gleichbleibende Klingenqualität?

Begonnen von vsetko, 21. Mai 2013, 21:31:09

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vsetko

Dieses Thema ist sehr schwammig, das ist mir wohl bewußt. Und man sollte sich schon einige Jährchen naß rasieren, um überhaupt irgendetwas sagen zu können. Trotzdem könnte ein Eindruck entstehen.

Mir scheint, und ich kann das eigentlich nur von der rP sagen, hat eine rP von vor fünf Jahren nichts mehr mit einer rP von heute zu tun. Ändert sich die Metallzusammenstellung, der Anschliff, sonst etwas? Keine Ahnung. Viele unterschiedliche Produktionsstandorte lassen ja auch auf unterschiedliche Feinheiten schließen. Wie ist das bei anderen Klingen?

Gefragt ist halt ein genereller Eindruck, der natürlich bei unterschiedlichen Klingen unterschiedlich sein wird. Man kann ja alle Anmerkungen machen, die man will, auch ohne abzustimmen.

slimboy


Nass rasier ich mich seit 15 Jahren, aber eben die längste Zeit mit Systemies.

Mit DE bin nicht lange genug dabei, um wirklich mitreden zu können. Aber wenn ich mir die anfänglichen Lobeshymnen auf die rP durchlese und eine heutige Klinge dagegenhalte gibt es ein Diskrepanz. Ich finde die rP keine besonders gute Klinge.

Aber vielleicht liegt das auch nur am mir. Die allseits gehypte ASP ist für mich auch nicht der Bringer. Am Anfang ist sie überscharf und dann ziept sie schnell.

slimboy

Peter123

Bei der Derby habe ich eklatante Qualitätsschwankungen feststellen können. Da sie mir aber auch sonst nicht so lag, verwende ich sie nicht mehr. Ich kenne nur die rP von vor vier-fünf Jahren – sie zeichnete sich durch sehr konstante Qualität aus, wenngleich sich das wohl ändert, siehe rP-Thread. Wo ich bislang keinerlei Schwankungen feststellen konnte, war bei den Russinnen (Astra, Ladas, Voshkod, Rapira...) und bei der japanischen Feather.
"40 Jahre brauchst Du, um an der richtigen Stelle das richtige zu sagen, fast das ganze Leben, um an den richtigen Stellen zu schweigen." – frei nach dem alten Phrasendrescher Churchill.

Onkel Hannes

Falls es irgendwo einen tatsächlichen, nicht nur gefühlten Qualitätsabfall gibt: Vielleicht könnte es unter anderem daran liegen, daß bei einem vermutlich im Schrumpfen begriffenen schrumpfenden Markt einfach weniger Bereitschaft besteht, in Werkzeuge bzw. deren Instandhaltung zu investieren.

Ich hab nicht abgestimmt, dafür verwende ich noch zu viel durcheinander.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Drei

Es ist schon sehr schwer, die Klingenschärfe überhaupt halbwegs neutral einzuordnen. Ein Vergleich über die Jahre ist schwieriger, weil man sich dabei aus Erinnerungen bedienen muss. Selbst alte Aufschriebe sind kritisch zu sehen, weil ein Vergleichsmaßstab fehlt.

Antithese zu Hannes: die Kunden werden anspruchsvoller, die Massenmodelle der großen Hersteller immer besser, also muss die Klingenschärfe steigen.


Zitat von: slimboy am 21. Mai 2013, 21:57:18
ASP... Am Anfang ist sie überscharf und dann ziept sie schnell.
Slimboy, ein Klingenwechsel hülfe.  ;)

vsetko

Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass eine Klinge eines Herstellers, egal wercher, über Jahre hinweg die exakt gleiche Qualität hat. Und dabei meine ich gar nicht, dass sich die Qualität verschlechtert, sie kann sich auch verbessern. Das ist natürlich durch nichts belegbar, eine reine Vermutung.

Eine Rasierklinge ist ja eigentlich ein sehr einfaches Produkt, eine angeschliffene Metallplatte. Da können die verschiedenen Hersteller, und es scheint sich ja um hunderte zu handeln (zumindest hunderte verschiedene Klingensorten), auch nicht zaubern. Man nimmt halt eine geeignete Metallmischung und schleift diese an. Und auch wenn die Unterschiede im Metall und im Schliff nicht besonders groß sind, merken wir doch z. T. sehr große Unterschiede im Rasierverhalten.

Da würde es mich wundern, wenn ein und derselbe Hersteller absolut nichts an seinem "Rezept" ändert, wenn auch nicht absichtlich. Vermutlich sieht der Schliff der Klinge mit einem frischen Schleifstein ein klein wenig anders aus, als der Klingenschliff, der mit einem Stein kurz vor dem Austauschen erreicht wurde. Und das wird vermutlich einen Unterschied im Rasierverhalten ausmachen.
Auch kühlt das Metall nach und während dem Walzen nicht immer exakt gleich ab, und auch das wird vermutlich Unterschiede ausmachen.

