John Cockhill, Sheffield

Begonnen von BlueDun, 28. Oktober 2012, 14:54:07

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BlueDun

Hallo die Gemeinde,

die suche im Forum hat wenig ergeben - ausser drei alte posts von Pepe (...wo ist der eigentlich?).
Also hab ich mir gedacht, ich stell mal dieses Messer vor, welches kürzlich den Weg zu mir gefunden hat. Der Hersteller weist sich mit der Prägung am Erl als John C. Cockhill's (J.C.C) aus. Nie vorher gehört und auch eine Schnellsuche im Netz gibt nur wenig her. Auffälligstes Merkmal des Messers ist sicher das Heft. Ein Rahmen aus Messing trägt auf jeder Seite drei Platten aus echtem Perlmutt. Erhaltungszustand gut bis hervorragend. Auf der einen Seite ist ein Silberplättchen eingelassen - jedoch ohne Gravur. Die Klinge hat zwar etwas Pitting, aber praktisch kein hone wear. Klingenbreite ist im Bereich 6/8 und als Keil hergestellt. Für die Instandsetzung habe ich den "sanften" Weg gewählt. Keine Demontage des Hefts. Die Klinge gereinigt, gebürstet und kurz über-poliert.
Ich bin zwar tendenziell ein Fan von hohlen Klingen, aber die gestrige Erstrasur war wirklich aussergewöhnlich. Ich mein, wenn wir hier Messer posten, kommt normalerweise immer der Zusatz "Hervorragender Rasierer" oder so. Ist ja auch ok. Aber diese Klinge hat mich gestern wirklich sehr positiv überrascht.
Der Stahl ist eher auf der härteren Seite. Mit den Choseras ging's aber trotzdem recht flott. Um die Fase nicht zu breit zu machen, habe ich mit einer Lage Klebeband geschärft. Für den letzten Feinabzug hab ich noch eine Lage aufgelegt. Das mach ich bei Wedges gerne; ist schlicht einfacher, so noch den letzten Kick an Schärfe herauszubekommen.
Durch das recht schwere Messingheft benötigt die Rasur etwas Aufmerksamkeit. Ein fester Griff ist Pflicht - schnell ist das Messer durch das Gewicht während dem Zug verrutscht und dann gibt's wieder Fotos für die "Cut" Sektion. Das schränkt auch die Manövrierfähigkeit geringfügig ein. Auf der anderen Seite wurde ich durch eine sehr gründliche Rasur belohnt. Der Sound ist pur Wedge - lautlos. Das Messer gleitet ohne merklichen Widerstand und ohne Zupfen und Ziepen durch den Bart. Ich behalte es also vorläufig mal in meiner Rotation und probier weiter damit rum.

Und die Bilder:







Gruss
BlueDun


Piraten-Papa

Schickes Schaberchen dh:, gefällt mir sehr gut.

jollo74


Rockabillyhelge

Heute angekommen, ein quasi neuwertiges, im Mittel 13/16" messendes Cockhill mit halbhohlem Schliff, Hornschalen und erstaunlich tollem Klang  :)








Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Rockabillyhelge

Kleiner Nachtrag zum Rasurverhalten, dieses Messer gehört für mich zu einer kleinen aber stetig größer werdender Gruppe von Messer bei denen ich
eigentlich einen gewissen Charakter erwartet, dann aber noch weit postiver überrascht wurde, man lernt halt nie aus.
Erwartet hatte ich eine eher rigide, trotz Hohlung eher an eine derbe erinnernde Klinge mit wenig Sound aber sehr sanften Verhalten, rausgekommen
ist eine sehr lautstarke, auch wie eine halbhohle Klinge rasierende Klinge mit der Sanftmut eines Wedges und den Vorzügen des "typischen" sheffielder
Stahles der Zeit (Schätzung um 1870). Gerade der Sound haut mich wirklich vom Hocker, als ob die Klinge hohl und neben der Schneide nur ein
Corpus wäre, es macht Spaß  :D
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Brille

