich bin, wie bisher immer, nach der Unicot Methode vorgegangen und hatte das erste Mal das Gefühl eine richtig sichere Zug/Schubführung zu haben. Gefinished habe ich dann unter tropfendem Wasserhahn mit den letzten 10 Zügen Rücken voran guter Haartest auf der gesamten Länge direkt vom Stein.  Anschließend wurde ausgiebig (ca 100x ) geleint und 70x geledert. Die Rasur im Anschluss ( https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,27216.msg490944.html#msg490944 ) war sanft und sauber, frei von Irritationen und in mehrelei Hinsicht sehr erfreulich   ;D

Danke euch allen für eure Hilfe und den lehrreichen Input

BastlWastl

Freut mich Ponti!

Die meisten sind so fixiert auf den Überfinisher, dass die meist sehr guten Belgier gar nicht erst Beachtung finden, aber hat man es erstmal raus damit geben die Steine halt mit die besten Rasuren.

gRüße Wastl.

Rockabillyhelge

Da kann ich nur zustimmen, dont mess with the Gbb  :D dh:
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Ponti

Ich kann mich nur bei euch bedanken Männers, dass ihr mich auf den rechten Pfad geführt habt  :angel:  dh:

Der Gbb bietet in seiner Handhabung so viele Parameter die es zu varriieren gibt, dass mir allein mit dem einen so bald nicht langweilig wird.
Hab gestern zum Beispiel beim Finishen am Hahn mit etwas Spüli experimentiert. "Aufgrund der verringerten Oberflächenspannung müsste  der Stein das Messer ansaugen und somit eigendlich schneller arbeiten" Gedacht, getan und prompt hab ich mir eingebildet den erdachten Effekt zu beobachten.  ;D

Ponti

Für alle die's interessiert:

Ich habe mich soeben mit dem Filarmonica zum ersten Mal rasiert. Meine sanfteste und gründlichste Rasur bisher - ich bin schwer begeistert, dass ein einziger Stein das hinbekommt. Das Abziehen mit Spüli unter fließend Wasser hat in meinen Augen nochmal einiges rausgerissen.

Hat damit irgendwer schon Erfahrungen gemacht? Ich meine gelesen zu haben, dass Iltis schonmal mit aufgeschäumter Rasierseife abgezogen hat, kann aber auch ein Hirngespinst sein  o)

Falls ihr es mal ausprobieren und eure Erfahrungen teilen wollt:
Ich habe beidseits einen dünnen, puren Spülifilm in die Hohlung gegeben, sodass das frische Wasser konstant mit jedem Zug "oberflächenentspannt", das Spülmittel aber nach den ersten Zügen nicht gleich weggewaschen wurde. Dieses "Reservoir" hat für ca 80 Züge hergehalten.
Die letzten zehn mit dem Rücken voran  - danach war der Haartest direkt vom Stein auf 2 - 3 cm vom Haltepunkt auf der gesamten Länge möglich und das Leinen und Ledern konnte dieses Ergebnis noch toppen  ;D

Also Männers: nochmals herzlichsten Dank und ein schönes Wochenende euch allen  ;) dh: