Messer aus Böhlerstahl, leicht angerostet und irgendwie fleckig

Begonnen von Martin L, 24. Februar 2013, 01:09:16

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Martin L

Moin,

ich habe hier folgendes Messer und zuerst mal dürft ihr gern den Hersteller identifizieren, ich hab da mal ein Bild:


Der Rost ist schon zum größten Teil weg, man sieht diesen hellen Fleck, es wirkte so, als sei das Messer mal im feuchten Zustand zugeklappt gewesen. Leider ist die Klinge noch fleckig aber glatt. Man sieht das hier ganz schön denke ich:


Das sind keine Vertiefungen. Die Klinge fühlt sich total glatt an. Das lässt mich hoffen, dass man die Flecken irgendwie weg bekommt. Gibts da ne bessere Möglichkeit als 5 Stunden lang mit Nevr Dull zu polieren?

Wäre schön, wenn ich das Messer wieder ganz schön bekomme, ich hab so das Gefühl, dass das ausgezeichnet rasieren wird :D.

Gruß,
Martin

crazor

Es rasiert auch wunderbar wenn es nicht 100%ig schön ist.

LG,
Werner

Martin L

Ja ich weiß, ich würde es aber gern versuchen. Es ist halt keine schöne Patina. Wenn es schön gleichmäßig dunkel wäre, würde ich nie auf die Idee kommen, das weg zu machen. Es sieht aber so aus, als hätte es jemand mit dreckigen Fingern angefasst und die Fingerabdrücke wären festgetrocknet :D. Also es ist irgendwie nicht schön und da ich mir meine Rasiermesser beim Rasieren auch immer gut anschaue, müssen sie mir schon gefallen. Ich werde es wohl nicht verschrotten wenn es nichts wird aber erst mal werde ich versuchen, da das beste rauszuholen ;).

Ich will es aber auf keinen Fall einfach so lange polieren, bis es überall spiegelt und komplett rundgelutscht ist. Ich würde am liebsten einfach den Flecken irgendwie zuleibe rücken ohne groß was wegzuschleifen.

Gruß,
Martin

TigerenteMitReis

entfetten und gleichmäßig mit Scharfem Senf einstreichen, die enthaltene Essig/ Senfsäure erzeugt dir ne Patina und überdecken die Pünktchen, danach gut mit Spülmittel abwaschen und einölen.

So würd's ich machen. Viel Erfolg :)

Ah, und die stellen die Hell/ blank bleiben sollen (Erl zb.) einfach dünn vor dem Senf mit Fett bestreichen.
'wenn's im himmel kein rock'n roll gibt, will ich dort nicht hin.' - bon scott

harrykoeln

Warum wollt ihr dem Messer denn seine Seele nehmen? Der Rost ist weg, kann das Material nicht weiter zerfressen und damit ist doch alles schön!
Wenns wundervoll rasiert - noch besser!

Ich würd das genau so lassen, wie es ist. Es hat halt schon einiges erlebt, vielleicht hat jemand einmal das Messer in noch feuchtem Zustand ins Heft geklappt - die Geschichte erzählt es doch. Und vielleicht noch viele mehr. Durch Katharina hat es seinen Flugrost bekommen oder in Stalingrad. Wer weiss. Aber es hat nunmal diese Patina.

Und welche Geschichte sollte es nach ner Senfbehandlung oder ner Hochglanzpolitur erzählen?
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Martin L

Ich möchte ja auch eigentlich weder Hochglanzpolitur noch Senfpatina. Senfpatina stell ich mir optisch zwar ganz schön vor aber irgendwie wäre mir das zu künstlich. Patina mag ich grundsätzlich nämlich sehr gern aber nur wenn sie eine Geschichte erzählt. Hochglanzpolitur mag ich auch nicht, es kann schon was zu sehen sein aber irgendwie wirkt das nicht alt sondern eher schmuddelig :D. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da wirklich ein Fingerabdruck zu sehen ist auf der Klinge. Also hat das Messer vielleicht jemand mit schwitzigen Fingern angepackt, zusammengeklappt und weggelegt und dann ist es irgendwann irgendwie zu mir gekommen. Das ist zwar eine Geschichte aber irgendwie keine schöne Geschichte :D.

Ich wollte auch eigentlich nur wissen, ob es da Methoden gibt, die Flecken anzugreifen, ohne die Klinge zu zerkratzen oder wirklich mit der Maschine einen Rundumschlag zu produzieren.

Gruß,
Martin

Iltis

Zitat von: Martin L am 24. Februar 2013, 12:51:23
..Ich wollte auch eigentlich nur wissen, ob es da Methoden gibt, die Flecken anzugreifen, ohne die Klinge zu zerkratzen oder wirklich mit der Maschine einen Rundumschlag zu produzieren...

Das ist schnell beantwortet: NEIN.

