Mein erstes Mal mit dem Hobel

Begonnen von Honkomat, 19. April 2013, 08:51:06

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Honkomat

N'Abend,

Für alle, die sich das Geschwalle sparen möchten, fasse ich es so zusammen:
Kann der verdammte Bart nicht ein bisschen schneller nachwachsen?! ;-)

In diesem Thread hatte ich die konkrete Problemstellung geschildert, die mich auf die Rasur mit klassischen Methoden brachte: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,24251.0.html

Im folgenden möchte ich Neueinsteigern die Angst nehmen, es ist nämlich alles keine Raketenwissenschaft.

Bestellt habe ich also:

Merkur 23c
Proraso Rasierseife
Personna rot
Mühle Dachshaarpinsel vom Karstadt
Florena Aftershave Balsam vom Rossmann

Also nix Exotisches, eher etwas, das hier jedem Einsteiger als vernünftiges Startset empfohlen würde.


Ich hab die beigelegte Merkur-Klinge eingespannt,
Gesicht gewaschen,
Cappuccino-Tasse mit heissem Wasser befüllt und vorgewärmt,
Gesicht mehrmals mit heißem Wasser befeuchtet.
Rasierschaum geschlagen (dauerte leider etwas, wohl zu viel Wasser, das kommt sicher mit der Zeit),
Gesicht eingepinselt, nen Song im Radio gehört und derweil die Seife wirken lassen und dann tief Luft geholt.

Ehrlich gesagt hatte ich großen Respekt vor der Klinge, auch wenn ich mich schon sehr lange nass rasiere (Gilette Fusion, vorher mach 3). Nachdem ich hier und da von so vielen möglich Problemen und Fehlerquellen gelesen habe, wollte ich erst mal nur mit dem Strich.

Aber: Alles kein Voodoo, ehrlich! Ich hab mich da selbst viel zu verrückt gemacht. Schließlich hatte ich beim 5-Klingen-Fusion schon immer so kleinste Blutungen an einzelnen Haarwurzeln.

Nachdem ich gemerkt habe, wie einfach so eine scharfe, einzelne Klinge Barthaar schneidet, bin ich im 2. Schritt auch gleich gegen den Strich. Da hab ich mich aber im Vergleich zum Systemrasierer umgestellt. Mit dem Fusion hab ich mich nur anfangs ein mal eingeschäumt und das Gesicht beim 2. Durchgang nur mit Wasser befeuchtet. Geht, ist aber nicht schonend, wie ich jetzt weiß. Daher kamen vermutlich auch meine winzigen Blessuren. Mit dem Hobel geht das definitiv nicht, denn wo die Klinge schon war, ist die haut absolut trocken. Ebenfalls ein Indiz für die Gründlichkeit denn beim 5-Klingen-Systemrasieren blieb immer ein Rest. Kann aber daran liegen, dass der Bart schon recht lang war und das Teil ja immer sofort verstopft und damit nicht mehr auf der haut anliegt.

Brav noch mal eingeschäumt und vorsichtig, aber mit deutlich gleichmäßigeren und längeren Zügen gegen den Strich. Nix! Keine einzige rote Stelle. Und ich dachte mit meiner vermeintlichen Mädchen-Haut wird das ein echtes Massacker. Ehrlich gesagt hab ich noch nen dritten Durchgang gemacht, das hat die Haut etwas strapaziert, hier und da ein Brennen wahrnehmbar. Normal, denke ich...

Das Ergebnis nach der ersten Rasur ist ohne Übertreibung einer nagelneuen Fusion-Klinge spürbar überlegen. Das mag unter anderem auch an der gründlicheren Prozedur liegen.

Die für mich wichtigsten Knackpunkte zusammengefasst:

- Die größte Herausforderung bestand im Nachhinein gesehen im Schaumschlagen. Ich würde heute auch keine Menthol-Rasiercreme mehr kaufen, persönlich empfinde ich es als unangenehm. Im Sommer vielleicht ganz frisch und cool, aber so... Nicht mein Fall.

