Derby SE

Begonnen von Drei, 14. Oktober 2012, 13:36:43

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Drei

Hier mein persönlicher Erfahrungsbericht mit der Derby SE. Es ist möglich, dass andere Personen gegenteilige Erfahrungen mit der Klinge gesammelt haben.


Die Derby wird  trocken verpackt, kein Wachs oder Fettpunkt verunreinigt die Klinge. Für die Dittmar-Shavette ist das kein Vorteil. Ich bringe einen kleinen Stipp Prorasocreme auf, damit sie beim Laden nicht so schnell verrutscht.

Fazit: Mit der Derby gibt es keinen Moment der Wahrheit, sondern eher eine endlose Aneinanderreihung von wenig Höhen und viel Tiefen. Der Preis ist niedrig, das PLV trotzdem mangelhaft. Ich werde sie selbst dann nicht mehr nutzen, wenn ich sie geschenkt bekommen sollte, denn die Stars der Szene versprechen einen überproportional hohen Genuss, den ich gerne mit Geld aufwiege.
Das größte Problem bei Derby ist die mangelhafte Qualität. Qualität im Sinne von Gleichmäßigkeit, von Erwartbarkeit. Von den verwendeten Klingen hatten fast alle ein anderes Verhalten.
Diese Ungleichmäßgikeit ist innerhalb einer einzigen Packung, manchmal sogar bei einer einzigen Rasierklinge zu finden. Es handelt sich also nicht um eine schlechte Charge, sondern Derby hat offensichtlich seinen Produktionsprozess nicht im Griff.
Eine schlechte Schärfe ist übrigens kein Garant für eine lange Standzeit. Im Gegenteil, die stumpfen Partien der Derby verlieren noch schneller an Schärfe als die scharfen. Das Verhältnis zwischen scharfen und stumpfen Partieen einer Klinge wird sehr rasant ausgeprägter.

22.09.2012: Nr. 1: erste Rasur: scheint weniger aggressiv als die Permasharp, kommt mir aber auch einen Tick unschärfer vor.
23.09.2012: Gut, ich habe nicht ganz so  lange eingeweicht, aber die Klinge kommt mir fürchterlich unscharf vor und das bereits am zweiten Tag. Die  Derbys haben einen biestigen, aggressiven Ruf, der bestätigt sich heute nicht. Wegen ihrer Stumpfheit habe ich sogar den Eindruck, dass ich mit ihr riskanter fuhrwerken kann als mit anderen.
Die Gründlichkeit der Rasur ist nicht wie gewohnt. An der Wange fühle ich nach der Rasur gegen den Strich doch tatsächlich noch eine gewisse Rauhigkeit. Mit der Permasharp und ganz besonders mit der KAI, ist diesbezüglich nichts zu spüren. Insgesamt betrachtet war die heutige Rasur die seit langem schlechteste. Ob es an der Klinge lag, wird sich im Zeitverlauf herausstellen.
25.09.2012: Ich kanns gar nicht glauben, aber die Klinge ist  stumpf. Dachte ja erst, es sei seit drei Tagen der Tagesform geschuldet, aber heute gibt es den offensichtlichen Beweis. Blutstellen nach der Rasur gegen den Strich auf freier Bahn. Das liegt vermutlich nicht daran, dass Haare ausgerissen werden, sondern dass man intuitiv stärker aufdrückt, damit überhaupt noch was geschnittten werden kann.

26.09.2012 Nr.2: stumpf. Gibts nicht oder? Der Widerstand bei den harten Stoppeln ist beträchtlich. Gut, ich wiederlege mich ungern selbst, eine Chance kriegt sie noch. Weil einrasiert ist sie ja dann mit heute. Morgen ist der Moment der  Wahrheit für die Derby.
27.09.2012: Die Klinge ist ungefähr so scharf wie ein mittelmäßig geschärftes Messer. Für das Durchtrennen der harten Stoppeln muss regelrecht Druck ausgeübt werden. So kenne ich das nicht von Wechselklingenmessern. Zwischen der Derby und einer Feather oder Kai liegen Welten.

