Naniwa Super Stone 12.000 - ein "gut gehütetes Geheimnis"?

Begonnen von jollo74, 03. August 2013, 11:00:21

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jollo74

Hallo zusammen,

Noch sind keine der Testobjekte bei mir eingetroffen, aber ich habe mit den 12K schon mal "weitergespielt" ;D... Testobjekt war ein derbes Sheffielder Messer mit relativ breiter Facette.

Angeregt durch abc123's Frage nach mikroskopischen Aufnahmen habe ich mal die Facette nach den verschieden Steinen makroskopisch in Augenschein genommen. Man soll ja seinen Horizont erweitern  ;) ;D.

Nach dem Kitayama (der zwischen 8 und 12K gehandelt wird, meiner Einschätzung nach aber eher 8K ist) war der Ansatz einer Politur zu sehen, aber noch immer mit dem bloßen Augen sichtbaren feinen Riefen.

Dann habe ich eine Facettenseite mit dem Naniwa 10K und die andere mit dem Naniwa 12K geschärft. Das erstaunliche (?) Ergebnis: die 12K-Seite wies deutlich stärkere Riefen auf als die 10K-Seite. Rein Optisch gesehen ein Rückschritt zum 10K, evtl. sogar zum Kitayama...

Ich habe das Messer dann neu geschärft und beide Seiten mit dem Naniwa 10K behandelt. Dann habe ich eine Extralage Klebeband aufgebracht und nochmal 15 leichte Schübe auf dem 12K gemacht. Auch jetzt konnte man die stärkeren Riefen des 12K an der Facettenspitze erkennen. Ich empfinde übrigens auch das Schleifgefühl beim 10K feiner als beim 12K.

Haartest und Rasur (nach 60 Zügen Leder, keine Pasten) waren sehr gut...

Faszienierend 8)...

Jetzt bin ich noch mehr auf Euer Feedback während dieses kleinen Tests gespannt!

LG
Jörg

MadScientist

Interessant, tolle Aktion!  dh:

Freu mich schon auf die Berichte.
Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben.

strawinski

wird der 12000er nach dem 10000er eingesetzt oder nach dem 8000er?
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

jollo74

@strawinski: an den Bedingen wird nichts geändert:

Zitat von: jollo74 am 03. August 2013, 11:00:21
- Bitte keine verschliffenen oder stumpfen "Gurken" schicken, aber bitte auch nicht Eure Kleinodien
- Zwei ähnliche Messer in Größe und Hohlung zur leichteren Vergleichbarkeit
- Ich werde mit abgeklebtem Rücken schärfen, erst auf meinem Kitayama (ca. 8K), dann Naniwa 12K oder Ohzuku. Die letzten Züge mit einer extra Lage Klebeband.
- Kein Pasten, nur Leder
- Versand nur Versichert im Päckchen, Rückporto muss beigelegt sein. Ich kann keine Haftung für den Verlust übernehmen
- Wer mitmacht verpflichtet sich, seine Erfahrungen hier im Thread zu posten
- Bewerbung hier im Thread, Details anscließend via PN. Bevorzugt werden erfahrenere Messerschwinger :D.

Mich hatte nur das Schliffbild des 12K interessiert, und das ging am Besten im Kontrast zur tollen Politur des 10K.

LG
Jörg

abc123

Vielleicht ist das falsch rüber gekommen...

Ich weiß selbst aus Erfahrung, daß das optische Erscheinungsbild nicht zwingend etwas über die Schärfe, bzw. die Rasureigenschaften, aussagt. Aber ebenso habe durch unterschiedliche Quellen vernommen, daß der 12k im Gegensatz zum 10k das optische Erscheinungsbild verschlechtert. Bartisto hat sich ebenfalls kritisch bezüglich des 12k geäußert.

Mir geht es insofern nur darum, ob sich diese optische Verschlechterung auch tatsächlich mikroskopisch belegen läßt - obwohl ich Bilder kenne, die dies nahelegen.

Die Frage, die ich hier nicht erörtern will, ist, ob es nach einem zarten Abzug auf einem (Lukas)Chromoxidriemen überhaupt noch eine Rolle spielt, ob 10k oder 12k verwendet wurde.

harrykoeln

Ich hab gerade, vielleicht auch durch diese Diskussion hier, mal wieder mit meinen Finishern ein wenig herum experimentiert und mir die Schwarten, die ich eigentlich jollo74 schicken wollte (zwei 4/8 vollhohle Schulzes) auch diesen Naniwas zu fressen gegeben.

Für mich ist im Vorfeld von zentraler Bedeutung, das ich weiss, was dieser Stahl rasurtechnisch zu leisten vermag, maW wie gut diese Messer rasieren können, wenn sie gescheit geschärft sind. Ist glaub ich kein Geheimnis, das ich Wacker und Schulze Fan bin und das kommt nicht von ungefähr. Diese Messer sind gutmütig, mit "handelsüblichen" Mitteln sehr scharf zu bekommen und mit nur nem Leder, auch lange auf dieser Schärfe zu halten. Für mich gehören diese Messer mit zum Besten, das ich je im Gesicht hatte. So kann ich also die Schärfe, die diese Naniwas erzeugen, recht gut einsortieren und bewerten

Vorbereitet waren die Messer folgendermassen. Aus hervorragend rasierendem Zustand hab ich sie abgestumpft, indem ich sie einmal über den Boden einer Porzellantasse gezogen habe. Danach haben sie nicht mal mehr die Haare von den Unterarmen genommen.
20 Züge 500er Shapton Glas Stone (Grat war schon wieder da)
50 Züge 2k Shapton Glas Stone (Haare wurden schon wieder ansprechend vom Unterarm rasiert)
Aoto (wie ich das immer mit Natursteinen mache, anreiben und dann von dickem Schlamm bis zum fast puren Wasser runterverdünnen)
GBB (siehe Aoto)

Wenn Du nach dieser Prozedur fertig bist, dann solltest Du Dich in nem Körnungsbereich von etwa 7k bis 8k bewegen, wenn ich das Riefenbild auf der Flanke richtig einschätze.
Die Haare vom Unterarm fliegen nur so, die Messer kappen Haare beim Pseudohaartest ohne Probleme in unmittelbarer Nähe des Haltepunkts, wenn das Haar mit dem Daumennagel ein wenig gegen die Haut gedrückt wird.
Pasten, Ledern und Mann sollte sich schon ordentlich damit rasieren können.
Für ne noch bessere Rasur, dürfen dann noch die Finisher ran, heute im Angebot, der 10k und der 12k Naniwa SS. Der 10K in der Ausführung mit Sockel, der 12k als nackter Bankstein.

Die Steine wurden nicht gewässert, sondern lediglich mit klarem Leitungswasser besprüht und die Struktur mit einem künstlichen Nagura, wie es ihn bei Edenwebshop zu kaufen gibt, geöffnet, der Schlamm verworfen, erneut gut angerieben und in diesen frischen Schlamm kamen die Messer, je eines pro Stein.

Um es vergleichbar zu machen, jeweils 30 Züge, dann den Schlamm runterverdünnt (etwa doppeltes Volumen jeweils), und das Ganze drei mal. Dann nochmal Struktur geöffnet (Nagura) Schlamm verworfen und 30 Züge mit puren Wasser auf dem nackten Stein.

Dann einen Blick auf die Facette.
In der Tat ist zu beobachten, das der 10k, auf der Facette des Messers ein optisch ausgesprochen prächtiges Bild hinterlässt. Er erzeugt eine nahezu spiegelpolierte Flanke, zeigt unter der Lupe alles, was ne Schneidfacette braucht, um gescheit zu rasieren.
Auch die Facette des 12k erscheint homogen aber alles in allem etwas "riefiger" als die des Messers vom 10k. Aber - Leute, das ist wirklich Luxusjammern auf allerhöchstem Niveau. Auch an dieser Facette gibt es optisch aber sowas von nichts zu beanstanden...

In wie weit nun das Ledern immer gleichmäßig ist, mag sich jeder selbst beantworten. Jedenfalls hab ich 150 Züge auf demselben Glattleder pro Messer folgen lassen und mich anschließend damit rasiert. Den Verfechtern des Haartests: beide Messer bestanden ihn auf ganzer Breite, ca 15-20mm vom Haltepunkt.
Die Rasuren:
Was ich sonst nie mache, eine Hälfte je Messer.
Normalerweise rasiere ich mich beidhändig. Das hab ich diesmal gelassen, denn ich bin und bleibe Rechtshänder, also hab ich mich ausschließlich mit der rechten Hand rasiert.
Beide Messer gehen sanft und gründlich zu Werke, tadellose, sehr angenehme Rasur, mal wieder ein AS zum Ablöschen mit 80% Allohol (Zitronenwässerle vom TmV) - es hat ein bisserl geprickelt, nicht gebrannt.

Unterschiede - ja, ich hab ne linke und ne rechte Gesichtshälfte. Unterschiede an den Messern - das 10k schien mir nen Tacken bissiger, aber das kann echt auch täuschen denn das 10k hat die linke Seite rasiert. Also sagen wir so: signifikante Unterschiede - Nein!

Mein Fazit:
Wie ich schon mal schrieb: In meinen Augen sind beide ausgezeichnete Allround-Universal - oder wie auch immer -Finisher.
Beide braucht allerdings kein Mensch. Tut aber auch nicht weh...
 

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

jollo74

Hallo Harry,

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag zu dem Test  ;D dh:! Dies deckt sich außerordentlich mit meinen eigenen Erfahrungen mit Naniwa 10K und 12K.

Mal schauen, wie die Testrasierer die auf Ohzuku bzw. Naniwa 12K abgezogenen Messer einschätzen.

Aber unaghängig von dem Test fand ich dies hier sehr interessant:
Zitat von: harrykoeln am 13. August 2013, 13:11:20
...
Die Steine wurden nicht gewässert, sondern lediglich mit klarem Leitungswasser besprüht und die Struktur mit einem künstlichen Nagura, wie es ihn bei Edenwebshop zu kaufen gibt, geöffnet, der Schlamm verworfen, erneut gut angerieben und in diesen frischen Schlamm kamen die Messer, je eines pro Stein.

Um es vergleichbar zu machen, jeweils 30 Züge, dann den Schlamm runterverdünnt (etwa doppeltes Volumen jeweils), und das Ganze drei mal. Dann nochmal Struktur geöffnet (Nagura) Schlamm verworfen und 30 Züge mit puren Wasser auf dem nackten Stein.
...
Ich nutze die Naniwas nämlich anders - immer nur mit purem Wasser, ohne Naguraschlamm. Ich habe den Nagura, welcher im Nassrasur Onlineshop aneboten wird (ist das der gleiche wie der von Edenwebshops  ???), doch nutze ich ihn ausschließlich zum Reinigen/Öffnen des Steins. Welche ungefähre Körnung haben denn die Partikel Deines Naguras? Und ich mache auch weniger Schübe (vielleicht 30 insgesamt).

Auf jeden Fall eine interessante Anregung, ich werde demnächst bestimmt ein Messer wie von Dir beschrieben abziehen.

LG
Jörg

jollo74

Zitat von: abc123 am 13. August 2013, 04:28:25
...
Aber ebenso habe durch unterschiedliche Quellen vernommen, daß der 12k im Gegensatz zum 10k das optische Erscheinungsbild verschlechtert. Bartisto hat sich ebenfalls kritisch bezüglich des 12k geäußert.

Mir geht es insofern nur darum, ob sich diese optische Verschlechterung auch tatsächlich mikroskopisch belegen läßt - obwohl ich Bilder kenne, die dies nahelegen.
...
Hallo abc123,
Der 12K erzeugt anscheinend wirklich deutlich sichtbarere Riefen als der 10K. Das hat ja jetzt auch Harry so beschrieben. Von daher wären Bilder von den Facetten bestimmt auch interessant. Nur in diesem Test wären es eben Facetten nach Ohzuku bzw. 12K (kein 10K).

Und die spannende Frage  bleibt "Wie wirkt sich das Finnish auf das Rasurgefühl aus?" -natürlich ein hoch subjektives Kriterium ohne absoluten Wahrheitsanspruch o) ;D....

LG
Jörg


harrykoeln

Zitat von: jollo74 am 13. August 2013, 14:12:55
...
Ich nutze die Naniwas nämlich anders - immer nur mit purem Wasser, ohne Naguraschlamm. Ich habe den Nagura, welcher im Nassrasur Onlineshop aneboten wird (ist das der gleiche wie der von Edenwebshops  ???), doch nutze ich ihn ausschließlich zum Reinigen/Öffnen des Steins. Welche ungefähre Körnung haben denn die Partikel Deines Naguras? Und ich mache auch weniger Schübe (vielleicht 30 insgesamt).
...

Ich empfinde diesen Nagura als sehr hart. Ich hab schon etliche Steine mit ihm angerieben, Japaner haben eher nen sandfarbenen bis hellgrauen Schlamm, der 12k nen rosafarbenen, der 10k nen eher grünlich/sandfarbenen, ein Thüringer eher nen dunklen. Wäre das jetz vermessen zu sagen, das ich eher vermute, das mehr Steinmaterial als Naguramaterial im Schlamm ist? Ich erkläre mir das jedenfalls so. Ich finde diesen Stein einfach geil - als Feld Wald und Wiesen Anreiber.
Für die harten Japsen hab ich denn entsprechende harte Naguras, da biste aber schon nassgeschwitzt, bis Du mal sowas ähnliches wie nen Teelöffel voll Slurry hast...
Gerade die harten Japsen, die laufen angerieben zu Höchstformen auf. Da erreichste mit dem Edenwebshop-Nagura nicht so viel, und da wären dann auch kleine Mengen an Nagurapartikeln eher kontraproduktiv.
So erkläre ich mir das jedenfalls in meinem wirren Großhirn.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

MelrosePlant

Kleine Nachfrage: Redet ihr von dem Nagura, der bei den Choseras mit dabei ist?
Zumindest bei mir war beim 2000er ein Nagura in der Packung...

harrykoeln

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
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Frank Zappa (1940-1993)

jollo74

#26
Soderle,

Die ersten Testobjekte sind gestern eingetroffen  ;D.

Ich habe mit Sensers beiden Messern begonnen, ein Rund- und ein Geradkopf (auf dem Kitayama liegend):


Die Messer wurden wie im Eingangspost beschrieben geschärft und geledert. Nur 80x Leder, keine Pasten. Haartest klappt, eine Testrasur werde ich nicht machen.

Morgen bringe ich sie zum Götterboten und dann geht's für sie zurück zu Papi ;D, der sie dann ausgiebig testen darf 8).

LG
Jörg


//edit Hannes: Schärfmethode auf jollos Wunsch hin entfernt. Einen dadurch gegenstandslos gewordenen Folgepost gelöscht.

jollo74

Sooo,

Das nächste Pärchen ist geschärft, zwei zierliche kleine Engländerinnen im Elfenbeinkleid (Auf dem Ohzuku liegend):



Ist schon eine Weile her, dass ich so schmale Messer geschärft habe  :). Haartest klappt gut Morgen gehen sie zurück zu Balm.

LG
Jörg

Balm

Ich bin gespannt. Musst ja nicht sagen, welches Messer wie bearbeitet ist (Saturday oder Sunday hattest Du glaub' ich).
Ich probiere die gern aus und schaue, ob ich einen Unterschied feststelle.
Dann kannst Du ja hinterher auflösen. Beim Wein ist das dann die Blindverkostung  ;D

...und ja, die 4/8 sind schon schmal. Bei mir nichts für jeden Tag, dafür aber kleine Schmuckstücke
Wacker BestTradition 6/8 und FM 2011, Thiers Issard Fox&Rooster, Le Grelot, Bismarck 5/8 und 6/8 und weitere französische und Solinger Klingen.

MelrosePlant

Zitat von: Balm am 16. August 2013, 15:24:24
Blindverkostung  ;D
...nicht, dass manche jetzt auf falsche Ideen kommen.
Sonst wird aus dem Wasser im Waschbecken schnell mal 'Wein', hihi. ;D