Großbritannien: Rasieren für Minderjährige?

[Onkel Hannes]

Am Samstag ist mir ein weiterer Wilkinson Classic in den Einkaufswagen gefallen, der künftig unter der Dusche ein Dasein als Achselrasierer fristen wird.

Auf der Kartoneinlage steht u.a. GB: Not for sale to under 18's. Schon bei amazon.co.uk und anderswo sind mir desöfteren solche Einschränkungen für Klingen, Rasiermesser u.ä. aufgefallen.

Mann darf sich also als Minderjähriger in Großbritannien, wenn überhaupt, offenbar nur mit Systemrasierern oder elektrisch rasieren, oder muß sich von den Eltern mit Hardware versorgen lassen? Wäre mal interessant, eine Wilkinson Systemieverpackung näher zu untersuchen. Bin mal gespannt...

[Hobler70]

Warum nicht?
Unsere Angelsächsiche Nachbarn ticken halt ein wenig anders..
In der USA können Minderjährige ab 18 Jahre an der Tankstelle Munition für die PumpGun erwerben, aber erst ab 21J das ERSTE BIER..

Ist eigentlich was ähnliches.. Tja..

[Piraten-Papa]

Das hängt wahrscheinlich mit den strengen Waffengesetzen der Briten zusammen. Wegen dieser Gesetze gibt es auch schon seit langem das Spyderco UK penknife. Ein weiteres Beispiel.

[Rockabillyhelge]

Ich denke das bezieht sich auf die verwendete Doppelklingen da man damit doch auch so einiges an Unsinn anstellen kann.
Es wird einer von vielen Anachronismen sein potentiell gefährliche Klingen aus der direkten Erwerbbarkeit herauszuziehen,
warum Anachronismus, ganz einfach:
Es gibt eine Reihe von psychischen Auffälligkeiten welche besonders in Jugengruppen auftreten und dank unserer modernen
Stressgesellschaft leider auch zunhemen wobei hier besonders das Ritzen als verbreitetste Selbstverletztende Massnahme zu
nennen ist ->http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverletzendes_Verhalten
Auf dem Wege diese Klingen gar nicht erst u.18 zu verkaufen soll eben jenes vermindern, was für ein Quatsch, da wird nach der
ebenselben Logik vorgegangen wie bei anderen Messern auch, es wird recht unnachvollziehbar bewertet ab wann man sich und
jemand anderen damit verletzen kann, nichts für ungut aber ein Schärfstein und ein ordentliches Kartoffelmesser können in logischer
Kombination (vielleicht denken manche Jugendschützer auch einfach die Jugendlichen wären so dumm nur Rasierklingen zu benutzen)
kann überaus scharfe und gefährliche Klingen erzeugen.
Übrigens, auf ähnliche Weise möchten unsere Volksbeschützer (es gibt ja auch Klingen die der Ottonormalverbraucher im Erwachsenen-
alter nicht haben darf/soll) auch versucht zu schützen, Degen, Rapierwaffen etc. mit doppeltem oder wie beim Säbel einfachem Schliff
dürfen nicht geführt werden und z.T. auch nicht in scharfem, waffenfähigem Zustand verkauft werden, hierbei ist besonders die Definition
interessant, gilt doch für alle Klingen über 12cm Länge ein Führungsverbot, was faktisch bedeutet das ein schönes grosses Laguiole
nicht als Taschenmesser mit auf die Wanderschaft genommen werden dürfte, es würde aber auch bedeuten das sich Vater Staat mehr
um die Führung als um den Besitz dieser Klingen Sorgen macht.
Meines Erachtens eine volkommen unsinnige Regelung, erstens wird es wohl kaum einen Polizisten geben der die Bevölkerung (ausser die
üblichen Verdächtigen die allzuoft zu unrecht verdächtigt werden) dauerhaft filzt, zweitens darf ich zwar keine Munitionskammer bei mir
zu Hause haben aber durchaus eine Rüstkammer die Karl d.Gr. neidisch machen könnte (selbst Armbrüste sind ja weitestgehend erlaubt,
ebenfalls im logischen Sinne, haben, führen aber nicht benutzen), drittens Küchenmesser unter 12cm, mit GBB und Escher auf brutale
Endschärfe gebracht sind vollkommen legitim und dürfen geführt werden?
Aber nachdem ich in einem Baumarkt unlängst eine knapp 70cm lange Hippe und eine knapp 60cm lange Machete, nebst Doppelaxt
gesehen habe frage ich mich eigentlich eh nicht mehr nach Sinn und Unsinn soclher Regelungen, die Menschheit hat 6000 Jahre alles
daran getan Waffen und allerlei andere Dinge zu erfinden sich selbst und andere zu verletzen und kommt auf keine bessere Idee als
den ganzen Kram zu verbieten anstatt das einzig wirklich sinnvolle und richtige zu tun, sich umeinander kümmern und für einander
einstehen.
Wenn wir wieder mehr unserer Kraft auf das wichtige unserer Welt, unsere Kinder verwenden würden, kein Kind hängen lassen und
ein Großteil unserer Gesellschaft ihre "mein Gegenüber ist mir Scheißegal-Mathalität verlieren würden bräuchte man solche unsinnig
zusammengeschusterten Gesetze nicht, Hilfe statt Regeln, Anleitung statt Notendruck, es ist die Schuld unserer Gesellschaft mit ihrer
steten Forderung nach mehr Initiative in Schule und Beruf, weniger Vorbildern, weniger Idealen, stetig sinkender Bereitschaft Verwantwortung zu übernehmen, wachsender sozialer Ungerechtigeit, mehr und mehr Konsum, stetig steigendem Druck auf den Einzelnen ohne jeglichen Ausgleich die selbst unsere Kinder schon verzehrt, ich habe diesbezüglich Angst vor der Zukunft, scheint es mir doch als würde Kronos wieder auferstehen.

[titanus]

Ich glaube, dass es viel einfacher ist.
Es werden Statistiken vorgelegt und wutsch ergibt sich die Gefährlichkeit von
Messern über 12 cm und Einhandmesser. Kein Problem.
Wenn du jetzt in eine Kontrolle kommst, kannst du mühelos kriminalisiert werden, musst also schön
das Maul halten.
Mich würde mal interessieren, wie viel % der verkauften Taschenmesser Einhandmesser sind.
Vermutlich über 90 %. Die darfst du schön in die Vitrine zu deinen Rasiermessern legen- aber nicht führen.

Ich achte mittlerweile peinlich genau darauf, keine "Waffen" und keine wirklichen Waffen zu führen- weder im Auto noch bei Wanderungen.
Nur beim Bogenschießen kann es mal passieren-da ist es dann aber auch erlaubt.

Natürlich habe ich größere Schneidwerkzeuge im Auto. Axt und häufig auch mal eine Franziska. 

Grüße

titanus

[nessuno]

Wieso kriminalisiert? Das ist immer noch eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat.

[titanus]

Ich meinte das im übertragenen Sinn:
Verstoß gegen ein Gesetz/eine Verordnung.
Dadurch bist du in der Situation sofort in der Defensive.

[nessuno]

Ich hatte mal in meiner Signatur einen Link zur Initiative " Messer sind Werkzeuge" eingestellt. Das war aber unerwünscht.
So kann man erkennen, wie weit die paranoide Angst schon die Gesellschaft durchdrungen hat.

[Rockabillyhelge]

Eigentlich traurig, aber wie in unserer Medizin, man bekämpft die Symptome und nicht die Ursache,
soll heissen (nicht das keine Messer mehr produziert werden dürfen sondern) das statt an den gesellschaftlichen
Ursachen und den damit verbundenen Problemen gearbeitet wird, lieber auf anderer Seite verboten wird was effektiv
nicht verboten werden kann, wenn jemand jemand anderem etwas böses will wird er sich nicht von einem
Verbot abhalten lassen.
Auch wenn es etwas naiv klingt, aber IMHO können nur Liebe, Bildung und soziales Bewusstseit, Verantwortung und
Teilhabe eines jeden unserer Gesellscahft da etwas ändern/verbessern.

[Brauer]

  alles richtig Helge. Nur wie soll der Gesetzeserlass aussehen, der alle zu dem von Dir wunderbar beschriebenen Verhalten aller führen würde Von daher, denke ich braucht man über den Unfug, den die Gesetzgeber "verzapfen" nicht weiter nachdenken, denn der wird ja nicht nur bei den Waffengesetzen betrieben. LEIDER!!!

[Rockabillyhelge]

Da hast du recht, zum Teil sind es jene welche den gesellschaftlichen Nährboden für Gewaltakte gegen sich selbst oder andere mitzuverantworten haben welche anschließend die Symptone der selbst geschaffenen Krankheit durch Verbote zu bekämpfen suchen.
Aber wie soll es denn dan weitergehen?
Es muss bei uns allen anfangen, da kann uns kein Kanzler, König oder Kaiser helfen.

[titanus]

Du schreibst da lauter richtige Sachen.
Respekt.
Genau so müsste es gehen-
aber ich bin doch skeptisch geworden im Leben.

[Rockabillyhelge]

Und für diese Skepsis habe ich größtes Verständnis, da geht es uns doch allen irgendwie so,
es stellt sich die Frage wie wir mit ebenjener Skepsis umgehen, Skepsis, Respekt ja auch Angst
sind Dinge die uns natürlicherweise vor Fehlern und Gefahr schützen wollen nur was tun wir
wenn wir sie spüren, nehmen wir die Herausforderung an und wachsen mit ihr, oder lassen wir
es wie es so viele tun andere machen.
Wenn keiner Vorbilder und Tugenden bietet die erstrebsam scheinen und moralisch gefestigt sind
(und nicht einmal religiös begründet sein müssen) dann sucht sich der junge Mensch selbst seine
Lehrer, auch wenn es in Zerstörung endet wie die Geschichte zeigt (die heute auf Schulen schon
teilweise nicht mehr gelehrt wird).
Nur wer Fehler macht kann Fehler ändern und nur wer gefallen ist kann lernen wieder aufzustehen,
nur wer selbst gelernt, erfahren, verstanden und gefühlt hat kann lehren und Vorbild sein, leider
Gottes genügt es ja in unserem Kulturkreis inzwischen die richtige politische Gesinnung und den
passenden Berufsabschluss zu besitzen um ausreichen als Vorbild legitimiert zu gelten.

[Nightdiver]

Mich würde mal interessieren, wie viel % der verkauften Taschenmesser Einhandmesser sind.
Vermutlich über 90 %. Die darfst du schön in die Vitrine zu deinen Rasiermessern legen- aber nicht führen.

Das ist so aber wohl nicht ganz richtig. Ich habe im Bordwerkzeug meines Motorrades auch ein Einhandmesser. Nicht weil ich es so toll finde, sondern weil es sich so ergeben hat. Da ich die Papiere auch in dieser Rolltasche habe, durften die Schülerlotsen das Messer das eine oder andere Mal bei einer Kontrolle sehen. Da hat noch keiner etwas gesagt.

[titanus]

Mit Ausbildung habe ich schon ein bisschen Erfahrung.
Ich bilde Leute mit Hochschulabschluß in meinem Bereich aus.
Meine Erfahrung in diesem Bereich sind, dass der Schritt selbst Verantwortung zu übernehmen, für viele
ein sehr großer Schritt ist. Nämlich der Schritt erwachsen zu werden.
Delegation und Gespräch sind da die Zauberworte.
Damit bin ich noch nie gescheitert (bzw. die jungen Akademiker bei den anschließenden Prüfungen).
Und denken bzw. verknüpfen lernen. Das fällt schwer...
Und sie müssen Vertrauen lernen. In sich und darin, dass ich sie trotzdem sie Fehler machen stütze.
Ist schon klar, dass sich das nicht 1 : 1 auf unsere Gesellschaft übertragen lässt.