Daraus folgt folgende These: Man kann nur Klingen innerhalb einer Charge vergleichen, alle anderen Vergleiche sind sinnlos.

madd

Es gibt produktionsbedingt immer Schwankungen beim Schleifprozess !
Herstellungsbedingt unterliegt schon jede Schleifscheibe und der zu schleifende Stahl (in d. Fall Rasierklinge) einer gewissen Fertigungsstreuuung.

Unter anderem haben sehr großen Einfluss beim Schleifen z.B.:
- das Zusetzen der Schleifscheibe mit Schleifpartikel Schmutz o.ä.,
- harte oder verbrannte Bindungen durch zu hohe Schnittgeschwindigkeit oder ungenügend bzw. aussetzende Kühlung,
- eine nicht homogene Bindung die das Korundkorn ungleichmäßig abgibt, und dann verschiedenen Abtrag aufweist
- falsches oder zu spätes Abrichten der Schleifscheibe
- Unwucht bei neuen abgerichteten Schleifsch. oder während des Schleifprozesses
- Anstellwinkel, Vorhaltewinkel, Schleifwinkel

generell will man einen kühlen gleichbleibenden Schleifdruck am Schleifpunkt zwischen Scheibe und Werkstück. Aber gerade diese Faktoren
beinflussen das Schleifergebnis ( z.B. Oberflächengüte, Mikro-Ausbrüche, Traganteil d. Fläche usw.) zum Teil extrem,
um nur einige zu nennen ohne auf das zu Bearbeitende Material (Rasierklinge) genauer einzugehen.

Deshalb bleibt immer eine gewisse Schwankung zwischen den Rasierklingen einzelner Chargen wohl bestehen, und die sind für den Laien nur subjektiv zu Beurteilen.
Nur so kann ein Massenartikel wie die DE-Klinge in einem Billiglohnland produziert werden.

madd








Frank OZ

 dh: Sehr informative Beiträge!

Bei den REDs aus St. P. habe ich über die Jahre keine Unterschiede feststellen können und vermute eher, dass die bis zur Bedruckung auf derselben Straße groß werden, wie die ASP.

Ich meine aber, dass die Wilkinson Classic sich verändert, das heißt: eklatant verbessert! hat. Vor ca. einem Jahr meinte ich noch, dass die WC die vermutlich schlechteste Klinge Deutschland sei, heuer finde ich das abstrus.

Kann das jemand von Euch bestätigen, der die WC dauerhafter benutzt, als ich, oder habe ich vielleicht nur gelernt, mich endlich richtig zu rasieren?

Mein Grund, die WC überhaupt noch einmal auszuprobieren hat mit der Logik zu tun, die drei schon vorgetragen hat (höheren Ansprüchen folgt bessere Qualität - sonst wäre Ötzi heute noch unser bester Freund). Wenn die WC wirklich Mist wäre, würde sie in den Drogeriemärkten trotz der Marktmacht von Wilkinson verrosten, wenn das ginge. Kann und tut sie aber nicht.

Hinzu kommt meine Vermutung, dass Bruce mit seiner Verschwörungstheorie (meine Meinung, wessen sonst?) und dem vermutet planmäßig strukturierten Garaus der gepflegten Hobelei falsch gewickelt ist. Die Hersteller wissen längst, dass es dieses kleine gallische Dorf der Freunde der Nassrasur gibt, das noch  gegen den gewieftesten Schabenbefall resistent ist.

OT, aber hier relevant: Es ist schon töricht, dass Dovo Zweifel an seinen Merkur-Markenhobeln aufkeimen lässt und damit tagesaktuellen Mikroproduzenten von weither die Tore zu den Badezimmern öffnet. Die Wilkinson-Boys befinden sich bekanntlich im Clinch mit Gillette und allein der Gedanke, vorsätzlich minderwertiges Zeug auf den Markt zu werfen, insbesondere auf einem Gebiet, wo der Gegner schon gar keine Klinge mehr kreuzt, scheint mir wenig plausibel zu sein und ist denen wahrscheinlich wesensfremd.

Womit ich die Kurve zum hiesigen Thema gekriegt habe. In Verkehrung einer basisphilosophischen Einlassung aus meiner Provinz: Besser wird's immer, schlimmer nimmer.

Stimmt das nun auch?

Lu-Ku

Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Lord Vader

Zitat von: vsetko am 22. Mai 2013, 12:59:37
Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass eine Klinge eines Herstellers, egal wercher, über Jahre hinweg die exakt gleiche Qualität hat. Und dabei meine ich gar nicht, dass sich die Qualität verschlechtert, sie kann sich auch verbessern. Das ist natürlich durch nichts belegbar, eine reine Vermutung.

Es ist schon schwer bis unmöglich, eine Verschlechterung zu messen. Aber eine Verbesserung???? das hieße ja, dass sich jemand über mehrere Jahre mit minderwertigen Klingen quälen muss, um dann nach Jahren eine gute Klinge Ergo eine Verbesserung feststellen zu können.

