Knockout

[geoshave]

Just for fun! Oder doch ein brauchbares Gerät? Jedenfalls habe ich schon beim Auspacken des eben eingetroffenen Engländers gute Laune bekommen!

Ein Bakeliter von 1945, der laut Aufschriften auf der Packung alle bisherigen Rasierer ersetzt (Knockout!). Zudem soll er das Rasieren für Tieflohnarbeiter demokratisieren. Wahrlich, da wird der Mund recht voll genommen 

Wie dem auch sei, selbstverständlich wird der Brite bald zum Einsatz kommen, jedoch wohl kaum mit der "Atomic Edge Blade" ().







Ich bin auf alles gefasst .....

[heikok]

Wie geil, der passt im Bad perfekt zur "Uppercut"-Pomade 

[geoshave]

Genau, denn auf der Verpackung des Rasierers ist der Geschlagene durch eine rechte Gerade niedergestreckt worden  

[Derfel]

Werden diese Produkte von den Klitschko-Brüdern vertrieben ?

[Tartuffe]

Die Frage ist nur: Mit welchem der beiden Gentlemen auf der Verpackung identifiziert sich der Käufer wohl nach der Rasur?  

Was auch auffällt: Die Marketingstrategie fußt auf einem ordentlichen Schwung Nationalismus (britisches Produkt für Briten mit britischen Löhnen!). Und wenn's mal nicht klappen sollte mit der Rasur, ist der Kunde selbst schuld ("Don't blame the blade"). Dazu passt ja auch das optisch vorherrschende konservative Schwarz-Weiß-Denken-Design...  

Gefallen tut's mir aber schon auch...  

[Rockabillyhelge]

Der Knockout ist ein typisches Beispiel englischer Einsteigerhobel der 30er bis 50er Jahre und teilt sich dieses Segment mit
anderen Größen wie dem Souplex, dem Wardonia, dem Myatt Minor (Bakelit) und noch ein paar anderen.
Bakelit/Kunststoff wurden damals als durchaus Modern vermarktet, ich entsinne mich mal eine Werbung gesehen zu haben
auf der Kunststoffe besonders ihrer Hitzverträglichkeit (keine Spannungsrisse) beworben wurde.
Der Werbespruch "Made by Britons - Made for Britons" ist wirklich ein Musterbeispiel Nationalismus bezogener Werbung,
es lässt sich durchaus mit den MAGBEL (Made an Ground by English Labour) Messer vergleichen.
Schätzungsweise aus der Zeit vor und um den WW2 herum, wo auch in UK noch lange nicht jeder demokratisch eingestellt war.

[geoshave]

Der Knockout wurde ab 1945 nur wenige Jahre hergestellt.

Von dieser Zeit her, kurz nach dem für die Briten schwer gewonnenen Krieg, ist auch die nationalistische Note der Werbung zu verstehen.

[Rockabillyhelge]

Oops, habe da noch den Double Six vergessen zu erwähnen der auch in die Klasse fällt.

[geoshave]

Also, heute musste der Knockout ran.

Wie vermutet, ist er ein Gerät, das weniger für die feine Lordschaft aus dem Oberhaus gedacht ist, sondern eher eines für die einfache, zupackende, gemeine Arbeiterschaft in den Fabriken und Kohleminen.

Er verrichtet (trotz der eingelegten, zahmen Personna) seine Arbeit recht unsanft, aber mehr als nur ordentlich. Absolut ok. Das Finetunig im zweiten Durchgang liess ich dann aber doch meinen sanftesten Hobel tun, den Gillette Contract Military Tech (das ist übrigens mein Reiserasierer).



Fazit: der Knockout macht richtig Spass, der Kauf war eindeutig ein "Lucky Punch" 

[Tartuffe]

Hui, vor dem Burschen hätte ich auch Respekt! Sieht aus wie 'ne englische Bulldogge, die die Zähne fletscht. Ein Rasierer für echte lads. 

[geoshave]

[Christophe1989]

Hmm...

Er verrichtet (trotz der eingelegten, zahmen Personna) seine Arbeit recht unsanft, aber mehr als nur ordentlich.

VS.

Zu aggressiv passt, jedenfalls in meiner Erfahrung, eine scharfe Klinge.

Verzeiht meinen OT, aber das gehört meiner Meinung nochmal laut gesagt!
Wenn ich schon mit einem Rennwagen fahren soll, dann doch bitte ausgeschlafen und hellwach...
Die scharfe Klinge gibt einem dann maximales Feedback und ermöglicht präzises Handling: Ich merke sofort, was ich da tue.
'Aggressiv' und 'scharf' ist für mich keine Addition der Schwierigkeiten, sondern kann mit der richtigen Besonnenheit ein Unglück verhindern und Spaß (im Sinne der Herausforderung) machen.
Man muss sich aber schon im klaren sein, dass man sich im Grenzbereich bewegt und nicht für jeden 'ein Unglück verhindern' so verlockend klingt, wenn man mit einer 'normalen Kombi' eine unspektakuläre Rasur hinbekommt.
'Sportliches' Rasieren, nenn ich das mal...da muss man Lust drauf haben (also ich selbst hab die ebenfalls).

Ich selbst habe mich bisher noch nicht bewusst mit dem Thema befasst. Wie seht ihr anderen das? Macht es Sinn, einen direkten Hobel mit sanfter Klinge zu "entschärfen" oder sollte man im Gegenteil besser gleich eine Feather zur Hand nehmen? Wobei die bei mir bisher in allen Hobeln für unschöne Blutpunkte gesorgt hat...

[MelrosePlant]

Ich denke, dass 'sanft' nicht unbedingt das Gegenteil von 'scharf' ist.
'Stumpf' klingt so dramatisch, aber manche Klingen erscheinen mir 'grober'.

Grob, fein, scharf, sanft, zahm, aggressiv usw. : Das, was man mit einer Klinge bzw einer Kombi Schaum/Klinge/Hobel erfährt, muss man erstmal sinnvoll und nachvollziehbar in Worte fassen...

(Ich höre den Knockout schon schreien, dass wir wieder über ihn reden sollten)

[geoshave]

Ach wisst ihr, liebe Freunde, das tönt mir alles zu theoretisch, oder zu ideologisch. Jeder von uns macht doch seine individuellen Erfahrungen, und daraus zieht er seine persönlichen Rasiergewohnheiten. Die sind bei X vielleicht total anders, als bei Y, oder auch genau gleich. Was solls. Das muss Jeder für sich selbst herausfinden.

Ich habe mich dazu entschieden, bei Experimenten mit neuen Geräten vorsichtig zu Werke zu gehen, und eine sanfte Klinge zu verwenden. Und: "sanft" heisst für mich -  ich betone: für mich - überhaupt nicht "ungründlich" oder "unscharf". Das gute Rasurergebnis wird einfach auf sanftere Art erzielt, als durch eine zupackendere Klinge. Ich bin weniger der Formel 1 Fahrer, eher fühle ich mich in einem Bentley wohl.

Warum sollte ich mich mit Blutverlusten rumschlagen, wenn es anders auch geht? Da bin ich viel zu nüchtern. Aber den Spass an der Sache habe ich trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen 

[Frank OZ]

@ geoshave:  : Klasse, da hast Du etwas Grundsätzliches in knappen Worten klargemacht: Knockout!
Gruß, Frank