28.09.2012: Nr. 3: Die erste scharfe Klinge aus dem Paket. Feinstes Rasieren, wie gewohnt. Nein, diese Derby ist nicht ruppig oder aggressiv. Mal sehen, ob das so bleibt.
29.09.2012: Scharf schon, aber nicht auf der gesamten Länge? Es bleiben Reihen von Stoppeln einfach stehen. Muss ich mir morgen noch mal genauer ansehen.
30.09.2012: Bestätige, die Klinge ist zwar scharf, aber nicht auf der gesamten Länge. Es gibt Streifen von Stoppeln, die einfach stehen bleiben. Das erfordert ein mehrmaliges Überrasieren der Flächen. So werde aus zwei Durchgängen für manche Partien drei oder mehr. Nummer 4 fliegt raus.

01.10.2012: Nr.4: Der erste Zug gilt bei mir der rechten Seite unterhalb der Kotletten angesetzt. Harmlos, was die Stoppelhärte angeht. Es geht weiter von rechts nach links bis Mitte Oberlippe, dann wird umgesetzt. Bis dahin: eine scharfe Klinge bei den ersten Zügen. Nach dem Umsetzen war es eine nicht mehr scharfe, ruppige Klinge. Hals von rechts nach links: das gleiche Bild. Beim gegen-den-Strich rasieren, wars nicht mehr ganz so schlimm. Werde ich morgen noch einmal probieren.
Die Derby ist nicht die schärfste, aber auf jeden Fall schon mal die nervigste Klinge die ich bisher hatte. Konstanz kennt sie nicht.
02.10.2012: Die Zweisitigkeit der Nummer 4 hat sich etwas gelegt, dafür ist sie nun stumpf. Raus damit.

03.10.2012: Nr. 5: So wie ich die Derby vom Hobel her kenne, scharf und ruppig. Auch in der Shavette keine Offenbarung. Sie sorgt für zwei blutige Stellen. Eine gilt als Problemzone, wenn ich hier nicht aufpasse passiert was, geschenkt. Die andere liegt aber auf der Autobahn Wange und entsteht beim Zug mit dem Strich. So eine Art Unfall ist mittlerweile sehr selten geworden. Mal sehen, ob die Klinge im Verlauf sanfter wird. Insgeheim hatte ich gehofft, dass die Charakteristik bei der Shavette offener zutage tritt. Das scheint nach der ersten Rasur nicht der Fall zu sein. Aber wer weiß, was da noch kommt.
04.10.2012: keine Lust auf Derby, die blaue Personna dagegen rasiert wie eine Göttin!!
05.10.2012  noch Nr. 5: es kommt noch dicker: die Klinge verfügt ebenfalls über eine unterschiedliche Schärfe über die Klingenlänge. Leider bin ich unterwegs und habe nur diese eine Klinge dabei. Dafür auch die Kamera.  Hier das abgestreifte Negativmuster zum Gesicht:

06.10. und 07.10.2012: Je länger sie in Benutzung ist, desto krasser der Unterschied zwischen scharfen und unscharfen Stellen. Trotzdem belasse ich es bei 2 Durchgängen, denn die Derby gehört nicht zu den sanften Klingen. An den unscharfen Partien der Schneide werden sie Stoppeln nun nicht mehr gekappt. Man fühlt sich nach dem Abschaben wie ein teilweise gerupftes Hinkel. Das sind keine Wohlfühlrasuren.

09.10.2012: Nach einem fantastischem Ruhetag mit der sanften und scharfen Rasur einer Permasharp nun also Nr. 6. Die Klinge hat, zumindest bei der ersten Rasur, eine gleichmäßige Schärfe. Das sich das sehr schnell ändern kann, hatte ich am letzten WE erfahren müssen.
Es geht recht rauhbeinig zur Sache. Mit dem Strich fühlt sich alles gründlich an. Gegen den Strich offenbart sie Schwächen. Hier ist deutlich mehr Druck auszuüben als mit scharfen SE-Klingen. Also auch hier: ein Manko in der absoluten Schärfe. Zusätzlich reißt sie mir einen Blutigen am Hals, trotzdem ist das heutige Ergebnis akzeptabel.
10.10.2012: Gar nicht so schlecht heute. Zumindest mal keine unscharfe Rasur. Nicht überragend, aber akzeptabel. Bis auf die zwei Blutigen. Morgen gibts wieder eine Referenzeinheit mit der Personna, ich will mir schließlich nicht das Rasurgefühl verderbyen.
11.10.2012: Zweifel. An der Personna.  Sie ist so sanft, kann diese Klinge scharf sein? Haartest an einem aus den Kotteletten abstehenden Haars. 2 cm lang. Es fällt, als es die Klinge berührt. Der Unterschied zur Derby ist riesig. Dass sich die Schorfstellen von gestern beim Überrasieren etwas öffnen ist klar, das lässt sich nicht vermeiden.
12.10.2012: Derbytag! Ich könnte kotzen. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Nr. 6 über Nacht unbrauchbar geworden wäre und ich sie entsorgen könnte, dies ist jedoch nicht der Fall. Sie liefert wider Erwarten eine glatte Rasur, wenn auch nicht ohne Zwischenfälle, denn es gab mal wieder einen Blutigen. Minimal, nach dem Abspülen kam kaum noch was nach, ich denke man kann das als Mikrocut bezeichnen. (Zur Erinnerung: mit der Personna gestern: absolut nichts außer babyglatter Gesichtstapete) Keine Ahnung wieso die Rasur mit dieser Klinge so unkomfortabel ist. Die Schärfe lässt langsam nach, was bei mir relativ ungewöhnlich ist, denn meine Stoppeln lassen sich sehr gut einweichen. Mit guten Klingen kann ich so an die 10 Rasuren schaffen.
13.10.2012: Der letzte Tag für de Nummer 6. Sie muss nur die rechte Gesichtshälfte rasieren, die linke übernimmt die Personna. Die Derby ist nicht mehr ganz so scharf und erfordert schon etwas mehr Zug, die Personna ist absolut unbeeindruckt. Es gibt keine Verletzungen, beide Gesichtshälften fühlen sich im großen und Ganzen gleich glatt an. In der Sanftheit liegt Personna mit großem Abstand vorne, die Derby fühlt sich rustikal und rauh an, als wäre sie gar nicht für die Rasur gedacht. Liebend gerne würde sie auf Ceranfeldschaber umschulen, da hätte sie zumindest eine reelle Chance auf die Poleposition. Aber so führt sie für mich das letzte Drittel des Feldes an.

14.10.2012: Nr. 7 wird gekorkt. Ein Permasharp-Rasurgefühl tritt ein, was nicht das Schlechteste ist. Sanft, Scharf und ein bisschen unbestimmt wie sich der Grat bei der ersten Rasur ausrichten will. Leider ergeben sich abermals Mikrocuts, diesmal 3 an der Zahl. Tagesform kann ich mittlerweile ausschließen, zu groß ist der visuelle Unterschied nach der Rasur zu anderen Klingen.
Nun ists genug mit der Derby. Ich brauche eine längere Pause.




wernerscc

Oh graus Drei,
was für eine miserable Klinge :o.
Hast du mal statt des Korkens den Handkantenabzug in Erwägung gezogen? Müßte ja eingelegt in die Shavette ohne weiteres gehen.
Was lange währt wird endlich gut!

Siegfried Sodbrenner

Zitat von: Drei am 14. Oktober 2012, 13:36:43
Fazit: Mit der Derby gibt es keinen Moment der Wahrheit, sondern eher eine endlose Aneinanderreihung von wenig Höhen und viel Tiefen. Der Preis ist niedrig, das PLV trotzdem mangelhaft.

Ein sehr interessanter Bericht!
Das Urteil Über die Derby Double Edge Klinge fällt ja bei den meisten ähnlich aus (von einigen wenigen, ganz Unerschütterlichen mal abgesehen), für mich also keine Überraschung.
Falls ich mal zu einem türkischen Barbier gehe, nehme ich also lieber meine eigenen Klingen mit.
Spalten statt versöhnen:
Pro Bono - Contra Malum

infabo

Der wird dich rausjagen, Siggi....;D

Brauer

 ^-^ Der eine kann, der andere nicht, mich hat die Türkin noch nie falsch erwischt, ist dickes Barthaar Dir gegeben die Derby lässt schnell fort es schweben O0

Drei

Zitat von: wernerscc am 15. Oktober 2012, 17:03:49
... Handkantenabzug in Erwägung gezogen? Müßte ja eingelegt in die Shavette ohne weiteres gehen.

Bis jetzt noch nicht, wernerscc. Ich brauche jetzt erst mal etwas Ruhe und dann werde ich das mal damit versuchen. Du meinst, dass der Grat geordneter daherkommt als nur nach dem Korken?

Drei

Da die Technik des Umkehrschlusses vielleicht nicht jedem geläufig ist, hier die komplettierte Grafik aus meinem Bericht ;)



Streifenbart ist ja in. Vermutlich ist der Effekt an der Klinge also beabsichtigt.

Adler1

Interessante Bericht!!!! dh: dh: dh:
Ich bedanke mich dafür!
_____      ,  ,       _____
Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

wernerscc

Zitat von: Drei am 16. Oktober 2012, 05:16:28
Da die Technik des Umkehrschlusses vielleicht nicht jedem geläufig ist, hier die komplettierte Grafik aus meinem Bericht ;)



Streifenbart ist ja in. Vermutlich ist der Effekt an der Klinge also beabsichtigt.
Ist ja unglaublich sowas.
Und die Klinge wird nicht ungleichmäßig  in der Dr. Dittmar Shavette verbogen?
Was lange währt wird endlich gut!

In_Je_Ner

Habe mir auch etwa vor 1 Jahr so ein Päckchen 100er geholt, doch war bis jetzt immer zufrieden. Die Standzeiten waren unterschiedlich, doch so gravierende Fehler, habe ich nicht festgestellt. Habe nicht gekorkt und kein Ballenabzug gemacht. Schlechte charge oder Fake?
Willkommen in meiner Herstellerecke

Drei

wernerscc, die Klinge lag plan im Rasierer und durch das Anhaften mit einem dünnen Cremefilm hatte sie nicht die Möglichkeit zu verrutschen. Die fotografierte Eigenschaft trat bei zwei von sieben Klingen auf und entwickelte sich mit voranschreitendem Gebrauch. Bei der Erstrasur war nichts ungewöhnliches feststellbar, bei der zweiten Rasur eine Tendenz, danach prägte sich der Effekt rapide aus. Ich bin erst nicht auf den Zusammenhang zwischen Abstreifmuster und Schärfeprofil gekommen, weil ich, vom längeren Messer kommend ein leicht schräges Abstreifen gewohnt war. Das ist bei DE-Klingen jedoch nicht nötig, weil so kurz.

In_Je_Ner, OK, 7 Klingen sind nicht repräsentativ, aber eine vorläufige Qualität von 93% ist für die relativ geringe Anzahl der möglichen Fehlerquellen sehr schlecht.
Charge: Jede der Klingen verhielt sich etwas anders...
Fake: Mal davon abgesehen, dass dies für eine unintelligente Strategie des Fälschers halte, denn wer macht sich den Aufwand um ein Billigprodukt zu fälschen: woran kann ich eine Fälschung erkennen?

Bengall Reynolds

Alle türkischen Friseure/Barbiere die ich in den letzten Jahren aufgesucht habe, haben mir auf mein nachfragen hin erzählt, dass sie die Derby SE nur noch für das ausrasieren der Konturen im Nacken, der Augenbrauen und am Haaransatz verwenden.
Für die eigentliche Rasur ist bei den Profis ausschließlich die Perma-Sharp im Einsatz.
Andere SE-Klingen, außer diesen beiden, kannte keiner.

On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.