Wenn etwas schlecht ist, dann wird man es doch nicht dauerhaft verwenden oder? und wenn eine Klinge im persönlichen test durchgefallen ist, dann kauft man die ein paar jahre später doch nicht wieder, oder? dafür gibt es schließlich zu viele andere dinge zu entdecken.

Feldjäger

Zitat von: Frank OZ am 22. Mai 2013, 21:40:51
Wenn die WC wirklich Mist wäre, würde sie in den Drogeriemärkten trotz der Marktmacht von Wilkinson verrosten, wenn das ginge. Kann und tut sie aber nicht.

Muß nicht sein. Ich war mal im HIT einkaufen und sah einen älteren Herren, der sich munter Packung um Packung der Wilkinson in den Wagen gepackt hat. Ich habe ihn angesprochen und wir sind ins Gespräch gekommen. Auf meine Frage, warum er keine besseren und günstigere Klingen nimmt, fragte er mich: "Ja gibt's denn noch andere?".
Ich habe ihn dann um die Ecke zu REWE geschickt, er solle doch mal die Streamline probieren. Seit dem habe ich ihn nicht wieder gesehen. Keine Ahnung, ob er zufrieden war.

Die massenhafte Nutzung der Wilkinson könnte deshalb auch in der Unwissenheit der Existenz anderer Klingen liegen. Hauptsächlich bei der älteren Nicht-Internet Generation. Die kennen nichts anderes.
"Adenauer hatte noch vier Silben, Kiesinger noch drei. Inzwischen werden die Bundeskanzler immer einsilbiger..."
Helmut Schmidt - Deutscher Kanzler 1974-1982

Frank OZ

Zitat von: Lu-Ku am 22. Mai 2013, 21:45:51
Frank, was machst du beruflich? ;)
Diese Frage stelle ich mir auch jeden Tag und habe noch keine klare Antwort gefunden.  :laugh:
Zitat von: Feldjäger am 23. Mai 2013, 07:27:15
Zitat von: Frank OZ am 22. Mai 2013, 21:40:51
Wenn die WC wirklich Mist wäre, würde sie in den Drogeriemärkten trotz der Marktmacht von Wilkinson verrosten, wenn das ginge. Kann und tut sie aber nicht.
Die massenhafte Nutzung der Wilkinson könnte deshalb auch in der Unwissenheit der Existenz anderer Klingen liegen. Hauptsächlich bei der älteren Nicht-Internet Generation. Die kennen nichts anderes.
Ja, das kann schon sein, gelb genug sind die Dinger, dass sie auch einem Blinden ins Auge fallen. Aber Blinde sind ja nicht doof ...

vsetko

Zitat von: Lord Vader am 22. Mai 2013, 22:13:57
Es ist schon schwer bis unmöglich, eine Verschlechterung zu messen. Aber eine Verbesserung????

Mit einer Verbesserung der Qualität meine ich nicht, dass eine jahrelang schlechte Klinge plötzlich gut wird. madd hat mögliche Einflußfaktoren beim Schleifprozeß sehr gut beschrieben. Und gemäß solchen Einflußfaktoren, und auch anderen bei der Stahlerzeugung, kommt es gemäß These zu Qualitätsschwankungen der Klinge. Und bei einer Schwankung gibt es Auf- und Abbewegungen der Kurve. Und mit  "Qualitätsverbesserung" meinte ich solche Aufwärtsbewegungen.

Gleichzeitig schließe ich aber auch eine mittel- und langfristigen Verbesserungen nicht aus. Vielleicht kauft der Klingenhersteller seinen Stahl oder die Schleifsteine woanders, oder der Stammlieferant ändert ein klein wenig seine Rezeptur, und schon wird auch eine Verbesserung einer durchschnittlichen oder sogar guten zur sehr guten Klinge möglich. Das kann auch passieren, ohne dass es beabsichtigt war, also ich halte soetwas jedenfalls für möglich.

Frank OZ

In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine japanische Spezialität von Interesse: Dort gehört es zum Selbstverständnis, Dinge möglichst systematisch besser zu machen, Murks führt zu Gesichtsverlust. Und siehe da: Die Feather geniesst weltweites Ansehen bei den Hobel-Afficionados.

madd

@ Frank OZ
und dennoch hatte ich auch schon Feather-Klingen die eindeutig Müll waren. Warum 40-50 Cent für eine DE-Klinge ausgeben, wenns auch günstiger und mit fast der gleichen Qualität geht?  ???
Eine DE-Klinge ist nun mal ein Massenartikel und kein Hersteller wird den Fertigungsaufwand so kostspielig übertreiben, denn dann wäre es schnell weg vom Markt  ;)

Meine Klingen taugen alle für max 3-4 Rasuren, dann fliegt jede raus ob die nun Feather heisst oder nicht  :-[
.....wenn ich eine Spende nach Japan machen will, geht das auch anders  ;D