Wenn ich die Bilder richtig sehe, ist immer noch etwas Rost vorhanden, und das muss weg, wenn die Klinge nicht weiter rosten soll. Mein persönliche Methode seit lange Zeit ist das Messer mechanisch mit ein Glasfaserstift zu schrubben, mit Feuerzeugbenzin, der mehrere Funktionen hat: 1) es verhindert das abgebrochene Glasfaserstücke in der Luft rumfliegen - sowas einatmen ist nicht sonderlich gesund. 2) es funktioniert als eine Lösungsmittel für Fett, Grinde und Sonstiges. 3) Es wirk als Indikator, ob noch Rost in die "Pittings" vorhanden ist - nachdem man das Messer saubergerieben hat, treufelt man etwas Feuerzeugbenzin auf die Klinge und schrubbt erneut - wird das Benzin erneut Braun, ist immer noch Rost da und man muss weiter schrubben, bleibt die Flüssigkeit klar, ist alles richtig sauber. Der Glasfaserstift ist härter als Rost, Dreck usw., weicher aber als gehärteten Stahl, zerkratzt also nicht; es empfehlt sich aber für die Arbeit latexhandschuhe anzuziehen - die abgebrochene Glasfasern begraben sich gerne unter die Haut, sind dann schwer (nicht) zu entfernen und jucken höllisch.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Martin L

#7
Das klingt doch mal nach einem Ansatz. Zumindest kann ich so testen, ob noch Rost vorhanden ist. Wenn ich also Feuerzeugbenzin auf die Klinge träufle und das färbt sich, dann ist noch Rost da? Dann werde ich jetzt erst mal träufeln und schauen, obs klar bleibt oder nicht. Falls es klar bleibt, dann bin ich mir schon mal sicher, dass jede weitere Arbeit kosmetischer Natur ist.

Also das Benzin färbt sich nicht, bleibt alles klar, auch wenn ich mit nem tuch das benzin mal ins messer einmassiere ;). Also ist wohl aller Rost weg.

Gruß,
Martin

Martin L

Gerade fällt mir auf, dass am hinteren Niet eine Griffschale einen Riss hat, der sich bedrohlich dehnt wenn ich das Messer aufklappe. Es sieht also so aus, als bräucht die Klinge in nächster Zeit auch was neues zum anziehen. Vorher wird sie aber geschärft und auf ihre Rasurtauglichkeit überprüft. Kann jemand was zum Hersteller sagen? Schmied und Amboss?

Gruß,
Martin

harrykoeln

Wenn ich kurz meine Meinung kund tun darf:
Schärfen sollte immer der letzte Akt in Sachen Restaurierung sein. Das kleinste Mißgeschick bei der Montage - und alles war für die Katz.
Erst Entrosten, dann neu heften und zum Schuß erst schärfen.   
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Rigeback


Martin L

Ja auf meine Finger pass ich auf. Ich werde jetzt auch wirklich davon absehen, das Messer zuerst zu schärfen. Ich hatte noch die Hoffnung, dass ich die Griffschalen doch dran lassen kann aber bei genauerer Betrachtung hat sich gezeigt, dass der Riss eigentlich überall ist. Also eigentlich geht der schon einmal ganz rum. Da scheint nur noch irgendwo in der Mitte eine kleine Verbindung standhaft zu halten.

Ich hab für mich übrigends glaub ich rausgefunden warum ich dieses Messer gern blank hätte, die anderen aber nicht. Bei anderen Messern sieht man irgendwie das Alter. Man sieht die Spuren der Zeit. Bei diesem Messer jetzt, sieht es einfach so aus, als hätte es jemand mal kurz angepackt und falsch gelagert. Irgendwie macht das glaub ich den unterschied. Ich bin jetzt mal mit Dursol drüber gegangen aber da tut sich nicht viel. Der Stahl wird blank aber das war er auch vorher schon. Die Flecken bleiben leider matt/sichtbar. Ich kann mich also jetzt entscheiden, es so zu lassen oder ich nehme mir die Klinge vor, wenn ich sie ausgebaut habe und besorg mir ne Schleifpaste, die tatsächlich Material weg nimmt und hoffe damit, die Flecken weg zu bekommen oder ich gebe mich hier zufrieden. Ich glaube eher, ich gebe mich zufrieden bevor ich was versaue.

Falls ich es doch probiere, hat jemand ne Empfehlung, mit was ich polieren könnte, um zwar etwas an Material weg zu bekommen aber keine tiefen Kratzer zu bekommen? Also Dursol oder Nevr Dull tragen ja so gut wie nichts ab, um die Flecken weg zu bekommen braucht man wahrscheinlich was "härteres". Ich bin für jeden Tipp dankbar :)

Gruß
Martin

Lu-Ku

Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Martin L

Hat das ne Schleifwirkung? Mir kommt es von den Beschreibungen so vor, als würde das wieder nur das polieren, was so da ist. Wenn ich lese: "Auf der trockenen Oberfläche verreiben, kurz antrocknen lassen und dann mit einem weichen Tuch auspolieren", dann klingt das nicht nach Materialabtrag.

Gruß,
Martin

harrykoeln

Auch polieren ist ein Materialabtrag. Die Größe der Partikel, die abgetragen werden, wird nur immer kleiner und in Bezug auf die behandelte Fläche, wird der Abtrag immer gleichmäßiger.
Neben den ungewollten Dingen, die wegpoliert werden sollen (zB Rost), wird auch immer ein wenig "Fleisch" vom Träger weggeraspelt.
So kannst Du ja bekanntermassen auch kleine Kratzer aus Uhrgläsern rauspolieren. Das macht man dadurch, das das Umgebungsniveau auf die tiefste Stelle des Kratzers abgetragen wird und so die Übergänge fließend werden und nicht mehr als harte Kanten und Höhenunterschiede erkannt werden.
Bei einer Schelllackpolitur auf Holz beispielsweise, werden größere Unebenheiten weggeschliffen. Kleinere Unebenheiten wie Holzporen, Maserungen etc, werden mit einem Gemisch aus Bimsmehl, Holzabtrag und Schelllack verfüllt. So entsteht dann diese makellose Oberfläche.  
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)