- den richtigen Winkel spürt man. Und man hört ihn auch, ich hab die zu laute Musik runtergedreht, hat geholfen.

- nicht zu zaghaft aufdrücken. Ganz leichtes Drücken ist perfekt. Ich hab's so ausprobiert: An trockener Stelle ohne Schaum den Hobel gerade mit so viel "Kraft" auf die haut gedrückt (natürlich ohne Bewegung!), dass sie ganz leicht nachgibt. Dann passts.

- haut mit Grimassen und Luft im Mund spannen klappt. Und ist essentiell um die Haare zu erwischen. Gegen den Strich spannen! Wachsen die Haare nach unten, zieh man über der zu rasierenden Stelle die Haut nach oben. Dann rasiert es sich entscheidend leichter.

- je länger und gleichmäßiger die Züge waren, desto besser das Ergebnis.

- mit heißem Wasser die Seifenreste abgewaschen, Gesicht dann unter fließendes kaltes Wasser gehalten. Mit einem frischen Handtuch vorsichtig trocken getupft.

- Aftershave Balsam aufgeklatscht (statt zu reiben). Ich hab zu Florena sensitiv gegriffen, da laut Verpackung auf unnötige künstliche Inhaltsstoffe verzichtet wird. Keine Erdöle, Alkohole und sonstiger Schmu. Mit deren Gesichtscreme hab ich nämlich bei meiner extrem trockenen Haut schon sehr gute Erfahrung gemacht. Preis: 3,50 für 100 ml.

-Das Ergebnis ist überraschenderweise besser als alles was ich vorher erreichen konnte. Arschglatt, um es mal so zu sagen.

Es hat echt einfach Spaß gemacht. Ach ja: da der Hobelkopf nach unten hin offen ist, hab ich auch mein ursprüngliches Problem gelöst: kein Verstopfen mehr, mit minimalem Wasseraufwand ist der Hobel in 1 Sekunde von allen Barthaaren befreit. Ich freu mich schon aufs nächste mal! :-)

Grüße
Christian
God shave the Queen.

Tim Buktu

Tja, das scheint ja ein voller Erfolg gewesen zu sein. Glückwunsch!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Rockabillyhelge

Auch von mir Glückwunsch  dh: :)

Vor allem eines gefällt mir sehr "den richtigen Winkel spürt man. Und man hört ihn auch, ich hab die zu laute Musik runtergedreht, hat geholfen."
würde das mal in mehr Threads stehen, dann wäre endlich diese Fixierung von Winkeln in Gradzahlen weg und jeder würde direkt von vornherein seinem Gefühl trauen  :)
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

makingthingssharp

#3
Zitat von: Rockabillyhelge am 19. Mai 2013, 15:13:13
Auch von mir Glückwunsch  dh: :)

Vor allem eines gefällt mir sehr "den richtigen Winkel spürt man. Und man hört ihn auch, ich hab die zu laute Musik runtergedreht, hat geholfen."
würde das mal in mehr Threads stehen, dann wäre endlich diese Fixierung von Winkeln in Gradzahlen weg und jeder würde direkt von vornherein seinem Gefühl trauen  :)
Kann ich so nur dick unterstreichen.
In unserer elektronischen, high tech, HD, Megapixel, high speed etc. Welt sollte man wirklich seine analogen Sinne und deren Effizienz nicht vergessen und schon gar nicht unterschätzen.  ;D
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

Peter123

Gratuliere, da hast Du beim ersten Mal das hinbekommen, wofür ich Wochen, wenn nicht Monate brauchte! Ein Naturtalent, sozusagen  ;)
"40 Jahre brauchst Du, um an der richtigen Stelle das richtige zu sagen, fast das ganze Leben, um an den richtigen Stellen zu schweigen." – frei nach dem alten Phrasendrescher Churchill.