Bedenkliche Inhaltsstoffe in RS, RC, AS & Co.

blade_runner · 11. März 2013, 15:25:20

Hallo liebe Mitglieder,

ich bin noch ein Hobel-Neuling und fange gerade an, meine Rasuren zu genießen.
Beim Stillen der Wissensdurst zu diesem Thema stößt man hier und dort auf Statements zu Inhaltsstoffen,
die bedenklich oder zumindest nicht wirklich erwünscht sind, weil sie Hautirritationen auslösen können etc.

Hier ein Beispiel: meine erste RC - die grüne Proraso:
- Boric Acid - möglicherweise reproduktionstoxisch,
- PEG 150 Distearate sowie
- BHT - stehen in Verdacht krebserregend zu sein,
- Triclosan - zumindest umwelttechnisch nicht unbedenklich.

Andere Mittel dagegen weben damit, dass sie ohne PEGs, künstliche Farbstoffe, Mineralöle oder Silikone auskommen. $:-\$

Nun, ich möchte die Produkte einerseits nicht mehr "blind" kaufen,
nach dem Motto "es wird schon geprüft und getestet worden sein",
"das Produkt gibt es seit x-Jahrzehnten, müsste schon in Ordnung sein" u.s.w.,
andererseits habe ich nicht wirklich die Zeit und Lust für ein Research zu diesem Thema,
(eigentlich müsste man entsprechende Studien lesen und sich in der Kosmetik, Medizin, Chemie & Co weiterbilden,
da ich kein Experte auf den Gebieten bin).

Nun zu meinen Fragen an euch:
1. Wie steht ihr zu diesem Thema?
2. Habt ihr irgendwelche Faustregeln dazu?
3. Hat jemand vielleicht eine Liste der bedenklichen / unbedenklichen Inhaltsstoffen erstellt?
4. Was meidet Ihr auf jeden Fall in den Rasur- und anderen Körperpflegeprodukten und warum?
5. Vielleicht gibt es hier sogar Experten zu diesem Thema, die auch gute Quellen nennen können,
denen man einigermaßen vertrauen kann.

nessuno · 11. März 2013, 16:10:46

Borsäure = reproduktionstoxisch = an Ratten getestet in extremer Dosierung = fragliches Ergebnis
EDTA = umwelttechnisch problematisch, wird jedoch zur Spülung der Wurzelkanäle (Zahnbehandlung) eingesetzt

Nur mal zwei herausgegriffen. So ließe sich das aber fortsetzen. Und zu jeder Studie existiert eine Gegenstudie. Du wirst bestimmt schon von verstopften Poren gelesen haben. Meist wird Silikon in diesem Zusammenhang genannt. Aber auch biologische Stoffe(Öle) können das.
Deine Haut kann auf chemische Stoffe allergisch regaieren, aber auch auf rein biologische. In der Natur kommen unzählige Giftstoffe vor und nicht alles was aus der Natur kommt ist unbedenklich.

Ich selbst schmiere mir seit Jahrzehnten alles Mögliche ins Gesicht; ich habe weder Hautprobleme noch sonst irgendwelche Probleme. Reprudoktionstechnisch ist auch alles in Ordnung, ich habe mich dreimal fortgepflanzt und tue es nur noch zum Spaß.

Vieles von dem was Du Dir ins Gesicht schmierst verweilt nur kurz dort und wird wieder abgewaschen (Seife z. B.). Manche Stoffe stehen im Verdacht, die Haut durchlässiger für Schadstoffe zu machen.

Aber wenn man sich vor allem fürchtet, sollte man nicht mehr aus dem Haus gehen. Was andere Schäden nach sich zieht.
Probiere und teste und was Dir keine Pickel und Schwären verursacht, das nehme.
Nebenbei wird mit der Angst auch ein großes Geschäft gemacht. Im Grundsatz muß eigentlich getrennt werden zwischen Umweltbelastung weil mangelnder Abbau von Stoffen und dem, was diese Stoffe der Haut antun.

herzi · 11. März 2013, 16:42:06

Naja, aufmerksam lesen, dazulernen, selber abschätzen und dann entscheiden was man nimmt und was nicht.
Ich bin gegen manche Stoffe allergisch. Diese meide ich natürlich. Manch andere sind gegen andere Stoffe, z.B. Parabene, allergisch, die machen mir nichts und auf die achte ich auch nicht.
Wie nessuno schon sagte, es gibt genug Stoffe in der Natur die schädlich oder förderlich sein können. Nehmen wir, au wenns nicht unbedingt zur Kosmetik paßt, den Apfel. Er ist ein unheimlich gesundes Obst. In ihm sind über 1000 verschiedene Stoffe von denen die wenigsten erschöpfend analysiert sind. Oftmals, zumindest bei mir, sind weniger Inhaltsstoffe mehr und Chemiekosmetik verträglicher als Naturkosmetik.

blade_runner · 11. März 2013, 17:11:12

"Weinger Inhaltsstoffe ist besser" ist schon mal ein interessanter Ansatz.
Da muss man aber beachten, dass manche im Produktionsprozess verwendete Stoffe
doch nicht in den Inhaltsangaben auftauchen (ähnlich wie bei den Lebensmitteln),
da gibt es bestimmt viele Tricks, um unerwünschte Stoffe "zu verstecken",
mit weniger bekannten zu ersetzen etc.

Dass mit der Angst dicke Geschäfte gemacht werden,
dass es viel zu viel Bullshit zu diesem Thema gibt, (z. T. von "Experten"),
und dass natürliche Zutaten einem auch nicht immer gut tun,
(Naturkosmetik ist auch Hightech), ist schon klar.

Das Thema ist äußerst komplex.
Mir persönlich geht es vor allem um die gesundheitliche Aspekte,
z. B. was die Stoffe mit der Haut tun, und darum, wie ihr mit dieser Komplexität umgeht.

Noch ein Beispiel:
Seit einiger Zeit versuchen wir mit meiner Liebsten mit einer recht überschaubaren Anzahl
an einfachen Reinigungsmitteln zurecht zu kommen,
was auch gut klappt, um die Kontakte mit den Toxinen im Haushalt zu minimieren.

Da frage ich mich, ob es beim Thema Rasur und Körperpflege auch "vernünftige" Wege und Lösungen gibt,
weil ich der Industrie und der Kontrollen nicht blind vertrauen kann.

acillus · 18. März 2013, 21:13:13

Es ist nicht leicht und schon gar nicht lässt sich ein Schema ableiten. Ich habe für alle Rasurprodukte in meinem Kader über Codecheck Inhaltsstoffe überprüft (ca. 70 Produkte) und auf dessen Grundlage auch aussortiert.

Bei den Aftershaves habe ich von 6 Produkten 4 rausgeschmissen und nur 2 in der Rotation behalten. Das sind die Speick und das grüne Tüff. Den Rest, bestehend aus Irish Moos, Pitralon (D), Taylor Sandelholz und Blue Stratos, flogen wegen Allergien, zu schwerem Duft oder zu vielen bedenklichen Inhaltsstoffen und schlechten Pflegeeigenschaften raus.

Bei den Pre-Produkten ist es anders, da wirken bei mir die mit den Meisten bedenklichen Stoffen wie das Castle Forbes am Besten.

Bei den ASBs flogen direkt die Trumper Skin Foods raus. Da benutze ich nur noch das Speick ASB und diverse Calanis.

Also, meiner Meinung nach bilden die Inhaltsstoffe Anhaltspunkte. Bei extrem bedenklichen kann man diese aus Prinzip verweigern. Bei weniger schweren sollte man testen und sofern keine Allergie auftritt steht es einem frei es zu benutzen. Sollten Allergien auftreten kann man Schnittmengen aus anderen allergwichen Produkten bilden um den einen bösen Stoff in Erfahrung zu bringen und zukünftig zu vermeiden.

Peter123 · 18. März 2013, 22:06:06

Es gibt sehr gute Produkte ohne bedenkliche Inhaltsstoffe, die Valobra oder die Palmo Sensitive zB, die auch was taugen. Dann gibt es die vielen Produkte, die was taugen, aber nicht ganz so rein sind, aber keine Probleme verursachen idR, Speick, Klar, Mitchell's oÄ. Einige der extrem gelobten Produkte wie die Arko sind dagegen ziemlich überfrachtet mit bedenklichen Stoffen. Ich verwende sie zwar zum Teil, aber nicht ausschließlich.

Reine Naturprodukte wie Waldfussel haben das Problem, dass sie nicht so gut funktionieren... Tja, schwere Sache, das Ganze. Aber im allgemeinen ist wohl noch keiner an Körperprodukten ursächlich verendet, außer vielleicht bei einem anaphylaktischen Schock. Wer auf eine Komponente allergisch ist, sollte sie also unbedingt meiden.

Ich lehne zB Borsäure (IC Mango) oder Formaldehyd und Weichmacher (Penhaligon's) ab, Parabene sind sicher nicht gut, ebenso Flüssigparaffin, Parabene, Soja-Amid und Silikon. Aber ich akzeptiere diese Inhaltsstoffe, solange ich das Produkt vertrage, wenn auch widerwillig. Auf den ersten Platz kommen Produkte dieser Kategorie nicht.

Ponti · 18. März 2013, 23:19:43

Ich kann die Weleda RC (wie andernorts bereits erwähnt) wärmstens empfehlen

Soweit ich weiß produziert Weleda nach Demeterrichtlinien, welche die anspruchvollsten in Sachen Naturkosmetik und Bioprodukten sind.

hier die Inhaltsstoffe: http://www.codecheck.info/kosmetische_mittel/rasierprodukte/rasierschaum_und_cremen/ean_4001638098809/id_335035/Weleda_Rasiercreme.pro

Lord Vader · 19. März 2013, 10:22:39

Was geht und was nicht, das musst du für Dich rausfinden und entscheiden. Um bei deinem Beispiel zu bleiben, die Borsäure sehe ich persönlich nicht ganz so kritisch und werde Produkte nicht generell aussortieren, nur weil dieser Stoff enthalten ist. Allerdings haben sehr viele meiner Cremes die Borsäure momentan in Ihrer Rezeptur, weshalb ich nicht alle davon nachkaufen werde, um einfach die "gesamtbelastung" zu reduzieren.

Seifen, die EDTAs enthalten, versuche ich generell aus umwelttechnischen dingen zu meiden. Dazu kommen dann noch andere Stoffe wie z.B. die Silikone, ich ich einfach auch nicht verwenden will.

Wenn du relativ saubere Sachen suchst, so kann ich dir viele der italienischen Weichseifen (Valobra, Cella etc.) empfehlen, die vielfach eine sehr saubere Rezeptur haben. Spontan fallen mir da noch die Kappus Men Active RC und die Nautik (gibts nicht mehr,evtl. Restbestände), die alte Alando RC mit Honig (gibts auch nicht mehr), die Weleda RC oder z.B. die Haslinger Schafmilch Rasierseife ein. Und die Musgo Real ist bis auf einen Farbstoff sehr sauber.

Bei den handgemachten Seifen musst du immer im Einzelfall nachschauen, da handgemacht nicht umbedingt natur bzw. öko etc. heißt!

Hobler70 · 19. März 2013, 10:37:53

Vielleicht könnte man ein neues Thema öffnen, (etwa: 100% saubere Produkte) wo man namentlich alle RC+RS nennt, die 100% saubere Rezeptur haben.
Es gibt z.B Haslingerseifen, die i.d.R. komische Farbstoffe haben, aber es gibt auch welche die sauber sind.
Die Calanis ebenfalls..
Dazu jeweils die Nachteile schreiben (z.B Schäumt schlecht usw)

ShaveIt · 19. März 2013, 11:31:45

Find ich eine super idee

Peter123 · 19. März 2013, 12:32:52

Naja, was heißt schon 100% sauber? Auch natürliche Inhaltsstoffe können allergisierend oder mit Chemikalien (etwa Dünger/Pfanzenschutz/Antibiotika bei Rindertalg etc.) belastet sein...

Der beste Schutz ist die Meidung gefährlicher Substanzen, außerdem die Rotation.

Paul II. · 19. März 2013, 12:46:10

Außerdem kann das m.E. der Laie überhaupt nicht beurteilen. Wie bei allen Stoffen gilt: die Menge machts!
Ich wette, dass es Menschen gibt, die achten auf die Inhaltsstoffe ihrer Rasierseife, trinken dann aber harten Alkohol. Nur mal so als Beispiel.

titanus · 19. März 2013, 13:08:29

na klar!

blade_runner · 20. März 2013, 14:20:58

Erstmal Danke an alle, die an der Umfrage teilnehmen und in dieser Diskussion ihren Senf dazu geben,
besonders für die Tipps und konkrete Vorschläge.
Ich würde mich freuen, wenn weitere Meinungen, Infos, Tipps und Vorschläge dazukommen,
gerne auch mit Verweisen auf interessante Quellen.

Zitat von: Hobler70 am 19. März 2013, 10:37:53
Vielleicht könnte man ein neues Thema öffnen, (etwa: 100% saubere Produkte) wo man namentlich alle RC+RS nennt, die 100% saubere Rezeptur haben.
Es gibt z.B Haslingerseifen, die i.d.R. komische Farbstoffe haben, aber es gibt auch welche die sauber sind.
Die Calanis ebenfalls..
Dazu jeweils die Nachteile schreiben (z.B Schäumt schlecht usw)

Die Idee finde ich sehr gut, man sollte sich nur einigen, was man mit "100% sauber" meint.

Z. B.
1. Produkte, die keine gesundheitlich bedenkliche, toxische o.ä. Inhaltsstoffe enthalten,
ob Bereits nachgewiesen, oder schon im Verdacht.
Besser noch, wenn sie nur aus den Substanzen bestehen, die bereits
in seriösen Studien getestet und eindeutig als unbedenklich eingestuft wurden.

Eine ausführliche Diskussion über die Inhaltsstoffe wäre auch gut, würde ich sehr begrüßen,
ob in diesem oder separatem Thread. Natürlich kommt es auch auf die jeweilige Menge an,
und auf die persönliche Verträglichkeit...
Aber einfach zu wissen, wo kein "Mist" enthalten ist, wäre sehr schön und hilfreich.

2. Dann gibt es Substanzen, die vielleicht sogar gesundheitlich ok sind, aber nicht so toll für die Umwelt sind.
Da könnte jede(r) entscheiden, ob man so etwas kauft.

3. Die Verpackung ist auch seit einiger Zeit ein Thema:
ihr kennt z. B. die Diskussionen zu BPA, das im Körper wie Estrogen wirkt.
PP (Polypropylen) und PE (Polyethylen) sind angeblich noch ok,
PS (Polystyrol) und andere Kunststoffe dagegen angeblich nicht so toll,
vielleicht außer sog. Bio-Kunststoffen auf pflanzlicher Basis.
Manchmal ist es einfach "irgend ein Kunststoff", der nicht mal gekennzeichnet ist.
Papier / Holzdosen / Aluminiumtuben ... finde ich persönlich
aus der gesundheitlichen Perspektive schon besser.

4. Vor und Nachteile sind aber auch nicht weniger bedeutend.

blade_runner · 20. März 2013, 15:14:01

Zitat von: Paul II. am 19. März 2013, 12:46:10
Außerdem kann das m.E. der Laie überhaupt nicht beurteilen. Wie bei allen Stoffen gilt: die Menge machts!
Ich wette, dass es Menschen gibt, die achten auf die Inhaltsstoffe ihrer Rasierseife, trinken dann aber harten Alkohol. Nur mal so als Beispiel.

Ja, die meisten Menschen denken "arealspezifisch" und nehmen z. B. den Aufzug auf dem Weg zum Fitnessstudio

Und dass wir als Laien vieles spontan nicht beurteilen können ist auch klar,
dazu bräuchte man Fachwissen über die Produktionstechniken, Chemie, Statistik und empirische Methoden
(um die Studien beurteilen zu können), und vor allem Kenntnisse der Medizin & Dermatologie.
Die Frage ist nur, wie man damit umgeht.
Hier im Forum gibt es bestimmt gute Chemiker, Ärzte, Apotheker, Dermatologen etc.,
viele haben jemanden in ihrer Familie oder kennen wenigstens jemanden,
der dazu eine differenzierte, begründete und kritische Meinung hat.
Der Austausch würde uns bestimmt nicht schaden.

Und was die Mengen anbelangt, ja da stimme ich ebenfalls zu, aber nur zum Teil.
Bei manchen Substanzen reagiert der Körper bereits auf kleinste Mengen,
z. B. auf die, die im Körper wie Hormone wirken.
Nein, ich möchte niemandem hier Angst machen,
ich bin lediglich auf der Suche nach sinnvollen Lösungen.