Übersicht: Rasiermesser - die Messerarten

Begonnen von Senser, 16. Oktober 2007, 20:59:23

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Senser

Die Bezeichnungen der einzelnen Bereiche eines Rasiermessers mir freundlicher Genehmigung der Firma DOVO.



Eine grobe Übersicht über die verschiedenen Klingentypen. 
Rasiermesser unterscheiden sich in der Klingenform, in der Größe und in der Art des Schliffs.
Heutzutage sind sowohl die Modellvielfalt  bei neuen Messern als auch bei der Anzahl  der Hersteller recht übersichtlich. In Deutschland gibt es, soweit ich weiß, nur noch zwei Firmen, die neue Messer herstellen. Da wäre zunächst die bekannte Firma Dovo und als letzter selbstständiger Messerschleifer der Herr Wacker.
Während  bei Dovo schon neue Klingenrohlinge verarbeitet werden, kann Herr Wacker noch auf einen gesunden Lagerbestand von alten Rohlingen zurückgreifen.
Dann gibt es in Frankreich noch die Firma Thiers Issard, die ebenfalls noch reichlich alte Klingenrohlinge zu hervorragenden Rasiermessern verarbeitet und ausserdem auch noch neue Klingen schmiedet.
Leider ist das Thema über noch aktive Hersteller damit auch schon erledigt. Angeblich soll es wieder Zwilling- Rasiermesser geben, und auch die Firma Böker soll Ihren legendären "King Cutter" wieder aufgelegt haben, aber nichts Genaues weiß man nicht ???

Die drei wichtigsten Klingenformen sind:
Der Rundkopf/round point (oberes Messer), der Spitzkopf /square point (mittlers Messer), der französiche Kopf/ French point (unteres Messer) und schließlich der spanische Hohlkopf/ Spanish point (nächstes Bild oben)



Senser

#1
Der Unterschied zwischen dem Rundkopf und dem französischen Kopf ist selten so deutlich wie auf dem ersten Bild. Auch der Spanische Hohlkopf ist nur bei dem Wacker (2. Bild, oberes Messer) so klar ausgebildet, wärend das TI (Unteres Messer) schon ein wenig von der reinen Form abweicht. Weitere bekannte Messer mit spanischem Kopf sind: DOVO-Bergischer Löwe, und Mecky Messers  Friodurs, auch Breitschwerter genannt ;)
Im folgenden Bild sehen wir ein historisches "Spartacus", ein französisches Messer aber die Kopfform geht eigentlich geauso als Rundkopf wie auch als französischer Kopf durch.
Das untere Messer ist ein typischer "Wiener Schaber".



Schöne fließende Linienführung. Die Lopfform fast wie ein Franzose, aber noch stärker ausgeprägt und nicht ganz so rund.

Desweiteren unterscheiden wir noch die Art des Schliffs. Von vollhohl bis derb sind es laut Henkelscala 16 Abstufungen.



Und im nächsten Bild ist der Unterschied zwischen hohl und derb deutlich zu erkennen. Oben links eine hole Klinge, oben rechts eine
derbe Klinge.  Ein Musterbeispiel für extrem hohlgeschliffene Messer stellt das DOVO "Prima Klang" dar.


Senser

#2
Wer sich gerne mit historischen Messern vom Flohmarkt, der Bucht oder aus Nachlässen beschäftigen möchte, der kann auf eine unglaubliche Vielfalt an Formen zurückgeifen.
Im folgenden Bild sehen wir zwei wunderschöne Beispiele.



Das obere dürfte Einigen ja schon bekannt sein. Es ist ein "Frederick Reynolds" und bei mir ist es mein "I Coloniali" Messer. Ein Traum.
Das untere hat mich viel Überwindung gekostet, es hier einzustellen, weil es extrem selten vorkommt, und ich gerne noch mehr davon haben möchte.
Ein "Korten & Scherf". Sehr gut erhalten, etwa 1/4 hohl, rasiert gnadenlos gut.

Aber die Zeiten, wo solche Messer hergestellt wurden, sind endgültig vorbei, denn mit der Erfindung der "Hexe" wurde die industrielle Fertigung von Rasiermessern möglich, was dieses Werkzeug ??vielleicht ?? verbesserte, damit aber auch "uniform" machte.

Und eine bestimmte Messerform darf natürlich nicht unerwähnt bleiben: Das Frameback



Bei dem oberen Messer ist die Klinge aus einem Stück geschmiedet, während  bei dem unteren Messer die Klinge als Einzelteil in den Rücken eingesetzt und in diesem Fall fest verschmiedet wurde. Es gibt diese Framebacks aber auch mit auswechselbaren Klingen.
Auch diese Messer werden heutzutage nicht mehr hergestellt

Senser

#3
Die gebräuchlichste Klingenbreite ist heutzutage 5/8". Das entspricht einer Breite von etwa 15,8 mm. Bei Wacker und TI werden aber auch noch 6/8" und in Ausnahmefällen auch 7/8" Klingen hergestellt. Wer noch breitere Messer haben möchte, kann sich nur in der Bucht oder auf dem Flohmarkt bedienen. Auch schmalere Klingen als 4/8" werden heute nicht mehr hergestellt.
Im nächsten Bild sehen wir ein 3/8" "Ed Wüsthoff" unter einem 8/8" W&B Meatshopper.



Die Rundung in dem Klingenkopf des W&B bezeichnet man als Barber`s notch

Die "Meatchopper" stellen inzwischen schon eine eigene  Klingengattung dar. Mächtige Messer, zuweilen auch als derbe Klingen sind sie unter Sammlern, aber auch beim Anwender sehr beliebt.
Hier nochmal das W&B neben einem uralten "Louis & Mier".



Cuchillo

Sehr interessant finde ich die alten geschwungenen Formen wie bei Wade & Butcher oder Wostenholm. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ob man das aus reiner Optik so geschliffen hat, oder ob das einen echten Vorteil beim Riemenabzug oder der Rasur hat. Vermutlich gibt es niemand mehr, der es weiss, es wir also ein Rätsel bleiben bis ich mir selbst mal so ein Messer geschliffen habe.

UbuRoy

Mit leicht lächelnder Klinge ist es meiner Meinung nach einfacher oder zumindest angenehmer, unter der Nase zu rasieren. Einfach weil es zielgerichteter auf einer kleinen Fläche an beliebiger Stelle der Schneide möglich ist. Bei geraden Schneiden geht das nur, wenn man ausschließlich den vorderen Klingenbereich bei der Rasur an solchen stellen nutzt. Geht ebenfalls, aber wie gesagt empfinde ich es bei lächelnden als durchaus angenehm.

Was das abziehen angeht, so ziehe ich derbe Klingen mit größerem Riemendurchhang ab, als Vollhohl geschliffene, einfach weil die Schneidenwinkel bei den dicken Kloppern anders sind.