REM-Aufnahmen gängiger Rasierklingen

Begonnen von lesslemming, 14. März 2012, 18:11:46

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Brauer

Wie viele Leute bräuchten wir hier für eine Varianzanalyse? Ich erkläre mich bereit mitzumachen. Muss nur erst "schlau" gemacht werden wie die Geschichte abzulaufen hat. Ich denke, die Klingen in die Hobel einlegen würde Sohnemann für mich machen (ja der kann das schon, und auch schon rasieren) Wie gesagt, Du machst da einen klasse Job.

infabo

Zitat von: Manuel am 03. April 2012, 21:13:30
Mich würde ein Vergleich zu einer schlecht gefertigten Klinge interessieren, damit man die bisher gezeigten Bilder besser einordnen kann.

So eine Atlanta oder Mammut. :D
Dr. Robotnik würde ja bestimmt die Wilkinson vorschlagen, bitte, eine Aufnahme wäre interessant.

Drei

Dieser thread ist sicher einer der interessantesten überhaupt. Vielen Dank lesslemming!
Ja, eine der stumpfsten Klingen im Bild zum Vergleich, das wäre super.
Aus meiner Riege der schlimmsten Klingen (Atlanta, Panda, TianTian) kann ich leider nur noch ein Exemplar der TianTian beisteuern. Eigentlich wars keine Rasur damit, eher eine Rupfung.

lesslemming

Von Drei bekomme ich als nächstes eine TianTian (noch nie gehört).
Da ich leider kein waschechter Hobler bin hält sich mein Klingenspektrum in Grenzen.
Wenn jemand eine bestimmte Klinge sehen will, kann er mir die als Brief zukommen lassen.
Die Klinge muss nur gut verpackt sein um Beschädigungen auszuschließen

ZitatWie viele Leute bräuchten wir hier für eine Varianzanalyse? Ich erkläre mich bereit mitzumachen.

Wie viele Leute nötig sind kann ich nicht sagen, da könnte man vorher mal eine sogenannte Power-Berechnung machen.
Da wir ja aber nicht vor haben ein Paper zu veröffentlichen können wir uns vielleicht mit dem Minimum zufriedengeben.
Eine Faustregel besagt dass das Produkt aus Probanten, Versuchswiederholungen und unterschiedlichen Klingen etwa 30 ergeben sollte.
Es mangelt uns ja aber leider nicht an Probanten, sondern viel mehr brauchen wir einen Organisator, der die Versuche, die Klingen organisier
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lesslemming

#94
Vielen Dank an Drei, der mir eine Klinge hat zukommen lassen, die er als richtig schlecht bezeichnet hat.
Es handelt sich um ein chinesisches Produkt mit dem Namen TianTian.

Die Klinge hat unter dem REM eine gute Figur hinterlassen. So erstaunlich ist der Umstand nicht,
immerhin handelt es sich um ein industriell produziertes Gut mit extrem wenig Fertigungstoleranz. Das heißt nicht,
dass dieses Produkt nicht schlecht konstruiert ist! Geometrie, Flexibilität, Schnitthaltigkeit... all dies lässt sich nicht auf dem REM erkennen.
Eine Proberasur war nicht möglich, da ich die Klingen fürs REM zerstören muss.

Die Klinge wurde mit Xyloldampf gereinigt. Die Klinge schien irgendwie beschichtet zu sein, doch diese Beschichtung hört mit dem Anschliff auf,
das heißt sie geht nicht bis zur Schneide. Auf Bild 1 und 2 erkennt man die Beschichtung als dunkle Fläche.

Zunächst wie immer die Klinge in einem starken Winkel zum Detektor hin geneigt.
Klick!



Und die gleiche Klinge noch einmal mit Draufblick
Klick!




Zwei Dinge sind interessant. Erstens befand sich auf der sekundären Facette in der ersten Bilderserie ein geometrisch perfekt kugelförmiges Objekt,
dass in einer Kratzspur zu sitzen schient. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Das Objekt ist ca 7.71µm groß. Faszinierend.

Zweitens habe ich in der Draufsicht Auflösungen von 5µm, bzw. über 18.800x Vergrößerungen hinbekommen.
Natürlich ist auch weiterhin die Schneide nicht klar aufgelöst. Ich habe im letzten Bild 0.5µm eingezeichnet und es steht nahezu fest,
dass die tatsächliche Schneide feiner als 0.5µm sein muss. Sonst wäre sie deutlich klarer aufgelöst.
Realistischer halte ich 0.1µm oder darunter. Dies widerspricht den Beobachtungen von Verhoeven, der die feinste Schneide mit 0.5µm gemessen hat
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Onkel Hannes

Also merklich dünner als die Astra (mit geschätzt 0.4µm). Tatsächlich faszinierend.

Einfach ist des Rätsels Lösung, was das kugelförmige Objekt betrifft... ... duck und wech...
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Tim Buktu

Die Aufnahmen begeistern mich. Eine irgendwie voyeuristische Freude stellt sich da ein!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

lesslemming

Nur für das Protokoll:
Ich habe die schneidendicke der astra nicht bestimmen können. Auch die der tian tian nicht.
Ich konnte nur feststellen das Sie nicht größer als ein gewisses Maß zu sein scheint.
Es kann also durchaus sein dass die astra viel dünner als 0.4um ist.
Ehrlich gesagt weiß Ich es nicht :)
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lesslemming

P.s.: diese Kugel ist so majestätisch. Wie frech sie einfach da sitzt. Wie der Raabe nimmermehr...
Ich glaube die wird mich noch länger verfolgen
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Drei

Die Tian-Tian, urprünglich stammt sie aus Beständen von Bengall Reynolds, ist rasurtechnisch fast schon als Gegenpol zu Feather oder Souplex zu bezeichnen. Ich hätte erwartet, dass die Ursache unter dem REM zu erkennen ist, denn die Klinge rupft mehr als sie schneidet. Die Rasur mit der Tian Tian ist nicht blutig, aber schmerzhaft.  Um so verblüffender, dass man unter dem REM nichts erkennen kann, was dieses Rasurverhalten erklären könnte.
Die Klingenbeschichtung sieht nach einer Art Lack aus, zumindest hat sie eine Struktur, die an einen Pinselstrich erinnert. Der in Schneidennähe liegende Fitzel scheint aber nicht von der Beschichtung zu stammen, dazu sieht er zu dick aus.
In der 480-fachen Vergrößerung wirkt die Schneide etwas ballig, danach nicht mehr.
Die Rasur ist und bleibt kompliziert.
Diese Kugel ... perfekte Form, keinerlei Struktur ...

Tim Buktu

Ohne von der Materie Ahnung zu haben. Könnte das hier:
http://www.ifw-dresden.de/institutes/imw/lectures/lectures/pwe/c9-aus1.pdf
eine Erklärung für die Kugel sein?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

lesslemming

Hi Tim Buktu,

ich denke nicht dass es sich um ausgeschiedene Kristalle handelt.
Zum Einen hätten diese eine komplett andere Form; eine solch perfekte Kugel wächst nicht einfach so.
Zum Anderen sind die Ausscheidungen sicher im Nano- bis unterem Mikrobereich und kaum zu erkennen.
Das Auflösungsvermögen reicht ja auch noch nicht um einzelne Stahl-Kristalle sichtbar zu machen.

Ich habe ja die Idee dass es sich um Reste der Verarbeitung handelt.
Immerhin sitzt die Kugel wirklich mitten in einem Kratzer. Vielleicht handelt es sich um ein Überbleibsel des Schleifmittels?!


@Drei:

Auf mich hat der Schliff auch leicht ballig gewirkt, was mir aber auch bei anderen Modellen aufgefallen ist.
Das kann aber täuschen, da bräuchte man einen Querschliff den ich so nicht anstellen kann
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Onkel Hannes

Vielleicht kann ein zuvor-danach-Vergleich diesbezüglich Erkenntnisse liefern?

Ich könnte mir als Erklärung vorstellen, daß nach sehr kurzer Zeit eine Klinge, abhängig vermutlich hauptsächlich von Schliff und Material, eben lange nicht mehr so gut aussieht wie neu. Das ist doch m.W. auch der Grund, warum man Messer abzieht, ledert o.ä. - oder bin ich falsch informiert?

Vermutlich gehört nämlich zu den Eigenschaften einer guten Klinge nicht nur die Schärfe (nach wie vor eine Art Buzzword, aber zumindest hier bei uns nach wie vor nicht definiert), sondern auch die Schnitthaltigkeit. Wenn die Schärfe nach zwei Zügen dahin ist, und die Form der Klinge beispielsweise einem Lämmerschwanz ähnelt, hilft wohl der beste Schliff nichts.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

lesslemming

Hi hpstr,

ein Vorher-Nachher Vergleich ist leider nicht möglich, nicht mit der selben Klinge.
Um sie unter das REM stellen zu können, muss ich sie halbieren. Damit passt sie nicht mehr in den Hobel ;)

Möglich wäre allerhöchstens eine benutzte und eine unbenutzte zu untersuchen.
Bisher habe ich es aber nicht geschafft eine wirklich benutzte Klinge unter dem REM zu erkennen.
Ich hoble nicht viel, daher sind meine Klingen immer nur moderat benutzt. Könnte mir vielleicht jemand eine Klinge schicken,
die definitiv als Benutzt gilt. Die Klinge darf allerdings nicht beschädigt sein, sondern nur durch Rasieren erstumpfen.
Die Klinge kann mir einfach per Brief zugeschickt werden.  Wenn sich dafür jemand bereit erklärt, mache ich gerne Bilder
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madd

lesslemming:
ZitatZwei Dinge sind interessant. Erstens befand sich auf der sekundären Facette in der ersten Bilderserie ein geometrisch perfekt kugelförmiges Objekt,
dass in einer Kratzspur zu sitzen schient. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Das Objekt ist ca 7.71µm groß. Faszinierend.

Da unbekannte Objekt auf dem REM ist vermtlich ein sogenates "Droplets" , entsteht meistens durch minimale Verunreinigung beim Beschichtungsprozess.
Die zum Beschichtunsprozess Verwendeten Gase haben je nach Hersteller nur eine Reinheit von ca. 99,99%. Eine höhere Reinheit würde die Fertigungskosten ungemein in die Höhe treiben.
Das Problem ist durchaus bekannt und wird mit Polieren oder Strahlen u.a. nach dem Hartstoffbeschichten angewandt. (Verschleißschutz z.B. auf Vollhartmetall Bohrern, Fräsern u. ähnliche Bearbeitungswerkzeuge)

madd