Hobel-Empfehlung für Rasur im 2-Wochen-Rythmus

[Honkomat]

Hallo zusammen,

Seit 3 Tagen lese ich hier intensiv mit und habe eigentlich alle Infos zusammen, die ich für den Umstieg von System- auf Nassrasur brauche. Danke schon mal dafür, hier sind echte Fans unterwegs, der Funke springt über. ;)

Um etwas auszuholen: Da ich gerne auch einen Bart trage, rasiere ich mich - seit über 10 Jahren nass - aber nur alle zwei Wochen. Bisher mit einem Gilette Fusion. So kam ich zunächst auf die Idee auf ein Messer umzusteigen, weil nach 2 Wochen Bartwuchs der Rasierer schon nach dem ersten Zug komplett verstopft ist. Ich bin statt mit Rasieren eigentlich immer nur mit ausspülen beschäftigt. Und genau deshalb rasiere ich mich mit Gilette-Systemen, bei allen anderen Klingen lassen sich die langen Barthaare nämlich gar nicht mehr ausspülen. Mit mehr Aufwand ist für mich auch ein gutes Ergebnis erreichbar. Ehrlich gesagt trau ich mir meiner empfindlichen Haut wegen ein Messer aber noch nicht zu. Meine Haut ist empfindlich, blutet aber nur noch selten und bei schlampiger Vorbereitung ein bisschen. Seit dem Fusion nur noch sporadisch und gefühlt auch in Abhängigkeit der "Tagesform" der Haut.

Ich habe daher vermutlich doch eine etwas speziellere Anforderung:
Es gibt neben dem Merkur 23c, der hier ja als guter Einsteiger in Verbindung mit roten Personnas empfohlen wird, ja auch noch Modelle mit einem Kamm.
Frage: Muss ich bei der Rasur einer 2-Wochen-Matte ein besonderes Modell kaufen, empfiehlt sich etwas spezielles? Oder ist auch für mich der 23/34 die richtige Wahl?
Ich bin schon echt gespannt, ob sich so ein Rasierhobel tatsächlich leichter ausspülen lässt um endlich eine flüssige Rasur hinzubekommen. ich weiß nämlich nicht wohin das geschnittene Barthaar abgeführt wird. Vermutlich unter der Klinge in den Kopf des Hobels ;)

PS: ich wohne in Hamburg, kennt hier jemand ein gutes Ladengeschäft mit Leuten, die auch solche Fragen beantworten können? Die Dame gestern im Alsterhaus hatte nur Mühle, konnte mir bei der Kamm-Frage aber auch nicht weiterhelfen. Insgesamt aber schon durchaus fachkundig.

Danke schon mal und schöne Grüße!

Christian

[henning]

Hallo und Willkommen

Bezüglich Deiner empfindlichen Haut stellt sich mir die Frage, ob sie nicht empfindlich ist weil sie sich in den großen Intervallen gar nicht an Rasur gewöhnen kann. Einer der grundlegenden Tipps hier ist eigentlich, daß die Haut sich an die Klinge gewöhnen muß. Du solltest bezüglich Deiner Haut also überlegen, ob es keinen Sinn macht die Intervalle drastisch zu verkürzen, auf höchstens zwei Tage. Zumindest erstmal bis zu einem positiven Gewöhnungseffekt. Gewöhnung der Haut bedarf ein bis vier Wochen eher täglicher, mindestens zweitäglicher Rasur.
Oder eben ob Du nicht ganz einen Bart stehen läßt.

Zum Gerät kann man bloß sagen, daß es ein Hobel mit weitem Spalt sein sollte. Da fällt mir spontan der Merkur Futur ein, der mit Sicherheit einen der größten Klingenspalte besitzt. Und er ist verstellbar. Die anderen Merkure oder Hobel mit ähnlichen Köpfen (Jagger, Mühle, Parker) sollten aber kaum weniger geeignet sein. Allesamt haben größere Zwischenräume als ein Systemhobel.  Ausschließen kann man da wohl die alten Gillette und ähnliche, die sind zu sanft und mit feinem Spalt versehen. Ob ein Zahnkammhobel Vorteile bringt, mag ich mal bezweifeln. Je nach Bartlänge, könnte der Zahnkamm evtl. tatsächlich die Haare in geordnete Bahnen lenken und ein arges Zupfen vermeiden. Mangels langem Bart konnte ich das aber nie testen.
Die gennannten Hobel sind unten offen, ausgenommen der Futur. Die Barthaare fliesen also mitsamt Schaum unterm Kopf weg, Richtung Griff oder fallen gleich in das Waschbecken. Der Futur muß eher durchgespült werden, ist aber wegen großem Spalt evtl. eher in der Lage sich durchzukämpfen. Der Spalt kann seitlich gut durchspült werden. Ich habe Future auch gern zur Achselrasur verwendet und weiß es daher recht gut. Der 37'er Merkur ist auch ein Kandidat, der durch die verdrehte Schneide die Haare eher schneidet als sie wie andere Hobel zu kappen. Solch ein Torsionshobel scheint auch geeignet zu sein.

Messerrasur ist noch mehr Übungssache als Hobelrasur. Dem steht auch eine empfindliche Haut eher nicht im Wege, höchtens zu Anfang. Da stellt man sich doch meist etwas unbeholfen an. Aber auch bei Hobelrasur muß sie sich erst gewöhnen. Ansonsten ist sie bei längerem Bartwuchs sicherlich die beste Methode diesen loszuwerden. Anzuraten wäre hier insbesondere ein viertelhohles bis derbes Messer, weil sich sehr hohlgeschliffene gerne in langem Bart verhaken und dann ziepen. Oder ein älteres französisches Frameback, die haben ähnliche Eigenschaften. Hauptsache die Klinge ist möglichst unflexibel.

Ciao

[Honkomat]

Hallo Henning,

Danke für deinen ausführlichen Rat.
Meinst du mit den "genannten Hobeln" den Mühle, Jagger und Parker oder die von mir genannten 23 und 34 von Merkur?
Gut, dass ich doch noch mal nachgehakt habe prinzipiell ist ausspülen nicht das Problem, es sollte nur nach jedem Zug nicht ne Minute lang dauern.
Und ja, ich wäre auch bereit, das Intervall zu verkürzen - macht ja schließlich auch Spaß

Grüsse

[Onkel Hannes]

Hallo, und willkommen im Forum, auch von seiten des Teams.

Ich habe zwar nicht Hennings Hobel-Erfahrung, dafür aber Erfahrung mit 10-14 Tagesintervallen - nicht immer, aber manchmal hab ich einfach keine Lust zum Rasieren.

Bei mir bringt ein Zahnkammhobel keinerlei Vorteil, und es klappt auch mit dem Standard-Merkurkopf wie auf dem dreiteiligem 23 oder dem zweiteiligem 34 ausgezeichnet. Probleme mit dem Ausspülen habe ich nur, wenn ich den Schaum allzu pappig angerührt habe. Selten kommt es mal vor, daß ich den Hobel zum Ausspülen mal kurz etwas aufdrehen muß (ich habe allerdings auch relativ niedrigen Druck in den Leitungen).

Ich habe schon einmal mit meinem Merkur Reiserasierer und einem etwa 10-Tagesbart die eine Gesichtshälfte rasiert, dann auf Zahnkamm umgebaut und die andere Hälfte rasiert. Ich konnte keinen Unterschied feststellen. Da mir persönlich Zahnkämme unangenehmer vorkommen, sind meine mittlerweile alle wieder weg.

Meines Erachtens spricht nichts gegen die Standardköpfe. Das ist natürlich mein persönlicher Geschmack, andere mögen das anders sehen. Einen Zweiwochenbart bekommst Du auf jeden Fall problemlos damit weg.

Sehr schön auszuspülen finde ich übrigens auch den Progress, der unter der Klinge jeweils eine Art Sammelkanal hat. Schau Dir mal Bilder im Forum in den entsprechenden Threads an. Am Anfang wurde ich nicht so recht warm damit, mittlerweile mag ich ihn gerne. Sein muß er aber nicht.

[Honkomat]

Moin, Onkel Hannes und vielen Dank! Danke auch ans Team.

Schön, dass du das bestätigst - ich hab mir Bilder angesehen, die Mühle- und Merkur-Kämme und -Glattkanten aus allen Perspektiven vergleichen. Die Seifenkante beim 23c ist wahrscheinlich wirklich groß genug um auch eine ordentliche Ladung Barthaare durchzulassen. Mir ist aber aufgefallen, dass beim Merkur-Kamm die Klinge quasi direkt auf dem Kamm aufliegt und die abgeschnittenen Haare quasi nicht durch den Kopf sondern unten vorbei abgeführt werden. Das könnte von Vorteil sein.

Übrigens: Soeben habe ich den virtuellen Warenkorb zur Kasse getragen, darin enthalten - basierend auf dem was ich hier gelesen habe:

Merkur 23c
Personna rot - erst mal nur 10 (reicht ja für ein halbes Jahr
Proraso klassisch (grün)
Pinaud Blutstillstift

Hat jetzt knapp 50 Euro gekostet, dafür habe ich aber was nettes Vernünftiges.

Pinsel, Halter und Aftershave (am besten wohl Balsam ohne Alk, von Nivea habe ich hier Gutes gehört) kaufe ich hier vor Ort. Im Alsterhaus hat mir die Dame gestern einen Mühle Dachshaar für 18 Euro angeboten. Und nen hübschen Taylor-Holztopf mit Sandelholz-Seife für rund 20 Euro, nehme ich gleich mit weil sehr viel günstiger als im Online-Shop. Zum Mischen nehme ich wohl eine der monströs großen Teetassen, die ich habe. 25 Euro für eine Keramikschale ist selbst für "handgemacht von einer Meerjungfrau" völlig... sagen wir mal: überzogen.

Vielen Dank für euren Rat und die besten Grüße!

Christian

[henning]

Hallo Henning,

Danke für deinen ausführlichen Rat.
Meinst du mit den "genannten Hobeln" den Mühle, Jagger und Parker oder die von mir genannten 23 und 34 von Merkur?

Ich meinte sowohl die

anderen Merkure

außer dem Futur, als auch

Hobel mit ähnlichen Köpfen (Jagger, Mühle, Parker)

, denn letztlich sind auch viele Jagger, Parker usw. fast alle stark an den üblichen Markurkopf angelehnt und Mühle und Jagger jahrelang von Merkur/Dovo beliefert worden. Es schloß den von Dir genannten und jetzt auch gekauften Merkur also auch ein.

Viel Erfolg.

Ciao