John Creswick Cockhill
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
John Creswick Cockhill wurde am 15. Februar 1826 in Sheffield geboren.  Im Jahr 1861 war er Rasierklingenhersteller in der Eldon Street und hatte sein Unternehmen offenbar 1855 gegründet.  Er beschäftigte 21 Arbeiter.  Im Jahr 1862 war er Hersteller von Rasiermessern und Federmessern in den Beehive Works, Duke Street und Porter Street.  Sein Firmenzeichen im Verzeichnis von 1862 war ,,Beehive", das einst das Zeichen von John Hinchliffe war.  Sein späteres Markenzeichen war ein Drache.  1868 war Cockhill in der Charles Street als Hersteller von Rasiermessern, Schreibgeräten, Taschenmessern und Sportmessern tätig.  In den 1870er Jahren zog er nach Brookhill um, wo er etwa vierzehn Arbeiter beschäftigte (sieben Männer, vier Jungen, eine Frau und zwei Mädchen).  Er stellte Rasiermesser für die Armee und die Marine sowie für verschiedene Firmen in Sheffield her und handelte auch mit führenden Unternehmen in Birmingham.  Er wohnte in der Broomspring Lane.  Seine Frau Elizabeth war am 5. Februar 1861 im Alter von 32 Jahren gestorben und wurde auf dem Allgemeinen Friedhof begraben.  Cockhill heiratete offenbar erneut.  Im Jahr 1899 ging er in den Ruhestand und wohnte in der Crookesmoor Road.  Er starb dort am 8. Februar 1903 im Alter von 76 Jahren und hinterließ 6.461 £.  Er wurde als leidenschaftlicher Anhänger des Sheffielder Parlamentsabgeordneten J. A. Roebuck beschrieben, als Mitglied der United Free Methodist Church und als Mitglied der Ausschüsse verschiedener Arbeiterclubs (Sheffield Daily Telegraph, 10. Februar 1903).  Sein Grab befindet sich auf dem Norton Cemetery.
Quelle:
https://www.hawleysheffieldknives.com/n-fulldetails.php?val=cO&kel=2018

Hier ein John Creswick Klinge zwischen Knappe 6/8 und 13/8
Heftschalen müsste glaub ich gefärbtes Horn sein.
Klinge läuft sauber ins Heft, hat jedoch einiges an Spiel nach vorn und hinten.







Das Messer hat mich beim Schärfen Nerven gekostet.
Erst ohne Abklebung, Facette wurde immer breiter ebenso die Schleifspuren am Rücken
(ein erreichen der Facettenspitze war nicht in Sicht).
Erste Abklebung, die Kante vom Tape hat sich bei schärfen immer wieder "aufgerollt".
Zweite Abklebung hat gepasst.
Handhabung Rasureigenschaften
Vermutung, durch die zwei Lagen Tage hat die Scheide einen sehr großen Winkel.
Bei der Rasur muss man exakt den passenden Winkel treffen.
Etwas zu flach, das Messer "klebt" durch die breite Facette auf der Haut.
Etwas zu steil, Rasur wird unsauber und etwas unangenehm.
Trifft man jedoch den richtigen Winkel ist alles in Ordnung, das Messer räumt
alles sauber weg.
Es ist nicht auszuschießen, das ich für diese Messer bei der Schärfung und
Handhabung zu blöd bin  ;D


lotse

Schicker Spaltkeil! Danke fürs Zeigen! Könnte das Heft nicht auch Schildpatt sein? Damals war das doch leichter, Schildpatt zu verarbeiten als ein Imitat herzustellen?

Tim Buktu

Ein Haarspaltkeil mit klasse alten Nieten. Schönes Messer dem man dann doch gerne Schärfnerven opfert.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

MRetro

@Brille

Wahnsinn, wie der Rücken und die Schneidkante verlaufen.  :o
Ansonsten wieder schön aufbereitet. dh: